01.11.2013: Nach Intersex-Personenstand-Murks – CDU/CSU auf ewig Partei der GenitalverstümmlerInnen?

"Alle Jahre wieder": Friedlicher Protest vor dem Universitäts-Kinderspital Zürich, 31.10.2013

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Zwischengeschlecht.org on FacebookPressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 01.11.2013:

Das aktuelle Medienecho zur Personenstandsnovelle § 22 (3) PStG unterstreicht:

  • Ängste und Kritik der Betroffenen sind berechtigt.
  • CDU/CSU werden sich bald entscheiden müssen: Entweder ihr Wahlversprechen "für ein Verbot von unnötigen geschlechtszuweisenden und -anpassenden Operationen" (Ds 17/14014, S. 12) rasch umsetzen – oder als Partei der ewiggestrigen Intersex-GenitalverstümmlerInnen in die Geschichte eingehen ...

  
1.  Von wegen Selbstbestimmung: "Ärzte werden entscheiden"

Intersex-Organisationen kritisieren durchs Band: Das neue Gesetz schafft statt den versprochenen Erleichterungen letztlich neue Zwänge für Betroffene und Eltern.

Und warnen: Die vermurkste Formulierung verstärkt die Machtposition der Medizin, erhöht den Druck auf überforderte Eltern, und führt ohne zusätzliche Leitplanken – statt wie versprochen zu mehr Selbstbestimmung – in der Praxis für Betroffene gar zu erneutem Anstieg der menschenrechtswidrigen Intersex-Genitalverstümmelungen.

Prompt bestätigen Recherchen von heute.de zur aktuellen "rechtliche[n] Lage":

"Wer über die Zuordnung entscheidet, ist noch offen – Entwürfen zufolge wohl Arzt oder Hebamme, sagt Manfred Neumann vom Fachverband der Standesbeamten Baden-Württemberg."

Wer jemals mit einer Hebamme sprach, weiß: Sobald ein Weißkittel von einem "uneindeutigen" Kind erfährt (was in den allermeisten Fällen unausweichlich ist), hat die Hebamme nichts mehr zu melden – Hebammen sind regelmäßig entsetzt über das unmenschliche Verhalten der Medizin, aber in der Praxis machtlos (vgl. z.B. Stellungnahme des Deutschen Hebammenverbandes DHV an den Deutschen Ethikrat vom Juni 2011).

2.  CDU/CSU: Menschenrechte predigen, Genitalverstümmelungen praktizieren

Während CDU/CSU-PolitikerInnen auf geduldigem Papier und in endlos wiederkehrenden "Fachgesprächen" das Recht der Betroffenen auf körperliche Unversehrtheit gewährleistet sehen will, ist die CDU/CSU-Fraktion inzwischen die letzte verbliebene Bastion der Intersex-VerstümmlerInnen:

Nicht nur blockierte die CDU/CSU im Bundestag gesetzgeberische Maßnahmen gegen kosmetische Genitaloperationen an betroffenen Kindern ebenso wie historische Aufarbeitung etwa der bis in die 1980er-Jahre üblichen kosmetischen Klitorisamputationen, als letzter Dinosaurier leugnet sie stur das erwiesene Andauern der Verstümmelungen.

Demgegenüber zeigt die aktuelle Medienberichterstattung unmissverständlich, dass die Zeit nicht stehen bleibt – immer mehr ExpertInnen äußern sich mit vorher nie gehörter Dringlichkeit, was Betroffene Hoffnung schöpfen lässt:

  • Michael Wunder (Deutscher Ethikrat) spricht vom "Unrecht, das diese Menschen erlebt haben und – ich bedaure das sehr, das sagen zu müssen – bis heute erleben". Und: "Ich erwarte natürlich, um das [m]al ganz aktuell zu sagen, von der neuen Bundesregierung, dass in diese Debatte nochmal neu Schwung kommt, weil die Argumente sind alle auf dem Tisch und es fehlt jetzt nicht mehr an Untersuchungen, an wissenschaftlichem Unterbau, jetzt fehlt es an politischer Durchführung."

  
Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüße

Daniela "Nella" Truffer, Markus Bauer
Gründungsmitglieder Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

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