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Saturday, October 16 2010

30 Jahre Irren-Offensive

Zwitter sind nicht die einzigen, die sich seit längerem gegen ZwangsbehandlerInnen wehren, sowie gegen KomplizInnen u.a. in der Politik. Aus aktuellem Anlass ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus":

Heute Abend feiert die Irren-Offensive mit einer Soliparty ihr 30-jähriges Bestehen (Hintergrundartikel auf Indymedia / Wikipedia-Eintrag). Dieser Blog gratuliert ganz herzlich und wünscht weiterhin viel Kraft!

Eigentlich ist es ja sehr bedenklich, dass es auch nach 30 Jahren eine solche Organisation immer noch braucht – und zwar mehr denn je: Seit der Ratifizierung des UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) am 1.1.09 wäre die Zwangspsychiatrie in Deutschland eigentlich illegal (daher das seither verwandte, oben abgebildete Logo).

Mit dem Monitoring für die Umsetzung des Abkommens beauftragte die Bundesregierung übrigens das "Deutsche Institut für Menschenrechte" – welches, statt seiner Aufgabe nachzukommen, sich flugs auf die Seite der ZwangsbehandlerInnen schlug, und anstelle der Opfer und ihrer Organsiationen flugs die TäterInnen der "Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)" als "Betroffenenorganisation" zu Konsultationen einlud (vgl. auch der von der Bundesregierung initiierte "Runde Tisch" betreffend sexualierter Gewalt an Kindern, wo ebenfalls lediglich die TäterInnen-Organisationen eingeladen sind). Die Irren-Offensive kritisiert dies seit längerem und protestierte mehrfach, auch direkt vor dem von ihnen umbenannten "Deutschen Institut für Regierungsgefälligkeiten" (siehe Bild unten).

Ebenso führt die Irren-Offensive seit nunmehr 16 Jahren jeden Frühling den sogenannten "T4-Umzug" durch, um an die Opfer der "Euthanasie", die für "geistig Behinderte" noch bis 1949 fortgeführt wurde, zu erinnern (dieser Blog berichtete).

Bezeichnend auch, dass der Kampf gegen die Zwangspsychiatrie für LGB- und queere Gruppen, die sonst stets "Intersektionalität" predigen, seit ihrer eigenen Entlassung aus der Psychiatrie in den 1970ern offensichtlich kein Thema mehr ist, da es nicht (mehr) um ihren eigenen Bauchnabel geht ...

30.6.2010: Kundgebung vor dem "Deutschen Institut für Regierungsgefälligkeiten" (a.k.a. "Deutsches Institut für Menschenrechte").

Siehe auch:
- 16. "Aktion T4"-Gedenkdemo, Berlin 2.5.10
- "Monsanto – mit Gift und Genen"   
- Menschenrechtsverbrechen: Wer schweigt, macht sich mitschuldig 
- "Was wollt ihr?" - "Gerechtigkeit!" - "Wann wollt ihr sie?" - "Jetzt!"
- Vom Mut der Opfer sexualisierter Gewalt lernen (1)
- "Dürfen Missbrauchsopfer stören?" - Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (2)
- "Sexueller Missbrauch": Justizministerin fordert Entschädigungen auch "in den Fällen, in denen die rechtliche Verjährung eingetreten ist"
- Prozesse wegen sexuellem Kindesmissbrauch: "Die Lawine rollt" - Südwest Presse, 20.2.10
- "Give Peace a Chance" – Stop Genozid 

Saturday, May 15 2010

"Dürfen Missbrauchsopfer stören?" - Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (2)

Ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus":

Die Aktion in der Süddeutschen, 14.5.10

Seit Jahren beklagen sich Betroffene von sexualisierter Gewalt ebenso wie zwangsoperierte Zwitter, dass an "Fachtagungen" usw. immer noch über sie statt mit ihnen gesprochen wird. Norbert Denef vom >>> "NetzwerkB" für Betroffene von Sexualisierter Gewalt zeigte gestern, dass es darüber hinaus wirksamere Möglichkeiten gibt, um den TäterInnen die "internen Diskussionen" unter Ausschluss der Opfer zu vermiesen.
>>> Video Brisant, 14.5.10
>>> Video ARD Tagesschau, 14.5.10

"Ich will stören"

Seither ist der Kampf gegen das Schweigen der Kirche zu Denefs Mission geworden. Er hat das NetzwerkB, das Netzwerk Betroffener, gegründet. Er hat verstanden, dass nur die Öffentlichkeit den Druck erzeugt, der die Kirche zum Umlenken und Umdenken bringen kann. Von allein, da ist er überzeugt, handelt sie nicht.

Und Denef hat verstanden, wie man die Öffentlichkeit nutzt.

Die Veranstaltung beim Kirchentag ist sein Podium - auch wenn man ihn nicht eingeladen hat. (Spiegel Online, 14.5.10, mit cooler Fotostrecke)

Das Mittel seiner Wahl ist keineswegs neu (und noch die harmlosere Variante), sondern gehört seit eh und je zum bewährten Repertoire sozialer Bewegungen. Und obwohl prompt einmal mehr Kritik über das "unbotmässige Opfer" laut wird (ein typisches Beispiel inkl. Repliken von anderen Betroffenen siehe hier), gibt ihm der >>> phänomenale Medienerfolg einmal mehr Recht.

Die Betroffenen von sexualisierter Gewalt brauchten in Deutschland geschätzte 30 Jahre, bis sie soweit waren, dass sie nicht nur das Schweigegebot überwanden und stattdessen den TäterInnen lautstark entgegentraten, sondern nun auch die bewährten Methoden der Gewaltfreien Aktion systematisch in Anspruch zu nehmen beginnen – weil bloss klagen und höflich fragen allein eben nicht zum Erfolg führt.

Wie lange werden die Zwitter brauchen?

>>> Unterschreibt die Petition zur Aufhebung der Verjährungsfrist für sexuellen Missbrauch im Zivilrecht!

