Search

Your search for konstanze plett returned 83 results.

Monday, January 14 2008

Aufruf zur Mitarbeit

http://www.intersex-menschen-xyfrauen.de/phpBB2/viewtopic.php?p=987

[leider hatte ich nicht bedacht, dass der obige link nur für registrierte forenbenutzerInnen zugänglich ist. für alle, die aufgelaufen sind, sorry, war latürnich nicht die idee. der erste teil meines posts dort ist eine rekapitulation/einschätzung, wie es zu unserer wikipedia-kritik kam (eins), wie darauf eine diskussion darüber entstand (zwei / drei), die wiederum zu einer konkreten diskussion zum wikipedia-eintrag "drittes geschlecht" führte (vier, ab "Die Wikipedia kann nicht _nur_ euren Standpunkt einnehmen ...), gefolgt von folgenden neuen abschnitten:]

WORUM ES GEHT

betreffend der überfälligen änderung des wiki-eintrags "das dritte geschlecht" redet [wiki-mitarbeiter] franz sich damit heraus, dass die verwendung des begriffs durch schwule z.b. seit 1904 belegt ist, eine frühere verwendung als synonym für zwitter jedoch nicht (auch wenn er immerhin einräumt, dass "es logischer erscheint Intersexuelle als drittes Geschlecht zu bezeichnen").

es liegt also an uns, den beweis/beleg zu liefern. gelingt uns das, haben wir die änderung durch (obwohl dann noch um jedes detail zu streiten sein wird). bringen wir keinen beweis, bleibt abgesehen von ev. detailänderungen alles wies ist. ES LIEGT AN UNS!

sein standpunkt, ohne nachweis keine änderung, ist leider absolut legitim und nachvollziehbar. dass es an uns liegt ihm den nachweis zu erbringen, da wir die änderung wollen, ist leider ebenfalls legitim.

AUFRUF ZUR MITARBEIT!

leider fällt mir bisher keine belegstelle ein. vielleicht aber jemandem von euch? ev. aus dem umfeld preussisches landgesetz, aus der barbin-bio? bitte strengt eure grauen zellen an!

auch für mit bestimmtheit auf uns zukommende zig weitere ähnliche fälle wäre es prinzipiell wichtig, zu versuchen, zeugnisse zusammenzutragen, generell DIE EIGENE GESCHICHTE AUFZUARBEITEN UND DIE ERGEBNISSE ÖFFENTLICH ZUGÄNGLICH ZU MACHEN!

die unsichtbarmachung der zwischengeschlechtlichen in der öffentlichkeit konnte nur so lange aufrecht erhalten werden, weil die zwischengeschlechtlichen bisher in der öffentlichkeit schweigen. ich weiss, es ist für praktisch alle von euch aus naheliegenden gründen noch viel schwieriger, im rampenlicht zu stehen, als für die meisten "normalen". trotzdem, michel reiter war ein anfang, der prozess von christiane ist eine aktuelle chance, zwitter-anliegen zu transportieren.

doch dies darf nicht das ende sein! weitere prozesse/anklagen müssen folgen. für mich als relativ aussenstehenden ist es nur sehr schwer verständlich, dass es nicht längst klagen hagelt, wo konstanze plett doch schon 2001 festhielt, dass eltern zur einwilligung zur kastration gar nicht befugt sind und deshalb nach §1631c BGB JEDE KASTRATION VON MINDERJÄHRIGEN ILLEGAL WAR/IST!

natürlich weiss ich aus eigener erfahrung nur zu gut, dass prozesse gegen mächtige alles andere als einfach sind, dass blinder glaube an die gerechtigkeit der justiz höchst selten belohnt wird, im gegenteil. es braucht dehalb dringend unterstützung der prozesswilligen z.b. durch den verein, ideell, durch vermittlung von anwälten, aber auch finanziell. es braucht öffentlichkeitsarbeit, wir müssen eine schlagkräftige lobby bilden, es braucht politische vorstösse! kurz, die ganze heilige dreifaltigkeit: es braucht druck auf der strasse [und im alltag], es braucht druck in den medien, es braucht druck in der politik! nur so könnt ihr öffentlich respekt einklagen und auch kriegen! so scheisse es ist, in dieser welt ist nichts umsonst, von nix kommt nix!

