150 JAHRE INSTRUMENTALISIERUNG UND AUSBEUTUNG VON INTERSEXEN DURCH
HOMOSEXUELLE, TRANSSEXUELLE UND FEMINISTINNEN
Zwischengeschlechtlich
geborene Menschen müssen sich nicht nur mit der Problematik auseinandersetzen,
dass ein Zweigeschlechtssystem ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper nicht
gelten lässt und mittels Skalpell der Norm anpasst. Sie werden zusätzlich mit
der Tatsache konfrontiert, dass homosexuelle und transsexuelle Bewegungen sowie
die feministische Frauenbewegung ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper oft
als Mittel zum Zweck für eigene Interessen verwenden. In der öffentlichen
Wahrnehmung sind zwischengeschlechtlich geborene Menschen längst im
(Trans)Gender-Diskurs untergegangen – was den selbsternannten Vertretern der
bipolar normierten Gesellschaft noch mehr Macht in die Hände spielt. Die
Instrumentalisierung und Ausbeutung von Intersexen durch andere Randgruppen hat
Tradition, wie der folgende historische Abriss zeigen soll.
INHALT
1. Karl Heinrich Ulrichs
2. Magnus Hirschfeld
3. John Money
4. Kate Millett / Alice Schwarzer / Judith Butler
5. Transsexuelle
6. Transgender
7. Aufruf zur Wiedergutmachung
1. KARL HEINRICH ULRICHS
Mit Einführung des § 175 des deutschen Strafgesetzbuchs am 1. Januar 1872
wurden sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts als
“widernatürliche Unzucht” unter Strafe gestellt. Zehntausende Männer wurden
aufgrund des § 175 verurteilt, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung aller
Homosexuellen mit Füssen getreten.
Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895), Ahnherr der Schwulenbewegung, verschrieb
sich dem Kampf gegen den diskrimierenden Paragraphen und veröffentlichte ab
1864 zwölf Schriften “Forschungen über das Räthsel der mannmännlichen
Liebe”.
Seine Forderung nach Straflosigkeit homosexueller Handlungen begründete Ulrichs
mit seiner Theorie von der weiblichen Seele im männlichen Körper, was beweise,
dass Homosexualität nicht krankhaft, sondern eine natürliche, angeborene
Veranlagung sei, wie eben der Hermaphroditismus. Ulrichs sprach deshalb von
‚psychischem Hermaphroditimus’ oder ‚psychischer Zwitterbildung’. Das hatte
Programm, wurden doch Hermaphroditen damals zwar als eigenartige, aber nicht
illegale Wesen betrachtet, die für ihre Zweigeschlechtlichkeit nichts konnten,
und waren somit im Gegensatz zu Homosexuellen nicht gesellschaftlich geächtet
und kriminalisiert. Mehr noch, Zwitter hatten zu Ulrichs Lebzeiten dank
Preussischen Landrecht als einzige Menschen (noch) das Privileg, mit 18 per
"Geschlechtseid" selbst entscheiden zu können, welchem Geschlecht sie angehören
wollen, und damit einhergehend, ob sie sich straffrei lieber mit Männlein oder
mit Weiblein ins bett legten – was Ulrichs als Jurist zweifellos bewusst war.
Was lag also näher, als zwecks Entkriminalisierung von Homosexualität diese als
besondere Form von Hermaphroditismus zu propagieren und somit zu legitimieren?
Ulrichs setzte hier den Grundstein für die Vereinnahmung und
Instrumentalisierung von Hermaphroditen.
- Walter Tilmann: “Das frühe homosexuelle Selbst zwischen Autobiographie und
medizinischem Kommentar” http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-05/05-1-10-d.htm
- http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Heinrich_Ulrichs
-
Ulrichs-(Krafft-Ebing)-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische
Intersexualität"
2. MAGNUS HIRSCHFELD
Der Sexualforscher und Mitbegründer der ersten Homosexuellen-Bewegung Magnus
Hirschfeld (1868-1935) führte Ulrichs Kampf gegen den § 175 fort und übernahm
dessen Vorstellungen von der Homosexualität als psychischem Hermaphroditismus
weitgehend in seiner “Lehre von den sexuellen Zwischenstufen” oder unter dem
Schlagwort vom “dritten Geschlecht”. Hirschfeld versuchte, diese Theorie immer
wieder wissenschaftlich zu untermauern, u.a. durch Untersuchungen über
Hermaphroditen (siehe z.B. “Sexualpathologie 2. Teil: Sexuelle Zwischenstufen.
