Aachen 30.05.2011: Protest gegen "Ethik"-Vortrag von Genitalverstümmlerin Susanne Krege

«Menschenrechte auch für Zwitter!» vor dem UK Aachen 30.5.2011, im Hintergrund: Genitalverstümmlerin Prof. Dr. Med. Susanne KregeFriedlicher Protest mit Christiane Völling vor dem Universitätsklinikum Aachen, 30.5.2011
Im Hintergrund (Pfeil): Genitalverstümmlerin Susanne Krege

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>>> Offener Brief an das "Forum Medizin und Ethik" 

PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 29.05.2011:

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt – auch im Universitätsklinikum Aachen (UKA).

Morgen Montag, den 30. Mai 2011, organisiert das "Forum Medizin und Ethik" des Universitätsklinikums Aachen (UKA) im Rahmen seiner öffentlichen "Ringvorlesung Medizin & Ethik" einen Vortrag zum Thema "Intersexualität". Dies ist prinzipiell begrüßenswert, handelt es sich doch um ein aktuelles Thema mit erheblichem Handlungsbedarf, das "eine Reihe medizin-, rechts- und sozialethischer Fragen [berührt], insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit" (Deutscher Ethikrat, vgl. unten).

Als Referentin bestellte das "Forum Medizin und Ethik" mit der Kinderchirurgin PD Dr. med. Susanne Krege ausgerechnet eine bekennende und praktizierende Genitalverstümmlerin, die seit Jahr und Tag medizinisch nicht notwendige, irreversible kosmetische Genitaloperationen an wehrlosen Kleinkindern in Publikationen propagiert und auch persönlich durchführt. Obwohl sogar die "Ethischen Grundsätze und Empfehlungen" der Arbeitsgruppe Ethik im "Netzwerk Intersexualität/DSD" (welchem Krege mit angehört) letztlich unmissverständlich klarmachen, dass sowohl kosmetische Genitaloperationen an Kindern im Besonderen wie auch medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Kindern ohne jegliche Evidenz im Allgemeinen ethisch unhaltbar sind.

Noch dazu wählte die Täterin Krege für ihr Referat einen irreführenden Untertitel: "Gefangen im falschen Körper" (bekanntlich eine Umschreibung für Transsexualität, NICHT "Intersexualität"). Was leider kaum zufällig geschah: Die Genitalabschneiderin Krege ist in Deutschland eine der HauptprotagonistInnen, die Transsexualität medizinisch bei "Intersexualität" eingliedern wollen – ungeachtet der Tatsache, dass dies sämtliche "Intersex"-Betroffenenverbände aus sachlichen wie auch ethischen Gründen strikt ablehnen (ebenso wie – wenn auch aus anderen Gründen – praktisch alle ihrer Medizyner-KollegInnen).

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org ist entsetzt, dass das "Forum Medizin und Ethik" des UKA im Rahmen seiner "Ringvorlesung Medizin und Ethik" ausgerechnet einer international berüchtigten Genitalverstümmlerin eine Plattform bietet, um sich selbst und ihren ZunftsgenossInnen einen Ethik-Persilschein auszustellen und einmal mehr unethische und menschenrechtswidrige Genitalverstümmelungen trotz fehlender Evidenz unwidersprochen als "Standard" anzupreisen.

Markus Bauer, Zwischengeschlecht.org: "Die Wahl einer bekennenden und praktizierenden Genitalverstümmlerin als Referentin für einen 'Ethik'-Vortrag über 'Intersexualität' ist unverantwortlich und ein Schlag ins Gesicht aller Überlebenden von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken. Es ist, als würde man einen Folterknecht als 'Ethik-Experten' für Verhörmethoden einladen oder einen Nazi-Medizyner für ein 'Ethik'-Referat über Menschenversuche."

Wir wollen diesen täglichen Genitalverstümmelungen vor unserer Haustüre nicht mehr länger tatenlos zusehen!

