Nachfolgend zur Archivierung eine Liste mit allen statischen Posts auf diesem Blog, die nicht in der Timeline auftauchen:
Thursday, May 21 2020
Pages Zwischengeschlecht.info
By nella on Thursday, May 21 2020, 22:07 - Administratives
Your search for caster semenya returned 69 results.
Thursday, May 21 2020
By nella on Thursday, May 21 2020, 22:07 - Administratives
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Wednesday, July 31 2019
By seelenlos on Wednesday, July 31 2019, 06:03
IOC-Protest Lausanne, 19. Nov. 2009 (Photo: Ärger)
Das Schweizer Bundesgericht hat die provisorische Aufhebung der Sperre während des Rekursverfahrens wieder aufgehoben, bzw. Caster Semenyas Rekurs die aufschiebende Wirkung wieder entzogen. Damit gilt das Startverbot vorerst wieder. Heute Mittwoch soll der Bundesgerichts-Entscheid zur Wiedereisetzung der Sperre veröffentlicht werden.
ABER: Dies ist noch nicht das eigentliche Urteil in der Sache, dieses wird das Bundesgericht erst später fällen.
Was in der bisherigen Berichterstattung unerwähnt bleibt:
Dass es beim Rekursverfahrem um das IAAF-IOC-FIFA-Reglement und dessen Umsetzung bekanntlich nicht nur um Hormongaben geht, sondern eben auch um chirurgische Eingriffe, namentlich Kastrationen, Klitoristeilamputationen und “Vaginalplastiken”
Dass solche Eingriffe ohne Einwilligung, wie sie auch in der Schweiz an Intersex-Kindern immer regelmässig noch praktiziert werden, bekanntlich von der UNO als “Intersex-Genitalverstümmelungen”, als ”schädliche kulturelle Praxis”, und als “unmenschliche Behandlung”, die unter das Folterverbot fällt, verurteilt werden.
Dass die Schweiz genau deswegen schon von 4 UNO-Komitees deutlich gerügt wurde.
Wie übrigens auch Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Frankreich, Italien, Belgien, Luxemburg, Grossbritannien, Spanien, Malta ...
In der Berichterstattung am ehesten erwähnt wird die Resolution des UNO-Menschenrechtsrates (A/HRC/40/L.10/Rev.1) vom letzten März, eingebracht von Mozambique, Südafrika, Zambia und Simbabwe.
Auch diese kommt bekannlich zum selben Schluss, nämlich (A/HRC/40/L.10/Rev.1, S. 2)
Wie lange noch?!
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen
Siehe auch:
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern"
- "Schädliche medizinische Praxis": UNO, COE, ACHPR, IACHR verurteilen IGM
- 40 UN Rügen für Intersex-Genitalverstümmelungen
- "Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- "Schädliche Praxis" zum Zweiten: UN-Frauenrechtsausschuss (CEDAW) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee/CCPR) verurteilt IGM-Praktiken
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) verurteilt IGM-Straflosigkeit in Deutschland
Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
• IGM Überlebende – Danielas Geschichte
• Historischer Überblick:
"Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
• Was ist Intersex? • Was sind IGM-Praktiken?
• IGM in Hannover • Kritik von Betroffenen • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)
Sunday, August 21 2016
By seelenlos on Sunday, August 21 2016, 19:23 - Die Mediziner
[ Reloaded aus aktuellem Anlass, zuerst veröffentlicht 12.04.2014 ]
IOC-Protest Lausanne, 19. Nov. 2009 (Photo: Ärger)
>>> "Justice for Shanti!" Bitte unterschreibt die Petition und sagt es weiter! Danke!
Zwischengeschlecht.org wies schon 2010 mehrfach darauf hin, dass die internationalen Sportverbände Internationales Olympisches Komitee (IOC), der Weltathlektikverband IAAF und der Weltfussballverband FIFA notorische Intersex-Verstümmlerinnen auf Intersex-Athletinnen loslassen, und dass das auf 2012 in Kraft gesetzte neue "Geschlechterreglement" mit "Überprüfungen auf Verdacht hin" Intersex-Athletinnen vor allem aus dem globalen Süden zu Intersex-Genitalverstümmelungen (IGMs) nötigen wird (z.B. Blog 06.01.2010, PM 10.01.2010 dt, PM 17.01.2010 en, Blog 21.01.2010, PM 22.01.2010 dt, PM 22.01.2010 en, Blog 22.08.2010 dt, PM 07.03.2011, Blog 06.04.2011, Blog 15.04.2011, Blog 19.07.2011).
Ein in der >>> New York Times (englisch) veröffentlichter Artikel von Katrina Karkazis und Rebecca Jordan-Young bestätigt dies nun schwarz auf weiss unter Berufung auf eine im Artikel nicht näher umschriebene Publikation von 2013 in "The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism" (PDF):
Darin berichten Intersex-GenitalabschneiderInnen aus Frankreich, wie ungenannt bleibende Sport-FunktionärInnen "4 Athlethinnen aus Entwicklungsländern im Alter von 18–21 Jahren" wegen Verdacht auf "überhöhte Testosteron-Produktion" zur Begutachtung in Kliniken in Frankreich (Nizza, Montpellier) und Monaco überwiesen. Bei allen 4 handelte es sich um Athletinnen mit 5-Alpha-Reduktase 2-Mangel, d.h. mit Hoden im Bauchraum. 3 der 4 AthletInnen wurden nach invasiven Tests "überhöhte Werte" attestiert. Nichtsdestotrotz wurden alle 4 Athletinnen genötigt, einer beidseitigen Kastration plus Klitoristeilamputation ("partial clitoridectomy") einzuwilligen, sowie nachfolgender Hormon-"Ersatz-Therapie" mit Östrogenen, um weiterhin eine Starterlaubnis zu erhalten. Alle 4 willigten in die (von den Verstümmler-AutorInnen ausdrücklich als medizinisch nicht notwendig klassifizierten) Eingriffe ein, worauf sie ein Jahr später wieder eine Starterlaubnis erhielten.
Meine 2 Cent: Wetten, dass alle 4 Intersex-Athletinnen nicht wirklich über die "Nebenwirkungen" der IGM-Praktiken aufgeklärt wurden, inkl. dass die meisten Betroffenen solche Eingriffe später bereuen, noch auf Peer Support Möglichkeiten aufmerksam gemacht wurden – und dass diese sauberen MedizynerInnen und ihre IOC/IAAF/FIFA-GönnerInnen ziemlich schnell ziemlich andere Töne anschlagen würden, wenn ihnen selber mal zwischen den Beinen und an den Gonaden etwas "chirurgisch nachkorrigiert" würde?!
GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloß auf!
>>> "Justice for Shanti!" Bitte unterschreibt die Petition und sagt es weiter! Danke!
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
Siehe auch:
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV)
- Zwitter im Sport: IOC streitet Verantwortung ab und schliesst Betroffene aus
- "Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan und Caster Semenya!" - Demo vs. IOC + IAAF
- Intersex Protest @ IOC 19.11.09 – Fabrice Coffrini/AFP/Getty Images
- "Lausanne: Les hermaphrodites suisses s’attaquent au CIO" - 20min.ch 17.11.09
>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>> Open Letter to IOC demanding Justice for Santhi
Saturday, August 13 2016
By seelenlos on Saturday, August 13 2016, 00:36 - Forderungen
Protest + Offener Brief von Zwischengeschlecht.org, IOC-Hauptsitz 19.11.2009
>>> Bitte unterschreibt die Petition und sagt es weiter! Danke!
Die tamilisch-indische Intersex-Athletin Shanti Soundarajan wurde von Sportverbänden ungerechtfertigt und ohne faires Verfahren für Wettkämpfe gesperrt, öffentlich zurschaugestellt, erniedrigt, und ihre ehrlich gewonnenen Medaillen wurden ihr weggenommen. Bis heute fristet sie dadurch ein prekäres Dasein und leidet unter dem ihr angetanen Unrecht. Der indische Staat und der nationale Sportverband weigern sich unverändert, Santi zu unterstützen – wohl nicht zuletzt, weil sie aus der Kaste der "Unberührbaren" stammt.
