Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Relevante Ziffern der "Liste der Geburtsgebrechen" der Invalidenversicherung (IV)
>>> CH: Invalidenversicherung (IV) bezahlt Genitalverstümmelungen
>>> Vollständige "Liste der
Geburtsgebrechen"
>>> 831.232.21 Verordnung über
Geburtsgebrechen (GgV)
>>> Verordnung + Liste als PDF
(501 KB)
Kosmetische Genitaloperationen bei Kindern und Jugendlichen
mit 'uneindeutigen' körperlichen Geschlechtsmerkmalen:
Relevante Ziffern in der "Liste der Geburtsgebrechen"
113. Amastia congenita und Athelia congenita
Angeborenes Fehlen einer oder beider Brüste oder Brustwarzen
Ist nicht lebensbedrohlich. Eventuell problematisch: Formung künstlicher
Brustwarzen unter anderem aus Haut von Schamlippen und Formung von Brüsten aus
körpereigenem Fett oder Silikonimplantaten, falls schon im frühen Jugendalter,
sprich ohne Einwiligung vorgenommen.
350. Extrophia vesicae
Blasenekstrophie: Fehlentwicklung der unteren Bauchwand, Harnblase nach aussen
hin offen.
Operation medizinisch notwendig, unter anderem um Nierenschädigung abzuwenden.
Allerdings erfolgt manchmal gleichzeitig oder später eine medizinisch nicht
indizierte "Genitalkorrektur", da Blasenekstrophien meistens zusammen mit einer
Epispadie auftreten (vgl. 352.).
352. Hypospadie und Epispadie
Hypospadie: Harnröhrenmündung nicht an der Penisspitze, sondern irgendwo
zwischen Penisspitze und Penisansatz an der Penisunterseite
Epispadie: dito Penisoberseite
Ist medizinisch nicht notwendig, ausser bei gleichzeitiger höhergradiger
Harnröhrenverengung, was selten der Fall ist.
Hypospadie ist die
wohl häufigste Diagnosen für kosmetische Genitaloperationen (Anlegen
einer künstlichen Harnröhre, chronisch
hohe Komplikationsraten bis 57%, 50% Nachbesserungsoperationen). Das
Vorkommen ist stark im Zunehmen begriffen, höchstwahrscheinlich wegen
hormonaktiven Umweltgiften und Beistoffen.
355. Kryptorchismus (unilateral oder bilateral), sofern Operation
notwendig ist
Wörtlich: "verborgene Hoden". Hoden bei Geburt nicht (vollständig) abgestiegen,
das heisst noch im Bauchraum oder in der Leiste.
Oft werden auch gesunde Bauchhoden ohne medizinische Notwendigkeit chirurgisch
entfernt (Kastration), vor allem bei Androgeninsensibilitäts-Syndrom (AIS) und
weiblicher Zuweisung, wegen angeblicher hoher Krebsgefahr, was jedoch nur in
spezifischen seltenen Fällen zutrifft.
Bei männlicher Zuweisung wird oft versucht, die Hoden chirurgisch nach unten zu
verlegen, bei gleichzeitiger chirurgischer Konstruktion des fehlenden
Hodensackes. Viele Patienten haben davon lebenslang Schmerzen und
Missempfindungen, wünschen, das wäre nicht operiert worden. Es wird behauptet,
die Wärme schade dem Hoden, so dass er davon weniger oder keine Spermien bilde
und leichter entarte. Es gibt aber Indizien, die dafür sprechen, dass auch sehr
frühes Runterholen des Hodens in den Hodensack das nicht verbessert.
357. Palmure und angeborene Verkrümmung des Penis
Palmure: Ansatz des Hodensackes nicht an der Peniswurzel, sondern weiter
oben
In beiden Fällen Operation nur medizinisch indiziert, wenn Erektionen Schmerzen
bereiten.
358. Angeborene Atresie von Hymen, Vagina, Zervix oder Uterus und
angeborene Stenose der Vagina
Vaginalatresie: Scheide nicht komplett durchgängig
Vaginalstenose: Verengung der Scheide
Anlegen einer künstlichen Scheide ist medizinisch nicht notwendig, sollte
folglich wenn überhaupt erst nach Pubertät mit Einwilligung der Betroffenen
durchgeführt werden.