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird am Mo 30.5. vor Ort in Aachen friedlich protestieren – gegen die GenitalabschneiderInnen sowie gegen die Untätigkeit von Politik und Justiz bei diesem fortdauernden Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
  

FRIEDLICHER PROTEST
anläßlich der "Ringvorlesung Medizin & Ethik" vom 30.5.
Vortrag der Genitalverstümmlerin PD Dr. med. Susanne Krege:
"Intersexualität – Gefangen im falschen Körper"
Mo 30.5.11, 18:00-19:30 h
vor dem Universitätsklinikum Aachen (UKA), Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen

 


KOSMETISCHE GENITALOPERATIONEN AN KINDERN

«STOP Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken!» - Zwischengeschlecht.org

Etwa jedes 2000. Kind wird mit "auffälligen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren (Zwitter, Hermaphroditen, "Intersexuelle", "Hypospader" u.a.m. – die Medizyner sprechen heute von "Störungen der Geschlechtsentwicklung / DSD").

Diese Kinder werden heute noch zu 90% systematisch "kosmetisch" zwangsoperiert, um aus ihnen "unauffällige" Jungen und Mädchen zu machen – ohne ihre Einwilligung, ohne medizinische Notwendigkeit und ohne, dass die angebliche "Wirksamkeit" der verstümmelnden Operationen je klinisch geprüft worden wäre. Viele werden obendrein kastriert und dadurch ihr Leben lang von gesundheitschädigenden "Hormonersatztherapien" abhängig gemacht.

Die behandelnden Medizinern nehmen dabei in Kauf, dass das sexuelle Empfinden vermindert oder gänzlich zerstört wird.

Seit den 1990ern klagen überlebende Betroffene diese Operationen öffentlich an als medizinische Verbrechen und "westliche Form der Genitalverstümmelung".

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org organisiert seit 3 Jahren friedliche Proteste und Mahnwachen u.a. vor Kinderkliniken, Medizinerkongressen und vor der UNO in Genf. Unsere mittelfristige Hauptforderung sind gesetzliche Maßnahmen zur Beendigung der Zwangsoperationen, entsprechend dem aktuellen Gesetzesentwurf im Bundestag gegen Genitalverstümmelungen an Mädchen und Frauen.
 
Unkontrollierte Menschenversuche ohne medizinische Notwendigkeit

Kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit "auffälligen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sind massive Menschenrechtsverletzungen. Sie sind medizinisch nicht notwendig, verstoßen gegen die Bundesverfassung (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) und verletzen die höchstpersönlichen Rechte der Kinder. Eltern haben deshalb kein Recht, im Namen ihrer Kinder in eine kosmetische Genitaloperation einzuwilligen.

Da die Wirksamkeit dieser Eingriffe nie klinisch getestet wurde (fehlende Evidenz) und auch die in der Medizin sonst üblichen Nachkontrollen bisher stets unterbleiben, handelt es sich um unkontrollierte Menschenversuche.
 
Ethisch, menschenrechtlich und juristisch unhaltbar

Seit Jahren bekräftigen Medizin- und BioethikerInnen: Nach medizinethischen Grundsätzen und Richtlinien sind kosmetische Genitaloperationen an Kindern klar unzuläßig. Jahrzehnte lange Klagen der Opfer über massive physische und psychische Schäden werden durch namhafte Studien bekräftigt.

Ebenso bestätigen JuristInnen, dass die nicht-eingewilligten Operationen gegen Grund- und Menschenrechte verstoßen und auch strafrechtlich nicht haltbar sind.

Terre des Femmes und internationale FGM-ExpertInnen betonen die Parallelen zur Weiblichen Genitalverstümmelung.

2009 wurde in Köln erstmals ein Chirurg letztinstanzlich zu einer Schmerzensgeldzahlung von 100'000 Euro verurteilt. Ebenfalls 2009 rügte das UN-Komitee CEDAW die Bundesregierung wegen Verletzung ihrer Schutzpflicht gegenüber zwischengeschlechtlichen Kindern.

2010 bestätigte der Deutsche Ethikrat: "Der Umgang mit der Intersexualität berührt eine Reihe medizin-, rechts- und sozialethischer Fragen, insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit."

