Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung (Eckhard Korsch, Vortrag zum DSD Consensus Statement, APE 2006)
By seelenlos on Tuesday, October 12 2010, 08:42 - Die Mediziner - Permalink
Seit langem fordern offizielle Leitlinien eigentlich verbindlich, "Diagnostik und Langzeit-Behandlung von DSD/Intersex-Patienten" müsse von den berühmten sogenannten "erfahrenen multidisplinären Teams" durchgeführt werden, denen auch PsychologInnen und SozialpädagogInnen angehören (sog. psychosoziale Unterstützung).
(Statt dass "wie früher" ausgerechnet die EndokrinologInnen und KinderchirurgInnen allein und nach eigenem Gutdünken auf die oft überforderten Eltern losgelassen werden.)
Ebensolange ist es ein offenes Geheimnis, dass die behandelnden Medizyner vornehm gesagt auf ihre eigenen Leitlinien pfeifen: Noch 2009 war nicht mal in Deutschlands "grösstem multidisziplinären Behandlungszentrum" in Lübeck einE PsychologIn zur Betreuung fest angestellt, geschweige denn einE SozialpädagogIn. Wäre ja noch schöner! Hat's ja eh niemand gemerkt ...
Ab und zu gibt's zwar Ausnahmeerscheinungen, die unter den KollegInnen auch kritische Zwischentöne einbringen, indem sie Missstände offen ansprechen und auf die Einhaltung medizinischer Standards pochen. (Ja, auch das gibt es unter den Medizynern.) So auch betreffend dem Medizyner-Märchen der "erfahrenen multidisplinären Teams".
Leider reden diese Ausnahmen mit unschöner Regelmässigkeit in den Wind, stossen Apelle ehrlicher Mediziner unter Medizynern auf keinerlei Resonanz. (Ein weiterer Rufer in der endokrinologischen Wüste ist etwa Prof. Dr. med. Helmuth G. Dörr. Dass das Brechen von Standestabus mitunter drastische Folgen nach sich ziehen kann, beweist das an --> Dr. med. Hartmut Hanauske-Abel statuierte Exempel.)
Betreffend der eingangs erwähnten Nichteinhaltung der Leitlinien-Forderung nach "erfahrenen multidisziplinären Teams" kam etwa am Jahreskongress 2006 der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie (APE) der Endokrinologe Dr. med. Eckhard Korsch vom Kinderkrankenhaus Amsterdamerstrasse in Köln, Co-Autor der aktuellen AWMF-Leitlinie, in einem >>> bemerkenswerten Vortrag "Überlegungen zur praktischen Umsetzung des DSD-Consensus-Statements" (PDF) auf den --> Folien 11-17 explizit auf diese Missachtung der Leitlinien zu sprechen und konstatierte auf --> Folie 14 trocken:
Realität sieht anders aus:
– Kliniken behalten Kinder aus ökonomischen Interessen
– Kaum ein Zentrum vermag ein Multidisziplinäres Team bereitzustellen
Vortrag APE 2006 --> Folie 14 (PDF)
Und zitiert auf Folie 16 interne "Umfragen" unter Standesorganisationen aus dem Jahre 2005, die zu folgenden Resultaten kommen:
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Beratung der Eltern über das weitere Vorgehen durch EndokrinologInnen und KinderchirurgInnen 35-64% (O-Ton Umfrage: "interdisziplinäre[s] Team (Pädiatr. Endokrinologe + Operateur)" – wer merkt's?)
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Beratung der Eltern über das weitere Vorgehen durch EndokrinologInnen: 36-55%
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Beratung der Eltern über das weitere Vorgehen durch "Kinderpsychiater/-Psychologen/Sexologen": 0-10%
Auf gut Deutsch: Betreuung und Beratung der Eltern durch adäquat geschulte PsychologInnen = Null.
Eltern haben oft traumatische Momente zu bewältigen, sowie z.T. "heikle Situationen" mit Verwandten und Bekannten, manche können dabei von kundiger Unterstützung profitieren. (Kinderpsychiater, Kinderpsychologen und Sexologen sind dabei allerdings von Anfang an definitiv am falschen Platz ...)
Betreuung, Beratung und Unterstützung der Eltern durch SozialpädagogInnen = Null.
Später kann es zu den oft beschworenen "berühmten" Konflikten in Kindergarten und Schule kommen, bei denen sich nicht alle Eltern und Kinder allein durchsetzen können, weshalb in diesen Fällen kompetente Hilfe zur Verfügung stehen muss. (Ein Gebiet, auf dem KinderchirurgInnen und EndokrinologInnen fraglos Null Kompetenz mitbringen.)
(Unter "kompetenter Hilfe" wäre zudem auch Peer Support unerlässlich, d.h. Kontakt zu anderen Betroffenen und Eltern sowie deren Organisationen, doch davon wollen die Medizyner bzw. ihre Leitlinien bekanntlich nichts wissen.)
Stattdessen "Verstümmeln auf Teufel komm raus".
Offensichtlich pfeifen Spitäler und "multidisziplinären Behandlungszentren" gross und klein allesamt auf kompetente Betreuung und Beratung, und wollen stattdessen alle stets nur das eine:
Ihre OP-Sääle maximal auslasten mit medizinisch nicht notwendigen, "kosmetischen" "Genitalkorrekturen" und Kastrationen (was in der Regel durch die anschliessenden "Hormonersatztherapien" auch der Endokrinologie gute Auslastung beschert).
