Caster Semenya: Startfreigabe angekündigt – dann Pressekonferenz abgesagt (XVIII)

>>> Nachträge 1-2

IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!Bisher letztes Kapitel im längst zur schlechten Gewohnheit gewordenen Medienspektakel um verschobene Termine und willkürliche Kehrtwenden:

Gestern hatte ein südafrikanischer Fernsehsender berichtet, der Weltathletikverband IAAF sei endlich zu einem verbindlichen Resultat gekommen, wonach Mokgadi Caster Semenya nach fast einem Jahr de facto Sperre wieder antreten dürfe, dies würde heute an einer Pressekonferenz unter Anwesenheit der Athletin, des südafrikanischen Sportministers Makhenkesi Stofile und IAAF-Präsident Lamine Diack offiziell bekannt gegeben.

Wie Sowetan berichtete, sei Caster laut einer anonymen Quelle aus ihrem Umfeld gestern vom Sportminister Stofile auf ihr Handy angerufen und mit der frohen Botschaft überrascht worden. Diese Meldung wurde von zahlreichen weiteren lokalen Medien aufgegriffen (u.a. Times Live, Pretoria News, ANC Youth League Pressemitteilung) und auch weltweit durch Agenturen und Medien verbreitet.

Weniger als 4 Stunden vor dem angekündigten Grossereignis dann der beinah schon obligate Rückzieher: Die Pressekonferenz wurde vom Sportministerium kurzerhand abgesagt. Gemäss einer Reuters-Agenturmeldung habe das Ministerium kiene Begründung angegeben, es sei auch nicht sicher, ob eventuell heute oder morgen eine substanzielle Stellungnahme folge oder nicht. Nach einem Artikel auf Times Live sei laut IAAF das "Verfahren immer noch nicht abgeschlossen und muss deshalb geheim bleiben".

Fazit: Das unwürdige Trauerspiel des Weltathletikverbandes IAAF auf Kosten von Caster Semenya geht weiter wie gehabt ...

Nachtrag 1: Inzwischen ist auch eine deutschspachige DPA-Meldung erschienen.

Nachtrag 2: Laut der Printausgabe der südafrikanischen Zeitung The Star vom 11.5. erklärte Caster Semenyas Anwalt Greg Nott, zwar habe das Mediziner-Team des IAAF inzwischen seine Untersuchungen abgeschlossen, diese müssten nun aber zuerst noch dem Exekutivkomitee vorgelegt werden, das sie zunächst noch offiziell absegnen müsse. Er sei aber zuversichtlich, dass dies in nahester Zukunft geschehe, und das das offizielle Resultat "nur positiv" sein könne. Gemäss einer Meldung des britischen Telegraph vom 10.5. hatte Caster Semenya bereits ein Statement vorbereitet: “Ich bin überglücklich, dass das Medizinische Team zur richtigen Entscheidung gelangt ist. Ich freue mich im Verlauf der kommenden Leichtathletiksaison wieder an Wettkämpfen teilzunehmen." Gemäss einem Bericht in der London Times vom 11.5. sagte Semenyas Trainer Michael "Sponge" Seme, Semenya laufe im Training 800 Meter nach wie vor unter 2 Minuten. Ein Kommentar der Süddeutschen Zeitung spart nicht an Kritik an Caster Semenyas "vermeintlichen Freunden" (gemeint sind wohl ihre Anwälte und das südafrikanische Sportministerium), hält aber abschliessend immerhin fest: "Die Hauptschuld daran, dass die intimste Privatsphäre Semenyas zu einem weltweiten Thema geworden ist, liegt bei der IAAF. Ihre mangelnde Weitsicht, ihre unsensible Art, den Fall zu moderieren, und ihre Unfähigkeit, ein Urteil zu fällen, zeigen, dass Institutionen des Sports mit Fällen überfordert sind, die über die einfachen Gesetze ihrer schönen Nebensache hinausweisen." 

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!  
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV) 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09