Auch bei Scheidenverengung ist eine Operation nur indiziert, wenn es zum Stau
von Menstruationsblut kommt, also erst ab der Pubertät. Stenose kommt auch bei
Adrenogenitalem Syndrom (AGS, vgl. 465.), Turner-Syndrom (vgl. 488.) und
Swyer-Syndrom (vgl. 466.) vor, zwingt keineswegs immer zur Operation, nur wenn
die Regel nicht gut abläuft. Bei Swyer-Syndrom und Turner-Syndrom kommt es ohne
äussere Hormongabe gar nicht zur Menstruationsblutung.
359. Hermaphroditismus verus und Pseudohermaphroditismus
Altmodische Diagnosenamen für Intersex respektive DSD
Medizinisch nicht indizierte "Genitalkorrekturen" und Zwangskastrationen
453. Angeborene Störungen des Fett- und Lipoprotein-Stoffwechsels (wie
Amaurotische Idiotie, Morbus Niemann-Pick, Morbus Gaucher, hereditäre
Hypercholesterinämie, hereditäre Hyperlipämie, Leukodystrophien)
Darunter fällt auch das Smith-Lemli-Opitz-Syndrom: eine Stoffwechselstörung der
Cholesterin-Biosynthese. Cholesterin ist Grundstoff für Geschlechtshormone.
Kann bei männlichen Feten zu intersexuellem Genital führen (Mikropenis,
Hypospadie vgl. 352., Kryptorchismus vgl. 355.) mit Risiko von medizinisch
nicht indizierten Genitaloperationen.
462. Angeborene Störungen der hypothalamohypophysären Funktion
(hypophysärer Kleinwuchs, Diabetes insipidus, Prader-Willi-Syndrom und
Kallmann-Syndrom)
Prader-Willi-Syndrom und Kallmann-Syndrom (beide mit Hypogonadismus =
Unterfunktion der Keimdrüsen) können zu Intersexualität führen (Kryptorchismus
vgl. 355., Hypospadie vgl. 352., Gynäkomastie = Brustbildung bei männlich
Zugewiesenen) mit Risiko von Zwangsoperationen.
465. Angeborene Störungen der Nebennierenfunktion (adrenogenitales
Syndrom und Nebenniereninsuffizienz)
Adrenogenitales Syndrom (AGS): Nebenniere produziert statt Kortisol
Testosteron, was bei weiblichen Feten zu Vermännlichung des äusseren Genitale
führt.
AGS ist die am
häufigsten auftretende klassische Intersex-Diagnose. Der
Kortisolmangel kann lebensbedrohliche Ausmasse annehmen (Salzverlust),
diesbezügliche Behandlung ist medizinisch indiziert. Meist werden jedoch
gleichzeitig massive kosmetische Genitaloperationen ohne medizinische
Indikation vorgenommen ("Klitorisreduktion", Vaginalplastiken).
466. Angeborene Störungen der Gonaden-Funktion (bei Missbildungen der
Gonaden, Anorchie, Klinefelter-Syndrom und Androgenresistenz, siehe auch Ziff.
488)
Androgenresistenz = Androgeninsensibilitäts-Syndrom (AIS): chromosol männliche
(XY) Feten mit Testosteron bildenden Hoden, der Körper reagiert jedoch nicht
auf das Testosteron, was zu einem äusserlich verweiblichen Erscheinungsbild
führt. Man unterscheidet zwischen kompletter Androgenresistenz (CAIS) und
partieller Androgenresistenz (PAIS). Bei CAIS ist das äussere Erscheinungsbild
vollständig weiblich, der Körper wandelt das Testosteron in körpereigenes
Östrogen um, die Besonderheit wird oft erst in der Pubertät durch Ausbleiben
der Regel entdeckt. CAIS ist das zweithäufigste
klassische Intersex-Syndrom. Bei PAIS ist das äussere Erscheinungsbild
teilweise verweiblicht (Mikropenis, Hypospadie vgl. 352., Kryptorchismus vgl.
355.)
