"Nicht Mann, nicht Frau" - Welt am Sonntag, 19.2.12

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Kann ein Zwitter Sünde sein?

>>> Durchmischter Artikel von Danielle Bengsch. Während u.a. die Betroffenen Diana Hartmann und Lucie Veith gute O-Töne bringen – Danke! –, strotzt der redaktionelle Teil mal wieder vor Vereinnahmung wie gehabt – bei der Welt am Sonntag ja scheints die eiserne Regel, vergleiche z.B. den reichlich unsäglichen Artikel ebendort letzten November.

Wie bei der Welt am Sonntag offenbar stets ein Muss, gibts auch diesmal eine >>> besonders üble Online-Version desselben Artikels unter dem Titel "Intersexualität: Ein Geschlecht, das weder Frau noch Mann ist" und inkl. den "obligaten", unpassenden und voyeuristischen Bildstrecken mit transsexuellen Models, "Frauen in Männerkleidung", "Marmorfigur eines schlafenden Hermaphroditen im Pariser Louvre", "Das Geheimnis des weiblichen Sexualorgans" usw. – ein Schelm, wer Böses dabei denkt ...

Auf der positiven Seite erzählt die dank einer tapferen Mutter unversehrt aufgewachsene Diana Hartmann aus ihrem Leben: "Es ist gut, nicht operiert zu werden. Natürlich." Trotzdem musste auch sie die u.a. Erfahrung machen, von MedizynerInnen als Schauobjekt missbraucht zu werden: "Zack - pressen sie dir die Beine auseinander und zehn Studenten gucken dir dann dahin und fotografieren dich."

Ebenfalls Klartext bringt Lucie Veith:

Auch heute, sagt die Vorsitzende der Interessengruppe "Intersexuelle Menschen e.V.", Lucie Veith, werden solche Operationen, bei denen die Kinder nicht über ihren Körper mitbestimmen dürfen, immer noch durchgeführt. "Ich erhoffe mir, dass keinem Menschen in Deutschland ein Genital zerschnitten wird - egal wie es aussieht -, wenn dieser Mensch es nicht selbst möchte", sagt Veith über ihre Erwartungen an die Stellungnahme des Deutschen Ethikrats.

Sowie Ulrike Klöppel:

Die Medizinhistorikerin Ulrike Klöppel von der Humboldt-Universität in Berlin wünscht sich eine umgedrehte Herangehensweise zu der Frage operieren oder nicht operieren. Bislang ginge die Forschung immer von den intersexuellen Menschen aus, die bereits operiert sind. "Eigentlich hätte man andersherum anfangen müssen: Leben Menschen schlecht, wenn sie nicht operiert sind? Wenn nicht, was braucht man für Hilfestellungen? Das wäre Wissenschaft. So ist es ein groß angelegtes Experiment, das nur in eine Richtung geht und keinen Gegenbeweis erlaubt", sagt die Historikerin Klöppel.

Stellvertretend für die ZwangsoperateurInnen darf dann "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort nicht ganz uneigennützig auf die Krokodilstränendrüse drücken und um Fördergelder werben – die im Falle von "EuroDSD" bestimmt postwendend für Verstümmelungsforschung und sonstige TäterInnenprojekte verbraten würden:

Die Eltern, so Hiort, sollten deswegen auch über eine Operation mitentscheiden dürfen: "Das gehört zu den Aufgaben von Eltern." Von einem Verbot der Operationen vor dem 18. Lebensjahr hält er nichts: "Kann das Verhindern von Entscheidungen nicht genauso Leid auslösen? Das ist die Frage, die nicht untersucht ist."

Den Vogel vollends ab schiesst dann die WaS-Redaktorin Danielle Bengsch, offensichtlich eine privilegierte Person, die noch nie um die Unversehrtheit ihrer eigenen Genitalien fürchten musste, sondern die Welt unbeirrbar durch die "Genderbrille" wahrnimmt:

In der kommenden Woche will der Rat nun seine Stellungnahme veröffentlichen. Im Kern geht es um zwei Fragen: Soll ein drittes Geschlecht eingeführt werden, damit intersexuelle Menschen sich nicht in das Raster von Mann und Frau einsortieren müssen, sondern selbst bestimmen dürfen, was sie sind? Und: Dürfen "angleichende" Operationen durchgeführt werden und wenn ja, in welchem Alter und unter welchen Umständen?

Dito auch im Einführungsabschnitt:

Nicht nur hat sie hier die Prioritäten der Betroffenen offensichtlich nicht wahrnehmen wollen – wozu auch, wenn der eigene Bauchnabel einem näher steht? Stünde zur Abwechslung mal die Unversehrtheit ihrer eigenen Geschlechtsteile auf dem Spiel, würde sie wohl ziemlich schnell anders "sortieren" – wetten?!

Nachtrag: Bezeichnend auch die LeserInnenkommentare unter der Online-Version. Nirgends geht es um die Verstümmelungen rsp. das Recht der Betroffenen auf körperliche Unversehrtheit. Staddessen enervieren sich alle über das Personenstandsblabla, das durchgängig vehement abgelehnt wird ...

>>> "Es wird weiter an den Genitalien von Kleinkindern geschnitten" - Eva Matt
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>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter   

Comments

1. On Saturday, February 25 2012, 16:46 by jasmin

guten Tag,
nicht Mann-nicht Frau, totaler schmarrn, sowohl als auch,
sollte es zukünftig heissen, und um auch endlich,
von den Medien aus der vermeintlichen Freakrolle oder Andersartigkeit auszusteigen. Ich hoffe das Beste für sie./.uns und bis demnxt vielleicht einmal. greetz.jasmin.