ES LIEGT AN ALLEN! ES GIBT VIEL ZU TUN, PACKEN WIRS AN!

und wenn wir dabei sind: habt ihr alle schon für christiane gespendet?

nichts für ungut    seelenlos

Wednesday, January 9 2008

Termine & Updates



Photo: Lutz Burkhardt


2. Zwitter Demo Landgericht Köln Mi 6.2.08

Wie Christiane Völling mitteilt, weiss sie momentan die genaue Uhrzeit und den Saal des 2. Prozesstages noch nicht. Wir hoffen, demnächst genaueres zu wissen, und werden dann die Details der Demo so schnell wie möglich organisieren und bekannt geben. Es wird wiederum ein Flugblatt geben, das diesmal etwas früher zum Download zur Verfügung stehen wird. Wer's noch nicht getan hat, soll sich schon mal den Tag fett im Kalender anstreichen und nach Möglichkeit den Weg nach Köln vorplanen. Alternativ wären je nach Lust und Laune auch zeitgleiche Aktionen in anderen Städten gefragt, falls ihr (auch sonst) Ideen habt, bitte melden! Solidarität ist gefragt! (Auch finanziell!)


2. Interdisziplinäres Forum zur Intersexualität (ähm, DSD), Hamburg Mi 30.1.08

Obwohl vom Netzwerk organisiert, bietet der Anlass ein interessantes Programm, und ist mit 30 Mäusen Eintritt (Studis 15.--) auch für Normalverbraucher zugänglich. Mit Richter-Appelt, Konstanze Plett und Milton Diamond (!!!) ist der fortschrittliche Flügel Nicht-Betroffener Fachleute prominent vertreten und hoffentlich tonangebend! Wiederum sollen auch Betroffene zu Wort kommen. Zudem ist als Abschluss eine Podiumsdiskussion vorgesehen, an der wiederum auch Betroffene und Angehörige zu Wort kommen sollen. (Wo dann die Aufgeschlosseneren wohl definitiv unter sich sein werden, da die "Experten" des Mediziner-Flügels gemäss seit Jahren bewährter Hasenfuss-Taktik spätestens dann reissaus nehmen.) Da der Anlass genau eine Woche vor dem 2. Prozesstag von Christiane Völling stattfindet, werdet ihr uns (und hoffentlich viele andere auch!) dort u.a. beim Flugi-Verteilen antreffen ...


Diskussion über Wikipedia, Geschlecht "Zwitter" vs. gar kein Geschlecht, Instrumentalisierung usw.

In den Kommentaren zu «Die Rede von der "psychischen Intersexualität"» hat sich in den letzten Wochen eine  Diskussion mit mehreren ausführlichen und substanziellen Beiträgen entwickelt, mit einem relevanten Post auch auf dem GenderFreeBlog. Aktuell läuft in den Kommentaren mehr als an hier auf der Startseite! Viele der behandelten Themen werden sicher früher oder später in eigenen Posts wieder aufgegriffen werden, bis es soweit ist, können sie dort schon brandaktuell gelesen und weiterdiskutiert werden. Danke an alle, die bisher mitmischten!


XXY = Klinefelter -- oder eben doch nicht oder was?!

Der Post zum Spielfilm "XXY" der argentinischen Regisseurin Lucía Puenzo hat dank einigen Hinweisen und Forenbeiträgen einen ausführlichen Nachtrag erhalten. Wer nur die ursprüngliche Version kannte, ist eingeladen, nochmals reinzugucken.


Bücher über "Intersexualität"

Ein weiteres Projekt von uns ist die Erstellung einer möglichst vollständigen Liste und Bibliothek aller (zumindest teil-)relevanten Bücher zum Thema. Eben hab ich bei Ktty XY wieder was entdeckt, das ich noch nicht kannte. Und nicht nur dort: Bekanntlich hatten wir ja die (alte!) genderwunderland.de Seite wegen der Verwendung des Zwitter-Logos kritisiert, da es dort nur am Rande um Zwitter geht (was wir natürlich aufrecht erhalten). Die Seite hat inzwischen anscheinend den Besitzer und den gesamten Inhalt gewechstelt, die ursprüngliche Seite ist nur dank archive.org trotzdem nicht verloren gegangen. Immerhin sei aber zugestanden, dass die Sparte "Bücher über Intersexualität" ebendort (im Gegensatz zu etwa der deshalb ebenfalls kritisierten Seite mehr-geschlechter.de) auch tatsächlich solche enthält, und noch dazu mehr als bloss die üblichen Verdächtigen (d.h. die 2 obligaten Sachbücher, den obligaten Roman, der Zwischengeschlecht im Titel trägt, aber nur als Nebenhandlung bringt und das Buch, das nur zum kleinsten Teil von Foucault selber stammt). Ich hab auf alle Fälle grad nochmals die eine und andre Onlinebestellung aufgegeben. Falls jemand von euch sich auch für welche interessiert und nicht auf Anhieb fündig wird, die Tipps dort, wie mensch vergriffene Bücher möglichst günstig finden kann, sind ebenfalls empfehlenswert. Zum Schluss ne Kleinanzeige in eigener Sache: Wenn wer deutsche Übersetzung John Colapinto: "Der Junge, der als Mädchen aufwuchs", das Suhramp-TB Michel Serres: "Der Hermaphrodit" oder die Schinegger-Autobiographie "Mein Sieg über mich" zu Hause hat, sie nicht mehr braucht und uns zu bezahlbaren Konditionen überlassen kann, wär toll!


