Caster Semenya kündet offiziell Rückkehr an – IAAF verlangt Denkpause bis August (XI)

>>> Nachträge 2-4: "Casters Anwalt gelobt zu kämpfen" (siehe unten)

IOC-Protest, Lausanne, Nov. 19, 2009 (Photo: Ärger)

Discrimination of "Hermaphrodites" in Sports      IOC, IAAF threaten with Surgery

Open Leser to IOC      IOC and IAAF deny responsibility      Stop Genital Surgery

IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!

>>> Bitte unterschreibt die Petition an das IOC!

In einem anscheinend von ihren Anwälten abgesegneten, offiziellen Communiqué von heute (englisch) kündigt Mokgadi Caster Semenya ihre Rückkehr zu Athletik-Wettkämpfen für diese Saison an und richtet konkrete Vorwürfe insbesondere an den Welt-Athletikverband IAAF.

So seien nicht nur ihre Rechte als Sportlerin verletzt worden, sondern auch ihre fundamentalen Menschenrechte inklusive ihr Recht auf Würde und Privatshäre. Obwohl sie von Anfang an mit dem IAAF zusammengearbeitet, all deren Auflagen erfüllt und den Verband drei Mal offiziell um Kontaktaufnahme ersucht habe, weigere sich der Weltathletikverband bis heute, mit ihr in Kontakt zu treten. Und ziehe seinen Entscheid in einer ihrer Ansicht nach einfachen Sache Mal um Mal erneut auf unbestimmte Zeit hin, obwohl es aufgrund der ihr und ihren Beratern bekannten Fakten einschliesslich der IAAF-Bestimmungen eigentlich kein Hindernis geben dürfte, um ihr die Teilnahme an Wettkämpfen zu erlauben. Sie werde weiterhin mit dem IAAF zusammenarbeiten und dessen Auflagen erfüllen. Da sie jedoch bis heute nicht offiziell gesperrt sei und nur in Rücksicht auf den IAAF freiwillig auf Teilnahme an Wettkämpfen verzichtet habe, kündige sie hiermit ihre Rückkehr zu Athletikwettkämpfen an, und werde an einer beschränkten Anzahl von Rennen dieser Saison teilnehmen.

Dieses klare Statement kommt als indirekte Antwort auf eine offizielle Weigerung des IAAF auf eine Anfrage des südafrikanischen Athletikverbandes ASA, Caster Semenya die Teilnahme an Rennen zu erlauben. ASA verbot Mokgadi Caster Semenya deshalb unter Berufung auf den IAAF die Teilnahme an einem heutigen Regionalmeeting in Stellenbosch (nahe Kapstadt, Südafrika). Schon im Januar hatte das Südafrikanische Nationale Olympische Komitee Caster Semenya die Teilnahme an einem lokalen Rennen untersagt.

Laut einer gestrigen Meldung aus Südafrika (englisch) habe IAAF zudem gegenüber Casters Familie verlauten lassen, sie wollten sich mit der Kommunikation der Resultate des seit August 2009 andauernden Geschlechtstests noch bis im Juli 2010 Zeit lassen.

Diese Ankündigung stimmt überein mit den Aussagen eines lesenswerten Interviews mit IAAF-Councilmitglied Helmut Digel im Tagesspiegel vom Montag 29.3. sowie in der Zeit vom Dienstag 30.3., wonach es von Seiten des IAAF erst "bis zur nächsten Councilsitzung in Kiew im August eine Entscheidung geben wird". Helmut Digel äussert sich auch sonst besorgt über das endlose Hin-und-Her von Seiten des IAAF, ebenso über die berüchtigte IOC-Medizynerkonferenz vom Januar in Miami:

Ich kann die Ergebnisse dieser Konferenz nicht beurteilen. Für die notwendigen sportpolitischen Entscheidungen scheinen sie allerdings nicht sehr hilfreich zu sein.

Nachtrag: Als Reaktion auf Caster Semenyas Statement hat der IAAF am Mittwoch 31.3. (englisch) via ASA-Sprecher Richard Stander inzwischen verlauten lassen, “das wissenschaftliche Team" des IAAF werde seinen "Report" bereits "im Juni abliefern", weshalb ASA bis dahin zuwarte.

Nachtrag 2: Laut einer Meldung vom 31.3. des "Cape Argus" (englisch) mit dem Titel "Casters Anwalt gelobt zu kämpfen" kündigt ihr Rechtsvertreter Geg Nott weitere Schritte an. Sein Statement im Wortlaut: 

"Es ist an der Zeit, Caster ihre Rechte zurück zu geben. Sie drängt darauf zu rennen, sie kam am Dienstag hierher um am Wettkampf teilzunehmen."

"Wir haben versucht nett zu reden, aber wir haben nun genug. Wir kamen nicht hierher um die Konfrontation zu suchen, aber gleichzeitig, serviert uns nicht als Idioten ab. Verwechselt nicht Takt mit Dummheit, denn das wäre ein schwerer Fehler."

Nachtrag 3: In einem Email an die Agentur Reuters vom 31.3. (englisch) hieb Caster Semenyas Anwalt Greg Nott erneut in dieselbe Kerbe:

"Offensichtlich haben ASA und IAAF Caster Semenya die Starterlaubnis verweigert. Wir werden sämtliche notwendigen Schritte unternehmen, um Casters Recht auf Teilnahme ohne Einschränkungen zu schützen."

Nachtrag 4: Gegenüber der Nachrichtenagentur AP vom 1.4. (englisch) kritisierte Greg Nott das Startverbot für Caster Semenya in Stellenbosch und warf den Verantwortlichen vor, unaufrichtig und missbräuchlich gehandelt zu haben. Weiter kündigte Nott an, Caster Semenyas Berater würden fortfahren, Semenyas beste Interessen energisch zu vertreten.

Durch die Hinhaltetaktik des IAAF hat Caster Semenya nebst Qualifikationen für die kommende Saison schon entscheidende Wettkämpfe verpasst, so z.B. die diesjährige Hallenweltmeisterschaft in Doha.

Bleibt zu hoffen, dass Mokgadi Caster Semenya trotz aller unwürdigen Behandlung und allen verpassten Gelegenheiten schnell wieder Tritt fassen wird. Und dass ihre Anwälte dem inkompetenten und eigenmächtigen IAAF für dessen Missachtung ihrer Menschenrechte noch eine saftige Rechnung präsentieren werden ...

>>> Bitte unterschreibt die Petition an das IOC!

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung

>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"

>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!   
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I) 
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II): "The Guardian" und "Freitag.de" propagieren Genitalverstümmelungen
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (III): 4 Artikel von solidarischen Nicht-Zwittern
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" - Tages-Anzeiger, 16.9.09 (IV)  
- Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)
- IAAF offeriert Caster Semenya "Gratis Genitaloperation" (VI) 
- Caster Semenya verklagt IAAF auf 120 Mio Dollar und ASA auf 18 Mio Dollar? (VII) 
- Caster Semenya wieder für Frauenwettkämpfe zugelassen? (VIII)
- Südafrikanisches Olympiakomitee: Absolutes Startverbot für Caster Semenya! (IX) 
- Caster Semenyas Anwälte gegen SASCOC: "Sie wurde nicht disqualifiziert"! (X) 
- "Caster Semenya: Was macht eine Frau zur Frau?" - evangelisch.de, 4.2.10 
- "Geschlechtstests im Sport: Wer legt eigentlich fest, was als normal gilt?" - FAZ, 15.2.10
- Sarah Gronert
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit 
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09