Zürich: Habilitation untersucht rechtliche Schlechterstellung der Zwitter seit der Moderne

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Das Habilitationsprojekt "Der menschliche Körper im Spiegel des Rechts. Konstruktionen von Körper und Geschlecht durch Recht" von Birgit Christensen am Rechtswissenschaftlichen Institut der Universität Zürich thematisert u.a. einmal mehr, dass Zwitter (im Gegensatz zu praktisch allen anderen Minderheiten) es während des gesamten Mittelalters besser hatten als heute, weil sie dazumals unversehrt aufwachsen durften:

Ältere Rechtsordnungen hatten dagegen noch eine viel liberalere Haltung zur Frage der Intersexualität. Im legendären Allgemeinen Preussischen Landrecht von 1794 fand sich beispielsweise eine Norm, die es Intersexuellen ermöglichte, nach vollendetem 18. Lebensjahr selbst zu entscheiden, welchem Geschlecht sie zugehören wollten – eine Freiheit, die heute angesichts des geltenden Personenstandsrechts undenkbar ist. Warum diese Freiheit abhanden kam, ist eine der Fragen, die Birgit Christensen untersuchen möchte.

Was im oben zitierten Artikel zur Habil allerdings äusserst negativ auffällt: Einmal mehr wird von den Zwangsoperationen ausschliesslich in der Vergangenheitsform gesprochen ... Hingucken ja, aber doch lieber nicht zu genau?

Quellen:
- Der Körper im Spiegel des Rechts: Wo fängt der Körper an, und wo endet er?
- Rechtswissenschaftliches Institut: Laufende Dissertationen und Habilitationen (--> Birgit Christensen)

Comments

1. On Tuesday, June 9 2009, 13:12 by Einhorn

Einige Worte im Original-Zitat für die Stiftungsgründung: Überleben - Stiftung für Folteropfer, die mich sehr eingenommen haben, weil sie Wahrheit sind und zwar nicht nur für die Folter vor der eigenen Haustür, sondern vor allem auch für die dahinter!

"Wer heute über Folter redet, jene schreckliche, staatlich verübte, staatlich lizensierte oder staatlich geduldete Quälerei und Verletzung, Demütigung und Erniedrigung hilfloser Menschen und der Verletzung ihrer Rechte und Würde, weiß, dass wir in einer seltsamen Zeit leben.
Es steht unzweifelbar fest, dass heute gefoltert wird, dass die Zahl der Folterungen und die der Folterstaaten eher nach oben als nach unten zeigt. Auch in Europa, auch unmittelbar vor unserer Haustür. Klares Einstehen für die Folteropfer, gegen Folter ist erforderlich: In der Politik, ebenso wie in der Öffentlichkeit.
Es gibt Hoffnung. Aber sie kann sich nur erfüllen, wenn immer mehr Menschen sich selbst, sich persönlich engagieren. Für eine klare Sprache und mehr Aktivitäten in der Politik. Und für Hilfe, Rücksichtnahme auf Opfer, auf Schutz für Flüchtlinge, auch bei uns."
(Ausschnitt aus der Rede von Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin zur Stiftungsgründung 1997)

2. On Tuesday, June 9 2009, 14:59 by seelenlos

hi einhorn

danke für den hinweis! habe so die homepage der stiftung gefunden: http://www.stiftung-ueberleben.de/

in der dort verlinkten pdf-broschüre steht auch das zitat.

ich weiss nicht, ob jemand diese stiftung schon um unterstützung angefragt hat? auch wenn ich mir kurzfristig nicht viele chancen ausrechne (explizit geht's, soweit ich das bisher sehe, wie bei anderen einschlägigen organisationen auch, wohl immer und ausschliesslich um folter höchstens "vor der eigenen haustür", aber bloss nicht im eigenen haus - ähnlich wie auch bei den beschneidungs-kampagnen), wär bestimmt n versuch wert, auch wenns mittelfritig wohl nur der aufklärung dient.

cheers seelenlos