Das männliche Weib und der weibliche Mann”). Zur Untermauerung der Analogie von
Homosexualität und Hermaphroditismus verwandte Hirschfeld die Begriffe
“Intersexualität”, “intersexuell” und “Intersexueller” (in Anlehnung an Richard
Goldschmidt, dessen latinisierte Begriffsschöpfung wiederum auf Hirschfelds
"Zwischengeschlecht" zurückgeht).
Um glaubwürdiger zu wirken, verleugnete der Eugeniker Hirschfeld (Mitglied der
"Gesellschaft für Rassenhygiene") öffentlich lange seine eigene Homosexualität
und schilderte Homosexuelle als minderwertig. Er arbeitete mit dem Wiener
Physiologen Eugen Steinach zusammen (der u.a. Homesexuelle durch Implantieren
von “gesunden” Hetero-Hoden von zwangskastrierten Sexualverbrechern oder von
Hermaphroditen “heilte”), ebenso mit dem späteren KZ-Arzt Carl Værnet.
Hirschfelds "Institut für Sexualwissenschaft" führte auch die ersten operativen
Geschlechtsumwandlungen durch.
Siehe auch:
-
Magnus Hirschfeld - bestbezahlter Genitalverstümmler seiner Zeit
-
Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das
"Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren
- http://de.wikipedia.org/wiki/Magnus_Hirschfeld
- Florian Mildenberger: "Diskursive Deckungsgleichheit – Hermaphroditismus und
Homosexualität im medizinischen Diskurs (1850-1960)", in: Frank Stahnisch,
Dlorian Steger (Hrsg.): Medizin, Geschichte und Geschlecht. Wiesbaden 2005, S.
259-283
- Florian Mildenberger: “Rattenfänger auf Schloß Bellevue” http://www.gigi-online.de/Rattenf%E4nger23.html
- Peter Kratz: “Das falsche Idol” http://www.trend.infopartisan.net/trd7800/t357800.htm
- Rezension: “Carl Værnet. Der dänische SS-Arzt im KZ Buchenwald” http://www.invertito.de/jahrbuch/inv07/inv07_rez_potthoff_vaernet.html
- Rainer Herrn: “Vom Geschlechtsumwandlungswahn zur Geschlechtsumwandlung”
http://www.genderwunderland.de/forschung/herrn1995.html
(via auf archive.org)
- Rezension: Rainer Herrn: “Schnittmuster des Geschlechts” http://www.genderwunderland.de/medien/buecher/titel/herrn2005.html
(via auf archive.org)
- http://reform-akt.de/index.php?title=Medizin_(ist)
- http://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechtsangleichende_Operation#Anfang_20._Jahrhundert.2FMagnus_Hirschfeld
1919 erschien “Anders als die Andern”, der erste Homosexuellen-Film der
Filmgeschichte (Regie: Richard Oswald, wissenschaftliche Mitarbeit: Magnus
Hirschfeld). Der Film, der die Nöte von Homosexuellen aufgrund des § 175
schildert, wurde nach wenigen Monaten verboten – als einer der ersten Filme
nach der Wiedereinführung der Filmzensur. Als Reaktion auf das Verbot
veröffentlichte Magnus Hirschfeld 1927 den Dokumentarfilm “Gesetze der Liebe”.
Die “Schlussepisode” (die über 3/4 des gesamten Films ausmachte) enthielt eine
leicht gekürzte Fassung von “Anders als die Andern”, als Alibi-Kapitel
vorgeschoben wurde eine Abhandlung über das “Zwischengeschlecht beim Menschen,
bei Pflanze und Tier”. Diese zweite Fassung von “Anders als die Andern”, die
übrigens ebenfalls verboten wurde, beweist wiederum, wie Zwitter von
Homosexuellen als Mittel zum Zweck eingesetzt wurden, um eigene Ziele zu
erreichen. Während “Anders als die Andern” heute noch in beiden Fassungen
restauriert erhältlich ist, sind vom Hermaphroditen-Kapitel bezeichnenderweise
nur noch die Zwischentitel überliefert.
- http://de.wikipedia.org/wiki/Anders_als_die_Andern_(1919)
- Dokumente zu “Anders als die andern” http://www.cinegraph.de/cgbuch/b2/b2_03.html
- Zwischentitel “Gesetze der Liebe” http://www.deutsches-filminstitut.de/collate/collate_sp/se/se_link_28.htm
[mittlerweile nur noch via archive org, unvollständig ...]
