Basel-Stadt: Politischer Vorstoss gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern!

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>>> Text der Anfrage von Martina Saner (SP) (PDF)

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit "uneindeutigen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sind massive Menschenrechtsverletzungen. Sie sind medizinisch nicht notwendig und verletzen die höchstpersönlichen Rechte der Kinder. Eltern haben deshalb kein Recht, im Namen ihrer Kinder in eine kosmetische Operation einzuwilligen.

Schon allein aufgrund des explizit in der Bundesverfassung festgehaltenen Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung müsste es eigentlich selbstverständlich sein, dass man bei kleinen Kindern nicht ungefragt an gesunden Genitalien irreversible kosmetische Operationen vornimmt. Auch nach medizinethischen Grundsätzen und Richtlinien sind kosmetische Genitaloperationen an Kindern klar unzulässig.

Jahrzehnte lange Klagen der Opfer werden durch namhafte Studien bekräftigt. 2009 kritisierte erstmals der UN-Ausschuss CEDAW die Zwangsoperationen.

Trotzdem wird von Ärzten auch in der Schweiz auf Eltern Druck gemacht zu einem möglichst raschen Entscheid – obwohl kein medizinischer Notfall vorliegt, die Operationen irreversibel sind und es für die betroffenen Kinder um eine existenzielle Frage geht.

Viele Eltern beklagen sich später darüber, dass sie nicht umfassend informiert wurden, und dass ihnen keine oder wenig Unterstützung für alternative Überlegungen geboten wurden, insbesondere Hinweise auf Kontaktmöglichkeiten zu Betroffenen und Selbsthilfegruppen.

In der Aus- und Fortbildung von medizinischem Personal und Hebammen sind die Existenz zwischengeschlechtlicher Menschen und die ethischen Probleme mit der jetzigen Behandlung ebenfalls kein Thema.

Allein in der Schweiz wird etwa jede Woche ein weiteres Kind zwangsoperiert – auch in Basel. Während Genitalverstümmelungen in Afrika verurteilt und juristisch bekämpft werden, sind Genitalverstümmelungen an Zwittern vor der eigenen Haustüre nach wie vor meist kein Thema.

Zwischengeschlecht.org freut sich deshalb sehr, dass heute Mittwoch, den 20. Januar, im Grossen Rat Basel-Stadt ein politischer Vorstoss zugunsten von Zwittern eingereicht wird.

Martina Saner (SP, BS) wird eine Anfrage zum Thema "Kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit 'uneindeutigen' körperlichen Geschlechtsmerkmalen" einreichen und der Regierung Fragen stellen über die Art und den Umfang solcher Zwangseingriffe an Kindern im Kanton Basel-Stadt und wie die Regierung diese beurteilt

Der 20. Januar 2010 wird ein wichtiger Tag für alle Zwischengeschlechtlichen und für alle, die sie in ihrem Kampf um Selbstbestimmung unterstützen!

>>> Text der Anfrage von Martina Saner (SP) (PDF)

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Zwangsoperationen an Kindern und "Menschenrechte auch für Zwitter!". Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Siehe auch:
- Mo 26.10.09: Intersex Awareness Day - Historischer politischer Vorstoss in Zürich gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern
- Do 18.3.10: Politischer Vorstoss gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern im Inselspital Bern
- Milton Diamond fordert gesetzliches Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 6.7.08
- Aktion & Offener Brief Inselspital 16.8.09