Eine aktuelle Online-Petition stellt 2 minimale Forderungen:
Shantis Name soll in den offiziellen Ranglisten der Rennen, die sie gewann, wieder eingesetzt werden.
Die Regierung soll ihr zu einer festen Anstellung verhelfen, damit sie ihr Leben wieder aufbauen kann.
>>> Bitte unterschreibt alle und sagt es weiter! Danke!
Die internationale Menschenrechts-NGO Zwischengeschlecht.org kritisiert seit über 8 Jahren das unhaltbare Verhalten der nationalen und internationalen Sportverbände gegenüber Intersex-Athletinnen (und allen, die sie als solche verdächtigen).
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010
>>> Der Beweis: IOC + IAAF + FIFA = Intersex-Genitalverstümmler!
Siehe auch:
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV)
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: IOC streitet Verantwortung ab und schliesst Betroffene aus
- "Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan und Caster Semenya!" - Zwitter-Demo gegen IOC und IAAF, 19.11.09, 09h
- Intersex Protest @ IOC 19.11.09 – Fabrice Coffrini/AFP/Getty Images
- "Lausanne: Les hermaphrodites suisses s’attaquent au CIO" - 20min.ch 17.11.09
>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>> Open Letter to IOC demanding Justice for Santhi
Friday, August 12 2016
By seelenlos on Friday, August 12 2016, 19:45 - Forderungen
[ Reloaded aus aktuellem Anlass, zuerst veröffentlicht 10.11.2009 ]
(FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images)
>>> Bitte unterschreibt die Petition und sagt es weiter! Danke!
Schluss mit Diskriminierungen von Zwittern (und als Zwitter Verdächtigten) im Sport! Was Caster Semenya derzeit erst angedroht wird, die Aberkennung der gewonnenen Medaillen und Startverbot für die Zukunft, haben viele andere "beim Geschlechtstest durchgefallene" Sportlerinnen schon schmerzlich durchlebt. Keine konnte bisher auf Rückhalt ihrer Sportverbände und Regierungen zählen – im Gegenteil.
1985 wurden etwa der spanische Hürdenläuferin María José Martínez-Patiño sämtliche Auszeichnungen aberkannt, nachdem sie zu einem Gentest antreten musste, weil sie ihre Bescheinigung von einem früheren Test zu Hause vergessen hatte. Auch sie wurde zudem den Medien zum "Frass vorgeworfen" und als Betrügerin verhöhnt – als Strafe, weil sie sich weigerte, den Anweisungen des Leichtathletikverbandes Folge zu leisten und künftig stillschweigend nicht mehr anzutreten. Als Europäerin mit guten Verbindungen gelang es ihr zwar, in einem 2 1/2 Jahren dauernden Kampf vor Gericht (auf eigene Kosten!) den willkürlichen Entscheid umzustossen, jedoch letztlich auf Kosten ihrer weiteren Athletikkarriere. >>> mehr und weitere Beispiele
Weniger Glück im Unglück hatte die indische Läuferin Santhi Soundarajan. 2005 hatte sie in Südkorea einen Geschlechtertest unbehelligt überstanden. Im Anschluss an die Asienspiele 2006 in Doha (Qatar) wurde ihr jedoch vom organisierenden Olympic Council of Asia (OCA), einer Dachorganisation aus 45 Nationalen Olympischen Komitees, nach einem intransparenten und willkürlichem Gentest ihre Silbermedaille aberkannt.
Zudem wurde Santhi Soundarajan vom Olympic Council of Asia (OCA) wie auch vom Nationalen Olympischen Komitee Indiens (Indian Olympic Association IOA) sogleich den Medien als "Mann" und "Betrügerin" vorgeführt, und darauf weltweit in der Öffentlichkeit erniedrigt und verspottet.
"[D]umm gelaufen" kommentierte seinerzeit "Der Spiegel" hämisch unter der Schlagzeile "Aufgeflogen: Indische Läuferin als Mann geoutet". Auch "Die Welt" behauptete im Lead: "Die Inderin ist ein Mann" (und bezeichnete Santhi im nächsten Satz als "er"). "Der Stern" meldete noch letztes Jahr: "Indische Läuferin war ein Mann".
Um die Folgen dieses kriminellen Vorgehens kümmerten sich die verantwortlichen Verbände Olympic Council of Asia (OCA) und Indian Olympic Association (IOA) nicht weiter. Auch ihr eigener Sportverband Athletics Federation of India (AFI) liess die gedemütigte Läuferin bisher schmählich im Stich.
In deutschsprachigen Medien kam die entwürdigte und geschädigte Santhi Soundarajan bis heute nie zu Wort. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Tochter eines Ziegelbrenners, die während ihrer Kindheit und auch als junge Erwachsene bis 2004 regelmässig Hunger litt, mangelt es zudem an Möglichkeiten, gegen das ihr angetane Unrecht anzugehen.
2009 nahmen englischsprachige Medien den "Fall" Caster Semenya zum Anlass, in Hintergrundartikeln vereinzelt auch das Santhi Soundarajan angetane Unrecht kritisch zu hinterfragen, wobei die heute 28-jährige Ex-Sportlerin zum ersten Mal auch selbst mehrfach zu Wort kam.
Was Santhi Soundarajan berichtet, ist erschütternd. Trotz ihrer misslichen Situation solidarisierte sie sich wiederholt mit Caster Semenya, und gibt Trotz aller Resignation in der Sache bis heute nicht auf. Einige übersetzte Zitate:
"Ich verstehe nicht, was geschieht? Was wird mir vorgeworfen?" Times of India, 9.1.07
"Ich war zerstört durch den nicht bestandenen Geschlechtstest. Die Athletics Federation unterstützte mich nicht, kämpfte nicht für meine Sache. Ich hatte gehofft, sie würden es tun. Ich war depressiv. Ich fühlte mich, als hätte ich alles verloren. Es tut immer noch weh." Reuters, 11.6.09
"Ich kann nicht vergessen, was ich durchstehen musste, nachdem sie mir meine Silbermedaille wegnahmen. Ich komme aus einer armen Familie, und niemand gab mir mehr Arbeit. Meine ganze Familie litt, als die Leute begannen, mich mit vorurteilsvollen Augen anzusehen und mich behandelten, als wäre ich eine Betrügerin. Ich bete, dass Semenya nicht durchstehen muss, was ich durchlebte, es brachte mich beinahe dazu, Selbstmord zu begehen. Ich litt immens unter dem Stigma, den Geschlechtstest nicht bestanden zu haben." AP, 19.9.09
"[Die Aberkennung der Silbermedaille] war der grösste Schock meines Lebens. Und der Schock ist immer noch in mir drin. [...] Es war geistige Folter. Jeder dachte, ich wäre eine schlechte Sportlerin. Es war, als hätte ich ein Verbrechen verübt. Ich bin immer noch traurig. Deshalb will ich, dass Semenya ehrenvoll behandelt wird. Sie ist eine gute Athletin. Nehmt ihr die Medaille nicht weg. Sie sollte weiterhin als Frau starten dürfen." CNN, 14.9.09
"Die Sportverbände sollten zu einer Lösung kommen, statt einfach Menschen zu ächten. Ich möchte appellieren, dass sie ernsthaft über die Bücher gehen, wie sie diese Probleme angehen. Ich werde wie eine Aussätzige behandelt, sogar an meinem eigenen Ort. Gerade heute morgen war ein Radrennen und ich war als Funktionärin beteiligt. Dabei hörte ich, wie ein Polizeibeamter, der für die Sicherheit verantwortlich war, über mein Geschlecht redete, auf mich zeigte und sagte: 'Dies ist das Mädchen, das beim Geschlechtstest durchfiel.' Es ist wirklich, wirklich erniedrigend. Es ist mir unmöglich, mich in der Gesellschaft zu bewegen, irgendwohin auszugehen. Die Menschen sehen mich nicht an als die Medaillengewinnerin der Asienspiele, sondern reden nur über mich, dass ich den Geschlechtstest nicht bestand." BBC, 11.9.09
"Aufgrund meiner finanziellen Verhältnisse habe ich nicht die Kraft, einen einsamen Kampf zu führen. Hätte ich eine Chance bekommen, hätte ich Olympia-Gold gewinnen können. Ich wurde im Stich gelassen, meine Sportkarriere ruiniert und all meine Träume für immer zerstört, wegen diskriminierender Ansichten der Sportfunktionäre." BBC, 14.9.09
Ich würde gerne wieder rennen, aber ich weiss, dass es nicht mehr möglich ist. Ich bin körperlich und geistig am Boden zerstört. Aber für Caster Semenya ist es noch nicht zu spät." Time, 1.9.09
"Ich bete, dass sie Semenya nicht vom Laufen abhalten können. Es tut mir Leid für sie. Sie sollte dagegen ankämpfen. Ich bin sicher, sie hat die Kraft, zu überwinden, was mit ihr geschieht. Ich hoffe, sie wird weiterhin rennen und gewinnen. Meine Gebete werden sie immer begleiten." AFP, 19.9.09
Nachdem Santhi Soundarajan 2008 wegen Magenproblemen und einer Überdosis Veterinärmedizin ins Spital eingeliefert wurde, erbarmte sich die Regierung ihres Heimatbundesstaats Tamil Nadu und verschaffte ihr eine Stelle als Trainerin armer jugendlicher Sporttalente. Für deren Unterkunft muss sie jedoch selbst aufkommen, weshalb das Projekt gefährdet ist.
