Elisabeth Müller @ NDR3 Mi 23.9.09 18:45h

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

In der Sendung DAS! (18.45 bis 19.30) kommt ein 3.5 minütiger Beitrag mit Elisabeth "Kann ein Zwitter Sünde sein?" Müller zum Thema – na, was wohl?
Sind schon mal gespannt ...

Bild: Eli an der 1. Zwitter-Demo vom 12.12.07 vor dem Landgericht Köln zu Christianes 1. Prozesstag.
Foto: Katrin Ann Kunze

"Von Ärzten behandelt wie der letzte Dreck" – Besprechung von Nella:

"Elisabeth Müller hat etwas gegen die Anrede Frau. Doch ein Mann ist sie auch nicht. (...) Elisabeth Müller spricht von sich lieber als Hermaphrodit."

Ganz am Schluss der Sendung kam endlich - last but not least at all - Elisabeth Müller, die einmal mehr in gewohnter Manier als Hermaphrodit Müller Klartext redete:

Über Medizyner: "Ich habe mit Sechzehn erfahren, dass ich intersexuell bin. Ich hatte sicherlich damals die Angst, dass mich andere als Monster sehen. Und ich denke mal, ich hatte diese Angst, weil ich wurde von Ärzten so behandelt, wie, man muss sagen wie der letzte Dreck."

Über "das Monster aus Demütigung, Diskriminierung und Verstümmelung" (NDR), das sie nach Jahre langem Kampf besiegte: "Es gab eine Zeit, da konnte ich Zwitter nicht aussprechen, aber Monster konnte ich eher aussprechen als Zwitter. Und das ist natürlich fürchterlich, wenn man sowas sagen muss. Aber es ist auch sehr schön, wenn man irgendwann das so locker sagen kann und weiss: dieser Albtraum ist vorbei."

Über den Weg zu sich selbst: "Musik war für mich sogar im wahrsten Sinne des Wortes notwendig, um Not abzuwenden. Ich denke, ich wäre wesentlich, auch seelisch wesentlich weniger gut drauf, wenn ich meine Musik nicht hätte. Und der Gesang hat dann noch zusätzlich diese besondere Komponente der Körperlichkeit hinzugebracht, was mich damals (...) gezwungen hat, mich mit meinem Körper auseinanderzusetzen und den Körper, den ich habe, so anzunehmen, wie er ist."

Auch der Kommentar des NDR nahm kein Blatt vor den Mund:

Über die auch heute noch gängige menschenverachtende Praxis der Zwangsoperationen und ihre Folgen: "Das Neugeborene hatte beide Geschlechtsmerkmale. Nach einer Woche wurde ein Geschlecht festgelegt, wie etwa bei 100'000 anderen Menschen in Deutschland. Als Elisabeth Müller 24 war, haben Ärzte die Hoden entfernt. Die Folgen: Osteoporose, Gewichtszunahme, Blutarmut und Depressionen."

Über selbstbestimmte Schadensbegrenzung: "Seitdem Elisabeth Müller Testosteron nimmt, sind die gesundheitlichen Beschwerden zurück gegangen."

Über die Wirkung von Selbsthilfegruppen: "Zusammen mit den XY-Frauen, einer Selbsthilfegruppe, kämpft sie dafür, dass Hermaphroditen so bleiben dürfen, wie sie auf die Welt kamen."

Am Schluss der Sendung fragte der Moderator den Studiogast sinnigerweise, was es denn nach dem Söhnchen werden solle. Der Studiogast: "Ein Mädchen."

Wir hingegen fragen einmal mehr:

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Siehe auch:
- Zwitter Elisabeth Müller im MDR Fr 18.1.08 + Podcast
- Interview mit Zwitter Elisabeth Müller - advaitaJournal 14 
- «Ich dachte, ich bin das einzige Monster der Welt» – news.de 12.8.09 
- "Ich wurde belogen und verstümmelt" - Hamburger Abendblatt 23.7.09  
- "Weder Mann noch Frau! Leben als Zwitter" - Stern TV 14.10.08
- Zwitter @ Kulturzeit, Mi 25.6.08 19:20h 3Sat
- Zwischengeschlechtliche ehrten Milton Diamond - 30.1.08