"Intersex-Operationen" im Universitätsspital Assiut, Mittelägypten
By seelenlos on Thursday, June 17 2010, 14:22 - Die Mediziner - Permalink
Regelmässig werden in Afrika und Asien Berichte publiziert, in denen Medizyner absolut unreflektiert uneingewilligte Genitaloperationen an wehrlosen Zwitterkindern abfeiern, wie es sich "westliche" Medizyner selten mehr getrauen, wohl weil es (noch) kaum öffentlichen Widerspruch von den Opfern ihrer "medizynischen Heldentaten" gibt.
Auf der Homepage der ägyptischen Tageszeitung Al-Masry Al-Youm ist ein >>> aktueller Bericht (englisch) online mit anzüglichem Titel (etwa: "Unter dem Rock: Intersex-Operationen in Assiut").
Darin prahlen drei Zwangsoperateure stolz mit ihren medizynischen Verbrechen; allein seit 2000 hätten sie "über 25 lokale Intersex-Operationen durchgeführt" (vorher wurden die Kinder jeweils nach Kairo zur Verstümmelung überwiesen).
Die drei interviewten Medizyner, Dr. Mustafa el-Sonbaty (Bild), Chef für kosmetische Chirurgie am Assiut Universitätsspital mit "15-jähriger Erfahrung" im Kinderverstümmeln und "15 Intersex-Operationen" auf den Kerbholz allein seit 2000, Dr. Abdel Moneim el-Haggagy, Urologe und "Pionier von Intersex-Operationen" ebendort, und Dr. Tarek el-Gammal, "Chef rekonstruktive Mikrochirurgie" gleichenorts, stellen sich zudem noch als besonders "fortschrittlich" dar. Ihre Aussagen im Artikel wimmeln von herablassenden Bemerkungen über die "extrem konservative Landbevölkerung", die wegen "Unwissenheit" und "Inzucht" eine "überproportional hohe Rate von Intersex-Kindern" aufweise. Ebenfalls zur Rate beitragende Allgemeinpraktiker und Apotheker, die ihre Patientinnen ungenügend aufklären bzw. Schwangeren unbesehen röntgen oder "potentiell schädliche Medikamente" wie "gewisse Antibiotika" verordnen, werden hingegen nicht weiter wertend dargestellt.
Das Steckenpferd der "fortschrittlichen" Medizyner sind offensichtlich "komplexe, 12 Stunden dauernde" vermännlichende Genital-Ops, wobei "Gewebe vom Arm" verwendet werde, um den "fehlenden Teil des männlichen Glieds wiederherzustellen und mit den Nerven zu verbinden. Nach der OP bleiben sie vier bis fünf Tage auf der Intensivstation, während dieser Zeit durchläuft der Patient einen 'Maskulinisierungsprozess', der einen Haarschnitt sowie einen Kleiderwechsel beinhaltet."
Laut Dr. Tarek el-Gammal (Bild) sind sie "überglücklich nach der Operation. Sie sind erleichtert, dass ihre Probleme vorbei sind."
Auch die Familien seien jeweils "durchaus zufrieden, dass ihre 'Tochter' über Nacht in einen Sohn umgewandelt wurde". Dr. Mustafa el-Sonbaty: "Ich hatte einen Vater, der war so glücklich, dass er mir die Wangen küsste, bis sie beinah abfielen."
Problematischer für die "fortschrittlicheren" Medizyner ist die Kooperation mit Familien von "weiblichen Pseudohermaphroditen", geschweige denn mit diesen selber: Wegen "Scham" und "sozialem Stigma" würden nur wenige bei ihnen vorstellig, und alle Betroffenen, mit denen es Dr. Abdel Moneim el-Haggay bisher zu tun hatte, hätten Operationen durchwegs abgelehnt, obwohl es sich dabei "nur um einen simplen chirurgischen Eingriff gehandelt hätte, um die Klitoris auf eine normale Grösse zu reduzieren".
Vielfach würden Zwitter auch von den Familien als Frauen deklariert und der rituellen Genitalverstümmelung unterzogen, bevor die Medizyner sie zu Gesicht bekämen, wobei ihnen "der entstellte Penis kurzerhand abgeschnitten wird". Dass auch sie wehrlose Kinder ungefagt verstümmeln, fällt den sauberen Medizynern nicht auf.
Während die Medizyner bei Zwitterkindern uneingewilligte Genitaloperationen für unabdingbar halten, weigern sie sich, in Ägypten an sich legale OPs bei Transsexuellen durchzuführen, die solche wünschen.
Dr. Mustafa el-Sonbaty: "Wie könnte ich bei einem solchen sündhaften Verbrechen mitschuldig machen? Den Körper eines Mannes zu verändern, um ihn seinem psychologischen Problem anzupassen ist eine Sünde, da wir verändern würden, was Gott geschaffen hat."
Dass auch Zwitter so auf die Welt kommen, wie Gott sie geschaffen hat, und dass er bei seinen "rein medizinischen Eingriffen" an wehrlosen Zwitterkindern erst noch das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen sträflich mit Füssen tritt, ist für den "fortschrittlichen" Medizyner kein Thema – wie bei seinen "westlichen" VerstümmlerkollegInnen bekanntlich auch ...
Es ist noch ein weiter Weg ...
Nachtrag: Hintergründe dazu, wie Dr. el-Sonbatys zu seiner letzten Aussage kommt, findet sich in diesem Kommentar von Anne. Danke!
Siehe auch:
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?