Nella & Seelenlos

Monday, December 10 2007

Die Rede von der "psychischen Intersexualität"

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

150 JAHRE INSTRUMENTALISIERUNG UND AUSBEUTUNG VON INTERSEXEN DURCH HOMOSEXUELLE, TRANSSEXUELLE UND FEMINISTINNEN

Zwischengeschlechtlich geborene Menschen müssen sich nicht nur mit der Problematik auseinandersetzen, dass ein Zweigeschlechtssystem ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper nicht gelten lässt und mittels Skalpell der Norm anpasst. Sie werden zusätzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass homosexuelle und transsexuelle Bewegungen sowie die feministische Frauenbewegung ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper oft als Mittel zum Zweck für eigene Interessen verwenden. In der öffentlichen Wahrnehmung sind zwischengeschlechtlich geborene Menschen längst im (Trans)Gender-Diskurs untergegangen – was den selbsternannten Vertretern der bipolar normierten Gesellschaft noch mehr Macht in die Hände spielt. Die Instrumentalisierung und Ausbeutung von Intersexen durch andere Randgruppen hat Tradition, wie der folgende historische Abriss zeigen soll.


INHALT

1. Karl Heinrich Ulrichs
2. Magnus Hirschfeld
3. John Money
4. Kate Millett / Alice Schwarzer / Judith Butler
5. Transsexuelle
6. Transgender
7. Aufruf zur Wiedergutmachung


1. KARL HEINRICH ULRICHS

Mit Einführung des § 175 des deutschen Strafgesetzbuchs am 1. Januar 1872 wurden sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts als “widernatürliche Unzucht” unter Strafe gestellt. Zehntausende Männer wurden aufgrund des § 175 verurteilt, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung aller Homosexuellen mit Füssen getreten.

Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895), Ahnherr der Schwulenbewegung, verschrieb sich dem Kampf gegen den diskrimierenden Paragraphen und veröffentlichte ab 1864 zwölf Schriften “Forschungen über das Räthsel der mannmännlichen Liebe”.

Seine Forderung nach Straflosigkeit homosexueller Handlungen begründete Ulrichs mit seiner Theorie von der weiblichen Seele im männlichen Körper, was beweise, dass Homosexualität nicht krankhaft, sondern eine natürliche, angeborene Veranlagung sei, wie eben der Hermaphroditismus. Ulrichs sprach deshalb von ‚psychischem Hermaphroditimus’ oder ‚psychischer Zwitterbildung’. Das hatte Programm, wurden doch Hermaphroditen damals zwar als eigenartige, aber nicht illegale Wesen betrachtet, die für ihre Zweigeschlechtlichkeit nichts konnten, und waren somit im Gegensatz zu Homosexuellen nicht gesellschaftlich geächtet und kriminalisiert. Mehr noch, Zwitter hatten zu Ulrichs Lebzeiten dank Preussischen Landrecht als einzige Menschen (noch) das Privileg, mit 18 per "Geschlechtseid" selbst entscheiden zu können, welchem Geschlecht sie angehören wollen, und damit einhergehend, ob sie sich straffrei lieber mit Männlein oder mit Weiblein ins bett legten – was Ulrichs als Jurist zweifellos bewusst war. Was lag also näher, als zwecks Entkriminalisierung von Homosexualität diese als besondere Form von Hermaphroditismus zu propagieren und somit zu legitimieren? Ulrichs setzte hier den Grundstein für die Vereinnahmung und Instrumentalisierung von Hermaphroditen.
- Walter Tilmann: “Das frühe homosexuelle Selbst zwischen Autobiographie und medizinischem Kommentar”  http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-05/05-1-10-d.htm
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Heinrich_Ulrichs
- Ulrichs-(Krafft-Ebing)-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität"