Siehe auch:
- Prozesse wegen sexualisierter Gewalt an Kindern: "Die Lawine rollt"
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (1) 
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (3)
- "Runder Tisch Heimerziehung": Betroffene zum 2. Mal gedemütigt und erpresst
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus" 

Tuesday, May 4 2010

16. "Aktion T4"-Gedenkdemo, Berlin 2.5.10

Ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus":

In Berlin fand am letzten Sonntag zum 16. Mal (!) der T4-Umzug statt, beginnend mit einer Kundgebung an der Gedenktafel an der ehemaligen Tiergartenstrasse 4 (siehe Bildausschnitt oben), dem damaligen Standort der "Euthanasie"-Mord-Zentrale.

Berichte und Fotos dazu auf >>> de.indymedia.org und >>> freedom-of-thought.de.

Einige Ausschnitte aus der Ansprache am Schluss des Umzugs und aus dem Flyer:

"Wir gedenken heute der Opfer eines unmenschlichen Aktes. An seiner Ausführung waren vor allem auch Mediziner beteiligt. Es war ein grausamer Massenmord, der gegen Menschen ausgeführt wurde. Man hat sie zuerst ihrer Freiheit, ihrer Würde und ihres Rechts auf Selbstbestimmung beraubt und sie dann als „Entartete“ bezeichnet und umgebracht. [...]

Inzwischen vergingen 70 Jahre. [...] Heute heißt, es es sei „Frieden“… [...]

Die Psychiatrie-Erfahrenen berichten da etwas ganz anderes. Sie berichten über Gewalt, über Verletzung von elementaren Menschenrechten, dass ihre Würde und das Recht auf Selbstbestimmung für die heutigen Psychiater, genauso wie damals, keine Rolle spielen. [...]"

"[...] Wir wollen der Opfer der medizinischen Massenmorde gedenken [...] von 1939-1949 [...].

Beschämender Weise sind selbst heute die Funktionsträger der BRD nicht bereit, auf den Nazi-Euphemismus „Euthanasie“ zu verzichten, wenn sie dem medizinischen Massenmord und diesem immer nur in einem Zeitfenster von 1939-1945 „gedenken“ und diesen so benennen. (1) Tatsächlich hatte das Morden mit einem selbst herbeigewünschten Tod nicht das Geringste zu tun, sondern war eine systematische ärztliche Mordaktion und muss auch so benannt werden.

Das Datum unseres Umzuges wurde gewählt als Erinnerung an die Verkündung des Urteils des Foucault-Tribunals am 02. Mai 1995 in Berlin:

„Wir stellen fest, daß die Psychiatrie, die nicht bereit ist, Zwang und Gewalt aufzugeben, sich der Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht hat: der vorsätzlichen Zerstörung von Würde, Freiheit und Leben. ... “ (2)"

Thursday, March 25 2010

"Sexueller Missbrauch": Justizministerin fordert Entschädigungen auch "in den Fällen, in denen die rechtliche Verjährung eingetreten ist"

>>> Petition „Verjährungsfrist für sexuellen Missbrauch im Zivilrecht aufheben“

Ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus":

Wie immer, wenn ein Thema die Schlagzeilen beherrscht, versuchen sich auch die PolitikerInnen eine Scheibe abzuschneiden. So auch in der gegenwärtigen Debatte um sexualisierte Gewalt gegen Kinder. Wieviel von den schönen Absichtsbekundungen dann auch verwirklicht wird, bleibt abzuwarten.

Traurig genug, dass am lautstark geforderten "runden Tisch der Bundesregierung" nach wie vor nicht klar ist, ob dort auch die Betroffenen nur schon angehört werden. (Zum "runden Tisch" vgl. weiter die heutige Pressemitteilung der Deutschen Kinderhilfe e.V.)

Trotzdem ist's fürs erste erfreulich, dass z.B. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sich immerhin schon mal verbal-öffentlich für die Opfer sexualisierter Gewalt einsetzen. So z.B. am 9.3. in der Süddeutschen Zeitung:

[...] Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) forderte die katholische Kirche auf, die Aufklärung von Missbrauchsfällen konsequenter anzugehen als bisher. "Es braucht ein klares Signal an die Opfer, wie zum Beispiel das Gespräch über freiwillige Wiedergutmachungen in den Fällen, in denen die rechtliche Verjährung eingetreten ist."

Dies wäre "ein Stück Gerechtigkeit, auch wenn sich das erlittene Unrecht materiell nicht aufwiegen lässt", sagte Leutheusser-Schnarrenberger [...]. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass nur Fälle zugegeben werden, die sich nicht länger bestreiten lassen, fügte die Ministerin hinzu.

Auch SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, eine praktizierende Katholikin, appelliert an ihre Kirche, Opfer zu entschädigen, richtet ihren Appell aber auch an Träger weltlicher Einrichtungen wie etwa die Odenwaldschule, wo es ebenfalls Missbrauchsfälle gab. "Überall dort, wo systematischer Missbrauch über längere Zeit vertuscht wurde, muss Aufklärung geschaffen werden, damit sich das nicht wiederholt." Eine symbolische Entschädigung "wäre ein angemessenes Angebot an die Opfer von damals", sagte sie [...].

Prompt wurde dies auch auf Spiegel Online aufgegriffen, wobei auch weitergehende Forderungen nach Verlängerung/Aufhebung der Verjährung formuliert wurden (wie Norbert Denef diese seit Jahren zunächst erfolglos im Bundestag und nun vor dem Europäischen Menschengerichtshof fordert >>> Petition):

"Entschädigungsansprüche verjähren zu schnell"

Vermehrt wurden in FDP und Union Stimmen laut, die eine Verlängerung der zivilrechtlichen Verjährungsfristen fordern. Für eine entsprechende Änderung sprachen sich Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger sowie der FDP-Politiker Max Stadler aus. Stadler sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", die regelmäßige Verjährungsfrist von drei Jahren für Ansprüche auf Schmerzensgeld und Schadenersatz sei deutlich zu kurz. Der FDP-Rechtsexperte Hartfrid Wolff will die Verjährungsfrist für Ersatzansprüche daher auf 30 Jahre anheben. Unionsfraktionsvize Günter Krings sprach sich ebenfalls für längere zivilrechtliche Fristen bei Missbrauch aus. "Entschädigungsansprüche der Opfer laufen heute in der Regel ins Leere, weil sie zu schnell verjähren", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Viele Betroffene fänden erst nach Jahren oder Jahrzehnten die Kraft, sich zu offenbaren. "Eine Verzehnfachung der Verjährungsfrist auf 30 Jahre würde in den allermeisten Fällen Abhilfe schaffen."

