Hamburg: Historische Grosse Zwitter-Anfrage eingereicht!

Keine Atempause – in Hamburg wird zur Zeit Geschichte gemacht!

Wer vermutet hätte, nach den nicht weniger als drei (!!!) bahnbrechenden Kleinen Anfragen der SPD noch im alten Jahr sowie einer auf Mi 29. April geplanten Expertenanhörung könnten die Medizyner 2009 vorerst kurz verschnaufen, hat sich schwer geschnitten: Vor einer Woche legten die Abgeordneten Kersten Artus, Dora Heyenn, Christiane Schneider, Norbert Hackbusch, Elisabeth Baum, Dr. Joachim Bischoff, Wolfgang Joithe-von Krosigk und Mehmet Yildiz von DIE LINKE nach - und wie!

Nämlich mit der zumindest meines Wissens nach allerersten Grossen Anfrage (19/1993, PDF) betreffend Menschenrechte auch für Zwitter in ganz Deutschland überhaupt! Und noch dazu von Aufmachung und Inhalt her geradezu vorbildlich!
(Nachtrag: Die Antworten des Senats sind dies allerdings weniger ...)

Noch nie war meines Wissens nach ein politischer Vorstoss zu Gunsten von Zwittern derart konsequent auf die Menschenrechtsproblematik und auf die realen Bedürfnisse der realexistierenden Zwitter ausgerichtet. Für einmal nix mit Gender-Trallala, sondern knallharte und detaillierte Fragen nach dem genauen Ausmass der Menschenrechtsverletzungen, sowie nach den Verantwortlichen, und nach Wiedergutmachung! Hipp, Hipp!

15) Ist die Freie und Hansestadt Hamburg bereit, zwischengeschlechtlichen
Menschen, die in den letzten 60 Jahren beziehungsweise seit dem 
23. Mai 1949 Opfer von medizinischen Interventionen in Hamburger
Krankenhäusern geworden sind, von der Freien und Hansestadt Ham-
burg finanzierte Opferschutzanwälte an die Seite zu stellen, damit die er-
littenen Rechtsverletzungen zumindest noch ein Stück weit aufgeklärt
und eingedämmt werden?

18) Gibt es Planungen zu einem Gesetzesvorhaben im Zusammenhang mit
der Frage Nummer 17, das
a) einen sofortigen Aktenvernichtungsstop aller in Hamburger Kran-
kenhäusern befindlichen Akten über zwischengeschlechtliche Men-
schen vorsieht?
b) die Aktenvernichtungsfrist von den medizinischen Interventionsun-
terlagen aus Hamburger Krankenhäusern zum Schutz der zwi-
schengeschlechtlichen Menschen auf einhundert Jahre erhöht, da-
mit sichergestellt wird, dass auch Betroffene, die erst nach 50 oder
60 Jahren Kenntnis von ihrer wahren biologischen Identität erhalten,
ihre Lebensbiographie eigenständig anhand der Krankenhausakten
rekonstruieren können?

Auch wenn davon auszugehen ist, dass der Senat die Opfer ebenso wie die Fragensteller einmal mehr für blöd verkaufen und auf Zeit spielen wird, statt wie gefordert den Zwangsoperierten endlich zu ihrem Recht zu verhelfen – wetten, dass mehr als eine Handvoll Medizyner nicht nur aus Hamburg in den nächsten Wochen und Monaten nicht nur in der Morgendämmerung eher verknittert aussehen ... ?

Diese historische Grosse Anfrage wird ganz konkret zumindest einige junge Zwitter davor bewahren, zwangsoperiert zu werden!

DANKE AN ALLE BETEILIGTEN!!! AUCH BEI DEN VORHERIGEN ANFRAGEN!!!

Und nun: Wann legt endlich jemand in Berlin, Dortmund, Leipzig, Heidelberg, Lübeck etc. eine ebenso substanzielle Anfrage nach – und überall sonst, wo junge Zwitter nach wie vor zwangsoperiert werden!

WER SIND DIE NÄCHSTEN?!

>>> Fortsetzung: Leugnen, wegschauen, schweigen –
       Hamburger Senat reiht sich ein unter die MittäterInnen

Siehe auch:
- Hamburg: Erneut historische Grosse Zwitter-Anfrage!!
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Rechtsanwalt Oliver Tolmein: "Deutschland gerügt: Menschenrechte von Zwittern nicht geschützt"
- Rechtsprofessorin Konstanze Plett: Zwangskastrationen rechtlich nicht zulässig (PDF)