Zwar bestätigte inzwischen Dr. Ashok Ahuja, ehemaliger Chef der Abteilung Sportmedizin des Netaji Subhash National Institute of Sports, dass Santhi Soundarajan "Unrecht angetan" wurde und sie von den Sportfunktionären "fallen gelassen" wurde.
Und Lalit Bhanot, Generalsekretär des Verbands Athletics Federation of India (AFI) bekundete mehrmals, doch noch einen Rekurs gegen den Olympic Council of Asia (OCA) zu erwägen für den Fall, dass Caster Semenya Trotz nicht bestandenem Geschlechtstest ihre Medaille behalten dürfe.
Weitergehende Solidarität mit Santhi Soundarajan blieb bisher aus. Trotzdem hofft sie immer noch, dass ihr dereinst Gerechtigkeit widerfahre:
"Meine Medaille zurückzubekommen, wäre ein Wirklichkeit gewordener Traum. Ich würde Meilen rennen, um sie zurückzunehmen. Es würde mein Leben verändern. Ich hoffe, die Leute werden mich besser behandeln, wenn ich von diesem Stigma befreit bin." AP, 19.9.09
(FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images)
Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org drückt ihr die Daumen und fordert "Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!"
Siehe auch:
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan???
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- Alle Posts über Caster Semenya
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I)
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II): "The Guardian" und "Freitag.de" propagieren Genitalverstümmelungen
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (III): 4 Artikel von solidarischen Nicht-Zwittern
- Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)
- "Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan und Caster Semenya!" - Zwitter-Demo gegen IOC und IAAF, 19.11.09, 09h
- "Lausanne: Les hermaphrodites suisses s’attaquent au CIO" - 20min.ch 17.11.09
- Sarah Gronert
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010
>>> Der Beweis: IOC + IAAF + FIFA = Intersex-Genitalverstümmler!
Wednesday, March 27 2013
By seelenlos on Wednesday, March 27 2013, 14:26 - Die Medien
Laut einer Meldung auf >>> vanguardngr.com "Hermaphrodit verursacht Aufruhr in Sapele" entging in Nigeria in der Stadt Sapele (Bild) vor genau einer Woche ein Intersex-Mensch "der Teils Mann und Teils Frau ist" nur knapp einem Lynchmord, "als die Person plötzlich in der Nähe der Total-Tankstelle an der New Ogode Road auftauchte." (>>> zwei)
Augenzeugen zufolge habe der Vorfall zu Staus in mehreren Strassen geführt, da PendlerInnen anhielten um zu gaffen – offensichtlich manche mit mit gezückten Handy-Kameras:
Laut der Samstagsausgabe von The Tribune "Mann wegen weiblicher Organe belästigt" (>>> Triggerwarnung!!! | >>> Triggerwarnung!!! | >>> fünf) hätten "junge Männer" der betroffenen Person "die Kleider vom Leib gerissen" um das Genital zu sehen, sie wiederholt zwischen den Beinen begrapscht, als "ein Hermaphrodit" bezeichnet und danach und öffentlich zur Schau gestellt.
Als der Vangard-Journalist Godwin Oghre vor Ort eintraf, sei der betroffene Mensch "vollständig nackt" gewesen, "mit Haaren an den meisten Teilen des Körpers, und einem schnauzbärtigen Gesicht wie ein Mann, aber mit grossen Brüsten und männlichen ebenso wie weiblichen Geschlechtsteilen Seite an Seite am Unterleib".
Es habe einen Auflauf gegeben, als immer mehr mehr GafferInnen herbeigeströmt seien, worauf einige versucht hätten, die betroffene Person zu lynchen, was aber das rechtzeitige Eintreffen der Polizei verhindert habe, die den Zwitter in einem Streifenwagen wegschaffte. Auf den Polizeiposten habe sich die Person identifiziert als Pastor Henry Enuta, jedoch jede weitere Angabe dazu verweigert, weshalb sie nackt unterwegs war. Auch dem Vangaurd-Reporter gelang es nicht, von der betroffenen Person weitere Auskünfte zu erhalten. Der örtliche Polizeichef Kenneth Akubue habe jedoch die Rettung bestätigt.
UPDATE: In einem Follow-Up-Post vom 26.3. auf Identity Kenya (>>> Triggerwarnung!!!) ist der betroffene Mensch immer noch in Polizeihaft – ob von seinen Peinigern auch jemand verhaftet wurde, ist nicht erwähnt ...
Ein >>> Kommentar von Sean Saifa Wall (AIC) zieht Parallelen zu Caster Semenya und Sarah Baartman (lässt jedoch ausser Acht, das die mediale Zurschaustellung der betroffenen Person im vorliegenden Fall NICHT durch westliche "weisse" Medien erfolgte).
Interessant auch die Kommentare unter allen Artikeln, in denen dieser Vorfall verschiedentlich mit Aberglauben in Verbindung gebracht wird.
Afrikanische Intersex-Aktivist_innen (z.B. SIPD Uganda) berichten immer wieder, dass aufgrund von Aberglauben die in Afrika meist unoperierten Zwitter von Gemeinschaften geächtet oder verfolgt werden.
Meine 2 Cent: Auch in Europa wurden bekanntlich Zwitter früher z.T. als "schlechtes Vorzeichen" rituell getötet, und heute noch gelten "Intersex" "DSD" etc. ppp. als derart "mit Stigma behaftet", dass Neugeborene "notfallmäßig" durch blutige "Genitalkorrekturen" davor "geschützt" werden müssen ...
(Mit Dank an Identity Kenya für den Hinweis und das Bild.)
Tuesday, September 4 2012
By seelenlos on Tuesday, September 4 2012, 16:09 - Forderungen
Zwischengeschlecht.org
Menschenrechte auch für Zwitter!
Postfach 2122
8031 Zürich
info_at_zwischengeschlecht.org
"Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist.