2. MAGNUS HIRSCHFELD

Der Sexualforscher und Mitbegründer der ersten Homosexuellen-Bewegung Magnus Hirschfeld (1868-1935) führte Ulrichs Kampf gegen den § 175 fort und übernahm dessen Vorstellungen von der Homosexualität als psychischem Hermaphroditismus weitgehend in seiner “Lehre von den sexuellen Zwischenstufen” oder unter dem Schlagwort vom “dritten Geschlecht”. Hirschfeld versuchte, diese Theorie immer wieder wissenschaftlich zu untermauern, u.a. durch Untersuchungen über Hermaphroditen (siehe z.B. “Sexualpathologie 2. Teil: Sexuelle Zwischenstufen. Das männliche Weib und der weibliche Mann”). Zur Untermauerung der Analogie von Homosexualität und Hermaphroditismus verwandte Hirschfeld die Begriffe “Intersexualität”, “intersexuell” und “Intersexueller” (in Anlehnung an Richard Goldschmidt, dessen latinisierte Begriffsschöpfung wiederum auf Hirschfelds "Zwischengeschlecht" zurückgeht).

Um glaubwürdiger zu wirken, verleugnete der Eugeniker Hirschfeld (Mitglied der "Gesellschaft für Rassenhygiene") öffentlich lange seine eigene Homosexualität und schilderte Homosexuelle als minderwertig. Er arbeitete mit dem Wiener Physiologen Eugen Steinach zusammen (der u.a. Homesexuelle durch Implantieren von “gesunden” Hetero-Hoden von zwangskastrierten Sexualverbrechern oder von Hermaphroditen “heilte”), ebenso mit dem späteren KZ-Arzt Carl Værnet. Hirschfelds "Institut für Sexualwissenschaft" führte auch die ersten operativen Geschlechtsumwandlungen durch.
Siehe auch:
- Magnus Hirschfeld - bestbezahlter Genitalverstümmler seiner Zeit
- Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das "Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren    
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Magnus_Hirschfeld
- Florian Mildenberger: "Diskursive Deckungsgleichheit – Hermaphroditismus und Homosexualität im medizinischen Diskurs (1850-1960)", in: Frank Stahnisch, Dlorian Steger (Hrsg.): Medizin, Geschichte und Geschlecht. Wiesbaden 2005, S. 259-283
- Florian Mildenberger: “Rattenfänger auf Schloß Bellevue”  http://www.gigi-online.de/Rattenf%E4nger23.html
- Peter Kratz: “Das falsche Idol”  http://www.trend.infopartisan.net/trd7800/t357800.htm
- Rezension: “Carl Værnet. Der dänische SS-Arzt im KZ Buchenwald”  http://www.invertito.de/jahrbuch/inv07/inv07_rez_potthoff_vaernet.html
- Rainer Herrn: “Vom Geschlechtsumwandlungswahn zur Geschlechtsumwandlung”  http://www.genderwunderland.de/forschung/herrn1995.html
(via auf archive.org)
- Rezension: Rainer Herrn: “Schnittmuster des Geschlechts”  http://www.genderwunderland.de/medien/buecher/titel/herrn2005.html
(via auf archive.org)
-  http://reform-akt.de/index.php?title=Medizin_(ist)
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechtsangleichende_Operation#Anfang_20._Jahrhundert.2FMagnus_Hirschfeld

1919 erschien “Anders als die Andern”, der erste Homosexuellen-Film der Filmgeschichte (Regie: Richard Oswald, wissenschaftliche Mitarbeit: Magnus Hirschfeld). Der Film, der die Nöte von Homosexuellen aufgrund des § 175 schildert, wurde nach wenigen Monaten verboten – als einer der ersten Filme nach der Wiedereinführung der Filmzensur. Als Reaktion auf das Verbot veröffentlichte Magnus Hirschfeld 1927 den Dokumentarfilm “Gesetze der Liebe”. Die “Schlussepisode” (die über 3/4 des gesamten Films ausmachte) enthielt eine leicht gekürzte Fassung von “Anders als die Andern”, als Alibi-Kapitel vorgeschoben wurde eine Abhandlung über das “Zwischengeschlecht beim Menschen, bei Pflanze und Tier”. Diese zweite Fassung von “Anders als die Andern”, die übrigens ebenfalls verboten wurde, beweist wiederum, wie Zwitter von Homosexuellen als Mittel zum Zweck eingesetzt wurden, um eigene Ziele zu erreichen. Während “Anders als die Andern” heute noch in beiden Fassungen restauriert erhältlich ist, sind vom Hermaphroditen-Kapitel bezeichnenderweise nur noch die Zwischentitel überliefert.
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Anders_als_die_Andern_(1919)
- Dokumente zu “Anders als die andern”  http://www.cinegraph.de/cgbuch/b2/b2_03.html
- Zwischentitel “Gesetze der Liebe”  http://www.deutsches-filminstitut.de/collate/collate_sp/se/se_link_28.htm [mittlerweile nur noch via archive org, unvollständig ...]

