Chile > UN-Kinderrechtsausschuss kritisiert Intersex-Genitalverstümmelungen erneut als "Schädliche Praxis"

Foto: Aktion von Zwischengeschlecht.org zum UNHRC UPR #14, UNO Genf 20.10.2012

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Zwischengeschlecht.org on FacebookWie dieser Blog berichtete, hatte der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes (CRC) Chile im Rahmen der Staatenüberprüfung auf Einhaltung der Kinderrechtskonvention mehrfach zu IGM-Praktiken befragt, nachdem NGOs und die Nationale Menschenrechtsinstitution das Thema aufwarfen.

Die Regierung ihrerseits vermochte nur ausweichende Antworten zu liefern betreffend ihrer Verpflichtung, Intersex-Kinder wirksam vor unnötigen, nicht eingwilligten und verstümmelnden Genitaloperationen a.k.a. IGM-Praktiken zu schützen.

Nun hat der Ausschuss seine verbindlichen "Abschließenden Bemerkungen" für Chile veröffentlicht, die – wie erhofftdeutliche Worte zu IGM-Praktiken enthalten. Erneut stufte der Ausschuss IGM als "schädliche Praxis" ein, und forderte "wirksame Rechtshilfe für Opfer, einschließlich Wiedergutmachung und angemessener Entschädigung"!

Dafür von diesem Blog von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön!

Nachfolgend eine inoffizielle Übersetzung der Abschnitte zu IGM-Praktiken:

>>> Original (englisch): CRC/C/CHL/CO/4-5, Advance Unedited Version, paras 48–49

Schädliche Praktiken

48.  Während er die vorgeschlagene Entwicklung eines Protokolls für die medizinische Betreung von intersex-Säuglingen und Kindern vermerkt, ist der Ausschuss ernsthaft besorgt über Fälle von medizinisch nicht notwendigen und irreversiblen Operationen sowie weiteren Behandlungen an Intersex-Kindern ohne deren informierte Zustimmung, welche schweres Leiden verursachen können, sowie über den Mangel an Rechtszugang und Entschädigung in solchen Fällen.

49.  Im Licht des Gemeinsamen Allgemeinen Kommentars Nr. 18 (2014) und Nr. 31 des Ausschusses für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau empfielt der Ausschuss, dass der Vertragsstaat die Entwicklung und Umsetzung eines Rechte-basierten Protokolls für die medizinische Behandlung von Intersex-Kindern vorantreibt, welches Prozeduren und Schritte festlegt, denen medizinische Teams folgen müssen, und die sicherstellen, dass niemand während der Kindheit oder Jugend unnötigen Operationen oder sonstigen Behandlungen unterworfen wird, und welche die Rechte der betroffenen Kinder auf körerliche und geistige Unversehrtheit, Autonomie und Selbstbestimmung schützen, sowie Intersex-Kinder und ihre Familien Zugang zu angemessene Beratungs- und Unterstützungsangeboten gewähren, einschließlich Selbsthilfegruppen, sowie wirksame Rechtshilfe für Opfer, einschließlich Wiedergutmachung und angemessener Entschädigung sicherzustellen.

Siehe auch:
- "Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-CRC verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM-Praktiken
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)