Magnus
Hirschfeld, Zwitterverstümmler "für einen guten Zweck"
Darstellung nach Rosa von Praunheim: "Der Einstein des Sex"
>>> Quelle
Jahrzehnte später setzte Rosa von Praunheim der Schwulenikone Magnus
Hirschfeld in seinem Film “Der Einstein des Sex. Leben und Werk des Dr. Magnus
Hirschfeld” ein Denkmal. Wie sehr die Ausbeutung von Hermaphroditen zu diesem
Zeitpunkt in der Schwulenbewegung bereits internalisiert ist, zeigt sich darin,
dass Rosa von Praunheim, einer der wohl bekanntesten und tonangebendsten
Exponenten, im Jahre 1999 in seinem Film die (historisch nicht belegte)
Herkunft des Geldes für die Gründung von Hirschfelds "Institut für
Sexualwissenschaft" damit erklärt, dass Hirschfeld nach anfänglichem Zögern
einem orientalischen Hermaphroditen auf Geheiss dessen Eltern
das zwittrige Genital amputierte, um die ihm dafür versprochene Schatztruhe
zu erhalten. Treffender als mit dieser von Rücksichtslosigkeit gegenüber
Intersexen geprägten Szene lässt sich die Instrumentalisierung von Zwittern
durch Hirschfeld & Co. kaum darstellen: die Entstehung des Instituts wurde
erkauft mit Geld, an dem das Blut eines zwangsopierten Hermaphroditen
klebt.
- Stefan Zweifel: “Opus minus über Dr. Magnus” http://www.intersexualite.org/Deutsch-Index.html#anchor_481
- Peter Kratz: “Der Streicher des Sex” http://www.konkret-verlage.de/kvv/txt.php?text=derstreicherdessex&jahr=2000&mon=04
-
Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das
"Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren
-
Offener Brief an Rosa von Praunheim zu Hirschfeld als
Zwitterverstümmler
-
Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische
Intersexualität"
- http://www.tvspielfilm.de/filmlexikon?type=filmdetail&film_id=250736
3. JOHN MONEY
Der Psychologe und Sexologe John Money (1921-2006) kann als Hirschfelds Erbe
betrachtet werden. Money erfand und prägte die Gendertheorie vom sozialen
Geschlecht als massgebendem und dem biologischen Geschlecht als
vernachlässigbarem Faktor. Zeitgleich perfektionierte sein Team im Johns
Hopkins Hospital in Baltimore operative Geschlechtsumwandlungstechniken für
Transsexuelle. Davon ausgehend propagierte Money flächendeckend die heute noch
gebräuchlichen “geschlechtsangleichenden” genitalen Zwangsoperationen an
sämtlichen Intersexen in den ersten zwei Lebensjahren (damit sie sich später
nicht erinnern können), wobei die Betroffenen über ihr eigentliches Geschlecht
systematisch belogen werden. 100'000e Intersexe wurden und werden nach Moneys
Vorgaben zwangsoperiert (allein in Deutschland 1-2 JEDEN TAG) und anschliessend
ein Leben lang angelogen. Für die Mediziner ein lukratives Geschäft – mit
gravierenden körperlichen und seelischen Folgen für die Betroffenen.
Dem Vorwurf von Kollegen, dass seine Gender-Theorie klinisch nicht bewiesen
sei, versuchte Money ein für alle Mal mit einem klassischen
“Zwillingsexperiment” zu begegnen: David Reimer, einen Jungen, dem bei einer
missglückten Beschneidung der Penis völlig zerstört wurde, liess Money im Alter
von 22 Monaten umoperieren und anschliessend als Mädchen aufziehen, dessen
Zwillingsbruder musste die Kontrollgruppe spielen. Das Experiment misslang –
David Reimer hatte sich immer wieder geweigert, seine Mädchenrolle zu
akzeptieren; als er mit 14 die Wahrheit herausfand, wurde er wieder zum Mann.
Heute sind Bruce und David Reimer tot, beide haben ihrem Leben selbst ein Ende
gesetzt. Money gab das Scheitern seines “Experiments” jedoch nie zu.
2002 erhielt John Money die Magnus-Hirschfeld-Medaille, die seit 1990 von der
Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS) für
besondere Verdienste um Sexualwissenschaft und Sexualreform verliehen wird.
Damit schliesst sich der Kreis.
