"Politische Nebelkerzen" - Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (3)

Ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus".

Nella machte mich auf folgendes Video aufmerksam (zum abspielen reinklicken):

Nella fiel (woher wohl?) sogleich auf, dass die beschwichtigende Ministerin darin wohl nur so daherredet und wohl selbst nicht glaubt, was sie da für Ausreden verzapft.

Ebenfalls auf netzwerkB.org hat es einen eindrücklichen Bericht der im Video portraitierten Liza Stein über die Aktion unter dem vielsagenden Titel >>> "Noch so eine Tagung ohne uns". Nicht nur der folgende Ausschnitt dürfte dem einen oder anderen "Kampfzwitter" ebenfalls nicht ganz unbekannt vorkommen:

In Schwerin im Justizgebäude angekommen… bekam ich sichtlich des großen Gebäudes weiche Knie. Für weiche Knie war keine Zeit und wie ich nun mal bin sagte ich laut “ich will nach Hause”. Laut gesagt, aber im Winde verhallt und ich wollte ja nicht wirklich nach Hause… ich wollte nur dass meine Beine aufhörten unaufhörlich zu wackeln.

An dieser Stelle von diesem Blog einmal mehr ein grosses "Alle Achtung!" an all die unermüdlichen AktivistInnen um netzwerkB. Und nachfolgend ein weiteres gelungenes Beispiel, dass sich einmischen und sich-nicht mundtot-machen-lassen sich lohnt (um mehr über die betreffende Aktion zu lesen reinklicken):

 
Nellas seinerzeitiger spontaner Kommentar zum Bild: "Die sind auch nur so wenige!" Was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass es von klein auf Traumatisierten besonders schwerfällt, öffentlich hinzustehen und das an einem begangene Unrecht unübersehbar und unmissverständlich einzuklagen. Trotzdem ist und bleibt es im wahrsten Sinne des Wortes notwendig. Ein weiterer gelungener Bericht auf netzwerkB.org zur selben Demo trägt passenderweise den Titel >>> "Unbequeme Betroffene".

Dass unbequem sein nicht nur (Selbst-)Überwindung braucht, sondern auch das Risiko bergen kann, damit plötzlich seinerseits von Seiten der "Mächtigen" (und derer, die sich dafür halten) möglicherweise nicht unbeträchtlichen Unannehmlichkeiten ausgesetzt zu werden, die auf Überlebende zudem potentiell retraumatisierend wirken können, wurde uns von Zwischengeschlecht.org spätestens bei der Aktion in Heidelberg klar, als ein solcher "Möchtegern-Mächtiger" uns zunächst (leer) mit der Polizei drohte und zuletzt vor Ort ziemlich ausfällig wurde. Einmal mehr eine Erfahrung, welche die AktivistInnen um netzwerkB und SNAP auch hatten machen müssen, bezeichnenderweise bei einer Aktion im Vatikan (für 2 Artikel dazu in die beiden Bilder klicken):


Dass Norbert Denef und seine tapferen netzwerkB-MitstreiterInnen sich trotzdem nicht unterkriegen lassen, sondern weiterhin unbequem und "unverschämte Opfer" bleiben, kann ihnen gar nicht hoch genug angerechnet werden!

Und: Wohl kaum zufällig findet sich auf netzwerkB.org auch ein interessanter Post >>> "Gewaltfreie direkte Aktion" ...

>>> Unterschreibt die Petition zur Aufhebung der Verjährungsfrist für sexuellen Missbrauch im Zivilrecht!

Siehe auch:
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (1) 
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (2)
- "Runder Tisch Heimerziehung": Betroffene zum 2. Mal gedemütigt und erpresst - nach altbekanntem Muster ...
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus"

Comments

1. On Monday, June 6 2011, 13:54 by Sabrina Schwanczar

In meinen Augen sind die in Deutschland, der Schweiz und anderen Ländern praktizierten Zwitterbehandlungen auch eine Form sexuellen Mißbrauchs, sogar eine ganz besonders perverse. Die körperlichen Schäden kann man nicht in die Vergangenheit verdrängen. Sie sind immer da, selbst dann noch, wenn man Schmerzensgeld durchsetzen konnte, was in der Regel aufgrund der 30-jährigen Verjährungsfrist nicht möglich ist.

Auch wenn in meinem konkreten Fall die Behandlungsabläufe etwas modifiziert stattfanden, ich kriege jedesmal wenn ich an diese Schweinereien denke einen Streßhormonstoß. Beim Joggen ist das wie Doping. Ich laufe automatisch schneller.