Dito auch im Stern:

Vor allem Mitglieder der christlichen Parteien fordern zudem schärfere Gesetze, um künftig auch in jahrzehnte-alten Missbrauchsfällen die Täter bestrafen zu können. [...] Der FDP-Rechtsexperte Hartfrid Wolff will die Verjährungsfrist für Ersatzansprüche daher auf 30 Jahre anheben.

[...] Viele Opfer seien erst nach vielen Jahren in der Lage, sich mit ihrem Leid auseinanderzusetzen, sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe. CSU-Chef Horst Seehofer und seine Justizministerin Beate Merk sprachen sich wie Wolff für eine längere Verjährungsfrist von mindestens 30 Jahren aus. Bislang liegt die Frist bei 10 Jahren, in besonders schweren Fällen bei 20 Jahren - gerechnet vom 18. Geburtstag des Opfers an.

Laut der ARD-Tagesschau sprach sich auch Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) für verlängerte Verjährungsfristen aus. Einzig Grünen-Chef Cem Özdemir will davon nichts wissen.

Wenig überraschend hält laut einer epd-Pressemeldung die katholische Kirche nichts von Entschädigungen:

Der Beauftragte für Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche, Stephan Ackermann, geht nicht davon aus, dass die Missbrauchsopfer finanzielle Entschädigung verlangen. "Sie wollen über ihr Schicksal sprechen", sagte der Trierer Bischof [...].

Betroffene sind da offensichtlich anderer Meinung (werden aber leider nach wie vor weniger öffentlich wahrgenommen), wie folgender Offener Brief von Helmut Jacob beweist:

Wollen Sie auch nur noch ein bisschen Glaubwürdigkeit zurück erobern, so richten Sie gemeinsam mit der Evangelischen Kirche umgehend einen Opferfonds ein, aus dem dringende soziale und therapeutische Maßnahmen bezahlt werden. [...]

Bleibt abzuwarten, wieviele konkrete Taten den obigen schönen Worten der PolitikerInnen folgen werden ...

>>> Petition „Verjährungsfrist für sexuellen Missbrauch im Zivilrecht aufheben“

>>> Pressemitteilung Deutsche Kinderhilfe e.V. zum Runden Tisch

>>> Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt

Siehe auch:
- Prozesse wegen sexualisierter Gewalt an Kindern: "Die Lawine rollt"
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (1) 
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (2)
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (3)
- "Runder Tisch Heimerziehung": Betroffene zum 2. Mal gedemütigt und erpresst
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus" 

Tuesday, March 16 2010

Vom Mut der Opfer sexualisierter Gewalt lernen

Norbert Denef auf cnn.com    >>> Petition

Seit dem letzten "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus" zum Thema sexualisierte Gewalt auf diesem Blog vor gut 3 Wochen hat sich vieles getan: Dutzende weitere Opfer meldeten sich zu Wort, die Polizei führte Razzien durch, das Thema ist in den Medien nach wie vor sehr präsent, und zwar nicht mehr nur in Bezug auf kirchliche Institutionen.

Aus Sicht der Zwitterbewegung m.E. besonders interessant auch, wie sich die Opfer zu organisieren beginnen, und mit welchen faktischen und psychischen Realitäten sie dabei zusätzlich zu kämpfen haben.

Norbert Denef kämpft seit Jahren aktiv gegen das Fortdauern und die faktische Straflosigkeit von sexualisierter Gewalt an Kindern, und begleitet und kommentiert das aktuelle Geschehen auf seiner exzellenten Homepage. In den letzten Wochen geht es dort nun auch in den Kommentaren zusehends ab. Zwei Beispiele:

Auch Opfer von sexualisierter Gewalt haben damit zu kämpfen, dass Organisationen, die Fördergelder erhalten, um sich für die sie einzusetzen, dies meist lange nicht so öffentlich und nachdrücklich tun, wie es nötig wäre, um die Gunst der Stunde effektiv zu nützen. Ein offener Brief an einschlägige Organisationen und die daraus resultierende Diskussion unterstreichen dies.

Auch Opfer von sexualisierter Gewalt sind stark traumatisiert und haben ein Leben lang insbesondere auch unter dem Schweigegebot der Täter zu leiden. Oft genug verunmöglicht ihnen das, konsequent gegen die Täter aufzutreten, oder gar öffentlich gegen diese vorzugehen. Es gibt zudem einen ganzen Zweig von (Täter-)Psychologen, der seine vornehmliche Aufgabe darin sieht, die Opfer zu möglichst rascher "Vergebung" zu bewegen – und sie dadurch gleich nochmals mundtot zu machen. Dies ist gegenstand einer Kommentar-Diskussion, die eigentlich zu einem ganz anderen (ebenfalls interessanten) Thema begann (die "Vergebungs"-Diskussion startet hier). Interessant auch die Diskussion um das Vorhaben, einen starken Verein gründen zu wollen, der sich konsequent für die Belange der Opfer stark macht.

>>> Unterschreibt die Petition zur Aufhebung der Verjährungsfrist für sexuellen Missbrauch im Zivilrecht!

Siehe auch:
- Prozesse wegen sexualisierter Gewalt an Kindern: "Die Lawine rollt"
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (2)
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (3)
- "Runder Tisch Heimerziehung": Betroffene zum 2. Mal gedemütigt und erpresst
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus"   

Saturday, February 20 2010

Prozesse wegen sexualisierter Gewalt an Kindern: "Die Lawine rollt" - Südwest Presse, 20.2.10

“Sexualisierte Gewalt ist Seelenmord – ihn mit Liebe zu vergleichen, ein Verbrechen.”  (Norbert Denef)

Wie traumatisierte Opfer von sexualisierter Gewalt im Kindesalter wurden auch traumatisierte zwangsoperierte Zwitter meist von klein an massiven Gewalttaten und Übergriffen ausgesetzt, gekoppelt mit gewaltsam durchgesetzen Schweigegeboten und dem Zwang, sich konstant verleugnen müssen.

Viele zwangsoperierte Zwitter stellen immer wieder fest, wie sehr mitunter Aussagen von Opfern von sexuellem Kindesmissbrauch Ähnlichkeiten haben mit ihren eigenen Geschichten. So auch Nella >>> bei diesem Fernsehbeitrag.

