LSVD: Menschenrechte für Zwitter als Wahlprüfstein!

Nebst über den Antrag "Menschrechte von Intersexuellen schützen" stimmt der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) dieses Wochenende an der 21. Verbandstagung vom 4./5. April in Berlin-Schöneberg wiederum auf Antrag des Bundesvorstandes ebenfalls ab über "Zehn Schritte zu Gleichstellung und Respekt. Lesben- und schwulenpolitische Prüfsteine zur Bundestagswahl 2009".

>>> PDF-Download "Prüfsteine zur Bundestagswahl 2009"

Als Wahlprüfstein Nr. 9 (von 10) ist darin wiederum auch die Forderung nach Menschenrechte für Zwitter enthalten:

9. Menschenrechtsverletzungen an Intersexuellen bekämpfen!

Menschen sind in der Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland entweder männlich oder weiblich. Alle Neugeborenen werden binnen kurzer Zeit nach der Geburt im Geburtsregister des Standesamtes mit Nennung des Geschlechtseintrages eingetragen. Menschen, die mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen geboren werden, haben bislang keinen rechtlichen Schutz. Obwohl körperlich gesund, werden die Betroffenen in der Mehrzahl der Fälle von frühstem Kindesalter an irreversiblen medikamentösen und chirurgischen Eingriffen unterzogen. Diese Zwangsbehandlungen stellen einen erheblichen Verstoß gegen das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde dar. Die Zwangsanpassungen an die rechtlich geforderte Zweiteilung der Geschlechter sind eine schwerwiegende Form der Diskriminierung. 

Sind Sie bereit, sich dafür einzusetzen, dass in Zukunft chirurgische und/oder medikamentöse bzw. hormonelle Eingriffe nur mit der informierten Einwilligung der betroffenen Menschen erfolgen dürfen? 
Was werden Sie dafür tun, um Sorge zu tragen, dass Menschen mit einer Besonderheit der geschlechtlichen Entwicklung ein Recht auf freie Entfaltung und Selbstbestimmung gewährleistet wird?

Damit kommt der LSVD als erste LGBT-Organisiation einer Urforderung dieses Blogs nach (eins / zwei), nämlich Menschenrechte für Zwitter (namentlich das zentrale "Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde") als eigenständigen Punkt in die Agenda aufzunehmen, statt die Zwitter bloss "mitzumeinen" rsp. bestenfalls in der "gottgegebenen Reihenfolge" nach "sexuelle Identität" und "sexuelle Orientierung" usw. zuhinterst anzustellen (wie dies im andern Antrag teilweise leider immer noch der Fall ist). Dafür allen Beteiligten ein fettes Danke!!!

Erneut griff der LSVD bei diesem Antrag auf Textbausteine von Intersexuelle Menschen e.V. und Zwischengeschlecht.org zurück, wie sie u.a. in der Forderungsliste des Vereins und im CEDAW-Schattenbericht enthalten sind.

Auch an den übrigen Wahlprüfsteinen gibts übrigens aus meiner Sicht nix zu mosern, im Gegenteil ...

Auch dieser zweite Antrag muss dieses Wochenende erst noch von der Verbandstagung genehmigt werden. Einmal mehr sind wir gespannt auf das Abstimmungsresultat und hoffen auf das Beste! Nachtrag: Der Wahlprüfstein wurde einstimmig angenommen!

Nachtrag 2: Nun liegen auuch die Antworten der Parteien vor – und siehe da: 4 von 5 Bundestagsparteien fordern Selbstbestimmungsrecht für Zwitter!  

Siehe auch:
- Lesben- und Schwulenverband Deutschland fordert Menschenrechte für Zwitter! 
- LSVD: Menschenrechte für Zwitter als Wahlprüfstein! 
- Bundestagswahl 2009: 4 von 5 Bundestagsparteien fordern Selbstbestimmungsrecht für Zwitter! 
- CSD Konstanz & Kreuzlingen fordert Selbstbestimmung für Zwitter