Wir nehmen es dankbar an und lieben es. Es ist gesund
und fröhlich und entwickelt sich prächtig." - Eine Mutter [1]
Sehr geehrtes Rogate-Kloster Sankt Michael zu Berlin
Als Menschenrechtsgruppe, die sich seit fünf Jahren für das Recht auf körperliche Unversehrtheit für Menschen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen einsetzt sowie für "Menschenrechte auch für Zwitter!" freuen wir uns, dass Sie dem Thema "Intersexualität" einen Abend widmen. Gleichzeitig erfüllen uns gewisse Begleitumstände mit tiefer Sorge, der wir nachfolgend Ausdruck verleihen möchten:
• In Ihrer Ankündigung [2] sprechen Sie ausschließlich "den Umgang mit intersexuellen Menschen in der Vergangenheit" an. Tatsache ist, dass laut Erhebungen der Mediziner selbst heute noch 90% aller Betroffenen im Kindesalter medizinisch nicht notwendigen, kosmetischen "Genitalkorrekturen" unterworfen werden. [3] Gerade in der Charité wurde im letzten Jahr das Angebot für kosmetische Genitaloperationen an Kindern massiv ausgebaut. [4] [5] [6] Gleichzeitig leugnen sowohl der Berliner Senat [7] wie auch die Charité selbst [8] bis heute jegliche Kenntnis dieser Praxis.
• Für die meisten Betroffenen sind aufgrund der als verstümmelnd empfundenen Eingriffe das Unrecht und die verheerenden Folgen der kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter und deren schnellstmögliche Beendigung das Hauptanliegen. Für andere stehen dagegen Fragen der Geschlechtsidentität und – oft mit Unterstützung Dritter – die lautstarke Forderung nach einem 3. Geschlechtseintrag im Zentrum. Oft werden dadurch im öffentlichen und politischen Diskurs die Anliegen der Überlebenden von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter ausgeblendet oder lediglich bei Forderungskatalogen Dritter als hinterstes Anhängsel "mitgemeint" ("LSBTI", "LGBTTI" o.ä.). [9] [10] Obwohl die meisten Betroffenen sich gegen eine solche Subsumierung wehren, auch weil sie ihre spezifischen Anliegen als Menschen mit medizinischer Gewalterfahrung überdeckt. [11] [12]
• Auch an der heutigen Veranstaltung ist der Aufhänger einmal mehr "Selbstbestimmung im Identitätsgeschlecht", sind Überlebende von kosmetischen Genitaloperationen NICHT vertreten, liegt die Betonung auf Diskriminierung und Personenstandspolitik, und in der Ankündigung auf Mechthild Rawerts Homepage [13] ist die Hauptforderung nach körperlicher Unversehrtheit nicht einmal erwähnt.
• Bis heute verweigert Mechthild Rawert den Dialog mit Überlebenden von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter. [14]
In der Hoffnung, dass der Schrei der Überlebenden von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter nach Gerechtigkeit und um konkrete Taten für die Unversehrtheit der noch Ungeborenen heute Abend im Rogate-Kloster Sankt Michael zu Berlin nicht ungehört verhallen wird,
grüße ich Sie freundlich
Im Namen der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied XY-Frauen
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info
http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info
Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".
Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.
Fußnoten (alle Links Stand 04.09.2012)
Thursday, September 1 2011
By seelenlos on Thursday, September 1 2011, 06:36 - Die Medien
Am Donnerstag qualifizierte sich Caster Semenya an der WM in Daegu (Südkorea) bei hitzigen 37° über 800 Meter mit 2.01,01 für den morgigen Halbfinal.
Nachtrag: Heute Freitag schaffte Caster Semenya den Einzug in den Final am Sonntag mit der Halbfinal-Bestzeit von 1.58,07. Dieser Blog drückt alle Daumen!
Aus aktuellem Anlass gab es in den Medien im Vorfeld verschiedene Berichte zum Thema.
So zum Beispiel auf >>> DRadio Wissen ein gut 8-minütiger Beitrag "Tests zur Intersexualität" von Stefan Osterhaus zum aktuellen Stand der Anwendung neuen IAAF-Geschlechterregel, in dem verschiedene Experten befragt werden, u.a. der Medizinethiker Jürg Streuli. Zudem kommt die indische Läuferin Santhi Soundarajan mit eingedeutschten Zitaten zu Wort.
Auf >>> 20min.ch findet sich ein Artikel, der ebenfalls Santhi Soundarajan erwähnt, und in einer Diaschau weiter einen Überblick über viele weitere verdächtigte und allzuoft willkürlich disqualifizierte Sportler_innen bringt.
Ansonsten scheint es allerdings in den Medien aktuell mit kritischen Betrachtungen über das Tagesgeschehen hinaus leider nicht allzu gut bestellt.
Wohl sehr zur Freude der Sportverbände (und ihrer MedizynerfreundInnen), die wohl kaum Interesse daran haben, dass in der Öffentlichkeit über ihre gesammelten (und zum grössten Teil bis auf den heutigen Tag ungesühnten!) Schandtaten diskutiert wird ...
>>> Frauenfussball WM 2011: FIFA diskriminiert als Zwitter Verdächtigte (I)
>>> Wegen Caster Semenya: IOC plant neue "Intersex-Regeln"
>>> IOC / IAAF: Neue "Hyperandrogenismus"-Geschlechterregeln 2011
>>> Zwitter im Sport: IOC, IAAF und FIFA leugnen Verantwortung
>>> IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan???
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09
Tuesday, July 19 2011
By seelenlos on Tuesday, July 19 2011, 13:59 - Die Medien
>>> Frauenfussball WM 2011: FIFA diskriminiert als Zwitter Verdächtigte (I)
Aktualitätshalber leider erst jetzt ein Überblick über einige weitere Berichte über das menschenrechtswidrige Vorgehen des Fussballweltverbandes FIFA & Co. betreffend des intransparenten Ausschlusses der äquatorialguneanischen Fussballgeschwister Salimata und Biliguisa Simpore und der Schikanen gegen ihre Teamkollegin Genoveva Anonma, die wohl ebenfalls kurzerhand an der Teilnahme gehindert worden wäre, hätte sie nicht zufällig einen Vertrag mit einem deutschen Club in der Tasche.
Wäre Äquatorialguiniea weitergekommen oder hätte gar gewonnen, wäre leider zu befürchten gewesen, dass die medialen Verunglimpfungen ein noch grösseres Ausmass angenommen hätten. Dass die Mannschaft so früh ausschied, hatte jedoch wiederum wohl nicht zuletzt damit zu tun, dass mit Salimata und Biliguisa Simpore zwei der stärksten Spielerinnen fehlten und auf Captain Genoveva Anonma aufgrund der verletzenden Unterstellungen, gegen die FIFA zu keinem Zeitpunkt je etwas unternahm, zusätzlicher massiver Druck lastete.
>>> Interview vom 24.6.11 auf Radio Dreyeckland mit Markus Bauer a.k.a. yours truly über die Ausschlüsse zum nachhören/herunterladen. Nella meint, es sei nicht schlecht geworden, der Schluss sogar gut .
>>> Interview mit Genoveva Anonma vom 29.6.11 in Die Zeit. Anonma berichtet, wie sie und die Geschwister Simpore unter den von GegenerInnen und der Weltpresse ständig kolportierten Gerüchte und Unterstellungen leiden, und dass Salimata Simpore letztlich deshalb nicht teilnehmen konnte, weil sie es nicht mehr aushielt, sich in Afrika vor jedem Spiel auf Verlangen ihrer Konkurrentinnen nackt auszuziehen:
Salimata hat unter den Unterstellungen sehr gelitten. Und Kamerun hat ihr immer besonders viele Schwierigkeiten gemacht. Es sind nicht nur die Dinge, die die Leute über sie sagten. Sie müssen sich vorstellen, was es bedeutet, sich vor praktisch jedem internationalen Spiel nackt zeigen zu müssen. Es gab Mannschaften, die sich geweigert haben, gegen uns zu spielen, wenn sie sich nicht vorher entblößt hätte. Das macht einen fertig. Es ist nicht leicht, so Fußball zu spielen. [...] Salimata leidet sehr darunter, nicht bei der WM spielen zu können.
