Wegen Caster Semenya: IOC plant neue "Intersex-Regeln", Konferenz im Oktober (XXIII)
By seelenlos on Sunday, July 18 2010, 02:25 - Die Mediziner - Permalink
Nachtrag: Caster gewann auch das heutige 2. Rennen mit 2:02,41!
Nun ist es offiziell: Laut einem in Südafrika publizierten Bericht der >>> London Times (englisch) mit dem sinngemässen Titel "IOC will weitere Intersex Dramen abwenden" arbeitet das Internationale Olympische Komitee (IOC) nach Aussagen von IOC-Chefmedizyner Arne Ljungqvist derzeit an neuen Richtlinien und will dazu im Oktober eine (weitere) Konferenz abhalten. Gleichzeitig rief er Grossbritannien dazu auf, ein "Global Intersex Centre" aufzubauen.
Weitere Angaben über die neuen Richtlinien oder über die geplanten "Globalen Intersex Zentren" machte Ljungqvist keine; stattdessen "fachsimpelte" er noch etwas über "hohe Testosteronwerte" (eine der öffentlich kolportierten "Indiskretionen" betreffend Caster Semenya):
"Es kommt darauf an, ob Rezeptoren vorhanden sind, die auf das Testosteron ansprechen. Eine der häufigsten Intersex-Störungen ist das Androgen Insensitivitäts Syndrom. Diese Frauen haben keine Rezeptoren. Das heisst, sie könnten sich nicht einmal mit Testosteron dopen, so dass man ironischerweise sagen könnte, sie seien die weiblichsten Geschöpfe, die man überhaupt treffen kann."
Die Aussagen Arne Ljungqvists betreffend neuen Richtlinien und "Globales Intersex Zentrum" sind wohl einerseits im Zusammenhang mit früheren Aussagen von Sebastian Coe zu würdigen, IAAF Vize-Präsident und Vorsitzender des Organisationskomitees der Olympischen Spiele in London 2012. Lord Coe hatte schon letzten Herbst öffentlich neue Befugnisse für die Sportverbände gefordert (englisch), damit sie künftig "verdächtige" Athletinnen aufgrund "vorläufiger Ergebnisse" präventiv ausschliessen können (Zwischengeschlecht.org berichtete).
Andrerseits wurden "Globale Intersex Zentren" als solche bereits im Anschluss an ein von IOC, IAAF und FIFA gemeinsam organisiertes Medizynersymposium in Miami im Januar 2010 angekündigt. Seinerzeit hatte Arne Ljungqvist dazu ausgeführt:
Unter den zentralen Schlussfolgerungen befindet sich ein Vorschlag, Gesundheitszentren einzurichten, worin Experten Atheletinnen mit "Störungen der Geschlechtsentwicklung" diagnostizieren und behandeln würden. In den meisten Fällen, sagte Ljungqvist, würden diese Behandlung benötigen wie Operationen und Hormontherapie.
Die mittlerweile wegen unkontrollierten pränatalen Dexamethason-Zwangsbehandlungen ins Kreuzfeuer geratene Medizynerin Maria I. New hatte dazu weiter präzisiert:
Sportverbände würden Fotografien von Athletinnen zu Experinnen wie sie selbst übermitteln. Wenn der Experte denke, die Athletin hätte möglicherweise eine Störung der sexuellen Entwicklung, würde der Experte weitere Tests anordnen und eine Behandlung vorschlagen.
"Diejenigen, welche in die Behandlung einwilligen, werden eine Starterlaubnis erhalten", sagte Dr. Maria New, eine Panelteilnehmerin. "Diejenigen, die eine Behandlung auf einer Fall-zu-Fall-Basis verweigern, werden keine Starterlaubnis erhalten."
Auch der Weltathletikverband IAAF plant bekanntlich neue "Geschlechterregeln", ein erster Entwurf wird an der IAAF-Vorstandssitzung vom 7.-8. August in Kiew debattiert, im November soll dann die endgültige Fassung abgesegnet werden und die neuen Regeln auf 2011 in Kraft treten (dieser Blog berichtete).
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Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
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IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
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Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010
Siehe auch:
- Alle Posts über Caster
Semenya
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Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan???
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Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
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"Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
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Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09