Filmbild: Hirschfeld operiert mit Blut im GesichtMagnus Hirschfeld, Zwitterverstümmler "für einen guten Zweck"
Darstellung nach Rosa von Praunheim: "Der Einstein des Sex"  >>> Quelle

Jahrzehnte später setzte Rosa von Praunheim der Schwulenikone Magnus Hirschfeld in seinem Film “Der Einstein des Sex. Leben und Werk des Dr. Magnus Hirschfeld” ein Denkmal. Wie sehr die Ausbeutung von Hermaphroditen zu diesem Zeitpunkt in der Schwulenbewegung bereits internalisiert ist, zeigt sich darin, dass Rosa von Praunheim, einer der wohl bekanntesten und tonangebendsten Exponenten, im Jahre 1999 in seinem Film die (historisch nicht belegte) Herkunft des Geldes für die Gründung von Hirschfelds "Institut für Sexualwissenschaft" damit erklärt, dass Hirschfeld nach anfänglichem Zögern einem orientalischen Hermaphroditen auf Geheiss dessen Eltern das zwittrige Genital amputierte, um die ihm dafür versprochene Schatztruhe zu erhalten. Treffender als mit dieser von Rücksichtslosigkeit gegenüber Intersexen geprägten Szene lässt sich die Instrumentalisierung von Zwittern durch Hirschfeld & Co. kaum darstellen: die Entstehung des Instituts wurde erkauft mit Geld, an dem das Blut eines zwangsopierten Hermaphroditen klebt.
- Stefan Zweifel: “Opus minus über Dr. Magnus”  http://www.intersexualite.org/Deutsch-Index.html#anchor_481
- Peter Kratz: “Der Streicher des Sex”  http://www.konkret-verlage.de/kvv/txt.php?text=derstreicherdessex&jahr=2000&mon=04
- Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das "Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren  
- Offener Brief an Rosa von Praunheim zu Hirschfeld als Zwitterverstümmler
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität" 
-  http://www.tvspielfilm.de/filmlexikon?type=filmdetail&film_id=250736


3. JOHN MONEY

Der Psychologe und Sexologe John Money (1921-2006) kann als Hirschfelds Erbe betrachtet werden. Money erfand und prägte die Gendertheorie vom sozialen Geschlecht als massgebendem und dem biologischen Geschlecht als vernachlässigbarem Faktor. Zeitgleich perfektionierte sein Team im Johns Hopkins Hospital in Baltimore operative Geschlechtsumwandlungstechniken für Transsexuelle. Davon ausgehend propagierte Money flächendeckend die heute noch gebräuchlichen “geschlechtsangleichenden” genitalen Zwangsoperationen an sämtlichen Intersexen in den ersten zwei Lebensjahren (damit sie sich später nicht erinnern können), wobei die Betroffenen über ihr eigentliches Geschlecht systematisch belogen werden. 100'000e Intersexe wurden und werden nach Moneys Vorgaben zwangsoperiert (allein in Deutschland 1-2 JEDEN TAG) und anschliessend ein Leben lang angelogen. Für die Mediziner ein lukratives Geschäft – mit gravierenden körperlichen und seelischen Folgen für die Betroffenen.

Dem Vorwurf von Kollegen, dass seine Gender-Theorie klinisch nicht bewiesen sei, versuchte Money ein für alle Mal mit einem klassischen “Zwillingsexperiment” zu begegnen: David Reimer, einen Jungen, dem bei einer missglückten Beschneidung der Penis völlig zerstört wurde, liess Money im Alter von 22 Monaten umoperieren und anschliessend als Mädchen aufziehen, dessen Zwillingsbruder musste die Kontrollgruppe spielen. Das Experiment misslang – David Reimer hatte sich immer wieder geweigert, seine Mädchenrolle zu akzeptieren; als er mit 14 die Wahrheit herausfand, wurde er wieder zum Mann. Heute sind Bruce und David Reimer tot, beide haben ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt. Money gab das Scheitern seines “Experiments” jedoch nie zu.

