Genitale Zwangsoperationen und "Gender"

Menschenrechte auch für Zwitter!Die Reduktion von Zwittern auf Demonstrationsobjekte für "sexuelle Identität", "Sexualität(en)", "(Trans-)Gender" usw. trägt bei zur Unsichtbarmachung der realen, zwangsoperierten Zwitter und ihrer spezifischen Anliegen in der öffentlichen Wahrnehmung.

Die Geschichte der Kritik an dieser Vereinnahmung inkl. Aufforderungen zur Selbstreflexion ist wohl so alt und vielfältig wie der Kampf der Zwitter gegen genitale Verstümmelung und für "Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!"

Seit Jahren kritisieren Zwitter-Aktivist_innen insbesondere den Missbrauch von zwangsoperierten Zwittern als "Daten- und Rohmaterial" u.a. im Rahmen von Gender Studies – und fordern stattdessen aktive Solidarität:

"Die Ergebnisse dieser Pilotstudie bestätigten unsere Vermutung, dass Intersex Hauptsächlich als Forschungsobjekt verstanden wird, um den Begriff der Zweigeschlechtlichkeit (und des Sexismus, sowie der Homophobie) zu dekonstruieren, und nicht als ein Thema gesehen wird, das in der realen Welt Implikationen für reale Leute hat."

"Auch wenn die Lehrenden die besten Absichten hegen, untergraben fehlendes Bewusstsein für und die fehlende Beachtung der Realitäten von Intersexuellen die adäquate Darstellung des Themas. Dabei werden unbeabsichtigt die Nicht-Sichtbarkeit und die Objektivierung der Intersexuellen perpetuiert." 

Emi Koyama / Lisa Weasel:

"Von der sozialen Konstruktion zu sozialer Gerechtigkeit. Wie wir unsere Lehre zu Intersex verändern."
 (2002)
>>> In: Die Philosophin. Forum für feministische Theorie und Philosophie. 14. Jahrgang, Heft 28, Dezember 2003: "Intersex und Geschlechterstudien". Tübingen: Edition Diskord, 2003, S. 79-89.

Ansätze zu einer wissenschaftlich-kritischen Aufarbeitung von "Gender" als adaptierter Bestandteil der feministischen (Ideen-)Geschichte und dessen Verwicklungen in der Durchsetzung der genitalen Zwangsoperationen an Zwittern wurden schon geleistet:

"Ohne sich der Quelle bewusst zu sein oder darauf zu reflektieren, 'umarmte' die zweite amerikanische Frauenbewegung den nützlichen Begriff Gender und begründete mit ihm den Ursprung einer neuen wissenschaftlichen Spezies (Disziplin), die Gender Studies."

"Vonnöten ist allerdings nicht nur ein Bewusstsein der Gender Studies gegenüber der Real-Existenz von Intersexualität und den traumatisierenden Effekten des gegenwärtigen Gender Normalisierungsregimes, sondern es ist ebenso zentral, die Genealogie der Kategorie Gender erneut zu durchschreiten und die Geschichte ihrer Operationalisierung mit der Tatsache zu konfrontieren, dass sie sozusagen in ihrer Ursprungsszene schon 'operativ' war."

Gabriele Dietze:

"The Cutting Edge of Gender Studies. Die Geburt der Kategorie Gender aus dem Geist des Skalpells"

a.k.a "Schnittpunkte. Gender Studies und Hermaphroditismus"
 (2006)
>>>
In: Dietze / Hark (Hg.): "Gender kontrovers. Genealogie und Grenzen einer Kategorie." Königstein/Taunus: Ulrike Helmer Verlag, 2006, S. 46-68. 

Schluss mit Genitalverstümmelungen an Kindern! Menschenrechte auch für Zwitter!

>>> Weitere Exzepte und Quellen zum Thema

Zwischengeschlecht.org

Siehe auch: 
- GPGF Basel 10.-12.09.09: Stop Vereinnahmung des Zwittersymbols im Namen von "Gender" und "Psychiatrie"!

Published on Sunday, August 23 2009 by nella