Bundesärztekammer gegen genitale "Zwangsoperationen" – natürlich nur bei "Mädchen und Frauen" ...

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Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Laut einer Meldung im >>> Deutschen Ärzteblatt engagiert sich die Bundesärztekammer schon seit 11 Jahren u.a. gegen "Zwangsamputationen, Durchführung von Zwangsoperationen von Mädchen und Frauen (Beschneidung)", lobt "[d]ie Arbeit der Menschenrechtsbeauftragten der Bundesärztekammer und der Landesärztekammern auf diesem Gebiet" und beschloss überdies, "jährlich mit 10 000 DM die Arbeit des BÄK-Menschenrechts-beauftragten (Dr. Montgomery) [zu] unterstützen".

Pikante Details am Rande: Der "Menschenrechtsbeauftragte der Bundesärztekammer" Frank Ulrich Montgomery (dessen lesenswerte "Position zu Menschenrecht und Medizin" das von der Ärztekammer angesprochene "Zwangsoperationsproblem" allerdings gar nicht erst erwähnt) lebt und arbeitet in Hamburg bzw. im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und ist zugleich "Präsident der Ärztekammer Hamburg" und "Vizepräsident der Bundesärztekammer". Hamburg fiel 2009 ja positiv auf durch zunächst sehr positive Vorstösse aus der Bürgerschaft, die allerdings vom Senat knallhart abgeblockt wurden. Was schliesslich in einem einstimmig angenommenen, allerdings zahnlosen Antrag der Bürgerschaft an den Senat mündete, der ausgerechnet den zentralen Punkt der Zwangsoperationen an Zwittern stillschweigend ausklammerte. Der im Hamburger Senat für die "Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz" verantwortliche Präses, "Senator für Gesundheit und Soziales" Dietrich Wersich, ist übrigens ein ehemaliger Berufskollege Montgomerys ("Ärztliche Tätigkeit in Allgemeinmedizinpraxis und Chirurgiepraxis").

Kommentar: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ...

Siehe auch:
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal") 
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?" 
- Internationaler Tag gegen Mädchenbeschneidung (aber die Zwitter operiert nur ruhig weiter, sind ja keine Frauen, äh, Menschen ...)
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern 
- Zwitter und Patriarchat aus feministischer Perspektive  

Comments

1. On Tuesday, December 29 2009, 19:05 by gelse

Ist ja klar, die Bösen sind immer und ausschließlich die Anderen. Da wo man selber ist da sind nur die reinsten Engel zuhause, alles Andere wäre nämlich "Nestbeschmutzung".

Da war das EMMA-Forum im Sommer 2003 schon mal weiter. Nach einer etwas zähen Diskussion haben viele wenn auch nicht alle Beteiligten eingesehen, daß die Beschneidungen in Afrika und geschlechtskosmetische Eingriffe an Kindern in Europa etwas gemeinsam haben: Nicht medizinisch sondern kulturell begründete Eingriffe am Körper.

Aber wie gesagt, der Montgomery kann sich das gar nicht leisten. Wenn er sich da mal schlau machen würde und auf die Idee käme, daß das ja gar nicht so viel anders ist als die kritisierten Beschneidungen: Dann wäre er ein Nestbeschmutzer und die vielen schönen Pöstchen wären weg.

2. On Wednesday, December 30 2009, 16:03 by seelenlos

jaja, wer riskiert schon gerne "die vielen schönen Pöstchen" zu verlieren ... gut gesagt!

das mit dem EMMA-forum 2003 klingt ja hochinteressant.

(alice schwarzer selbst scheint nach allem, was ich weiss, ja eher weniger lernfähig zu sein: nachdem sie in "der kleine unterschied" john money unhinterfragt in den himmel lobte, scheint sie auch in "die antwort" immer noch am scheinbar feminismus-immanenten "blinden fleck" zu leiden, wie diese teilrezension ausführt:
http://www.thueringerblogzentrale.d... )