Bundestag: "Grundrechte von intersexuellen Menschen wahren" - Forderungen der Betroffenen endlich ernst genommen
Nachtrag 22.3.: Die Linke hatte gleichentags einen >>> praktisch gleichlautenden Antrag (17/12859, PDF) eingereicht. Auch hier allen Beteiligten ein ganz herzliches Danke!
Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 21.03.2013:
Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org begrüßt den
Antrag der Grünen "Grundrechte von intersexuellen Menschen wahren" (Drucks.
17/12851)
und möchte sich bei allen Beteiligten recht herzlich
bedanken.
Der Antrag geht zentrale Forderungen der Betroffenen endlich konkret an, welche Überlebende der medizinischen Zwangsbehandlungen seit 20 Jahren öffentlich einfordern, und die auch Zwischengeschlecht.org u.a. am 08.06.2011 beim Deutschen Ethikrat deponierte, darunter:
- Durchsetzung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung auch für Menschen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen
- Anerkennung des erlittenen Unrechts und Leids der Betroffenen
- gesetzliches Verbot kosmetischer Genitaloperationen an betroffenen Kindern; Einwilligung für Jugendliche ab 16 Jahren nach familiengerichtlicher Genehmigung
- angemessene psychosoziale Unterstützung und Peer Support für Betroffene, Eltern und das soziale Umfeld statt menschenrechtswidrige Genitalverstümmelungen
- Übernahme aller notwendigen therapeutischen Maßnahmen bei bereits Verstümmelten
- Gewährleistung des Zugangs zu Krankenakten
- nachträgliche unbürokratische Änderung des Geschlechtseintrags für erwachsene Betroffene
- Aufarbeitung des begangenen Unrechts
- Abkehr von medizinischer Täterforschung, stattdessen Einbezug der Betroffenen und von Gesellschafts- und Kulturwissenschaften
Zwischengeschlecht.org hofft, dass nun endlich eine breite politische Diskussion in Gang kommt, die auch weitere wichtige Punkte angemessen berücksichtigt, darunter:
- die ganze Bandbreite kosmetischer "Genitalkorrekturen" an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen, inkl. die häufigsten medizinisch nicht notwendigen "Korrektur-OPs" bei "Hypospadie"
- viel zu kurze Verjährungsfristen, die Betroffene an juristischen Schritten hindern
- selektive Spätabtreibungen
- experimentelle pränatale Dexamethason-"Therapien"
- das Verhältnis von Intersex-Genitalverstümmelungen und NS-Medizin
Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".
Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie
Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.
Freundliche Grüße
n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
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Published on Friday, March 22 2013 by nella