Auch Ländersektionen von Amnesty International kommen zum Schluss:

"Im Mittelpunkt der Bemühungen steht die Ächtung einer medizinischen Praxis, intersexuellen Menschen entweder im frühen Kindesalter ohne Einwilligungsfähigkeit – oder Erwachsenen ohne Aufklärung über Folgen – auf operativ-medikamentösem Weg ein eindeutiges Geschlecht „zuzuweisen“. Dies wird als fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte (Recht auf körperliche Unversehrtheit, auf Selbstbestimmung und Würde und auf Nicht-Diskriminierung) gewertet, da solche Maßnahmen in den allermeisten Fällen aus medizinisch-gesundheitlicher Sicht keinerlei Begründung haben." (Amnesty Deutschland 2010)

"Wir erachten genitale Zwangsoperationen für ein schweres Verbrechen, das gegen die Menschenrechte auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde verstösst. Genitale Zwangsoperationen sind schwere medizinische Eingriffe an Kindern mit gesunden, aber sogenannten nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen, die ohne die Einwilligung der Betroffenen vorgenommen werden. Die Folgen von chirurgischen und medikamentösen Eingriffen werden von den Betroffenen oft als Verstümmelungen wahrgenommen." (Amnesty Schweiz 2010)

Trotzdem halten die Mediziner wider besseres Wissen unbeirrt an diesen menschenrechtswidrigen Praktiken fest – auch in Aachen.
 
Verhängnisvoller Druck auf die Eltern zu irreversiblen OPs

Nach wie vor setzen Ärzte Eltern unter Druck zu einem möglichst raschen Entscheid - obwohl kein medizinischer Notfall vorliegt, die Operationen irreversibel sind und es für die betroffenen Kinder um eine existenzielle Frage geht:

"Wir Eltern wurden von den Ärzten massiv unter Druck gesetzt, das Kind geschlechtsbestimmend operieren zu lassen, obwohl es vollkommen gesund war und keine Beschwerden hatte. Nicht zu operieren, wäre für das Kind ein gesellschaftliches Desaster, lautete die Begründung. Die Rede war zuerst von einem Mädchen. 'Aber wir machen auch einen Bub, wenn Sie das lieber wollen', bot uns die Ärztin an." (Eine Mutter über eine "Netzwerk DSD"-Endokrinologin)

Viele Eltern, die sich von den Ärzten überrumpeln ließen, bereuen dies später und beklagen sich darüber, dass sie nicht umfassend informiert wurden, und dass ihnen keine oder wenig Unterstützung für alternative Überlegungen geboten wurden, insbesondere Hinweise auf Kontaktmöglichkeiten zu Betroffenen und Selbsthilfegruppen.
 
Diskussion über gesetzliches Verbot notwendig

Seit 20 Jahren klagen Betroffene den Ärzten und der Öffentlichkeit ihr Leid. Trotzdem operieren die Mediziner stur weiter - sicher im Wissen, dass sie wegen der Verjährungsfristen und der Traumatisierung der Opfer juristisch kaum belangt werden können.

Während Genitalverstümmelungen in Afrika verurteilt und juristisch bekämpft werden, sind die Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken vor der eigenen Haustüre nach wie vor kein Thema.

Was 99% dieser Kinder erleben mussten, ist verwandt mit sexuellem Missbrauch, ist verwandt mit Folter, ist verwandt mit Mädchenbeschneidungen in Afrika, ist verwandt mit den medizinischen Experimenten, wie sie im 2. Weltkrieg in KZ's durchgeführt wurden.
 
Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!". Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.
  
Freundliche Grüße

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

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>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

>>> Friedlicher Protest & Offener Brief "3rd EuroDSD" 2011 
>>> Friedlicher Protest & Offener Brief DGE 2011
>>> Friedlicher Protest & Offener Brief DGKJ-DGKCH 2010
>>> Friedlicher Protest & Offener Brief APE-AGPD 2010
>>> Friedlicher Protest & Offener Brief 11th EMBL/EMBO 2010
>>> Aktion & Offener Brief Ostschweizer Kinderspital St. Gallen 2011
>>> Aktion & Offener Brief Kinderspital Luzern 2010
>>> Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 2009
>>> Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 2008

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Published on Sunday, May 29 2011 by nella