2002 erhielt John Money die Magnus-Hirschfeld-Medaille, die seit 1990 von der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS) für besondere Verdienste um Sexualwissenschaft und Sexualreform verliehen wird. Damit schliesst sich der Kreis.
-  http://en.wikipedia.org/wiki/John_Money
- John Money – der Mythos vom Einzeltäter
- John Colapinto: “The true Story of John/Joan”  http://infocirc.org/rollston.htm
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität" 
- Volker Zastrow: “Der kleine Unterschied”  http://www.faz.net/s/RubBF7CD2794CEC4B87B47C719A68C59339/Doc%7EE75AE8F760BF94344B9187BB752F34D74%7EATpl%7EEcommon%7EScontent.html


4. KATE MILLETT / ALICE SCHWARZER / JUDITH BUTLER

Moneys anscheinend wissenschaftlich untermauerte These wurde von der feministischen Bewegung begierig aufgenommen. Unreflektiert und unhinterfragt diente sie als Beweis dafür, dass das Geschlecht ein soziales Konstrukt ist, dass Weiblichkeit und Männlichkeit keine biologischen, sondern ausschliesslich psychische Identitäten sind. Was Feministinnen schon immer wusste, sahen sie bestätigt durch Moneys Experiment an David Reimer, der passenderweise bei einer missglückten Beschneidung seinen Penis verloren hatte und in der Folge unter Moneys Aufsicht zum Mädchen gemacht wurde: Die perfekte Widerlegung der “angebliche[n] Naturgegebenheit von Männerherrschaft”.

Die damals wichtigste lesbische Aktivistin, Kate Millett, übernahm in ihrem 1970 erschienenen Bestseller “Sexual Politics” Moneys Gendertheorie unter Quellenangabe und propagierte sie (Millett: “Sexus und Herrschaft” 1971, S. 39).

In ihrem 1975 erstmals erschienen Buch “Der kleine Unterschied” lobt Alice Schwarzer Moneys Reimer-Experiment als bahnbrechend und spricht von der Gebärfähigkeit als ohnehin einzigen Unterschied zwischen Männern und Frauen: “Alles andere ist künstlich aufgesetzt, ist eine Frage der geformten seelischen Identität.” Das ‚Mädchen’ werde nach Hormonbehandlung und künstlicher Scheide eine ganz normale Frau sein. Auch in der aktuellen, im September 2004 erschienenen zweiten Auflage der Neuausgabe von 2000 präsentiert Alice Schwarzer nachdrücklich den lebenden Beweis für die Gendertheorie.
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität"

Eine weitere bekannte Feministin, Judith Butler, setzt ebenfalls voll auf Moneys Gendertheorie. In ihrem 1990 erschienenen einflussreichsten Buch “Gender Trouble. Feminism and the subversion of identity” (“Das Unbehagen der Geschlechter”, 1991) greift Butler den von Money ins Leben gerufenen Begriff ‚Gender’ und die damit verbundene Theorie auf und modifiziert ihn, verzichtet jedoch konsequent darauf, Money in irgend einer Weise zu erwähnen. Z.B. noch in einem Vortrag vom 8. Mai 2001 an der FU Berlin relativierte Judith Butler Money's Verbrechen. Butlers Gendertheorie ist die Namensgeberin des “Gender Mainstreaming”, das heute in der EU als feministische Errungenschaft offizielle Vorgabe ist. Was prompt nicht uneigennützige politische Kritiker auf den Plan ruft wie z.B. Volker Zastrow - bezeichnenderweise aber bisher die einzigen, die Money's menschenrechtswidriges "Zwillingsexperiment" und Judith Butlers unreflektierten Brückenschlag unmissverständlich kritisieren:
- Volker Zastrow: “Politische Geschlechtsumwandlung”  http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E19A6FC7720554E81829007B25E33D7E4~ATpl~Ecommon~Scontent.html
- Volker Zastrow: “Der kleine Unterschied”  http://www.faz.net/s/RubBF7CD2794CEC4B87B47C719A68C59339/Doc%7EE75AE8F760BF94344B9187BB752F34D74%7EATpl%7EEcommon%7EScontent.html