Ebenfalls gemeinsam haben sie die "doppelt so [hohe Rate bei] [...] selbstverletzendem Verhalten und Selbstmord [...] wie bei der Normalbevölkerung", wie etwa Hertha Richter-Appelt mehrfach öffentlich zitiert wird.

Was jedoch zur Zeit in Deutschland in Sachen aktiver Kampf gegen Kindesmissbrauch abgeht, da können Zwitter und solidarische Nichtzwitter derzeit nur neidisch gucken – und sich freuen!

Aus aktuellem Anlass ein weiterer Blick über den "eigenen" Tellerrand hinaus:

>>> Interessanter Leitartikel von Elisabeth Zoll zu einem ebenfalls
>>> interessanten Artikel über einen wiederum
>>>
interessantem Spiegel-Follow-Up-Artikel zur schon wieder
>>>
interessanten vorletzten Spiegel-Titelgeschichte.

Diese beindruckende Medienresonanz kommt nicht von Ungefähr:

>>> Seit langem Aktive
>>> mit
vorbildlicher und hochinteressanter öffentlicher Präsenz
auf >>> vielen Kanälen >>> machen mobil:

Jetzt bricht eine neue Ära an – Opfer stehen für sich ein

Bis zu 25 Prozent der Bevölkerung sind Opfer sexualisierter Gewalt. Es reicht!

Wir Betroffenen wenden uns an alle anderen Gewaltopfer und alle Gutwilligen, die die Kraft haben, die Barbarei, die sexuelle Gewalt bedeutet, wahr zu nehmen und sich ihr entgegen zu stellen. Viel zu lange hat uns unsere Scham den Mund verschlossen.

Aber so werden wir nie etwas ändern. Es wird immer so weiter gehen, immer weiter wird es Kinder geben, die dran glauben müssen, wenn wir unsere Erfahrungen bei uns behalten, als würden sie nur uns etwas angehen. Nein, sie gehen alle an!

Und >>> fordern:

"Nur der radikale Ausstieg aus der Opferrolle, verbunden mit dem Ablegen aller Masken, die wir bisher zum Schutz getragen haben, kann den Opfer-Täter-Täter-Opfer Kreislauf beenden."

Dass es nur mit genügend Druck und Entschlossenheit tatsächlich real möglich ist, Täter öffentlich blosszustellen und juristisch zur Verantwortung zu ziehen, und zwar überall, war schon dem Spiegel-Titel nicht entgangen:

[...] Wie ihre deutschen Brüder versuchten Nordamerikas katholische Bischöfe jahrelang, ihre Priester zu schützen, die Vorwürfe kleinzureden, die Opfer abzubügeln - bis US-Gerichte, Politik und Öffentlichkeit sie zu Antworten drängten. Und zu Entschädigungen. Der Gesetzgeber hob Verjährungsfristen auf, beispielsweise im Bundesstaat Delaware, was zu einer Flut neuer Klagen führte; Urteile zwangen Diözesen, ihre Archive zu öffnen.

Mehr und mehr Opfer meldeten sich, am Ende überrollte die katholische Kirche Nordamerikas der größte Skandal ihrer Geschichte. Die Bilanz der US-Bischöfe: Seit 1950 missbrauchten mehr als 5000 Priester etwa 12 000 Heranwachsende.

Gleich mehrere Bistümer gingen pleite, weil sie die Entschädigungen nicht zahlen konnten, zum Beispiel Tucson in Arizona und San Diego in Kalifornien, jedes Mal hatten Hunderte Betroffene Ansprüche gestellt. Allein die Erzdiözese Los Angeles überwies über 660 Millionen Dollar. Insgesamt zahlte die US-Kirche deutlich über zwei Milliarden Dollar an Entschädigungen.

Dieser Blog freut sich für alle Opfer von sexualiserter Gewalt, die nun hoffentlich nicht nur in Deutschland endlich der Gerechtigkeit einen hoffentlich entscheidenden Schritt näher kommen, und wünscht allen aktiv Beteiligten weiterhin viel, viel Kraft und Ausdauer!

>>> http://norbert.denef.com   

Siehe auch:
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (1) 
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (2)
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (3)
- "Runder Tisch Heimerziehung": Betroffene zum 2. Mal gedemütigt und erpresst
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus"

Thursday, December 24 2009

"Give Peace a Chance" – Stop Genozid

In den "westlichen Zivilisationen" sind die genitalen Menschenrechtsverletzungen an Zwittern durch die genitalen Zwangsoperatioenen wegen der langen Dauer, der Schwere der Verletzungen, der Anzahl der Opfer und der systematischen Durchführung wohl die gravierendsten Menschenrechtsverletzungen seit dem 2. Weltkrieg. In "unterentwickelten Ländern" kümmern sich die selben "zivilisierten Nationen" allerdings oft noch weit weniger um menschenrechtliche oder ethische Bedenken. Ein weiterer Blick (zumindest teilweise) über den "eigenen" Tellerrand hinaus:


George Maciunas: "U.S.A. Surpasses All The Genocide Records!"
["Die vereinigten Staaten übertreffen alle Völkermordrekorde!"]
Offset auf weißem Papier, 54 × 88 cm (1968)

Folgendes aktuelles Zitat fiel mir gleich wieder ein, als ich neulich zum ersten Mal das obige, 41 Jahre alte, als Protest gegen den Vietnamkrieg entstandene Plakat sah:

Zu den wichtigsten, in kommerziellen Medien zensurierten Nachrichten des letzten Jahrzehnts muss wohl jene gehören, dass durch die militärische Invasion und Besetzung des Iraks durch die USA über eine Million Menschen starben. Dies selbstverständlich ohne die Todesopfer des 1. Golfkriegs und den nachfolgenden Sanktionen, die zusammen [schon einmal] fast eine Million Tote forderten. [...] Es handelt sich bei diesen Zahlen um zusätzliche zivile Tote im vergleich zur normalen Zivilistentodesrate unter dem vorherigen Regime [von Saddam Hussein]. [...] Es wurden [ab 2003] mehr Tonnen Bomben über dem Irak abgeworfen als während des gesamten 2. Weltkrieges. [...]
(englische Quelle mit Belegen – ironischerweise u.a. Publikationen aus der Johns Hopkins University ...)

