"Genf: UN-Ausschuss kritisiert Genital-OPs an Intersex-Kindern als 'schädliche Praxis' - Schriftliche Empfehlungen morgen Mittwoch"

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20 Minuten 04.02.2015: UNO kritisiert Genital-OPs im Kindesalter als «Gewalt an Kindern»

Zwischengeschlecht.org on FacebookPressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 03.02.2015:

'STOP Intersex Genital Mutilation!' - UNHRC Geneva 20.10.2012 Die 68. CRC Sitzung war eine kleine Sensation: Zum allerersten Mal überhaupt behandelte der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes die Themen Intersex und IGM-Praktiken. In einem bahnbrechenden Vorstoß stellte die Vorsitzende der Schweiz kritische Fragen – und kritisierte nicht-eingewilligte Intersex-OPs an Kindern als "eine Frage der körperlichen Unversehrtheit", als "eine Art von Gewalt an Kindern", und als "schädliche Praxis".

Dieses Novum ist das Ergebnis langer und harter Arbeit von Intersex-NGOs und ihren Verbündeten, die sich am CRC-Menschenrechts-Mechanismus beteiligten und nicht weniger als 4 NGO-Berichte zu Kinderrechten in der Schweiz einreichten, die alle IGM-Praktiken explizit kritisierten. Gefolgt von einer Einladung des Komitees für ein Briefing zum Thema "Intersex-Genitalverstümmelungen auf der globalen Ebene" unmittelbar vor der Staatenprüfung der Schweiz.

Bereits kritisieren nun 13 UN-Gremien sowie der Europarat uneingewillige Genitaloperationen und weitere medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Intersex-Kindern (CEDAW, CAT, SRH, SRT, WHO, OHCHR, UNICEF, UN Women, UNAIDS, UNDP, UNFPA, CRPD, CRC, COE). Bis heute ist Kolumbien weltweit das einzige Land, das IGM-Praktiken zumindest teilweise untersagt.

2012 wurde die Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK-CNE) der Schweiz weltweit gelobt – doch bis heute weigert sich der Bundesrat, die Empfehlungen auch umzusetzen.

Die Antworten der Schweiz auf die Fragen der CRC-Vorsitzenden in Genf waren klar unbefriedigend, was auch die Vorsitzende in einer abschließenden Bemerkung selbst festhielt (>>> Transkript).

Unbeirrt stellte der Vertragsstaat "psychologische Risiken [...] zum Beispiel bei Problemen beim Schuleintritt" als angeblich "zwingende medizinische Notwendigkeit" für kosmetische Genitaloperationen an Intersex-Kindern dar – entgegen den Empfehlungen der angeführten Nationalen Ethikkommission, die "psychosoziale Indikationen" für unnötige Genitaloperationen explizit und klar kritisiert (!!!). Ebenso unbeirrt stellte der Vertragsstaat "Personenstand", "Geschlechtseintrag", "Geschlechtszuweisung", "empfundenes Geschlecht" und Ähnliches ins Zentrum – bei gleichzeitiger Missachtung der von der Vorsitzenden hervorgehobenen körperlichen Unversehrtheit – gipfelnd in der ewiggestrigen Behauptung, IGM-Praktiken seien nur bei zusätzlich "falscher Geschlechtszuweisung" wirklich schlimm.

Zwar stellte die Schweizer Vertretung in einer überraschenden Kehrtwende Bestrebungen für Datenerfassung zu Intersex-OPs in Aussicht – doch offensichtlich einmal mehr ohne Konsultation der Betroffenen, die in Genf zum ersten Mal von diesen Plänen erfuhren.

Betroffene rund um den Globus und ihre Organisationen hoffen deshalb, der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes werde morgen Mittwoch deutliche schriftliche Empfehlungen an die Schweiz richten, und eine ganzheitliche Politik zur Eliminierung aller IGM-Praktiken weltweit vorantreiben.

>>> 2014 CRC NGO Report "Intersex Genital Mutilations" (PDF 3.65 MB)
>>> 2015 CRC Briefing "Intersex Genital Mutilations on a Global Scale" (PDF 3.14 MB)
>>> Transkript 68. Sitzung CRC: Fragen und Antworten zu Intersex, Genf 2015

Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüße

Daniela "Nella" Truffer, Markus Bauer
Gründungsmitglieder Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50, +41 (0)78 829 12 60
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Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info

2014 NGO Report an das UN-Kinderrechtskomitee
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
>>> Download PDF (3.65 MB)     >>> Table of Contents

IGM on a Global Scale: 2015 Briefing for UN-CRC
• IGM: A Survivor's Perspective • Intersex Movement History
• What are IGM Practices? • What are Variations of Sex Anatomy?
• IGM and Human Rights • Conclusion: IGM as a Harmful Practice
>>> Download PDF (3.14 MB)     >>> Table of Contents