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Stellungnahme von Zwischengeschlecht.org vom 20.3.2011

zur Zweit-Interpellation 11.3265 "Umgang mit Varianten der Geschlechtsentwicklung (DSD/Intersexualität) in der Schweiz"
von Margret Kiener Nellen (SP)
Eingereicht am 18.03.2011


Sehr geehrte Frau Kiener Nellen

Wir bedanken uns, dass Sie sich für die Menschenrechte von Kindern und Jugendlichen einsetzen wollen, die der Gefahr von kosmetischen Genitaloperationen ausgesetzt sind. Wir freuten uns sehr, dass Sie sich dazu auf unsere Anfrage hin bereit erklärten, bei einem überparteilichen Vorstoss mitzumachen, der allgemein die menschenrechtswidrigen kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen ohne medizinische Notwendigkeit und Evidenz ansprechen und relevante IV-Statistiken dazu erfragen sollte.

Wir bedauern jedoch sehr, dass Sie nun am 18. März 2011 entgegen unserer Abmachung eine Einzelinterpellation zum Thema "Intersexualität" einreichten.

Weiter bedauern wir sehr, dass Sie entgegen unserem ausdrücklichen Wunsch und entgegen unserer begründeten starken Bedenken Ihre Interpellation um Begriffe und theoretische Konzepte herum aufbauten wie "Geschlechtsdifferenzierung", "Intersexualität" und "Geschlechtszugehörigkeit".

Ebenso bedauern wir sehr, dass Sie, wiederum entgegen unserem ausdrücklichen Wunsch und entgegen unserer begründeten starken Bedenken, in Ihrer Interpellation Anliegen dritter Interessensgruppen propagieren wie Änderungen der Zivilstandsverordnung sowie "obligatorische Beratung der Eltern durch [...] Fachstellen", jedoch ohne ausdrückliche Einbeziehung der Betroffenen und ihrer Organisationen.

Das Leben von uns Betroffenen ist negativ und traumatisierend geprägt dadurch, dass ständig über unsere Köpfe hinweg (und oft genug entgegen unseren ausdrücklichen Willen) über uns entschieden wurde, und uns ständig von Dritten aufgezwungen wurde und wird, was "das Beste" für uns sei. Ebenso wehren sich Betroffenenorganisationen seit bald 20 Jahren ausdrücklich dagegen, dauernd zu unserem Schaden für politische Anliegen dritter Interessensgruppen vereinnahmt zu werden.

Dass dies alles in Ihrer Interpellation einmal mehr wiederholt und perpetuiert wird, verletzt uns sehr. Ebenso Ihre nicht nachvollziehbare nachträgliche 'Begründung' per E-Mail vom 18.3.11: "Aus menschen- und  grundrechtlicher Sicht muss ich jedoch meinem Gewissen folgend diese Fragen so eingeben."

Freundliche Grüsse

Daniela Truffer / Zwischengeschlecht.org

>>> 1. Stellungnahme Zwischengeschlecht.org zur Zweit-Interpellation 11.3265, 16.3.11

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