5. TRANSSEXUELLE

Transsexuelle beneiden uns Intersexe darum, dass wir im Gegensatz zu ihnen ohne grosse bürokratische Hindernisse operiert werden (sofern wir nicht zufällig zu den 99% gehören, bei denen das als Baby ohne ihre Einwilligung geschah). Entsprechend dem Vorbild Ulrichs argumentieren sie heute wiederum damit, dass sie “psychisch intersexuell” sind. Ulrichs Theorie der weiblichen Seele gefangen in einem männlichen Körper als Beweis für den “psychischen Hermaphroditismus” von Homosexuellen findet “heute bei der Selbstcharakterisierung von Mann-zu-Frau-Transsexuellen weltweit Verwendung”.
- Claudia Lang: Intersexualität. Menschen zwischen den Geschlechtern, 2006

Im Internet wird Hermaphroditismus resp. “Intersexualität” auf unzähligen Transsexuellen-Homepages zur Unterkategorie von Transsexualität degradiert respektive eingangs alibimässig erwähnt, um in der Folge über Operationsmethoden zu diskutieren. Vornehm aussen vor gelassen wird dabei, dass praktisch alle Intersexe angelogen und gegen ihren Willen zwangsoperiert werden!

Einige wenige Beispiele für die unsägliche Vermengung von körperlicher Zweigeschlechtlichkeit und Transsexualität, wie sie heute den öffentlichen Diskurs dominieren:

“Man könnte sagen, daß Transsexuelle Hermaphroditen sind, solange sie noch nicht operiert wurden, denn ihre Seele ist ganz weiblich oder männlich, und der Körper ist bis auf Ausnahmen ganz männlich oder weiblich.”
Frau Dr. Inoszka Prehm,  http://www.transgender.at/infos/allgemein/aspekte.html

“Trans- u. Intersexuelle Menschen werden leider heute noch oft gemobbt, diskriminiert und ausgestossen nur weil die Tatsache der Realität und Existenz von Transsexualität falsch verstanden und falsch behandelt wird.” (Beachte, wie einmal mehr im zweiten Satzteil plötzlich nur noch von der “Realität und Existenz von Transsexualität” die Rede ist.)
 http://www.tas-org.ch/

Desgleichen ist das biologische Zwitter-Symbol derart von den Transsexuellen vereinnahmt, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr in seinem eigentlichen Sinn verstanden wird.
 http://www.genderwunderland.de/index.html
[Nachtrag: Der Inhalt der gesamten Domain wurde inzwischen ausgetauscht. Die ursprüngliche Seite mit dem geklauten Zwitter-Symbol auf archive.org: http://web.archive.org/web/20070621143429/http://www.genderwunderland.de/]

Mit dieser Vereinnahmung, Ausbeutung und Unsichtbarmachung von Intersexualität unterstützen Transsexuelle die Mediziner darin, Intersexe als Menschen mit einer Störung abzustempeln, die man operieren muss. Denn damit ist die medizinische Zwangszuweisung legitimiert und das lukrative Geschäft gesichert – zwar auf Kosten der Menschenrechte und der körperlichen und seelischen Unversehrtheit der Hermaphroditen, doch das interessiert ja eh niemand.
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität"


6. TRANSGENDER

Zur Illustration lediglich ein einzelnes Beispiel: Die Homepage mehr-geschlechter.de stellt sich nach aussen als von “Intersexuellen” betrieben dar. Im Lead-Text “Ich bin weder Mann noch Frau!” auf der Eingangsseite werden zwar im ersten Satz Intersexuelle und Operationen an diesen angesprochen, bezeichnenderweise jedoch nicht, dass diese als Zwangsoperationen und -kastrationen ohne Einwilligung der Betroffenen vorgenommen werden. Einmal mehr dient die Erwähnung von Hermaphroditen lediglich als Überleitung zu den eigenen Partikularinteressen: “Denn auch alle anderen Menschen werden von Geburt an mit dem Zwang konfrontiert männlich oder weiblich zu sein. Alle werden entsprechend eingeordnet und behandelt und ordnen selber ein und handeln.” Dieser Text ist auch Bestandteil von Plakaten mit dem Konterfei von Lesben, Trans[sexuell]en und/oder Drag Kings, die man unter “Motive” downloaden kann. Und unter “Bücher zum Thema Intersexualität” werden AUSSCHLIESSLICH Texte über Queer-Theorie, Gender, Transsexualität und lesbischen Feminismus aufgelistet. Fazit: Vereinnahmung, Instrumentalisierung und Ausbeutung in Reinkultur.
 http://mehr-geschlechter.de/
 http://mehr-geschlechter.de/buecher.de.html
 http://mehr-geschlechter.de/motive.de.html