Und hält weiter fest:
Aber um so etwas muss sich eigentlich die Fifa kümmern. Normal ist es jedenfalls nicht, Spielerinnen auf diese Weise zu beschädigen, nur weil sie anderen vielleicht überlegen sind. Solche Beschuldigungen zu erheben, ist ziemlich einfach. Und natürlich erfüllen sie ihren Zweck, die Spielerinnen zu erniedrigen. [...] [Dass mein Name in den Medien vor allem mit den geschlechtsbezogegen Unterstellungen verknüft wird] stört mich sehr. Ich möchte nicht, dass mein Name in den Schmutz gezogen wird. Wenn man mich testen möchte, bitte sehr. Aber die Art, wie über mich berichtet wird, gefällt mir gar nicht. Die Leute erzählen Dinge über mich, obwohl sie keine Ahnung haben. [...] Würden meine Eltern davon erfahren, würde sie das sehr belasten. [...] oft fühle ich mich mit diesen Angriffen auch allein. Diese Dummheiten ärgern mich. Deswegen spreche ich auch ungern darüber. Ich versuche, nicht einmal daran zu denken. [...] ich überlege, mir einen Anwalt zu nehmen, wenn dieser Unfug nicht aufhört.
Dass, worauf u.a. ein >>> Artikel in der Berliner Zeitung vom 30.6.11 hinwies, die FIFA den Namen von Genoveva Anonma konsequent und beleidigend falsch schrieb mit einem zusätzlichen N am Schluss ("Anonman" = ein Nicht-Mann), ist da nur noch das Tüpfelchen auf dem i.
In einem >>> Kommentar vom 6.7.11 in Die Zeit fordert Anna Gauto verdankenswerterweise: "Die Fifa sieht nur zu, sollte aber endlich eingreifen." Und weiter:
Dass die Presse ihre Schlüsse zieht, ist das eine, was die Fifa (nicht) macht, das andere. Obwohl das vor der WM erlassene Fifa-Reglement für den Geschlechtstest zum Schutz der Spieler Sanktionen bei unbegründeten Verdächtigungen vorsieht, agiert der Verband passiv. Doch die Fifa sollte den Behauptungen nachgehen. Wenn sie sich als haltlos erweisen, muss das konsequenterweise Folgen haben. [...] Bislang überträgt der Weltfußballverband die Verantwortung, das Geschlecht der Spieler zu bestimmen, den Nationalverbänden und deren Teamärzten. [...] Genau dieser Mechanismus aber schafft Raum für Missbrauch und Spekulationen. [...] Die Fifa-Regeln für den Geschlechtstest sollen faire Wettbewerbsbedingungen sicherstellen und gleichzeitig die Würde und Privatsphäre der Sportler und Sportlerinnen schützen. Salimata Simpore musste sich vor internationalen Spielen in Afrika entblößen, weil die Gegner an ihrem Geschlecht zweifelten. Solch entwürdigende Praktiken sollte die Fifa künftig unterbinden.
Einer der wenigen innerhalb des WM-Zirkus, der sich in den Medien für Fairness gegenüber den verunglimpften Spielerinnen einsetzte und die FIFA für ihre Unterlassungen deutlich kritisierte, war der australische Trainer Tom Sermanni. In einer >>> englischsprachigen AP-Meldung vom 26.6.11 mit dem Titel "Rote Karte für FIFA in Geschlechterskandal" hatte er (vergeblich) von der FIFA gefordert, dem unwürdigen Treiben ein Ende zu bereiten, bevor das Turnier in eine "Parodie von Andeutungen und Gerüchten" ausarte.
>>> Frauenfussball WM 2011: FIFA diskriminiert als Zwitter Verdächtigte (I)
>>> Wegen Caster Semenya: IOC plant neue "Intersex-Regeln"
>>> IOC / IAAF: Neue "Hyperandrogenismus"-Geschlechterregeln 2011
>>> Zwitter im Sport: IOC, IAAF und FIFA leugnen Verantwortung
>>> IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan???
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09
Tuesday, June 21 2011
By seelenlos on Tuesday, June 21 2011, 15:46 - Die Medien
>>> Ergänzungen 1 + 2
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und der Weltathletikverband (IAAF) nahmen ihre Hausaufgaben offenbar ernst und setzen sich ein für eine neue Regelung, die trotz noch bestehender Fragezeichen klar einen beachtlichen Schritt nach vorn bedeutet, indem sie nicht mehr Geschlechtergedöhns ins Zentrum stellt, sondern sich stattdessen am effektiv verwertbaren Testosteronspiegel orientieren soll (dieser Blog berichtete).
Der Weltfussballverband FIFA hat dagegen offensichtlich noch nichts dazu gelernt, geschweige denn den Sprung ins neue Jahrtausend geschafft. Dieser Schluss drängt sich auf nicht nur angesichts aktueller FIFA-Verlautbarungen zur Sache, sondern erst recht bei näherer Betrachtung der Winkelsprünge inkl. letztlich willkürlicher Disqualifizierungen von als Zwittern verdächtigten Fussballerinnen im unmittelbaren Vorfeld der WM 2011, wobei die "Verdächtigen" wie 2009 Mokgadi Caster Semenya einmal mehr weltweit den Medien zum Frass vorgeworfen werden.
Ergänzung 1: Wie die FIFA am 8. Juni (zufällig am gleichen Tag wie die "Intersex"-Anhörung des Deutschen Ethikrates) in einer >>> Pressemitteilung bekanntgab, habe das Exekutivkomitee der FIFA auf "Vorschlag der Medizinischen Kommission [...] bei seiner Sitzung vom 30. Mai 2011 Vorschriften zu Geschlechtstests verabschiedet". Diese Vorschriften, eine 68-seitige Broschüre, bleiben geheim und sind öffentlich nicht zugänglich. Jedoch besteht die FIFA laut Pressemitteilung darin weiterhin darauf, mittels nicht näher umschriebener "Geschlechtstests" nicht nur zu bestimmen, ob eine Spielerin teilnehmen darf oder nicht, sondern obendrein gleichzeitig, ob sie nun eine "echte Frau" sei oder nicht ("das Geschlecht [...] sicherzustellen"), indem jeder Mitgliedverband verpflichtet wird
vor der Nominierung seiner Auswahl das Geschlecht seiner Spieler durch eine aktive Untersuchung möglicher Abweichungen bei sekundären Geschlechtsmerkmalen zu überprüfen und die jeweiligen Befunde vollständig zu dokumentieren.
In einer ersten Phase würden durch den "zuständige[n] Mannschaftsarzt [...] Krankengeschichte, Geschlechtshormonspiegel, Diagnose, Behandlung [!!!] und aktuelle Befunde" erhoben. Die weitere "Behandlung" geschieht dann durch einen ebenfalls geheim bleibenden "unabhängigen Gutachter", falls auch dieser zu keinem "eindeutigen" Befund kommt, wird ein ebenfalls geheimer "Gutachterausschuss eine umfassende Untersuchung vornehmen", worauf die "FIFA-Disziplinarkommission" ebenfalls in Geheimjustiz "Sanktionen" berät.
Es ist zu befürchten, dass durch solches intransparentes Vorgehen die Menschenrechte der betroffenen "Verdächtigen" willkürlich verletzt werden, sowie dass die FIFA als "GeheimexpertInnen" wie gehabt notorische Zwitter-GenitalverstümmlerInnen & Co. heranziehen wird, deren "Behandlungen" dann auch entsprechend menschenrechtswidrig und menschenverachtend ausfallen werden.
Schlimmer noch, Anlass zu den entwürdigenden und verletzenden "Geschlechtstests" bleiben weiterhin Denunziationen u.a. durch gegenerische Teams (statt dass wie bei IOC und IAAF vorgesehen obligatorische Tests in die Dopingkontrollen integriert werden) - damit sind zusätzlich die altbekannten medialen und sonstigen Hetzjagden vorprogrammiert.
Dass die FIFA gleichzeitig behauptet, "oberstes Ziel sei in jedem Fall, die Privatsphäre und Würde der betroffenen Sportler zu schützen", bleibt so durchsichtige Schutzbehauptung und Heuchelei.
