Einige können jederzeit zurück

In der letzten Ausgabe der Samstagsbeilage "Das Magazin" NR 35 vom 30.08.2008 ist ein sehr interessanter Artikel über die Geschichte der schwarzen Amerikaner, ihren langen Weg "von der Sklaverei bis zum schwarzen Präsidentschaftskandidaten": "Black America, 1" (Teil 2 erscheint in der nächsten Ausgabe).

Eine Passage hat mich besonders berührt, wo es um die Identität der Schwarzen geht, und um die Frage, ob ein Weisser jemals überhaupt erahnen kann, was diese Identität ausmacht, was es heisst, Rassismus zu erfahren und damit zu leben:

"Es ist eine komplexe Welt, diese Welt der Identität, voller Fragen, die sich einem Weissen nie stellen. (...) Es war wohl Absicht, dass mir Toland vor dem Abschied vom Experiment eines Mannes berichtete, der sich die Haut gefärbt und ein halbes Jahr als Schwarzer gelebt habe, um am eigenen Leib zu erfahren, was Rassismus ist. So gehe das nicht, meinte er, und blickte mich mit grossen, wässrigen Augen an: 'Er wusste, dass er jederzeit zurück konnte.'"

Ich bin nicht schwarz und will mir auch keine ungebührlichen Vergleiche anmassen. Und dennoch: Auch mein Leben ist durch eine Art Rassismus geprägt, auch ich muss mich mit Leuten auseinandersetzen, die sich mit mir identifizieren und meinen, sie sässen im selben Boot.

Diese Menschen werden jedoch nie nachfühlen können, wie das ist, wenn man im Kindesalter ohne seine Einwilligung an seinen Genitalien zwangsoperiert wird und sein Leben lang mit den psychischen und physischen Folgen fertig werden muss.

Wir können unsere Identität nicht ausziehen und in den Schrank hängen.

Nella