Durch die massenhafte Anwendung von Munition aus "abgereichertem Uran" in beiden Irakkriegen sowie in Palästina und Afghanistan werden zudem noch zahllose weitere Opfer folgen (ebenso wie in Vietnam als "Spätfolgen" des dioxinhaltigen "Entlaubungsmittels" Agent Orange).

Wie praktisch ist es doch da, dass in den "westlichen Zvilisationen" das Thema Genozid gerne zeitlich und geographisch streng beschränkt auf Nazideutschland 1933-1945 abgehandelt wird! (Ausnahmen wie z.B. Ruanda 1994 bestätigen die Regel.)

Es würde den Rahmen dieses Blogs sprengen, nur schon einen groben Überblick über weitere Ausnahmen bringen zu wollen. Ebenso, dass die Nazi-Gräuel weder ein singuläre Ausnahme darstellten, die nach 1945 ein abruptes Ende fand  – die ganzen letzten 500 Jahre Kolonisationsgeschichte inkl. den heutigen "ökonomischen Kriegen" ist eigentlich eine Geschichte von nach wie vor verdrängten, ungesühnten Genoziden, mit einem durchgängigen Mythos vom "natürlichen Aussterben niedrigerer Rassen" (mehr darüber in Enzo Traverso: Moderne und Gewalt. Eine europäische Genealogie des Naziterrors, 2003 – der italienische Originaltitel lautete treffender: "Nazigewalt. Eine Genealogie").

Auch waren weder Eugenik noch "Rassengesetze" eine spezifisch deutsche Erfindung, noch die Naziideologie eine reinrassig Deutsche Angelegenheit, gefördert und finanziert allein von Deutschen – im Gegenteil. Neben u.a. Henry Ford, Andrew Carnegie und John D. Rockefeller gehörte auch George W. Bushs Grossvater zu Hitlers Förderern und Unterstützern. (Mehr dazu u.a.: Stefan Kühl: Die Internationale der Rassisten, 1997; Stefan Kühl: The Nazi Connection, 1994; Edwin Black: IBM und der Holocaust, 2001; Edwin Black: Nazi Nexus, 2009; Edwin Black: War against the Weak, 2003.)

(Mit Ernst Rüdin war übrigens auch ein Schweizer als prominenter Nazi grundlegend beteiligt, auch er kam nie vor Gericht.)

Sinti- und Roma-Zwillinge
als Versuchskaninchen in Auschwitz.

Zwar wurde John Money's berüchtigtes "Zwillingsexperiment" wohl tatsächlich bis zu einem gewissen Grad von Josef Mengele vorweggenommen, da auch dieser in Auschwitz bereits versuchte, bei Zwillingen das Geschlecht chirurgisch zu ändern (mehrere Quellen dazu bei Edwin Black: War against the Weak, S. 358, 494). Zur Serienreife gebracht waren entsprechende chirurgische Techniken aber schon vorher durch Hugh Hampton Young von der Johns Hopkins University in Baltimore, wo auch Money nach dem 2. Weltkieg "wirkte" (und wo wohl nicht ganz zufällig auch Judith Butler nochmals später ihre erste Professur bekam). Hugh Hampton Young wiederum hatte zuvor mit ziemlicher Sicherheit die chirurgischen "Geschlechtsumwandlungsexperimente" im Umfeld von Magnus Hirschfeld genauer verfolgt.

Die Grundlagenarbeit zur "kontrollierten" Herbeiführung der Pubertät durch künstliche "Geschlechtshormone" hatte in Nazideutschland Adolf Butenandt geleistet – der spätere Präsident der Max Planck Gesellschaft, dessen Sohn Otfried Butenandt ebenfalls eine medizynische Karriere einschlug und noch in den 1980er Jahren in München Zwitter zwangsbehandelte (darunter auch Michel Reiter). Vorarbeit für Butenandt hatte zuvor der Österreicher Eugen Steinach geleistet, der wiederum mit Magnus Hirschfeld zusammenarbeitete. (Hirschfeld war seinerseits ebenfalls Anhänger der Eugenik sowie Mitglied in der "Gesellschaft für Rassenhygiene".)

Butenandt war auch Hauptverantwortlicher der Nachkriegs-Rehabilitation seines verehrten Kollegen, Nazi-Eugenikers und Mengele-Doktorvaters Othmar Freiherr von Verschuer, der (wie auch seine Kollegen in Amerika) sein Fach nach 1945 von "Eugenik" einfach flugs in "Genetik" umbenannte und unbeirrbar weitermachte. Sowohl in Amerika (u.a. beim CIA) wie auch in Deutschlands Medizynerkaste nach 1945 konnten praktisch alle einschlägigen Nazi-Medizyner ihre nur kurz unterbrochene Karriere mehr oder weniger nahtlos weiterführen. Nicht einmal Josef Mengele selbst wurde nach dem Krieg je zur Rechenschaft gezogen ...

Die Rolle all dieser honorigen (Nazi-)Medizyner bei der Etablierung der systematischen menschenrechtswidrigen Zwangsbehandlungen an Zwittern wird allerdings heute sowohl auf dem Netz wie auch in offiziellen Biographien regelmässig ausgeklammert – sogar dort, wo sie (wie z.B. bei Hugh Hampton Young) wohldokumentiert sind. Auch hier werden die an Zwittern heute noch täglich begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, sofern sie in der öffentlichen Diskussion überhaupt behandelt werden, bequemerweise stets zeitlich und personell streng beschränkt auf das Wirken John Moneys.

Aufmerksam auf das eingangs abgebildete Plakat von George Maciunas aus dem Jahre 1968 wurde ich übrigens durch obige Aufnahme, die prominent vorkommt im empfehlenswerten Dokfilm "The U.S. vs. John Lennon" (englischer Bericht eines der Regisseure). Dieser erzählt, wie der sonst so unbeugsame und politisch aktive Ex-Beatle in den frühen 1970ern aus politischen Gründen u.a. durch das FBI erfolgreich eingeschüchtert und letztlich für Jahre zum Verstummen gebracht wird – wie noch so mancher Aktivist vor und nach ihm –, was sowohl die Regierungen Reagan, Bush Sen. und Clinton streng geheim halten wollten (englisch). Erst nach 14 Jahren Gerichtsprozessen gelang es dem Geschichtsprofessor Jon Wiener, einen Grossteil der Akten herauszubekommen. 

