Forderungen zwischengeschlechtlicher (intersexueller) Menschen


U N S E R E   F O R D E R U N G E N

(1) Keine Zwangsoperationen
Zwischengeschlechtlich geborene Kinder dürfen nicht ohne ihre Zustimmung irreversiblen geschlechtsangleichenden Operationen unterzogen werden. Geschlechtsangleichende Operationen werden nur mit dem Einverständnis der betroffenen zwischengeschlechtlichen Person durchgeführt.
Ausnahmen: Ist das Leben  des zwischengeschlechtlichen Kindes ernsthaft bedroht (zum Beispiel bei AGS mit Salzverlust) oder seine Lebensqualität bereits nach der Geburt beeinträchtigt (zum Beispiel bei Harnwegproblemen), dürfen die Ärzte mit Zustimmung der Eltern medizinisch indizierte Eingriffe (und nur diese) vornehmen.

(2) Das Individuum respektieren
Zwischengeschlechtlich geborene Menschen müssen altersgerecht und stufenweise über ihre Besonderheit informiert werden. Der Kontakt zu anderen zwischengeschlechtlich geborenen Menschen muss nicht nur ermöglicht, sondern von den Eltern und der Ärzteschaft auch aktiv gefördert werden.

(3) Die Eltern informieren
Wenn ein zwischengeschlechtliches Kind geboren wird, ist die Ärzteschaft verpflichtet, die Eltern vollumfänglich zu informieren und in der Folge eine erwachsene zwischengeschlechtliche Person (Vertreterin einer zwischengeschlechtlichen Organisation) als Beraterin und Begleiterin bei zu ziehen. Die Eltern müssen durch eine betroffene Person beraten und begleitet und somit stärker für die Thematik sensibilisiert werden.

(4) Die Gesellschaft sensibilisieren
Zwischengeschlechtlichkeit wird im Biologieunterricht und in sozialen Fächern an den Schulen ab sofort Pflichtfach. Es gibt keine(n) Schüler(in) mehr, der/die noch nie etwas von Zwischengeschlechtlichkeit gehört hat.
In der Ausbildung von ÄrztInnen, Krankenschwestern, PflegerInnen, LehrerInnen, KindergärtnerInnen, Psychologinnen, SozialarbeiterInnen etc. wird Zwischengeschlechtlichkeit ab sofort Pflichtfach. Es gibt niemanden mehr, der seine Ausbildung in einem medizinischen oder sozialen Beruf absolviert hat, ohne jemals etwas über Zwischengeschlechtlichkeit gehört zu haben.

 

 

U N S E R   A N L I E G E N

Unser Anliegen ist es, zwischengeschlechtliche Menschen in der Schweiz und Umgebung zu erreichen, sie aus ihrer Isolation, in die sie durch Tabuisierung, durch die Behandlung durch Eltern und Ärzte geraten sind, herauszuholen, um sie über Zwischengeschlechtlichkeit (Intersexualität) zu informieren und ihre Lebensqualität zu steigern.

Zwischengeschlechtlichkeit (Intersexualität) ist keine Krankheit und schon gar nicht etwas, wofür man sich schämen muss. Mit unserer Homepage wollen wir eine Anlaufstelle sein, über Intersexualität aufklären und somit zur Enttabuisierung beitragen.

Das Gefühl, allein zu sein, mit niemandem darüber reden zu dürfen, bestimmt das Leben vieler zwischengeschlechtlichen Menschen. Es ist befreiend, wenn man mit Menschen über das eigene Erleben und die eigenen Leiden reden kann, die Ähnliches erlebt haben. In unserer Selbsthilfegruppe möchten wir einander bei der 'Rückeroberung' der uns vorenthaltenen Wahrheit unterstützen.

Comments

1. On Monday, October 29 2007, 07:22 by nolderot

Liebe Nella,

ich möchte mich bedanken. Ja, das ist was ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben garantieren würde.
Das Gesetz hat die schützende Hand über ein zwischengeschlechlich geborenes Kind zu legen. Denn oft sind es Eltern, die in ihrer Verzweiflung ob des unbekannten Zustandes an ihrem Kind alles zulassen, ja sogar fordern, was eine s c h e i n b a r e Normalität zu schaffen verspricht und in Wirklichkeit erst ein Lebensdrama auslöst. Statt dem Messer brauchen diese Eltern psychosoziale Unterstützung.

2. On Tuesday, June 25 2013, 19:27 by Laubfeder

Hallo!

Ich bin selbst nicht intersexuell, aber finde, dass mehr Akzeptanz für Intersexualität in die Gesellschaft gehört.

Nur einen Punkt möchte ich zu bedenken geben: es gibt bei der Andogenresistenz ein Risiko der malignen Entartung der Hoden (das Kind ist eigentlich biologisch weiblich, also XX, hat aber Hoden, die sich in den Labien oder der Leiste verstecken - optisch ist alles weiblich - nur es sind biologische männliche Merkmale da, zumindest "innen".).
Was macht man dann, wenn man die OPs verbietet?

Wartet man, bis sich ein (evtl. lebensbedrohlicher) Krebs entwickelt hat und riskiert damit die Gesundheit des Kindes?

Auch eine Überlegung wert...

Grundsätzlich mit Ops zu warten, bis das Kind selbst entscheiden kann, ist aber eine gute Idee.

Herzliche Grüße
Laubfeder

3. On Wednesday, June 26 2013, 18:45 by seelenlos

hi laubfeder, danke für deinen kommentar.

ich finde, solange kinder mit "atypischen genitalien" täglich weiterverstümmelt werden, ist es scheinheilig, auf "akzeptanz" zu fokussieren und gleichzeitig bei den zwangsops weg- bzw. zuzuschauen, wie das z.b. aktuell die familienministerin macht.

zu deiner information, menschen mit androgenresistenz haben karyotyp xy. und das mit dem krebsrisiko der hoden wird von den ärzten meist massiv übertrieben bzw. mit anderen formen vermischt. mehr zum thema und auszüge aus seltenen seriösen studien zum tatsächlichen krebsrisiko bei verschiedenen formen siehe hier:
http://kastrationsspital.ch

wie bei anderen fällen mit potentiellem krebsrisko sollte deshalb bei androgenresistenz nicht "prophylaktisch" kastriert werden, sondern regelmässige vorsorgeuntersuchungen angeboten. (bei "normalen" frauen ist z.b. das brustkrebsrisiko mit 10% klar höher als bei bei CAIS-hoden mit 0.9%, trotzem werden nicht einfach allen kleinen mädchen "prophylaktisch" die brustanlagen entfernt, ebensowenig bei jungs die prostata.)

herzliche grüsse seelenlos