Genitalverstümmelung in Kinderkliniken: Endo-Chirurgen gehen auf Distanz
1. Mahnwache vor der "DGE 2011" mit Offenem Brief, Hamburg 1.4.11
>>> Infoseite zu den Protesten >>> Bericht 1. Aktion 30.3. >>> Bericht 2. Aktion 1.4.
PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 2.4.2011
Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt.
In Hamburg sind anlässlich des Genitalabschneider-Kongresses "DGE 2011 – 54. Symposion der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie" menschenrechtswidrige kosmetische Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen aktuell gleich dreifach Thema:
• Zunächst drinnen im Congress Centrum Hamburg von Seiten
der Ärztinnen und Ärtzte der "Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(DGE):
Dort finden heute Samstag 2.4. sogenannte "Meet the
Expert-Sessions" statt zu den Schwerpunkten "Pädiatrische Endokriniologie"
sowie "Adrenogenitales Syndrom". Zu letzterem propagiert die DGE u.a. in der
2010 von ihr mitverantworteten AWMF-Leitlinie 027/047 unverdrossen
"Genitalkorrekturoperationen" an wehrlosen
Kleinkindern ohne Wenn und Aber: "In der Regel wird die Operation
in Deutschland im ersten Lebensjahr durchgeführt."
• Thema sind die chirurgischen Genitalverstümmelungen aber auch draußen
vor dem Kongress:
Ab 09:30 Uhr protestiert die Menschenrechtsgruppe
Zwischengeschlecht.org gleichzeitig zum 3. Mal in Folge
anlässlich der "DGE 2010" mit einer friedlichen Mahnwache
gegen die Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken – allein in
Hamburg werden solche an mindestens 5 Orten regelmäßig vorgenommen.
• Drittens sorgt sich die Chirurgische Arbeitsgemeinschaft
Endokrinologie (CAEK) darüber, als Mitorganisatorin bei der "DGE 2011"
in der Öffentlichkeit mit der Praxis der Genitalverstümmelungen in den
Kinderkliniken in Verbindung gebracht zu werden:
Als Reaktion auf den gestrigen Offenen Brief der Menschenrechtsgruppe
Zwischengeschlecht.org an die Mitgliederversammlung der DGE, welcher der
zeitgleich tagenden CAEK ebenfalls zugestellt wurde, monierte der
CAEK-Vorsitzende "bei allem Verständnis für Ihr Anliegen", dadurch
werde eine "Beziehung" hergestellt, "welche nicht existiert"
und ist daher "für den Leser irreführend" sei.
Zwischengeschlecht.org hält fest, dass weder im Offenen Brief noch sonstwo
behauptet wurde, die CAEK sei an Leitlinien beteiligt, die
menschenrechtswidrige Eingriffe propagieren, sondern sieht die Verantwortung
dafür im Zusammenhang mit der "DGE 2011" klar bei der DGE.
Zwischengeschlecht.org bedauert, falls trotzdem ein gegenteiliger Eindruck
entstanden sein sollte. Es war nicht die Absicht unserer Menschenrechtsgruppe,
eine direkte Beziehung der CAEK zu den von uns kritisierten Praktiken
herstellen zu wollen.
Jedoch ist Zwischengeschlecht.org der Ansicht, dass bei gravierenden
medizinethischen Fragen wie im Falle der systematischen kosmetischen
Genitaloperationen an wehrlosen Kindern die gesamte medizinische Gemeinschaft
gefordert ist, und nicht nur die unmittelbar betroffenen Teildisziplinen, und
dies umso mehr, je enger andere Disziplinen mit den direkt verantwortlichen
Kontakt pflegen und zusammenarbeiten.
Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von
kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie
"Menschenrechte auch für Zwitter!".
Freundliche Grüße
n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info
http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info
>>> Infoseite zu den "DGE 2011"-Protesten
>>>
Bericht 1. Protest vom 30.3.11
>>> Flugblatt
zu den Protesten (PDF, 168KB)
>>>
Bericht 2. Aktion 1.4.11
>>>
Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre
Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>>
Friedlicher Protest & Offener Brief DGKJ-DGKCH 2010
>>>
Friedlicher Protest & Offener Brief APE-AGPD 2010
>>>
Friedlicher Protest & Offener Brief 11th EMBL/EMBO 2010
>>>
Aktion & Offener Brief Ostschweizer Kinderspital St. Gallen 2011
>>>
Aktion & Offener Brief Kinderspital Luzern 2010
>>>
Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 2009
>>>
Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 2008
Siehe auch:
-
Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
-
Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der
TäterInnen
-
"Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
-
Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
-
Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
-
"EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller
chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen
Kinderkliniken
-
"Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr"
(DGKJ/APE/DGE)
-
"Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für
Zwangsoperateure
-
Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
-
Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher
Genitalverstümmelung
-
Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
-
Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
-
Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an
Kindern
-
Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas
propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
-
Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Anliegen
von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010
-
Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art.
2
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Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
-
Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an
Zwittern
-
"Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty
journal 03/08
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Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Wer
sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
Published on Saturday, April 2 2011 by nella