Klinefelter: Menschen mit XXY-Chromosomen, äusserlich bis zur Pubertät
unauffällig männlich, danach wegen Hodenunterfunktion Unfruchtbarkeit und
Tendenz zu Gynäkomastie.
Leydigzell-Hypoplasie: keine oder wenige der Testosteron produzierenden
Leydigzellen in den Hoden, fehlendes Testosteron führt zu Verweiblichung der
Geschlechtsorgane (Mikropenis, Hypospadie vgl. 352., Kryptorchismus vgl.
355.).
Swyer-Syndrom: männliche XY-Chromosomen, jedoch keine Bildung von
hormonbildenden Keimdrüsen (Hoden), deshalb Ausbildung von Klitoris,
Schamlippen, Vagina, Gebärmutter und Stranggonaden mit nach heutigem Wissen
hohem Krebsrisiko
Vgl. auch Turner Syndrom, 488.
Steroid-5-Alpha-Reduktase-Mangel: Störung der Bildung von Dihydrotestosteron
aus Testosteron, welches für die Ausbildung männlicher Genitalien beim Fötus
notwendig ist. Unbehandelt tritt im Pubertätsalter meist eine Vermännlichung
ein, was für manche der Betroffenen erwünscht ist, für andere aber nicht.
17-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-Mangel: Störung der Bildung von
Testosteron aus Androstendion, welches als Vorstufe des Dihydrotesosterons für
die Ausbildung männlicher Genitalien beim Fötus notwendig ist. Unbehandelt
tritt im Pubertätsalter meist eine Vermännlichung ein, was für manche der
Betroffenen erwünscht ist, für andere aber nicht.
CAIS: medizinisch nicht indizierte Kastrationen wegen angeblichem
Krebsrisiko. Tatsächlich beträgt das Krebsrisiko 2-4%, das heisst erheblich
weniger als das Brustkrebsrisiko bei Frauen. Statt Kastrationen sollten
regelmässige Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden (Ultraschall).
PAIS und Leydigzell-Hypoplasie: medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen
und Kastrationen.
Klinefelter: bei seltener weiblicher Zuweisung, manchmal in Verbindung mit
anderen Syndromen, medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen und
Kastrationen. Bei männlicher Zuweisung meist zu Beginn der Pubertät
Testosterongaben, mitunter in sehr hohen Dosen, worüber sich manche Betroffene
beklagen. Bei Gynäkomastie medizinisch nicht notwendige Brustentfernungen bei
Jugendlichen ohne ihre Einwilligung.
Steroid-5-Alpha-Reduktase-Mangel und
17-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-Mangel: medizinisch nicht notwendige
Kastrationen und manchmal auch Genitaloperationen im Kindes- und Jugendalter.
Irreversible chirurgische Eingriffe, aber auch hormonbedingte irreversible
körperliche Veränderungen sollten durch pubertsaufschiebende Medikamente ins
Mündigkeitsalter verschoben werden.
486. Teratome und andere Keimzelltumoren (wie Dysgerminom, embryonales
Karzinom, gemischter Keimzelltumor, Dottersacktumor, Choriokarzinom,
Gonadoblastom)
KEINE ZWANGSOPERATIONEN, sofern die Entartung nachgewiesen ist. Oft wird jedoch
faktisch das mögliche Risiko einer Entartung als tatsächliche Entartung
verkauft und werden Kastrationen hormonproduzierender Gonden prophylaktisch
vorgenommen (vgl. oben 466: AIS und Leydigzell-Hypoplasie).
488. Turner-Syndrom (nur Störungen der Gonadenfunktion und des
Wachstums)
Karyotyp X0 oder Mosaike X0/XX, Stranggonaden ohne Hormonproduktion, manchmal
Vaginalatresie (vgl. 358.).
Prophylaktische Kastrationen medizinisch nicht notwendig. Statt Kastrationen
sollten regelmässige Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden
(Ultraschall).
Zuführung fehlender Wachstums- und sonstiger Hormone KEINE
ZWANGSBEHANDLUNGEN.
Zwischengeschlecht.org / 13. März 2011
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Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
Published on Sunday, March 13 2011 by nella