Caster Semenya erhielt Entschädigung von IAAF - IOC: Santhi Soundarajan kämpft weiter um Gerechtigkeit

IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!Die indische 800-Meter-Läuferin Santhi Soundarajan, deren Menschen- und Persönlichkeitsrechte vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und dessen Unterorganisation Olympic Council of Asia (OCA) seit Jahr und Tag mit Füssen getreten werden, gibt nicht auf und verschärft ihren Kampf um Gerechtigkeit und Wiedergutmachung. Dazu suchte sie Unterstützung bei einer indischen Politikerin und an einer JuristInnentagung in der Türkei.

Die ebenfalls weltweit als Zwitter verdächtigte südafrikanische Läuferin Mokgadi Caster Semenya erhielt inzwischen vom Weltathletikverband IAAF eine "Entschädigung in nicht genannter Höhe", wie Greg Nott, der Hauptverantwortliche ihres Anwaltsteams, in einem von der Weltöffentlichkeit kaum beachteten Interview bekanntgab.

Wie die >>> Times of India (englisch) berichtete, traf sich Santhi Soundarajan Ende August mit der Parlamentarierin Rajya Sabha MP M K Kanimozhi, die Santhi zu einem Treffen mit dem Chief Minister einlud, um eine mögliche weitere Anstellung von Santhi zu diskutieren (Santhi hatte jüngst ihre Stellung als Trainerin armer junger AthletInnen in Tamil Nadu aufgeben müssen). Weiter lud Kanimozhi Santhi ein, am Chennai Marathon den Startschuss zu geben und auch zu laufen. Dabei rief Kanimozhi die indische Regierung dazu auf, dem Beispiel des Teilstaats Tamil Nadu zu folgen und Santhi sowhl praktisch wie auch in ihrem Kampf um Rehabilitierung zu unterstützen, getreu dem Beispiel, wie sich die südafrikanische Regierung für Caster Semenya eingesetzt habe.

Laut einem >>> weiteren Bericht (englisch) präsentierte Santhi Soundarajan ihren Fall anfang September an der International Sport Law & Business Conference (ISLBC 2010) in Istambul. Dort habe Payoshni Mitra, eine wissenschaftliche Beraterin der UK's Women's Sports and Fitness Foundation, die auch einen Dokfilm über Santhi dreht, ihr ihre Unterstützung zugesichert.

Laut dem Bericht liegt die Hauptstossrichtung allerdings auf dem Umgang des IOC mit "Gender Variance" und nicht auf den Menschenrechtsverletzungen durch willkürliche Zulassungsbeschränkungen und intransparente Ausschlüsse, was befürchten lässt, dass Santhi's Schicksal womöglich eher dazu verbraten wird, zu versuchen, die Zulassungsbedingungen als solche zu ändern (Abschaffung der Geschlechtertrennung im Sport), statt ihr (und anderen als Zwitter verdächtigten Athletinnen) endlich grundsätzlich zu gerechten Startbedingungen zu verhelfen unter den jeweils gegebenen Regeln. In diese Richtung deutet auch, dass der Artikel gleichzeitig Bezug nimmt auf Berichte über die transsexuelle kanadische Radlerin Kristen Worley, die genau dieses Ziel verfolgt (und neuerdings für sich in Anspruch nimmt, quasi im Alleingang die Rehabilitierung von Caster Semenya durchgesetzt zu haben, während sie gleichzeitig Spekulationen feilbietet, Caster sei mit AGS diagnostiziert).

Dabei illustrierte gerade Casters Rehabilitierung, dass es dazu in erster Linie ein knallhartes, 'pro bono' arbeitendes Anwaltsteam braucht sowie politischen Druck und Unterstützung durch die Regierung, statt Gender-Gesumse bzw. die Degradierung der Menschenrechtsverletzungen von als Zwitter verdächtigten SportlerInnen zum Nebenwiderspruch der Geschlechtertrennung im Sport.

In einem wenig beachteten >>> Interview auf allAfrica.com (englisch) mit dem südafrikanischen Anwalt Greg Nott, dem Hauptverantwortlichen von Caster Semenyas internationalem Anwaltsteam, gibt dieser faszinierende Einblicke, wie es zur kostenlosen Unterstützung von Caster kam durch Notts Arbeitsgeber Dewey & LeBoeuf mit Hauptsitz in New York. Laut Nott war es sein Sohn, der ihn zuerst darauf ansprach, er müsse etwas gegen das Caster angetane Unrecht unternehmen.

Greg Nott nahm daraufhin Kontakt auf mit dem südafrikanischen Sportminister Makhenkesi Stofile und überzeugte seine Firma, Casters Kampf gegen den Athletikweltverband kostenlos aufzunehmen:

"In diesem Fall hatte ich das tiefliegende Gefühl, es handle sich um ein junges Mächen, das, offen gesagt, ungerechterweise ausgeschlossen und verfemt wurde – und noch dazu sehr öffentlich. Aus welchem Grund auch immer, es berührte mich tief und ich dachte, stellen wir der geballten Macht des Sportverbandes etwas entsprechendes gegenüber, und ich beschloss unsere Dienste ehrenamtlich zur Verfügung zu stellen, da wir eine grosse und mächtige Firma sind."

Bis es dazu kam, waren allerding zunächst einige interne Hürden zu überwinden, ebenso wie später bei der Durchsetzung von Caster Semenyas Rechten bei Verhandlungen mit der IAAF in Paris, Istambul und Monaco noch viele externe mehr. Wohl verdientermassen wurde Greg Nott für seine Leistungen von der Londoner Fachzeitschrift "Legal Business" zum "Anwalt des Jahres 2010" gekürt.

So nebenbei lässt Greg Nott in dem Artikel noch eine eigentliche Bombe platzen, indem er erstmals öffentlich enthüllt, dass Caster Semenya von der IAAF für das ihr angetane Unrecht eine "Entschädigung in ungenannt bleibender Höhe" kassierte. Dass dieses nicht ganz unwesentliche Faktum in der Weltmedien, die sonst den "Fall Semenya" jeweils gerne und genüsslich bis ins letzte Detail auszuschlachten pflegen, bisher gänzlich ignoriert wurde, spricht wohl für sich selbst.

Bleibt zu hoffen, dass es eine auch für den Weltathletikverband empfindlich hohe Summe war, die künftig allen internationalen Sportverbänden eine Lehre sein wird ...

>>> IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan??? 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09