Klitorisamputation: "Ich wollte verzweifelt die vollständigen Krankenhausakten bekommen, um zu erfahren, wer meine Klitoris operativ entfernt hatte, und warum" - Cheryl Chase (1995)

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STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Einige Ausschnitte aus einem >>> autobiographischen Text von Cheryl Chase, Begründerin der Intersex Society of North America (ISNA), auf Deutsch seinerzeit auf der AGGPG-Homepage:

Die Geschichte meiner Kindheit ist eine Lüge. Ich weiß jetzt, daß meine Eltern nach der Klitorektomie dem ärztlichen Ratschlag gefolgt sind, indem sie jeden noch so kleinen Beweis, daß Charlie jemals existierte, vernichteten.

Wofür sind Genitalien? Meiner Auffassung nach sind meine Genitalien für mein Vergnügen.

Ich erinnere mich an mich als einen zurückgezogenen, depressiven Jugendlichen, immer versuchend einen Blick auf weibliche Genitalien werfen zu können. Sehen sie so aus wie meine? Ich hatte niemals eine nackte Frau aus der Nähe gesehen. Ich hatte keine Ahnung davon, daß an meinen Genitalien Teile fehlten. Eigentlich kann man die Unterschiede zwischen meinen Genitalien und denen von irgendeiner anderen Frau, ohne die äußeren Schamlippen zu öffnen, nicht erkennen. Ich erinnere mich, wie ich in einem Buch das Phänomen der Masturbation entdeckte. Ich konnte jedoch den Mittelpunkt der lustbringenden Empfindungen in meinen Genitalien nicht lokalisieren, konnte den Trick nicht zustande bringen, über den ich gelesen hatte. Ich war nicht in der Lage, dieses Versagen mit dem Geheimnis über die vergrößerte Klitoris, die entfernt wurde, in Verbindung zu bringen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß mir jemand eine solche unwiderrufliche Sache angetan hatte, besonders nicht Erwachsene, die für mein Wohl verantwortlich sind. Oft weckten mich Alpträume, in denen mein Leben in Gefahr, mein Geschlecht fraglich und meine Genitalien deformiert waren und aus mir so wie Organe heraus schwappten. Als junge Erwachsene, gelang es mir, eine Verbindung zwischen der Entfernung meiner Klitoris und meiner schwachen sexuellen Reaktion, der Unfähigkeit einen Orgasmus zu erleben, zu erkennen.

Es war nicht leicht die intensiven Schamgefühle zu überwinden. Als Frau bin ich weniger als vollständig – ich habe eine geheime Vergangenheit, mir fehlen wichtige Teile meiner Genitalien und sexuellen Reaktionen. Eine medizinische Anomalie, so zusammengeflickt wie es der Chirurg am besten bewältigen konnte. Wenn eine Geliebte mit ihrer Hand das erste Mal meine Genitalien berührt, wird der Mangel sofort offensichtlich für sie. Ich wurde brutal verstümmelt, zurückgelassen voller Fragen, und auf der Suche nach der Wahrheit befand ich mich in völliger Stille und Isolation.

>>> Ganzer Text: Cheryl Chase, "Beleidigende Vernunft (Affronting Reason)" 

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