Heute ist es soweit, dass z.B. auf Wikipedia oder im google open directory Hermaphroditismus bzw. “Intersexualität” frech als UNTERABTEILUNG von Transgender/Transsexualität rubrifiziert wird!
 http://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Transgender_und_Intersexualit%C3%A4t
 http://www.google.de/Top/World/Deutsch/Gesellschaft/Menschen/Transgender/Intersexualit%C3%A4t/


7. AUFRUF ZUR WIEDERGUTMACHUNG

Ulrichs, Hirschfeld, Money, Butler & Co. haben ganze Arbeit geleistet – nicht zuletzt dank 150 Jahren erfolgreicher Instrumentalisierung zwischengeschlechtlicher Menschen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts standen Homosexuelle schlecht da, waren kriminalisiert und geächtet, Frauen hatten kein Wahlrecht, beide Gruppen waren in ihren Rechten auf sexuelle Selbstbestimmung stark diskriminiert. Demgegenüber waren Hermaphroditen einigermassen akzeptiert und durften im Alter von 18 Jahren selbst entscheiden, welches Geschlecht sie annehmen wollten (wenn sie sich auch für eines von zwei entscheiden mussten). Heute ist es genau umgekehrt: Homosexuelle haben sich etabliert und sich ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung erfolgreich erstritten, Frauen können weit gehend über ihr Leben und über ihre Sexualität selbst entscheiden. Intersexe werden hingegen durchgehend als Kleinkinder ohne ihre Einwilligung genital zwangsoperiert, kastriert, ein Leben lang angelogen und – totgeschwiegen. Auch von Schwulenbewegung, Feministinnen usw. Während z.B. Proteste gegen Zwangsbeschneidungen und jungen Frauen in Afrika selbstverständlich sind und zum guten Ton gehören, werden genitale Zwangsoperationen und Kastrationen von Intersexen aus nahe liegenden Gründen verdrängt und ausgeblendet.
- Konstanze Plett: “Intersexualität aus rechtlicher Perspektive” (PDF) http://kastrationsspital.ch/public/PLETT_intersexualitaet.pdf
- Antke Engel: Ene mene meck, und du bist weg. Über die gewaltsame Herstellung der Zweigeschlechtlichkeit https://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Antke-Engel%3A-Ene-mene-meck-Hamburger-Frauenzeitung-53-1997

Tatsache ist: An den an sich positiven Errungenschaften von Homosexuellen, Transsexuellen und Feministinnen klebt das Blut von Hunderttausenden von zwangsoperierten und mundtot gemachten Hermaphroditen. Über die 150-jährige Geschichte der Vereinnahmung der Intersexe und ihrer Folgen für die Betroffenen kann sich jeder Mensch informieren – wenn er denn will.

Wir rufen die Fortschrittlichen unter den Schwulen, Lesben, Transsexuellen, Feministinnen usw. auf, eure eigene Geschichte kritisch neu zu bewerten und einen Beitrag zu leisten, das Unrecht wieder gut zu machen, an dem ihr massgeblich beteiligt seid. Hört auf, in unserem Namen zu sprechen (und dabei doch nur eure eigenen Partikularinteressen zu verfolgen)! Hört auf, unser Symbol zu stehlen und zu entwerten!

Steht uns z.B. am 12.12.2007 in Köln solidarisch zur Seite, wenn es darum geht, genitale Zwangsoperationen an Intersexen anzuprangern – anlässlich eines Prozesses eines ohne seine Einwilligung operierten zwischengeschlechtlichen Menschen gegen seinen Arzt. Hört endlich auf, uns zu instrumentalisieren, sondern unterstützt uns in unserem Kampf um Selbstbestimmung, ohne uns dabei von Neuem zu vereinnahmen!

Demo Mittwoch, 12.12. 9:30 vor dem Landgericht in Köln. Kommt dunkel gekleidet, kein pink und kein lila!
 http://de.indymedia.org/2007/11/199653.shtml



Nella & Seelenlos


siehe auch http://de.indymedia.org/2007/12/201883.shtml

nachtrag: ---> Wikipedia vs. Zwitter

nachtrag: ---> Homo- & Transsexismus auf Wikipedia, reloaded

nachtrag: ---> Etwas  Solidarität mit Intersexuellen, bitte ...

nachtrag: ---> Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik-aus-2002

nachtrag: ---> "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"

page 5 of 5 -