CH-Grüne: «Die Beschneidung von Knaben muss offen diskutiert werden» – Medien unterschlagen gleichzeitige Kritik an genitalen Zwangsoperationen an Zwittern ...
By seelenlos on Tuesday, January 12 2010, 17:03 - Die anderen - Permalink
Laut >>> heutigen Medienmeldungen sorgt der Grüne Diego Hättenschwiler (Gründer von Maenner.ch, Dachverband der Männer- und Väterorganisationen) für reichlich Aufsehen, weil er "aus medizinischen und rechtlichen Gründen" folgende Sätze in ein "Positionspapier zur Gleichstellung" einbrachte:
«Die Grünen kämpfen gegen die Genitalverstümmelung, diese sind bei Mädchen und Frauen strikt zu bestrafen. Auch die Beschneidung von Knaben muss offen diskutiert werden.»
Eine Zirkumzision berge durchaus Risiken, es sei dabei gar schon zu Todesfällen gekommen, sagt Hättenschwiler. Zudem sei das Recht eines jeden Kindes auf seine körperliche Unversehrtheit zu berücksichtigen. Unter diesem Aspekt seien Beschneidungen an Säuglingen, die ihr Einverständnis dazu nicht geben können, heikel. Genau darum habe zum Beispiel Schweden Beschneidungen ohne medizinische Begründung bei Knaben, die älter als zwei Monate sind, verboten. Ein solches Verbot fordert Hättenschwiler zwar nicht. «Doch die Gesellschaft muss auch über diese Probleme diskutieren», sagt er, und nicht nur über die – weitaus schlimmere – Genitalverstümmelung bei Mädchen. (Hervorhebung durch zwischengeschlecht.info)
[ Soweit, so gut. Ausser, dass die massiven Genitalverstümmelungen an Zwittern einmal mehr von vornherein unter den Tisch fallen! Terre des Femmes Schweiz war da schon mal weiter. ]
Korrektur: Wie ein >>> Kommentar zu Recht darauf hinwies, kritisieren die Grünen tatsächlich in ihrem >>> Positionspapier (PDF, --> S. 11f.) die genitalen Zwangsoperationen explizit! Leider war mir das bein verfassen dieses Posts nicht bewusst, da mir das Papier selbst nicht vorlag und ich mich lediglich auf die Medienberichte bezog, für die das bezeichnenderweise kein Thema war. Sorry - und Danke!!!
Siehe auch:
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- Zwangsoperationen verfassungswidrig (Art. 10.2: Recht auf körperliche Unversehrtheit)
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Zwangsoperation tangiert "höchstpersönliche Rechte" – Eltern dürften nicht zustimmen
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
Comments
Bravon, endlich wird das Thema mal von jemandem besprochen! Nach unseren Gesetzen müsste das Beschneiden von Buben sowieso verboten sein. Bei unsern Nachbarn ist es das nämlich:
http://www.holmputzke.de/index.php?...
hallo maureen, danke für den hinweis! leider wird auch in deutschland das recht auf körperliche unversehrtheit trotzdem weiterhin mit füssen getreten. über eine begegnung mit maximilian stehr, co-autor einiger veröffentlichungen putzkes, hier unter 1. referat
bezeichnend auch ein heute im tages-anzeiger veröffentlichtes interview mit "Daniel Leupi Der grüne Politiker ist seit acht Jahren Stadtzürcher Parlamentarier. Er war Fraktionschef und bewirbt sich nun für einen Sitz im Stadtrat", der offensichtlich nicht mal genau gelesen hat, worums in dem umstrittenen papier überhaupt ging:
kommentar überflüssig ...
Gut, dass ich hier vorbeigeschaut habe. Seelenlos hat natürlich recht, auch Transsexuelle, Hermaphroditen usw. haben ein Recht auf körperliche Unversehrtheit. Weil sie so eine kleine Minderheit sind, werden sie in meinen Augen am stärksten unterdrückt. Irgendwie scheint es die monosexuelle Mehrheit nicht zu ertragen, dass es in der Natur auch Polysexuelle gibt und dass Monosexualität nicht der Masstab aller Dinge ist.
Indirekt kann aber der Schutz der Zwitter/Polysexuellen dennoch durchgesetzt werden, wenn sowohl die Genitalverstümmelung von Mädchen als auch von Jungen verboten wird. Wenn beides verboten ist, liegt der Schluss nahe, das auch Polysexuelle nicht mehr genital verstümmelt, beziehungsweise mit Gewalt in eines der beiden Geschlechter gestossen werden dürfen. Besser wäre natürlich ein ausdrückliches Verbot der genitalen Verstümmelung von Zwitter/Polysexuellen.
lieber stefan flüeler, danke für deinen kommentar.
allerdings ist dein hintenanstellen von "Hermaphroditen" hinter "Transsexuelle" sowie deine einordnung der "zwitter" unter die "Polysexuellen" wenig hilfreich:
- es gibt möglicherweise 10x mehr zwitter als transsexuelle,
- zwitter zu sein ist erstmal keine frage von sexualität, identität oder orientierung usw. http://www.tagesanzeiger.ch/...
auch wenn du es wohl nicht böse meintest, sehen wohl die allermeisten zwitter bei solchen einordnungen dunkelrot, viele wehren sich seit langen jahren genau gegen solche (oft unbedachten) vereinnahmungen, die für zwitter auch politisch wenig hilfreich sind: https://blog.zwischengeschlecht.info... deshalb wandern entsprechende statement auf diesem blog im wiederholungsfall in die rubrik verletzender / nicht sachbezogener kommentare.
der kampf gegen mädchen- und knabenbeschneidungen wird ja sinnvollerweise auch nicht im namen von sexualitäten usw. geführt. auch wenn der kampf gegen "Monosexualität" als "der Masstab aller Dinge" an sich oder im namen von lgb eine legitime sache ist, ihn im namen der zwitter zu führen und ihn mit dem kampf gegen die genitalverstümmelungen an zwittern zu vermischen ist es nicht mehr.