Zu Recht attestierte eine >>> dpa-Meldung der FIFA "alte Denkmuster", und der Bonner Jurist Henning Wegmann kritisierte darin weiter:
«[...] Aber die FIFA hängt da wohl noch ein bisschen hinterher. [...] Die FIFA scheint tatsächlich davon auszugehen, dass man das Geschlecht bestimmen kann. Dabei ist das aus wissenschaftlicher Sicht nicht in allen Fällen möglich. [...] Es hat den Eindruck, dass die FIFA vor Turnierbeginn noch etwas erlassen wollte.»
Und die >>> Handelszeitung titelte folgerichtig: "Fifa-Regulierung versagt bei Intersexualität". Und fuhr im Einleitungsabschnitt fort: "Eine passende Antwort hat die Fifa darauf nicht parat. Stattdessen setzt sie auf ein veraltetes Konzept um der Intersexualität im Fußball zu begegnen."
Ein weiterer Kritikpunkt: Die "Geschlechtstests" bleiben Sache der Lokalverbände, statt z.B. an der WM Pflicht der Gastgeber.
Eine konkrete Probe aufs Exempel aus Anlass der nächsten Sonntag in Deutschland beginnenden Frauen WM unterstreicht prompt die Inkompetenz, Willkür und Heuchelei der FIFA-Verantwortlichen:
Seit Jahren schwelt in Afrika ein Konflikt um drei Spielerinnen der Mannschaft von Äquatorialguinea, die Stürmerin Genoveva Anonma und die Schwestern Salimata und Biliguisa Simpore, denen von Gegenerinnen und in den Medien öffentlich vorgeworfen wird, in Wahrheit "Männer" oder "intersexuell" zu sein, was im Hinblick auf die WM wenig überraschend verschärft wieder aufgewärmt wurde, wie >>> ballesterer fm berichtete:
Kaum hatte sich der Kleinstaat im Herzen Zentralafrikas für die WM 2011 qualifiziert, machte der Kontinentalverband CAF in Zürich die Mitteilung, dass Nigeria mit schweren Vorwürfen vorstellig geworden sei. "Es spielen", so die knappe Anklage, "mindestens zwei Männer im Team von Äquatorialguinea. Die Verantwortlichen müssen sofort handeln!" Den Kickerinnen der "Nzalang Nacional", die 2008 den Afrika-Cup gewinnen konnten, sollte fortan keine ruhige Minute mehr beschieden sein.
Anfang März hiess es dann plötzlich laut >>> Bild:
Die Fifa hat jetzt entschieden: Diese Frauen sind keine Männer! Jürg Nepfer, Leiter des Fifa-Schulungsprogramms, sagte bei seinem Besuch im Land des WM-Neulings: „Es gibt keine Männer in der Frauen-Mannschaft Äquatorial-Guineas. Es gibt keinen Beweis. Mehr gibt es nicht zu sagen.“ Wie die Fifa allerdings zu dieser Erkenntnis gekommen ist (zum Beispiel durch einen Geschlechtstest), das ließ der Schweizer offen.
Gefolgt von einer ebenso willkürlichen Kehrtwende, als vorgestern der FIFA-Lokalverantwortliche Bonifacio Manga Obiang (Präsident des Fussballverbandes von Äquatorialguinea) laut >>> Bild noch ungereimtererweise plötzlich bekanntgab:
"Die Schwestern Salimata und Biliguisa können aus verschiedenen Gründen nicht an der WM teilnehmen. Der Hauptgrund ist der Geschlechts-Test. Solange dieser Test nicht stattgefunden hat, können sie an der WM nicht teilnehmen, hat uns die Fifa informiert. Sie hätten aber sowieso nicht teilnehmen können, weil Biliguisa verletzt ist und ihre Schwester wegen ihrer Undiszipliniertheiten nicht nominiert wurde."
Ergänzung 2: Seither machen verletzende Medienmeldungen über die Schwestern erneut weltweit die Runde, eine aktuelle google-Nachrichtensuche nach "simpore" listet 92 Einträge für die letzten 30 Tage, 99% der Meldungen kolportieren genüsslich den Vorwurf, sie seien in Wahrheit "Männer", die meisten verweisen weiter darauf, dass sie aufgrund des FIFA-"Geschlechtstestsverfahrens" für die Frauen WM 2011 nicht zugelassen sind.
Dies alles erinnert frappant an das Versagen der IAAF betreffend Mokgadi Caster Semenya. Ebenso der verdächtig kolonialistisch-rassistisch anmutende Umstand, dass die beiden in Äquatorialguinea lebenden Schwestern auf Druck der doppelzüngigen FIFA vom Lokalverband in vorauseilendem Gehorsam gleich doppelt gesperrt wurden, während die mittlerweile in Deutschland seit 2009 beim USV Jena und ab Juli 2011 bei Turbine Potsdam unter Vertrag stehende Genoveva Anonma zur WM antreten darf – wenn auch unter entwürdigenden Bedingungen, wie sie Anfang Woche laut >>> Bild bekanntgab:
"Schon 2006 und 2008 kamen diese Vorwürfe. Da habe ich Tests gemacht, obwohl ich sie verletzend finde. Es gibt diese Vorwürfe, weil ich eben so schnell und stark bin. Aber ich weiß, dass ich auch als Frau so sein kann!"
Meine 2 Cent:
Hoffentlich wird die rückständige und selbstherrliche FIFA bald einmal mit Hilfe eines bissigen internationalen Anwaltsteams verklagt – wie seinerzeit die IAAF von Caster Semenya – und hoffentlich muss die FIFA darauf noch grössere Genugtuungen bezahlen. Und wird auch sonst wegen ihres hochgradig unfairen, willkürlichen und stark diskriminierenden Verhaltens gegenüber "verdächtigen" Spielerinnen massiv öffentlich unter Druck gesetzt und empfindlich abgestraft.
Damit den verantwortlichen FunktionärInnen so endlich unmissverständlich klar gemacht wird, dass solch vorgestriges und schlicht menschenrechtswidriges Verhalten längst untragbar ist und Konsequenzen nach sich zieht!
Fortsetzung folgt ...
>>> Wegen Caster Semenya: IOC plant neue "Intersex-Regeln"
>>> IOC / IAAF: Neue "Hyperandrogenismus"-Geschlechterregeln 2011
>>> Zwitter im Sport: IOC, IAAF und FIFA leugnen Verantwortung
>>> IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan???
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09
Friday, April 15 2011
By seelenlos on Friday, April 15 2011, 13:52 - Die Medien
Mokgadi Caster Semenya ist doppelte Südafrikameisterin: Letzten Sonntag errang sie in Durban zunächst in brütender Mittagshitze den Titel über 800m mit 2:2.10, und siegte wenige Stunden später auch über 1500m (4:12.93), vgl. englische Berichte u.a. auf Sowetan und SA-Times.
Wie Semenya Reportern erzählte, war sie mit ihrer 800m-Zeit nicht ganz zufrieden (vor dem Rennen hatten sie und ihr Trainer Michael "Sponge" Seme verlauten lassen, sie strebe eine Zeit unter 2 Minuten an, was sie knapp verfehlte), jedoch erfreut über das Resultat über 1500m. Letzteres Rennen habe sie ursprünglich lediglichzur Unterstützung ihrer Teamkollegin Violet Raseboya mitgemacht, die dann mit einer persönlichen Bestzeit von 4:16,12 Dritte wurde, vgl. witness.co.za.
Gegenüber der Agentur Reuters gab Caster Semenya weiter bekannt, sie wolle sowohl in den kommenden Weltmeisterschaften Ende August in Daegu, Südkorea Korea wie auch an den Olympischen Spielen 2012 ebenfalls über beide Distanzen antreten.
Semenyas Manager Jukka Harkonen kündigte an, Caster werde u.a. am 28. Mai zur IAAF World Challenge in Dakar, Senegal antreten, sowie am 4. Juni am Prefontaine Classic Diamond League Meeting in Eugene, Oregon (USA). Ein weiterer Start 5 Tage später in Oslo an den Bislett Games sei noch in Verhandlung.
