Intersex-Genitalverstümmelungen: "Wir haben nicht das Recht, die Hilflosigkeit der Eltern mit Chirurgie am Kind zu behandeln." (Kinderchirurg Dr. Blaise Meyrat, Uniklinik Lausanne) (2)
By seelenlos on Sunday, February 10 2013, 15:27 - Die Mediziner - Permalink
Die französischsprachige Intersex-Sendung >>> "Un corps, deux sexes" (Online Video) wurde von vielen gelobt. Was besonders Aufsehen erregte: Nicht nur nahmen darin Betroffene klar Stellung gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern (darunter Daniela "Nella" Truffer und Vincent Guillot) und es gab Ausschnitte vom Protest gegen den Europäischen KinderurologInnenkongress "ESPU 2012", sondern es äusserten sich auch mehrere MedizinerInnen mit bisher kaum gehörter Deutlichkeit. Danke!!!
Als zweites Beispiel dokumentiert dieser Blog nachfolgend ein auf Deutsch übersetztes Transkript von Nella mit den Aussagen des Lausanner Kinderchirurgen Dr. Blaise Meyrat, der schon länger aus ethischen Gründen aufgehört hat, kosmetische Genitaloperationen an Kindern durchzuführen (mit Ausnahme leichter "Hypospadiekorrekturen", da hierbei, so Meyrat, kaum Komplikationen aufträten). Nella und yours truly haben schon selber erlebt, wie Meyrat dies auch vor MedizinstudentInnen vertrat. Damit gehört Meyrat (zusammen mit Dr. Sarah Creighton, London) zu den leider ganz raren Ausnahmen unter den KinderchirurgInnen, und er scheut sich auch nicht, das Offensichtliche in der Öffentlichkeit auszusprechen. Dafür von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön!!!
Blaise Meyrat (Chirurgie pédiatrique du CHUV): "Ich glaube nicht, dass wir das Recht haben, die Hilflosigkeit der Eltern mittels Chirurgie [am Kind] zu behandeln. Ich glaube, dass wir uns da ethisch gesehen nicht auf etwas Korrektes einlassen. Man spricht vom Trauma der Eltern, ok, das gibt es, da bin ich absolut sicher, dass es ein extrem grosses Trauma gibt. Nun stelle ich Ihnen die Frage, ich stelle die Frage denjenigen, die früh operieren: kann das Trauma der Eltern durch das Trauma eines Kindes ausgelöscht werden, ihres Kindes, das man operiert, das man in den Operationssaal bringt, einmal, zweimal, dreimal, viermal? Ist dieses Trauma nicht noch schlimmer? Ich glaube das ist es."
Kommentar Sprecher: "In der Tat ist es selten, dass eine einzige Operation ausreicht. Die Genitalien eines Babys zu verändern impliziert oft eine Rückkehr in die Operationssäle schrittweise mit dem Wachstum des Kindes."
Blaise Meyrat (Chirurgie pédiatrique du CHUV): "Ich glaube nicht, dass das Argument 'es wird besser gelingen, wenn wir es beim Kleinkind machen', hält. Die Mehrheit der Kinder, die als Babies operiert wurden, mussten später erneut operiert werden. Die Mehrheit."
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