- http://en.wikipedia.org/wiki/John_Money
- John
Money – der Mythos vom Einzeltäter
- John Colapinto: “The true Story of John/Joan” http://infocirc.org/rollston.htm
-
Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische
Intersexualität"
- Volker Zastrow: “Der kleine Unterschied” http://www.faz.net/s/RubBF7CD2794CEC4B87B47C719A68C59339/Doc%7EE75AE8F760BF94344B9187BB752F34D74%7EATpl%7EEcommon%7EScontent.html
4. KATE MILLETT / ALICE SCHWARZER / JUDITH BUTLER
Moneys anscheinend wissenschaftlich untermauerte These wurde von der
feministischen Bewegung begierig aufgenommen. Unreflektiert und unhinterfragt
diente sie als Beweis dafür, dass das Geschlecht ein soziales Konstrukt ist,
dass Weiblichkeit und Männlichkeit keine biologischen, sondern ausschliesslich
psychische Identitäten sind. Was Feministinnen schon immer wusste, sahen sie
bestätigt durch Moneys Experiment an David Reimer, der passenderweise bei einer
missglückten Beschneidung seinen Penis verloren hatte und in der Folge unter
Moneys Aufsicht zum Mädchen gemacht wurde: Die perfekte Widerlegung der
“angebliche[n] Naturgegebenheit von Männerherrschaft”.
Die damals wichtigste lesbische Aktivistin, Kate Millett, übernahm in ihrem
1970 erschienenen Bestseller “Sexual Politics” Moneys Gendertheorie unter
Quellenangabe und propagierte sie (Millett: “Sexus und Herrschaft” 1971, S.
39).
In ihrem 1975 erstmals erschienen Buch “Der kleine Unterschied” lobt Alice
Schwarzer Moneys Reimer-Experiment als bahnbrechend und spricht von der
Gebärfähigkeit als ohnehin einzigen Unterschied zwischen Männern und Frauen:
“Alles andere ist künstlich aufgesetzt, ist eine Frage der geformten seelischen
Identität.” Das ‚Mädchen’ werde nach Hormonbehandlung und künstlicher Scheide
eine ganz normale Frau sein. Auch in der aktuellen, im September 2004
erschienenen zweiten Auflage der Neuausgabe von 2000 präsentiert Alice
Schwarzer nachdrücklich den lebenden Beweis für die Gendertheorie.
-
Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische
Intersexualität"
Eine weitere bekannte Feministin, Judith Butler, setzt ebenfalls voll auf
Moneys Gendertheorie. In ihrem 1990 erschienenen einflussreichsten Buch “Gender
Trouble. Feminism and the subversion of identity” (“Das Unbehagen der
Geschlechter”, 1991) greift Butler den von Money ins Leben gerufenen Begriff
‚Gender’ und die damit verbundene Theorie auf und modifiziert ihn, verzichtet
jedoch konsequent darauf, Money in irgend einer Weise zu erwähnen. Z.B. noch in
einem Vortrag vom 8. Mai 2001 an der FU Berlin relativierte Judith Butler Money's
Verbrechen. Butlers Gendertheorie ist die Namensgeberin des “Gender
Mainstreaming”, das heute in der EU als feministische Errungenschaft offizielle
Vorgabe ist. Was prompt nicht uneigennützige politische Kritiker auf den Plan
ruft wie z.B. Volker Zastrow - bezeichnenderweise aber bisher die einzigen, die
Money's menschenrechtswidriges "Zwillingsexperiment" und Judith Butlers
unreflektierten Brückenschlag unmissverständlich kritisieren:
- Volker Zastrow: “Politische Geschlechtsumwandlung” http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E19A6FC7720554E81829007B25E33D7E4~ATpl~Ecommon~Scontent.html
- Volker Zastrow: “Der kleine Unterschied” http://www.faz.net/s/RubBF7CD2794CEC4B87B47C719A68C59339/Doc%7EE75AE8F760BF94344B9187BB752F34D74%7EATpl%7EEcommon%7EScontent.html
5. TRANSSEXUELLE
Transsexuelle beneiden uns Intersexe darum, dass wir im Gegensatz zu ihnen ohne
grosse bürokratische Hindernisse operiert werden (sofern wir nicht zufällig zu
den 99% gehören, bei denen das als Baby ohne ihre Einwilligung geschah).