Unter anderem dokumentiert "The US vs. John Lennon" auch eindrücklich die Entstehung der berühmten Friedenshymne "Give Peace a Chance", die Lennon anlässlich einer "Bettdemo" am 1. Juni 1969 in Toronto aufnahm – nur eines von zahlreichen Lehrstücken in Sachen wirksamer Öffentlichkeitsarbeit. Leider ist der Film, der sich übrigens auch gut im Adventsprogramm machen würde, bisher auf Deutsch "zufälligerweise" nie erschienen.

Der >>> Clip zu "Give Peace a Chance" ist jedoch im Netz frei erhältlich.

(Photo: Gerry Deiter/AFP/Getty Images/Guardian)
Die "Give Peace a Chance"-Session:
Hinten, v.l.n.r.: Tommy Smothers, John Lennon, Yoko Ono.
Im Vordergrund: Rosemary Leary, Timothy Leary.
>>> Galerie mit weiteren 7 Photos

Auch Allen Ginsberg und Al Capp waren neben vielen weiteren mehr bei der Aufnahme mit dabei. Durch weitere Autrtitte und Interviews in "The US vs. John Lennon" u.a. von und mit Bobby Seale, Angela Davis, Jerry Rubin, Abbie Hoffmann, Tariq Ali und Gore Vidal wird ein Stück heute oft verdrängter Zeitgeschichte wieder lebendig.

Am "Vietnam Moratorium Day", einer monatlichen Antikriegsdemo, wurde "Give Peace a Chance" später 1969 in Washington von 250'000 Menschen gesungen. Ein Stück Besinnlichkeit und Unschuld, wie sie aus "unserer" globalisierten und durchökonomisierten Welt längst entschwunden scheint ...

Video: ins Bild klicken!

Siehe auch: 
- Menschenrechtsverbrechen: Wer schweigt, macht sich mitschuldig  
- "Was wollt ihr?" - "Gerechtigkeit!" - "Wann wollt ihr sie?" - "Jetzt!" 
- "Monsanto – mit Gift und Genen"    
- Von der Frauenbewegung lernen  
- Genitale Zwangsoperationen: "Mengeles globaler Schatten" 
- Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das "Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren

Sunday, December 13 2009

Warum nicht alle Bio-Zwitter gleich nicht-privilegiert sind

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Dieser Post behandelt ein heikles Thema, das aber nicht einfach verschwindet, wenn es totgeschwiegen wird, und deshalb hier auch angesprochen werden soll. Da ich als "Normal-XY" darüber schreibe, habe ich versucht, es möglichst unpolemisch zu tun.

Das Privileg der Nicht-Biozwitter besteht darin, ohne Gefährdung durch Zwangsoperationen mit unversehrten äusseren und inneren Geschlechtsorganen aufgewachsen zu sein, was Nicht-Biozwitter als Gruppe von praktisch allen Biozwittern abhebt. (Einer der Konfliktpunkte, warum eine ungefragte Eingemeindung der Zwitter in LGBT fragwürdig ist und von der überwiegenden Mehrzahl der Biozwitter abgelehnt wird.)

Doch auch die Biozwitter unter sich bilden keine einheitliche Gruppe, da nicht alle Zwitter in gleichem Masse der Gefahr genitaler Zwangsoperationen und sonstiger traumatisierender Zwangsbehandlungen inkl. lebenslanger Folgen ausgesetzt sind.

Je nachdem, welcher "Syndromgruppe" ein Neugeborenes mit "uneindeutigen" Geschlechtsmerkmalen von den Medizynern zugeteilt und dann nach den entsprechenden "Leitlinien" behandelt wird, drohen vergleichsweise mehr oder weniger drastische medizinische Zwangsmassnahmen: Einige Zwitter werden "mit dem ganzen Programm" wiederholt und von klein an zwangsoperiert, andere "nur" kastriert (und oft erst nach der Pubertät) oder mit Hormonbomben traktiert. Wieder andere schlüpfen den Medizynern aus anderen Gründen ganz durch die Lappen.

Dementsprechend sind nicht alle Zwitter gleich schwer traumatisiert – auch abgesehen von den individuellen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Kräften, mit einer Traumatisierung mehr oder weniger fertig zu werden.

Als Hinweis, was ich meine: Mein persönlicher Eindruck ist z.B., dass als CAIS diagnostizierte/"behandelte" Zwitter in der Regel mit am wenigsten Verlusten durchkommen, da sie i.d.R. "nur" zwangskastriert und belogen werden (und ersteres meist erst nach der Pubertät), während Zwitter mit der Diagnose/"Behandlung" AGS/CAH in der Regel am schlimmsten genital zwangsoperiert und/oder (prä-natal) hormonzwangstherapiert werden.

Möglicherweise ist's so besehen kein Zufall, dass CAIS-Diagnostizierte die aktuelle "Zwitterbewegung" zahlenmässig dominieren (XY-Frauen / Intersexuelle Menschen e.V. in Deutschland), während die Initiniant_innen (oder unversöhnlichsten Exponent_innen) der ursprünglichen Zwitterbewegung in den 1990ern oft aus nach AGS/CAH-"Leitlinien" mit "Penis"/"Klitoris"-Amputation "Behandelte" sind, z.B. die ISNA-Gründerin Cheryl Chase, der deutsche Ur-Aktivist Michel Reiter, oder Raketennordlicht, die Erfinderin des Kampfbegriffs "Medizyner". (Umgekehrt gibt's für Menschen mit AGS in Deutschland aktuell keine emazipatorische Selbsthilfegruppe, sondern nur eine – so besehen passend benannte – "Eltern- und Patienteninitiative").

Ebenso ist's möglicherweise kein Zufall, dass diese "Unversöhnlichen" von den übrigen Zwittern oft mehrheitlich als "zu extrem" abgelehnt oder gar angefeindet werden, und sich z.T. inzwischen wieder zurückzogen bzw. in der aktuellen Bewegung nicht mehr vertreten sind – einer Bewegung, der sie (zusammen mit weiteren Nicht-CAIS-Diagnostizierten) handkehrum "Prägung durch eine 'CAIS-Brille'" und mangelnde Radikalität vorwerfen.