Bitte vor einer Kritik kundig machen. Im Papier der Grünen heisst es im Entwurf mit etwas mehr Zusammenhang als im Tagi zitiert:
"Die körperliche und sexuelle Integrität ist unantastbar. Daher kämpfen die Grünen gegen die Genitalverstümmelung; diese sind bei Mädchen und Frauen strikt zu bestrafen. Auch die Beschneidung von Knaben muss offen diskutiert werden. Von Intersexualität betroffene Kinder und Jugendliche müssen bei Volljährigkeit selber entscheiden dürfen, welchem Geschlecht (wenn überhaupt) sie angehören. Chirurgische und hormonelle Eingriffe sollen daher nicht vorher vorgenommen werden dürfen."
hallo diego, danke für deinen kommentar.
du hast natürlich recht! sorry, das war mein fehler, ich hatte micht tatsächlich nicht schlau genug gemacht, sondern lediglich auf die medienmeldungen reagiert.
ich werde das umgehend provisorisch korrigieren und gelegentlich einen neuen post verfassen zur feier dieser grossartigen news!
hier vorerst mal der link zum positionspapier (pdf):
http://www.grüne.ch/web/dms/gruene...
nochmals sorry und herzliche grüsse seelenlos
@Seelenlos
Ich bitte um Verzeihung für allfällige Missverständnisse.
Gemeint war eine gewöhnliche Aufzählung mit ".. Transsexuelle, Hermaphroditen usw.", und nicht eine wertende Reihenfolge.
Ich verwende den Ausdruck Polysexuelle als Sammelbegriff; Transsexuelle, Hermaphroditen, Zwitter usw. sind dann konkretisierende Untermengen dieses Oberbegriffs.
Wobei Transsexuelle und Zwitter nicht unbedingt gleiche Interessen haben. Soweit ich das verstanden habe, fühlen sich Zwitter/Hermaphroditen häufig wohl in ihrer Zwiegeschlechtlichkeit und möchten so bleiben, wohingegen Transsexuelle häufig ihr psychisches Geschlecht nicht mit ihrem physischen Geschlecht in Einklang bringen können und gerne das Geschlecht wechseln würden, also eigentlich für operative Eingriffe votieren.
Nun ist es so, dass solche geschlechtsumwandelnden Eingriffe um so erfolgreicher sind, je früher sie erfolgen, also dann, wenn man eigentlich noch nicht von 'informierter Zustimmung' des Kindes sprechen kann.
Um das alles unter einen Hut zu bringen, müsste man wohl für die totale Freiwilligkeit in Sachen sexuelle Identität votieren, ein Gesetzesvorhaben müsste all diese sich widersprechenden Interessen irgendwie berücksichtigen.
Vielleicht sind Verbote nicht der beste Weg dazu, weil Verbote nicht zu selbständigem, einfühlsamem Denken anregen.
Es geht eher um Aufklärung, und die erreicht man nicht mit Strafdrohungen, sondern am ehesten in einer stressfreien, toleranten, kommunikativen Atmosphäre.
lieber stefan flüeler, danke für deine erklärung.
leider ist es wenig erstaunlich, dass dir die offensichtlich gottgegebene, ewiggleiche reihenfolge in der aufzählung mit den transsexuellen zuerst und mit den zwittern als das obligate schlusslich nicht etwa wertend vorkommt, sondern einfach nur "normal".
trotzdem ist sie sehr wohl wertend, und für die allermeisten zwitter einfach nur schlecht und aua.
desgleichen kolonialisierende oberbegriffe wie polysexuell, transgender usw.
ebenso der x-te versuch, all diese "untergruppen" (selbstverständlich unter güterabwägung in der obligat gottgegebenen reihenfolge) in einem einzigen gesetzesvorhaben scheinbar unter einen hut zu bringen, bevorzugt (schon wieder) unter dem oberbegriff sexuelle identität usw.
dies sind alles dinge, die zwittern seit vielen, vielen jahren sauer aufstossen, worüber sie sich seit ebensovielen jahren immer und immer wieder öffentlich beschwert haben. auch über schnapsideen, zwitter müssten in ein gesetz mit rein, dass irreversible kosmetische genitaleingriffe noch ausdrücklich erlaubt und gutheisst. welcher denkende zwitter sollte sowas wollen?
bitte informiere dich mal und hör mit diesen vereinnahmenden sprüchen auf! wenn sie dir als kleinkind die genitalien verstümmelt hätten usw., würde das alles nämlich auch dir wohl ziemlich schnell mal ziemlich unerträglich reinkommen, wetten?