"Wem gehört das Zwittersymbol?"
PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 04.05.2008
"Pink Apple" ladet Zwitter aus
Eklat bei der Kontroverse um Missbrauch des Zwittersymbols: Zwei Tage vor der Podiumsdiskussion von heute Abend lud "Pink Apple" die Vertreterin von Betroffenen aus der Schweiz und Deutschland kurzerhand aus. Mehrere Betroffene aus der Schweiz und aus Deutschland (darunter Mitglieder der Selbsthilfegruppen XY-Frauen und Zwischengeschlecht.org und des Dachverbandes Inters**uelle Menschen e.V.) baten darauf "Pink Apple" persönlich, die Anliegen und Bedenken der Betroffenen unter anderem betreffend der Verwendung des Zwittersymbols ernst zu nehmen und die Ausladung rückgängig zu machen, jedoch ohne Erfolg.
Anlass der Podiumsdiskussion ist die Aufführung von "Die Katze wäre eher ein Vogel" von Melanie Jilg. Als Vertreterin der "Intersexcommunity der Schweiz" wurde dazu Daniela Truffer als Gründungsmitglied der schweizerischen Selbsthilfegruppe zwischengeschlecht.org eingeladen. Kontext der Diskussion sei das "Thema der Intersexualität und deren Problematik in unserer engen rechtlichen Struktur". (Obwohl die eigentliche Problematik aus Sicht der Betroffenen in erster Linie in den menschenrechtswidrigen genitalen Zwangsoperationen liegt, benutzen Transgender das Thema "Intersexualität" meist, um ihre eigenen Anliegen betreffend Vereinfachung von Personenstandsänderungen zu propagieren.)
Ebenso missbraucht Pink Apple das Zwittersymbol als Icon für "Transgender" und reduziert damit, wie beispielsweise auch das 17. Internationale Queer Filmfestival "Verzaubert", einmal mehr die Leiden der real existierenden Zwitter auf das "komplexe Genderthema".
Wem gehört das Zwittersymbol?
Auf die von Daniela Truffer und weiteren Betroffenen per Mail vorgebrachten Bedenken erfolgte von Seiten von "Pink Apple" bisher keine inhaltliche Stellungnahme. Es wurde lediglich darauf verwiesen: "Die Diskussion welche Zeichen welche Gender bezeichnen, wäre dann vielleicht eine die an diesem Filmabend geführt werden könnte...."
Auch auf zwei offene Briefe ( eins, zwei) erfolgte keine inhaltliche Stellungnahme. Immerhin erklärte "PInk Apple" als Antwort auf den zweiten offenen Brief, die Argumente zur Kenntnis genommen [zu haben] und [...] sie für eine nächste Festivalsausgabe in Betracht [zu] ziehen".
Drei Tage später wurde Daniela Truffer von Pink Apple von der Diskussion kurzerhand ausgeladen. Als zwei der Protagonist_innen von "Die Katze wäre eher ein Vogel" sich mit Daniela Truffer solidarisierten und "Pink Apple" baten, die Bedenken ernst zu nehmen und ihre Teilnahme an der Diskussion noch einmal zu erwägen, blieb "Pink Apple" hart mit der Begründung, sie hätten bereits Mitte März beschlossen, die Diskussionsrunde anders aufzugleisen bzw. die Teilnehmer auf die Mitwirkenden des Films zu beschränken. Eine dritte Protagonistin, die ebenfalls für die Diskussion in Zürich angefragt worden war, hatte abgesagt, da sie von Anfang an das Gefühl hatte, "Pink Apple" wolle sie nur für eigene Zwecke missbrauchen.
Offensichtlich scheint "Pink Apple" davon auszugehen, mittels Dialogverweigerung liessen sich Zwitter, ihr reales Dasein und ihre berechtigten Anliegen aus der Welt schaffen, nach dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn".
Wir "Intersexuellen" lassen uns jedoch den Mund nicht verbieten und werden auch künftig Ausgrenzung und Vereinnahmung von Betroffenen thematisieren und uns dagegen zur Wehr setzen. In der Hoffnung, dass eventuell zu einem späteren Zeitpunkt ein konstruktiver Dialog möglich sein wird.
n e l l a
Daniela Truffer
+41 (0)76 398 06 50
Schweizerische Selbsthilfegruppe
zwischengeschlecht.org
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Published on Sunday, May 4 2008 by nella