Seit langem beklagen kritische Überlebende, dieses "Verstümmeln auf Teufel komm raus" statt adäquater Unterstützung geschehe nicht zuletzt auch aus handfesten finanziellen Motiven der davon profitierenden Medizynerfraktionen.
Auf Folie 13 (!) bricht Dr. Korsch ein langgehegtes Tabu und nennt eine konkrete Zahl aus der täglichen Praxis:
Vortrag APE 2006 --> Folie 13 (PDF)
Kommentar: Dass die "Behandlung" auch in den grossen "multidisziplinären Behandlungszentren" in erster Linie darauf abzielt, mit möglichst vielen OPs "ökonomische Interessen" zu mehren, statt Eltern und Kinder adäquat zu unterstützen, belegen u.a.:
- die oben bereits erwähnten Resultate der internen "Umfragen" auf --> Folie 16 (PDF)
- die Zahlen noch der frisierten Version der BMBF-finanzierten "Lübecker Studie", wonach unverändert mehr als die Hälfte Kleinkinder von 0-3 Jahren verstümmelt werden, sowie 87% der 4 bis 12-Jährigen
- sowie die ebenfalls oben bereits erwähnten Zustände in Deutschlands "grösstem multidisziplinären Behandlungszentrum"
Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!
Siehe auch:
- "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" – Dr. med. Jörg Woweries
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Universitätsklinikum Heidelberg: Genitale Zwangsoperationen im Angebot
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Deutsche Urologen fordern genitale Zwangsoperationen an Säuglingen!
- AWMF-Leitlinie: Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Genitalverstümmler
- Tagung RECHTE VON KINDERN IN MEDIZIN UND FORSCHUNG, Göttingen
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
Comments
Die Medizyner operieren nicht des Geldes wegen, sondern um sich einen Namen zu machen. John Money hat mit seiner These, die falsch ist, sich unvergesslich in die Gehirne aller Behandler eingegraben, obwohl bewiesen ist, dass seine Thesen falsch sind.
Leider sind die Weißkittel mehr um ihren Ruf bemüht, als um das Wohl ihrer Patienten. Es ist ein Leistungskampf, wo es keine Gewinner geben kann, nur Verlierer. Wir Zwitter haben am Meisten verloren, unsere Gesundheit und viele ihr Vertrauen in die Menschlichkeit.
Wie lange noch? Wir leben nicht im Mittelalter, werden aber genau so verfolgt wie Geächtete. Es ist halt nicht leicht, Dummheit zu bekämpfen, denn die wird es immer geben, bei gebildeten Menschen, die sich einbilden, besonders intelligent zu sein, ganz besonders.
Liebe Grüße
Andrea
gut beobachtet, dass die zwangsoperateure selber und ihre zulieferer vor allem durch ihre profilneurosen und vorurteile gesteuert werden und weniger durch direkte finanzielle interessen. gibt dazu ja auch dieses zitat von dsd-boss olaf hiort aus der hamburger bürgerschaftsanhörung vom 24.4.09:
"Ich sag jetzt mal ganz platt: Ein Feld der seltenen Erkrankungen, damit werden Sie nie reich. Das heißt, Sie müssen ein anderes Interesse haben, damit zu arbeiten, das muss ein endogenes Interesse sein, was jemand betreibt, um sich mit irgend so etwas zu beschäftigen, aus welchem Gebiet auch immer."
wie ich die folie oben verstanden hab, geht der erwähnte erlös aber nicht an die täter selber, sondern an die sie beschäftigenden kliniken, und diese sind m.e. schon budget-gesteuert inkl. streben nach auslastungsoptimierung.
schlimmer noch, die profilsucht + vorurteile der täterinnen und die budget- + auslastungsmaximierungs-interessen der kliniken ergeben zusammen eine besonders verhängnisvolle mischung:
da für die verstümmelungen kapazitäten ohnehin vorhanden sind und budget dafür sogar inkl. überschuss (erlös) von den kassen offenbar problemlos zu bekommen ist (im gegensatz zu geldern für adäquate psychosoziale betreung, vgl. die oben verlinkte situation im "grosszentrum lübeck"), liegt es im interesse der kliniken, den berühmten "psychosozialen notfall" auch künftig strikt chirurgisch-endokrinologisch "zu lösen" ...
– was auch die täter selber begrüssen, weil sie so weiterhin "gott spielen" und auch das prestige für sich alleine haben können, ohne es mit lästigen "psychosozialen mitessern" teilen zu müssen, die sie womöglich noch in ihre schranken verweisen könnten (und durch dieses verhalten dienen die genitalabschneider & konsorten erst noch den interessen ihrer arbeitgeber, was sich karrieretechnisch ja auch gut macht).
so sind zwangsbehandler & kliniken auf kosten der verstümmelten alle schön zufrieden und sorgen vereint dafür, dass das auch weiterhin so bleiben soll ...
(dass die überlebenden oft zu stark traumatisiert sind um den tätern wirkungsvoll paroli bieten zu können, ist dann ein weiterer "glücklicher zufall" für die zwangsbehandler & ihre arbeitgeber.)