Tatsächlich wird z.B. in der aktuellen Diskussion (wovon auch dieser Blog nicht ganz ausgenommen werden kann) der Problematik der Zwangskastrationen (bei CAIS) überproportional viel Platz und Gewicht eingeräumt, während z.B. prä-natale Zwangshormontherapien (bei AGS/CAH) in der Auflistung der Menschenrechtsverletzungen im IMeV-Schattenbericht unter den Tisch fielen.

Meiner bescheidenen Nicht-Biozwittermeinung nach würde die "Zwitterbewegung" an Schwung- und Durchschlagskraft gewinnen, wenn die verschiedenen Formen und Grade des Nicht-Privilegiertseins der verschiedenen Biozwitter-Untergruppen mehr und offener thematisiert und durchleuchtet würden – und danach die "Privilegierteren" nach Möglichkeit auch auf einer politischen Ebene mehr Solidarität mit den "weniger Privilegierten" zeigen würden.

Wut über das persönlich erlittene Unrecht war nicht zufällig Ausgangspunkt und Treibstoff der "Zwitterbewegung" und damit des Widerstandes gegen die Zwangsbehandlungen – und auch diese Wut musste zuerst einmal zugelassen und umgesetzt werden können.

Je mehr zu dieser Wut weiter die Fähigkeit dazukommt, auch über den eigenen "Syndromtellerrand" hinauszublicken, quasi einen Schritt zurückzutreten und von der eigenen Person, dem individuellen Schicksal nötigenfalls zu abstrahieren, umso entschlossener und effektiver können die menschenrechtswidrigen Zwangsbehandlungen als Ganzes bekämpft werden, und desto weniger werden in Zukunft die Medizyner verschiedene "Betroffenengruppen" gegeneinander ausspielen können nach dem Motto "teile und herrsche".

Siehe auch:
- Warum Nicht-Biozwitter allesamt privilegiert sind  
- "Vom Nutzen unseres Ärgers" (Von der Frauenbewegung lernen) 
- Stockholm under Water   

Tuesday, June 30 2009

"Monsanto – mit Gift und Genen"

In den "westlichen Zivilisationen" sind die genitalen Menschenrechtsverletzungen an Zwittern durch die genitalen Zwangsoperatioenen wegen der langen Dauer, der Schwere der Verletzungen, der Anzahl der Opfer und der systematischen Durchführung wohl die gravierendsten Menschenrechtsverletzungen seit dem 2. Weltkrieg. In "unterentwickelten Ländern" kümmern sich die selben "Zivilisierten" allerdings oft noch weit weniger um menschenrechtliche oder ethische Bedenken. Ein weiterer Blick über den "eigenen" Tellerrand hinaus:

>>> Video: Monsanto – mit Gift und Genen (deutsche Version)

>>> Video: The World according to Monsanto (englische Version)

Eine sehenswerte Dokumentation von 2007 über die Machenschaften des Chemie- und Biotechmultis Monsanto.


Monsanto hatte u.a. "bewiesen", dass sowohl Dioxin wie auch das im Vietnamkrieg flächendeckend verwendete, dioxinhaltige "Entlaubungsmittel" Agent Orange, dem Millionen Menschen ausgesetzt wurden, weder krebserregend, noch mutagen oder sonstwie gefährlich sei. Noch heute, 40 Jahre später, zahlen unschuldige Kinder die Zeche für diese "wissenschaftlichen Beweise", in Vietnam (siehe Bild) wie auch in Amerika (vielen Soldaten und ihren Nachkommen ging und geht es auch nicht besser (englisch)). Bis heute musste Monsanto sich nie dafür gerichtlich verantworten ...

Heute dominiert Monsanto mit ähnlichen Methoden den Markt für genetisch veränderte Saaten zu 90% und konnte u.a. durchsetzen, dass die entsprechenden Produkte bzw. ihre Unschädlichkeit nie wirklich getestet werden mussten, wie dies z.B. bei Nahrungszusätzen der Fall ist (ehrliche WissenschafterInnen an Universitäten oder in Regierungsstellen, die sich querstellten, wurden regelmässig geschasst, geächtet und juristisch unter Druck gesetzt). Alles in allem also ein weiterer, diesmal weltweit angelegter Menschenversuch ...

Für sensibilisierte Zuschauer_innen ergeben sich auch weitere interessante Parallelen im Zusammenhang mit den Menschenrechtsverletzungen an Zwittern durch Medizyner und die Komplizenschaft der PolitikerInnen, aber auch allgemein betreffend "gesicherten" Erkenntnissen, die Macht der "ExpertInnen", korrupte KomplizInnen, und wie auch Herr und Frau NormalverbraucherIn das Recht auf informierte Entscheidungen vielfach ganz rasch mal abhanden kommen kann ...

Siehe auch:
- Menschenrechtsverbrechen: Wer schweigt, macht sich mitschuldig  
- "Was wollt ihr?" - "Gerechtigkeit!" - "Wann wollt ihr sie?" - "Jetzt!" 
- Von der Frauenbewegung lernen

Saturday, January 10 2009

Menschenrechtsverbrechen: Wer schweigt, macht sich mitschuldig

Zwangsoperationen an Zwittern gehören m.E. zu den massivsten Menschenrechtsverletzungen in "Westlichen Demokratien" seit dem 2. Weltkrieg. Trotzdem sind sie nicht zu vergleichen mit den noch viel massiveren Verbrechen gegen die Menschlichkeit, welche die "Westlichen Demokratien" regelmässig in die sog. "3. Welt" hinaustragen.

Doch die Welt schaut weg bzw. jede_r nur auf den eigenen Nabel. Zwar wird meist in den Medien indirekt darüber berichtet, der Klartext über die eigenen Verbrechen dabei jedoch mit steter Regelmässigkeit "vergessen". Aus aktuellem Anlass deshalb einmal mehr ein Blick über den "eigenen Tellerrand" hinaus.

Aktuell ist (nicht zum ersten Mal) wohl Gaza das hipste "Waffentestlabor", wo die neusten Gadgets und ihre Folgen ungestraft an der wehrlosen Zivilbevölkerung "studiert" werden können, während die Medien, Parlamente und Regierungen schweigen (und sich wohl bereits auf steigende Aktienkurse ihrer Rüstungsportfolios freuen). Einzelne anständige Mediziner appellieren (vergeblich) an die Menschlichkeit ihrer Kaste (engl. Interview mit einem norwegischen Arzt).