Zu einer unschönen Szene sei es zudem am Rande von Casters 1500m-Sieg gekommen, als die zweitplatzierte Lebogang Phalula (4:13.89) eine Tirade gegen die Siegerin vom Stapel liess, wobei sie versucht habe, diese über das Ansagemikrophon zu verbreiten, was nur durch Beistehende habe verhindert werden können. Auf Anraten ihres Anwaltes hält sich Lebogang Phalula mittlerweile öffentlich über den Vorfall bedeckt, was aber offenbar nicht verhinderte, dass nun der Südafrikanischen Athletikverband ASA deswegen ein Disziplinatverfahren gegen sie einleitete (vgl. Sowetan, Witness und Legalbrief).
IAAF: neue "Hyperandrogenismus"-Geschlechterregeln auf 1. Mai
Wie der Weltathletikverband IAAF in einer >>> Pressmitteilung (englisch) vom 12. April bekannt gab, will er als erster Weltverband die bereits vom Internationalen Olympischen Komitee IOC angekündigten, neuen "Geschlechtertests für Athletinnen mit Hyperandrogenismus" implementieren. Wie schon das IOC liess sich auch die IAAF über die Details nicht öffentlich aus. Laut einem >>> Zeit-Artikel soll die IAAF einen Grenzwert von "zehn Nanomol Testosteron pro Liter Blut anpeil[en]".
Wie in einem >>> Kommentar auf diesem Blog vermerkt, sind damit prinzipiell Athletinnen mit CAH/AGS schlechter gestellt, nach den bisherigen IAAF-Regeln (Stockholm Consensus) waren diese bisher unbeschränkt zugelassen. Wie auch bei den IOC-Ankündigungen besteht auch bei der IAAF weiterhin das Problem mangelnder Transparenz wegen undurchsichtigen Entscheiden hinter verschlossenen Türen und weiterhin fehlenden offiziellen Rekursmöglichkeiten.
Auch der IAAF nicht angesprochen wurden weiter bekannte Probleme im Zusammenhang mit Athletinnen mit Androgenresistenz, da "Wissenschaft und Medizin" dabei nach wie vor in 50% aller Fälle keine exakte Diagnose stellen können, es aber anzunehmen ist, dass IOC und IAAF eine ebensolche exakte Diagnose als Startbedingung voraussetzen werden.
Ebenso unangesprochen ist nach wie vor die ethisch, menschenrechtlich und juristisch höchst problematische, unreflektierte Zusammenarbeit der Sportverbände mit bekannten GenitalverstümmlerInnen und weiteren medizynischen VerbrecherInnen. Bezeichnenderweise kommt im Zeit-Artikel als lokaler "Experte" dann ausgerechnet der Leiter der Endokrinologie an der Berliner Charité zu Wort – eine altbekannte und ebenso notorische Genitalabschneiderklinik (nur der politisch verantwortliche Berliner Senat will wenig überraschend angeblich "keine Erkenntnisse über konkrete Fälle" haben, vgl. 16/14436).
Dass die von IOC undf IAAF angekündigte Regeln alles andere als klar sind (wie z.B. eine >>> dpa-Meldung in der Ärztezeitung behauptet), zeigt sich u.a. auch darin, dass der >>> englische Sportkolumnist John Goodbody meint, die neuen Regeln würden bedeuten, dass Caster Semenxa sich nun von neuem testen lassen müsse, um künftig zu Wettkämpfen zugelassen zu werden, was nach den neuen Reglen nicht mehr garantiert sei.
Medizinethikerin Claudia Wiesemann: "Sportverbände sind naiv"
Nicht zu unrecht wurden die internationalen Sportverbände dann auch von der Göttinger Medizinethikerin Claudia Wiesemann in in der >>> Süddeutschen Zeitung als "noch sehr naiv" kritisiert: "Das IOC missachtet den Schutz der Sportlerinnen."
Leider argumentiert Claudia Wiesemann im Interview – wie schon in ihrer aktuellen Publikation "Is there a right not to know one’s sex? The ethics of ‘gender verification’ in women’s sports competition" (Journal of Medical Ethics, März 2011) – hauptsächlich in Bezug auf das Recht der Athletinnen auf Nichtwissen um eine mögliche biologische Zwischengeschlechtlichkeit, während gleichzeitig verstümmelnde medizynische Eingriffe und undurchsichtige Ausschlussverfahren kaum angesprochen werden.
Zwar mag das das "Recht auf Nichtwissen" ein tatsächliches und interessantes ethisches Problem darstellen. Angesichts der massiven Verletzungen des Rechts auf körperliche Unversehrtheit durch die Sportverbände und ihre Genitalabschneider-"ExpertInnen" mutet die Gewichtung bei Wiesemann zumindest streckenweise aber doch eher akademisch an. Schlimmer noch, im Journal of Medical Ethics zitiert sie Resultate der Hamburger Studie zur bekanntlich hohen Selbstmordgefährdung mehrheitlich genital zwangsoperierter Zwischengeschlechtlicher – lässt aber die Tatsache der Traumatisierung durch die Verstümmelungen kurzerhand aus und behauptet gar, das Trauma rühre einzig (!) von der "Verunsicherung [...] mit DSD diagnostiziert zu werden". Dies ist nicht nur grobfahrlässig und kompletter Unsinn, sondern arbeitet dazu noch direkt den VerstümmlerInnen in die Hände ...
Immerhin spricht Wiesemann aber im Interview die massiven Verletzungen der Persönlichkeitsrechte durch die Sportverbände konkret an.
Hida Viloria (OII) über die IOC-Geheimkonferenz
In einem >>> englischen Online-Artikel äusserte sich Hida Viloria (Organisation Intersex International OII), die vom IOC als "Vertreterin der Intersex-Community" zu einer von Geheimnistuerei umgebenen Konferenz um die neuen Regeln eingeladen worden war (dieser Blog berichtete), zum ersten Mal öffentlich über diese Verhandlungen.
Als medizynische Zwangsauflagen der Sportverbände sprach Hida Viloria im Artikel überraschenderweise ausschliesslich medikamentöse Eingriffe an und keine Operationen (wie z.B. Kastration/Gonadektomie etwa bei Sportlerinnen mit partieller Androgenresistenz), wobei nicht klar wird, ob letztere mittlerweile etwa von den Sportverbänden fallen gelassen wurde (was eine bemerkenswerte Neuigkeit wäre), oder ob diese Auslassung möglicherweise dem Blickwinkel von Hida Vilorias persönlichen Biographie geschuldet war.
Vergleichsweise grossen Platz nahmen dagegen Überlegungen ein über soziale Wahrnehmung von Geschlechtsunterschieden, "Beweise über die grosse Vielfalt von Männern und Frauen", "Akzeptanz" von Menschen "ausserhalb der Norm", usw. Sich selbst deklarierte Viloria im vorliegenden Artikel übrigens als "Intersex Frau": "Ich fühlte mich immer als Mädchen und passte auch ins entsprechende Bild, war sogar Cheerleaderin an der High School".
Hida Vilorias am IOC-Meeting vertretene Position [1] war laut dem Bericht die seinerzeit u.a. auch von Alice Dreger [2] und jüngst von Claudia Wiesemann [3] vertretene, nämlich: juristisch und sozial als Frauen lebende Athletinnen sollten alle ohne Auflagen teilnehmen können.
(Betreffend damit verbundenen Befürchtungen hiess es in ähnlichem Zusammenhang im Hermaphroditforum kürzlich trocken: "Die Gefahr, dass gewissenlose Eltern Kinder zu Rekordathleten heranzüchten wollen könnten, sehe ich auch.")