Entsprechend dem Vorbild Ulrichs argumentieren sie heute wiederum damit, dass
sie “psychisch intersexuell” sind. Ulrichs Theorie der weiblichen Seele
gefangen in einem männlichen Körper als Beweis für den “psychischen
Hermaphroditismus” von Homosexuellen findet “heute bei der
Selbstcharakterisierung von Mann-zu-Frau-Transsexuellen weltweit
Verwendung”.
- Claudia Lang: Intersexualität. Menschen zwischen den Geschlechtern,
2006
Im Internet wird Hermaphroditismus resp. “Intersexualität” auf unzähligen
Transsexuellen-Homepages zur Unterkategorie von Transsexualität degradiert
respektive eingangs alibimässig erwähnt, um in der Folge über
Operationsmethoden zu diskutieren. Vornehm aussen vor gelassen wird dabei, dass
praktisch alle Intersexe angelogen und gegen ihren Willen zwangsoperiert
werden!
Einige wenige Beispiele für die unsägliche Vermengung von körperlicher
Zweigeschlechtlichkeit und Transsexualität, wie sie heute den öffentlichen
Diskurs dominieren:
“Man könnte sagen, daß Transsexuelle Hermaphroditen sind, solange sie noch
nicht operiert wurden, denn ihre Seele ist ganz weiblich oder männlich, und der
Körper ist bis auf Ausnahmen ganz männlich oder weiblich.”
Frau Dr. Inoszka Prehm, http://www.transgender.at/infos/allgemein/aspekte.html
“Trans- u. Intersexuelle Menschen werden leider heute noch oft gemobbt,
diskriminiert und ausgestossen nur weil die Tatsache der Realität und Existenz
von Transsexualität falsch verstanden und falsch behandelt wird.” (Beachte, wie
einmal mehr im zweiten Satzteil plötzlich nur noch von der “Realität und
Existenz von Transsexualität” die Rede ist.)
http://www.tas-org.ch/
Desgleichen ist das biologische Zwitter-Symbol derart von den Transsexuellen
vereinnahmt, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr in seinem
eigentlichen Sinn verstanden wird.
http://www.genderwunderland.de/index.html
[Nachtrag: Der Inhalt der gesamten Domain wurde inzwischen ausgetauscht.
Die ursprüngliche Seite mit dem geklauten Zwitter-Symbol auf archive.org:
http://web.archive.org/web/20070621143429/http://www.genderwunderland.de/]
Mit dieser Vereinnahmung, Ausbeutung und Unsichtbarmachung von Intersexualität
unterstützen Transsexuelle die Mediziner darin, Intersexe als Menschen mit
einer Störung abzustempeln, die man operieren muss. Denn damit ist die
medizinische Zwangszuweisung legitimiert und das lukrative Geschäft gesichert –
zwar auf Kosten der Menschenrechte und der körperlichen und seelischen
Unversehrtheit der Hermaphroditen, doch das interessiert ja eh niemand.
-
Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische
Intersexualität"
6. TRANSGENDER
Zur Illustration lediglich ein einzelnes Beispiel: Die Homepage
mehr-geschlechter.de stellt sich nach aussen als von “Intersexuellen” betrieben
dar. Im Lead-Text “Ich bin weder Mann noch Frau!” auf der Eingangsseite werden
zwar im ersten Satz Intersexuelle und Operationen an diesen angesprochen,
bezeichnenderweise jedoch nicht, dass diese als Zwangsoperationen und
-kastrationen ohne Einwilligung der Betroffenen vorgenommen werden. Einmal mehr
dient die Erwähnung von Hermaphroditen lediglich als Überleitung zu den eigenen
Partikularinteressen: “Denn auch alle anderen Menschen werden von Geburt an mit
dem Zwang konfrontiert männlich oder weiblich zu sein. Alle werden entsprechend
eingeordnet und behandelt und ordnen selber ein und handeln.” Dieser Text ist
auch Bestandteil von Plakaten mit dem Konterfei von Lesben, Trans[sexuell]en
und/oder Drag Kings, die man unter “Motive” downloaden kann. Und unter “Bücher
zum Thema Intersexualität” werden AUSSCHLIESSLICH Texte über Queer-Theorie,
Gender, Transsexualität und lesbischen Feminismus aufgelistet. Fazit:
Vereinnahmung, Instrumentalisierung und Ausbeutung in Reinkultur.
http://mehr-geschlechter.de/
http://mehr-geschlechter.de/buecher.de.html
http://mehr-geschlechter.de/motive.de.html
Heute ist es soweit, dass z.B. auf Wikipedia oder im google open directory
Hermaphroditismus bzw. “Intersexualität” frech als UNTERABTEILUNG von
Transgender/Transsexualität rubrifiziert wird!