Diese neuen Waffen haben meist eines gemeinsam: Während sie offiziell als "effizient und schonend" bzw. "nur begrenzt tödlich" angepriesen werden, sind es eigentliche Genozidwaffen, die durch die (von offizieller Seite regelmässig geleugneten, verharmlosten bzw. als "unbeabsichtigt" dargestellten) sog. "Sekundärwirkungen" der verwendeten, extrem toxischen "Materialien" faktisch darauf abzielen, die lokale Bevölkerung im Verlauf der nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte systematisch zu dezimieren, indem sie u.a. Krebs auslösen sowie die DNA schädigen und dadurch auch bei späteren Generationen grässliche Mutationen verursachen, welche die "ursprünglichen" ("primären") Toten schnell einmal um ein Mehrfaches übertreffen.

(Bild:  DU Baby # 20 © Dr. Jenan Hassan)

2 Beispiele solcher Genozidwaffen, wie sie über die Festtage einmal mehr in Gaza eingesetzt wurden:

DIME-Munitions (Dense Inert Metal Explosives)

Sprengkörper mit Mikro-Schrapnell aus einer Wolfram-Legierung, die in einem vergleichsweise kleinen Radius grässlichste Wunden verursacht (WARNUNG), auf weitere Entfernung aber schnell an direkter Wirkung verliert. Die "übrig gebliebene" Wolframlegierung bleibt liegen, wird bei Wind wieder aufgewirbelt, eingeatmet usw. Wolfram ist extrem giftig, krebserregend und mutagen. DIME wird in Gaza seit 2006 "getestet". Auf Deutsch gibts noch nicht mal wirkliche Infos.
- http://en.wikipedia.org/wiki/Dense_Inert_Metal_Explosive
- Report von RAI (englisch)
- Engl. Essay über genotoxische Waffen in Gaza / Teil 2 / Teil 3

"abgereichertes Uran" (DU = Depleted Uranium)

Die radioaktiven Abfälle, die während des "Anreichern" natürlichen Urans zu spaltbaren Material entstehen, werden in "Bunker- und Panzerbrecher-Geschossen" verwendet, um ihnen u.a. durch ihr extrem hohes Gewicht eine bessere Durchschlagskraft zu ermöglichen. Beim Aufprall verbrennt und verdampft das DU und bleibt als Mikropartikel der lokalen Bevölkerung Jahrtausende lang erhalten. Auch das "abgereicherte" Uran ist nach wie vor radioaktiv, extrem giftig, krebserregend und mutagen. Kam auch aktuell in Gaza einmal mehr zum Einsatz, davor seit den 1980ern z.T. exzessiv in Bosnien, Irak, Afganistan und Tschetschenien. Auch die "eigenen" Frontsoldaten und ihre Nachkommen sind von den "Sekundärwirkungen" z.T. stark betroffen.
- http://de.wikipedia.org/wiki/Uranmunition
- Bilder von "DU-Babies" (WARNUNG)
- Vortrag mit Statistiken zu Südirak (PDF)

Saturday, November 1 2008

"Was wollt ihr?" - "Gerechtigkeit!" - "Wann wollt ihr sie?" - "Jetzt!"

Alle Fotos: © Guido / indymedia.org.uk

In den "westlichen Zivilisationen" sind die Menschenrechtsverletzungen an Zwittern durch die genitalen Zwangsoperatioenen wegen der langen Dauer, der Schwere der Verletzungen, der Anzahl der Opfer und der systematischen Durchführung wohl die gravierendsten Menschenrechtsverletzungen seit dem 2. Weltkrieg. Doch verüben die "Ziviliserten" weiterhin auch insgesamt gravierendere Menschenrechtsverbrechen, doch inzwischen "nur" auswärts in "unterentwickelten Ländern". Doch auch vor der eigenen Haustüre gibt es "Randgruppen", die z.T. gar buchstäblich zum Abschuss freigegeben werden. Ein erster Blick über den "eigenen" Tellerrand hinaus:

In England wird im Durchschnitt jede Woche mindestens ein Mensch von Polizeibeamten getötet, Jahr für Jahr. Viele sterben langsam und qualvoll, z.B. durch Knüppelschläge auf den Kopf. Überproportional viele Opfer gehören ethnischen Minoritäten an, alle sind sie arm und wohnen in der jeweils "falschen" Gegend. Dasselbe Bild auch bei den täglichen vorzeitigen Todesfällen in Gefängnissen und Psychiatrien. Auch die Hinterbliebenen werden von den Behörden systematisch als Menschen 2. Klasse behandelt, nicht ein einziges Mal wurde bisher ein Beamter oder Arzt verurteilt.

Seit 10 Jahren marschieren Angehörige und Freunde der Opfer, organisiert in der "United Families and Friends Campaign (UFFC)", jeweils am letzten Samstag im Oktober in London vom Trafalgar Square zum Regierungssitz an der Downing Street 10, um an die Verstorbenen zu erinnern. Eine Delegation legt Blumen nieder und überreicht eine Petition, während die übrigen etwa 300 TeilnehmerInnen ihrer Wut mit Sprechchören Luft verschaffen.

Jedes Jahr kommen neue Hinterbliebene dazu. Ausser den Direktbetroffenen scheinen diese krassen Menschenrechtsverletzungen und Straftatbesände niemanden wirklich zu interessieren, auch das Medieninteresse bleibt unverhältnismässig gering, um ja das gut funktionierende Tabu nicht in Frage zu stellen. Trotzdem werden die Familien (und die wenigen UnterstützerInnen) auch am 31.10.2009 wiederkommen und ihre Trauer und ihre Wut zeigen.

Alle Fotos: © Guido / indymedia.org.uk

>>> Clip 2007

>>> Bilder, Berichte, Hintergründe (englisch): 2005 / 2006 / 2007 / 2008

>>> PigBrother.info: Tod im Polizeigewahrsam UK / Gerechtigkeit für Jean Charles de Menezes!

Siehe auch:
- Menschenrechtsverbrechen: Wer schweigt, macht sich mitschuldig    
- "Monsanto – mit Gift und Genen"  
- Von der Frauenbewegung lernen    

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