Caster Semenya verzichtet vorläufig auf Klage (XIII)

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IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!

Entgegen ursprünglichen Ankündigungen, im Falle einer erneuten Nicht-Zulassung zu einem lokalen Rennen am Dienstag 6.4.10 in Gemiston (nahe Kapstadt) gerichtlich gegen den südafrikanischen Athletikverband ASA vorzugehen (dieser Blog berichtete), entschloss sich Mokgadi Caster Semenya laut einem von den Agenturen AP und Reuters auszugsweise verbreiteten Statement vorerst keine rechtlichen Schritte einzuleiten.

Im Statement hält Caster Semenya an ihrer Ansicht fest, die Entscheidung, sie letzte Woche nicht zuzulassen, sei "falsch und unrechtmässig". Trotzdem habe sie sich entschlossen, der Bitte von ASA zu entsprechen, erst das sich seit über sieben Monate hinziehende Verfahren des Weltathletikverbandes IAAF abzuwarten. Sie habe deshalb ihre Anwälte angewiesen, von der IAAF eine Zusicherung zu erlangen, dass das Verfahren tatsächlich Anfang Juni abgeschlossen würde, und ihre Rückkehr auf den 24.6.10 in Zaragoza (Spanien) verschoben.

Über die konkreten Hintergründe für diese Kehrtwende wurde einmal mehr nichts öffentlich. Ebenso, warum IAAF das Verfahren offensichtlich hinzieht, obwohl die eigentlichen medizinischen Ergebnisse schon seit Monaten vorliegen müssen. Dies lässt Raum für Spekulationen, dass der IAAF Caster Semenya offensichtlich nicht mehr zulassen will, weil er dies sonst schon längst getan hätte, aber möglicherweise Schwierigkeiten hat, eine juristisch wasserdichte Argumentation zu finden, da der Druck von Seiten von Caster Semenya wie auch vom Staat Südafrika gross wäre, gerichtlich gegen eine ungerechtfertigte Sperre vorzugehen, wovor der IAAF offensichtlich grossen Respekt hat. Sowie für Befürchtungen, dass IAAF eventuell Caster Semenya nötigen möchte, sich medizinischen Zwangseingriffen zu unterziehen (wie sie IAAF, IOC und FIFA gemeinsam forcieren wollen), bevor sie eine Starterlaubnis erhält, was ebenfalls juristisch heikel werden könnte.

Gemäss einem Bericht der südafrikanischen Agentur SAPA, der sich auf einen Insider beruft, sei das "Geschlechtsverfahren" von Caster Semenya jetzt schon das mit Abstand am längsten dauernde in der gesamten Geschichte der IAAF. 

Nachtrag: Gemäss einer AP-Meldung vom Abend des 7.4.10 liegen laut Benedict Phiri, einem Mitglied von Caster Semenyas Anwaltsteam in Südafrika, die medizinischen Ergebnisse seit Mitte Februar vor, und gemäss ihrem Medizinerteam, das zusätzlich eigene Untersuchungen angestellt habe, gebe es keinen Grund, Caster Semenya die Teilnahme an Wettkämpfen zu verweigern. Laut Greg Nott würden die Anwälte zudem den Druck auf den IAAF aufrechterhalten, die unbestimmte Situation endlich zu beenden und zu einem verbindlichen Schluss zu kommen. Laut einem AP-Kommentar vom späten Nachmittag des 7.4.10 habe auch Jeffrey Kessler, Mitglied von Caster Semenyas Anwaltsteam in New York, ebenfalls bekräftigt, Caster Semenya habe "jedes Recht an IAAF Wettkämpfen teilzunehmen".

Bleibt zu hoffen, dass trotz dieser Kehrtwende letztlich der juristische und politische Druck auf die internationalen Sportverbände weiterhin wächst, damit sie ihre willkürlichen, intransparenten, menschenrechtswidrigen und diskriminierenden Praktiken gegenüber zwischengeschlechtlichen bzw. als solchen verdächtigeten Sportlerinnen endlich abschaffen müssen!

>>> Bitte unterschreibt die Petition an das IOC!

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung

>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"

>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Caster Semenya kündet offiziell Rückkehr an – IAAF verlangt Denkpause bis August (XI) 
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV) 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09