Rundschau: Unsichtbarmachung von Zwischengeschlechtlichen wie gehabt

Die Zwitter Medien Offensive™ wird trotzdem siegen!

Video angucken: Beitrag "Weder Mann noch Frau"


Der Beitrag der Schweizer Rundschau vom 19. Dezember 2007 über das Thema "Intersexualität" zeichnet sich durch eine Berichterstattung aus, die ohne reisserische Elemente über "Intersexualität" informiert. Durch den Einbezug der Perspektive nicht nur von Zwischengeschlechtlichen, sondern auch von Eltern mit einem "intersexuellen" Kind sowie Medizinern und Juristinnen wurde der gesellschaftlichen und insbesondere der ethischen Relevanz der Thematik Rechnung getragen.

Dennoch trägt dieser Beitrag letztendlich einmal mehr zur Unsichtbarmachung von uns Zwischengeschlechtlichen bei, da das zentrale Element, nämlich Hinweise auf die Selbsthilfegruppen und Organisationen der Betroffenen,  (bewusst?) ausgeklammert wurden. Obwohl die Journalistin mir mündlich versprochen hatte, dass dies wichtiger Bestandteil des Beitrags sein werde.

Konkret:

Trotz mündlicher Vereinbarung mit der Rundschau wurde keinerlei Hinweis (weder gesprochen noch als Aufnahme) auf meine seit Jahren bestehende Internetpräsenz und Anlaufstelle für intersexuelle Menschen in der Schweiz intersex.ch gemacht, was es interessierten Menschen ermöglicht hätte, sich zu informieren und in Kontakt zu treten.

Unerwähnt blieb auch die Tatsache, dass die im Beitrag auftretenden zwischengeschlechtlichen Menschen seit mehreren Jahren in Selbsthilfegruppen organisiert sind (xy-frauen.de, intersex.ch, intersex.at) und dass vor einigen Jahren als Dachverband der Verein Intersexuelle Menschen e.V. gegründet wurde, dem auch ich angehöre.

Es wurde zwar die Demonstration vom 12.12.2007 vor dem Landgericht Köln gefilmt. Dass ich die Demo im Namen des Vereins Intersexuelle Menschen e.V. organisiert habe, wurde jedoch nicht erwähnt. (Auch "Planetopia" auf Sat1 verschwieg übrigens den Verein als Organisatorin der Demo. Immerhin steht auf der Homepage ein Link zur AGS-Selbsthilfegruppe - bezeichnenderweise an letzter Stelle nach der Hamburger Intersex-Forschergruppe und der Deutschen Gesellschaft für Transsexualität und äh Intersexualität DGTI e.V.)

Der Auslöser der ganzen Geschichte bzw. der Anlass für die Rundschau, überhaupt mit mir Kontakt aufzunehmen, war notabene eine Pressemitteilung, die ich im Namen der Selbsthilfegruppe intersex.ch und als Mitglied von Intersexuelle Menschen e.V. und XY-Frauen an die Medien versandt hatte.

Speziell hintergangen fühle ich mich durch die Tatsache, dass das Interesse an der Darstellung meiner Öffentlichkeitsarbeit und an den Selbsthilfegruppen durch wiederholte Aufnahmen davon während des Drehs suggeriert und durch Versprechungen bekräftigt wurde, letztendlich jedoch absolut nichts von diesem Material Bestandteil des Beitrages war. Dabei hatte ich meinerseits verschiedentlich Zugeständnisse gemacht und mich ihren Wünschen angepasst, z.B. Kindheitsfotos, Nennung meines vollen Namens.

(Auch meine Mitstreiterin Nadja outete sich lediglich mit vollem Namen, weil sie ebenfalls davon ausging, dass unsere Organisationen und Selbsthilfegruppen genannt werden, und fühlt sich deshalb auch hintergangen.)

Auch meine Bitte, diese Organisationen wenigstens nachträglich auf der Rundschau-Homepage zur Reportage zu erwähnen, wurde abschlägig beurteilt.

Ich frage mich, ob dieser "Lapsus" auch passiert wäre, wenn die Demo von der Schweizerischen Schwulenorganisation PINK CROSS, einer Gewerkschaft, Feministinnen oder der Schweizerischen Multiple Sklerose Gesellschaft organisiert worden wäre ... aber eben ...