Potsdam: Proteste gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken 16.+18.9.2010 (DGKJ 2010)

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Proteste gegen Genitalabschneider-Jahrestreffen DGKJ 2010, Potsdam 16.+18.9.

>>> Offener Brief an die "DGKJ 2010" 18.09.2010

>>> DGKJ/DGKCH: Erste Antwort auf Offenen Brief, 24.9.10 

>>> Pressemitteilung vom 16.09.2010
>>> Pressemitteilung vom 09.09.2010 --> siehe unten
>>> Hintergrundartikel auf Indymedia
>>>
Fotos vom 1. Protest in Potsdam, 16.9.10
>>> Flugblatt zur Demo (PDF 193 KB)
    >>> Flyer & Plakate Download

Medienberichte:
- "Die Unsicherheit der Ärzte" - Potsdamer Neueste Nachrichten, 18.9.10
- "Protest gegen ­Verstümmelung"- junge Welt, 17.09.10
- "Genitalverstümmelung in Deutschland" - blu.fm, 16.09.10
- "Über 3000 Kinderärzte tagen in Potsdam" - Potsdamer Neueste Nachrichten, 14.09.10


PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 9.9.2010:

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt.

Nächste Woche versammeln sich in Potsdam-Babelsberg zur "DGKJ 2010" 2 der 3 hauptsächlich verantwortlichen Genitalabschneider-Standesorganisationen:

  • Die organisierende "Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ)" ist auch federführend bei der aktuell geltenden AWMF-Verstümmlerleitlinie 027/022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung".
     
  • Die mitorganisierende "Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)" führt in Babelsberg ihre Jahrestagung zeitgleich mit der DGKJ durch und verleiht Preise.

(Die 3. Gruppe der Hauptverantwortlichen, die Endokrinologenverbände APE und DGE, sind in Potsdam zwar auch anwesend, führen ihre Jahresversammlungen aber getrennt durch.)

Wir wollen diesen täglichen Genitalverstümmelungen vor unserer Haustüre nicht mehr länger tatenlos zusehen.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird während des Kongresses gegen diese menschenrechtswidrigen Praktiken vor Ort in Potsdam friedlich protestieren – gegen die GenitalabschneiderInnen sowie gegen die Untätigkeit von Politik und Justiz bei diesem fortdauernden Verbrechen gegen die Menschlichkeit:

FRIEDLICHER PROTEST

vor und während der DGKJ-Pressekonferenz
Do 16.9.10 - 12:30-15:30 h

Babelsberg, vor der Metropolishalle
Großbeerenstraße (nächster Bushalt: Filmpark)

MAHNWACHE

während der DGKCH und DGKJ Jahrestagungen
Sa 18.9.10 - 15:30-18:30 h

Babelsberg, Hochschule für Film und Fernsehen
Marlene-Dietrich-Allee 11 (nächster Bushalt: Filmpark)

+ INFOVERANSTALTUNGEN
Potsdam:
Mi 15.9. 20:00 h @ KUZE, Hermann-Elflein-Str. 10
Anschließend Film: "Die Katze wäre lieber ein Vogel"
Berlin:
Do 16.9. 20:00 h @ TRISTEZA, Pannierstr. 5, Neukölln (U Hermannplatz)
Anschließend Film: "Das verordnete Geschlecht"
 

KOSMETISCHE GENITALOPERATIONEN AN KINDERN

Seit Jahrzehnten werden in Deutschland Kinder mit "auffälligen" Geschlechtsorganen (Zwitter / "Intersexuelle" / Hermaphroditen) systematisch "kosmetisch" zwangsoperiert, um aus ihnen "unauffällige" Jungen und Mädchen zu machen – ohne ihre Einwilligung und ohne dass die angebliche "Wirksamkeit" der verstümmelnden Operationen je klinisch geprüft worden wäre. Dabei wird von den behandelnden Medizinern in Kauf genommen, dass das sexuelle Empfinden vermindert oder gänzlich zerstört wird. Viele dieser Kleinkinder werden obendrein kastriert und dadurch ihr Leben lang von gesundheitschädigenden "Hormonersatztherapien" abhängig gemacht.

Seit den 1990ern klagen überlebende Betroffene diese Operationen öffentlich an als medizinische Verbrechen und "westliche Form der Genitalverstümmelung".

Das durch diese medizinisch nicht notwendigen Zwangsoperationen an Kleinkindern verursachte Leid ist längst auch durch wissenschaftliche Studien dutzendfach belegt, auch in der Bundesrepublik. Ebenso bestätigen ExpertInnen, dass die Zwangseingriffe ethische Grundsätze verletzen, gegen Grund- und Menschenrechte verstoßen und auch strafrechtlich nicht haltbar sind.

Seit Jahren beklagen internationale Menschenrechtsorganisationen die kosmetischen Genitaloperationen an Kindern als "fundamentalen Verstoß gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit" (Amnesty Deutschland), und unterstreichen die Parallelen zur weiblichen Genitalverstümmelung in Afrika (Terre des Femmes).

2009 wurde in Köln erstmals ein Chirurg letztinstanzlich zu einer Schmerzensgeldzahlung von 100'000 Euro verurteilt. Ebenfalls 2009 rügte das UN-Komitee CEDAW die Bundesregierung wegen Verletzung ihrer Schutzpflicht gegenüber zwischengeschlechtlichen Kindern.

2010 bestätigte der Deutsche Ethikrat: "Der Umgang mit der Intersexualität berührt eine Reihe medizin-, rechts- und sozialethischer Fragen, insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit."

Trotzdem halten die Mediziner wider besseres Wissen unbeirrt an diesen menschenrechtswidrigen Praktiken fest.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Hintergrundartikel auf Indymedia

Siehe auch:
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Published on Thursday, September 9 2010 by nella