http://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Transgender_und_Intersexualit%C3%A4t
http://www.google.de/Top/World/Deutsch/Gesellschaft/Menschen/Transgender/Intersexualit%C3%A4t/
7. AUFRUF ZUR WIEDERGUTMACHUNG
Ulrichs, Hirschfeld, Money, Butler & Co. haben ganze Arbeit geleistet –
nicht zuletzt dank 150 Jahren erfolgreicher Instrumentalisierung
zwischengeschlechtlicher Menschen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
standen Homosexuelle schlecht da, waren kriminalisiert und geächtet, Frauen
hatten kein Wahlrecht, beide Gruppen waren in ihren Rechten auf sexuelle
Selbstbestimmung stark diskriminiert. Demgegenüber waren Hermaphroditen
einigermassen akzeptiert und durften im Alter von 18 Jahren selbst entscheiden,
welches Geschlecht sie annehmen wollten (wenn sie sich auch für eines von zwei
entscheiden mussten). Heute ist es genau umgekehrt: Homosexuelle haben sich
etabliert und sich ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung erfolgreich
erstritten, Frauen können weit gehend über ihr Leben und über ihre Sexualität
selbst entscheiden. Intersexe werden hingegen durchgehend als Kleinkinder ohne
ihre Einwilligung genital zwangsoperiert, kastriert, ein Leben lang angelogen
und – totgeschwiegen. Auch von Schwulenbewegung, Feministinnen usw. Während
z.B. Proteste gegen Zwangsbeschneidungen und jungen Frauen in Afrika
selbstverständlich sind und zum guten Ton gehören, werden genitale
Zwangsoperationen und Kastrationen von Intersexen aus nahe liegenden Gründen
verdrängt und ausgeblendet.
- Konstanze Plett: “Intersexualität aus rechtlicher Perspektive” (PDF)
http://kastrationsspital.ch/public/PLETT_intersexualitaet.pdf
- Antke Engel: Ene mene meck, und du bist weg. Über die gewaltsame Herstellung
der Zweigeschlechtlichkeit https://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Antke-Engel%3A-Ene-mene-meck-Hamburger-Frauenzeitung-53-1997
Tatsache ist: An den an sich positiven Errungenschaften von Homosexuellen,
Transsexuellen und Feministinnen klebt das Blut von Hunderttausenden von
zwangsoperierten und mundtot gemachten Hermaphroditen. Über die 150-jährige
Geschichte der Vereinnahmung der Intersexe und ihrer Folgen für die Betroffenen
kann sich jeder Mensch informieren – wenn er denn will.
Wir rufen die Fortschrittlichen unter den Schwulen, Lesben, Transsexuellen,
Feministinnen usw. auf, eure eigene Geschichte kritisch neu zu bewerten und
einen Beitrag zu leisten, das Unrecht wieder gut zu machen, an dem ihr
massgeblich beteiligt seid. Hört auf, in unserem Namen zu sprechen (und dabei
doch nur eure eigenen Partikularinteressen zu verfolgen)! Hört auf, unser
Symbol zu stehlen und zu entwerten!
Steht uns z.B. am 12.12.2007 in Köln solidarisch zur Seite, wenn es darum geht,
genitale Zwangsoperationen an Intersexen anzuprangern – anlässlich eines
Prozesses eines ohne seine Einwilligung operierten zwischengeschlechtlichen
Menschen gegen seinen Arzt. Hört endlich auf, uns zu instrumentalisieren,
sondern unterstützt uns in unserem Kampf um Selbstbestimmung, ohne uns dabei
von Neuem zu vereinnahmen!
Demo Mittwoch, 12.12. 9:30 vor dem Landgericht in Köln. Kommt dunkel gekleidet,
kein pink und kein lila!
http://de.indymedia.org/2007/11/199653.shtml
Nella & Seelenlos
siehe auch
http://de.indymedia.org/2007/12/201883.shtml
nachtrag: ---> Wikipedia vs. Zwitter
nachtrag: --->
Homo- & Transsexismus auf Wikipedia, reloaded
nachtrag: ---> Etwas
Solidarität mit Intersexuellen, bitte ...
nachtrag: ---> Instrumentalisierung
von Zwittern: Kritik-aus-2002
nachtrag: ---> "Genitalverstümmelung
ein afrikanisches Problem?"