[1] Hida Viloria: "Letzten Oktober am IOC-Meeting zum Thema weibliche Athletinnen mit Hyperandrogenismus vertrat ich die Position, diese Frauen sollten teilnehmen dürfen ohne dazu Hormone nehmen zu müssen. Schliesslich waren sie während ihres ganzen Lebens Frauen, und keine Männer, und es stehen nur zwei Geschlechter zur Verfügung um an Wettkämpfen teilzunehmen." [meine Hervorhebungen] >>> englisches Original, 11.4.11
[2] Claudia Wiesemann: "Ich würde dafür plädieren, dass jeder Mensch, der im sozialen Geschlecht Frau aufgewachsen ist und legal als Frau gilt, auch bei Frauen starten darf." [meine Hervorhebungen] Quelle: Interview Süddeutsche Zeitung, 16.4.11
[3] Alice Dreger: "Einige haben vorgeschlagen – und ich tendiere stark dazu dem zuzustimmen – dass "Geschlechtstests" wirklich nur "Gendertests" sein sollten: Wenn jemand wirklich als Frau aufwuchs, kann sie teilnehmen." [meine Hervorhebungen] >>> englisches Original: "Sex Typing for Sport", Hastings Center Report March-April 2010 (PDF 187 KB)
Wie schon Zwischengeschlecht.org (u.a. im Offenen Brief an das IOC) vertrat Viloria laut Artikel an der IOC-Konferenz weiter, wenn schon Geschlechtertests, so müssten alle Frauen denselben Tests unterzogen werden (statt wie bisher bloss "verdächtig Aussehende"/als solche Denunzierte), und weiter müssten entsprechende konkrete Regeln öffentlich bekannt gegeben werden (statt, dass – wie auch unter den "neuen Regeln" – letztlich Medizyner-Geheimkommissionen hinter verschlossenen Türen undurchsichtige "Fall-zu-Fall-Entscheide" nach eigenem Gutdünken treffen).
Sowie den anscheinend letztlich verwirklichten Vorschlag, dass die neuen Geschlechtstests im Rahmen der eh schon stattfindenden Dopingkontrollen durchgeführt werden sollen (wie seit geraumer Zweit bekanntlich auch die offiziell mit den seinerzeitigen obligatorischen Gentests abgeschaffte "Strip Show" vor MedizinerInnen, neu nun einfach während der Urinabgabe während der Dopinhkontrollen).
>>> IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> Zwitter im Sport: IOC, IAAF und FIFA leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010
Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan???
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09
Wednesday, April 6 2011
By seelenlos on Wednesday, April 6 2011, 00:40 - Die Mediziner
In einer gestrigen >>> Pressmitteilung (englisch) vom 5.4.11 anlässlich eines Treffens der Geschäftsleitung in London "bekräftigte" das Internationale Olympische Kommittee IOC "die Notwendigkeit verbindliche Regeln aufzustellen betreffend der Teilahme weiblicher Athletinnen mit erhöhtem Androgenspiegel ['Hyperandrogenismus'] bis zur Sommerolympiade 2012". Weiter empfahl das IOC, auch die anderen internationalen Sportverbände sollen ähnliche Eigene Regeln aufstellen.
Als ersten Ausblick auf die im Detail noch zu bestimmenden Regeln gab das IOC bekannt:
"Juristisch als Frauen lebende Athletinnen sollen bei Frauenwettkämpfen teilnehmen können, sofern ihr Androgenspiegel unter dem von Männern liegt (gemessen anhand der Serumkonzentration von Testosteron), sowie, falls ihr Spiegel innerhalb der männlichen Bandbreite liegt, sofern eine Androgenresistenz vorliegt, so dass sie keine Wettbewerbsvorteile davon haben."
Zum ersten Mal überhaupt wurde in der IOC-Pressemitteilung ferner festgehalten, es sei "das individuelle Recht" von Athletinnen, medizynische Behandlungen zu "verweigern".
Als weitere Premiere wurden erste Details der "Geheimkonferenz" vom Oktober 2010 in Lausanne offiziell bekannt gegeben, z.B. die Teilnahme "eine_r Delegierten von Organisation Intersex International [OII]". Wie seinerzeit auf dem Hermaphroditforum inoffiziell verlautete, handle es sich dabei um Hida Viloria.
Gegenüber >>> BBC London (englisch) gab IOC-Chefmedizyner Arne Ljungqvist weiter Auskunft, entgegen der bisherigen Praxis auch des Athletikweltverbandes IAAF sollen Anschuldigungen von Konkurretinnen künftig keine "Geschlechtsuntersuchungen" mehr "auslösen können", sondern lediglich "wenn eine Athletin während Dopingtests als mit männlichen Charakteristiken ausgestattet identifiziert wird" (anstelle der vielkritisierten früheren "Nacktparaden" vor Sportärzten werden die primären Geschlechtsmerkmale heutzutage "unauffällig" während der Abgabe der Urinproben kontrolliert), oder wenn "Dopingtests abnormal hohe Hormonwerte" ergäben, sowie, falls eine Athletin selbst um eine Abklärung ersuche.
Die IOC-Medizyner-Kommission wolle nun detaillierte Regeln ausarbeiten, die dann bis am nächsten Treffen der Geschäftsleitung vom 6.-9. Juli in Durban (Südafrika) abgesegnet werden sollen.
Kommentar: Fürs erste klingt das alles schon mal vernünftiger als z.B. die Aussagen von IOC-Chefmedizyner Arne Ljungqvist sowie der IOC-Genitalverstümmler-"ExpertIn" Maria I. New im Anschluss an das berüchtigte IOC-Medizyner-Symposium in Miami im Januar 2010.
Einmal mehr wird allerdings der Teufel im Detail stecken, beispielsweise in den konkreten Auslegungen/Limiten betreffend Androgenresistenz (die sich zudem aktuell nicht immer genau bestimmen lassen) – lauter Dinge, worüber sich die aktuelle Verlautbarung bezeichnenderweise ausschweigt.
Stark negativ fällt weiter auf, dass zumindest laut der Verlautbarung auch keine transparenten Rekursmöglichkeiten vorgesehen sind, und die IOC-Medizyner bzw. "internationale Hyperandrogenismus-Experten" hinter verschlossenen Türen Ausschlüsse durchsetzen sollen.
Bis diese Fragen zufriedenstellend geklärt werden, bleiben die treuherzigen Beteuerungen von IOC-Chefmedizyner Arne Ljungqvist, wonach die "seltenen Fälle" intersexueller Teilnehmerinnen "mit Fairness gegenüber den Athletinnen wie gegenüber dem Sport behandelt" werden sollen, mit Vorsicht zu geniessen.
Dies umsomehr, als die von Ljungqvist gegenüber BBC erneut vorgebrachte Beteuerung, die neuen Regeln stünden nun aber bestimmt in gar "keinem Zusammenhang" mit dem IAAF-Debakel um Mokgadi Caster Semenya, auch durch stete Wiederholung weder fairer noch wahrer wird ...
Fortsetzung folgt ...
>>> IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> Zwitter im Sport: IOC, IAAF und FIFA leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010
Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan???
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09
Friday, April 1 2011
By seelenlos on Friday, April 1 2011, 13:36 - Die Medien
Mokgadi Caster Semenya scheint ihre Rückenverletzung zumindest soweit überwunden zu haben, dass sie wieder regelmässig an Wettkämpfen teilnehmen kann – zur Vorbereitung auf die kommenden südafrikanischen Meisterschaften nächste Woche in Durban, wie sie vorletzten Samstag nach ihrem Sieg über 800m im südafrikanischen Germiston verriet. Semenya erreichte dabei eine Saisonbestzeit von 2:01,77. (>>> sapa-Agenturmeldung, englisch).
Ebenfalls in Germiston bestritt Semenya ein weiteres 400m-Rennen, musste dabei aber mit dem 2. Platz vorlieb nehmen. Auf dem Siegerpodest stand diesmal die namibische Läuferin Tjipekapora Herunga mit einer persönlichen Bestzeit von 52,32; in der letzten Begegnung war sie nach Semenya Zweite geworden. (>>> namibian.com.na, englisch)
Die Agentur >>> Reuters (englisch) vermeldete derweil, der Vorstand des Internationalen Olympia Komitees IOC wolle an einem Treffen von nächstem Dienstag bis Mittwoch, 5.-6. April in London über "Richtlinien für Störungen der Sexualentwicklung [sic!]" für die Olympischen Spiele 2012 ebendort beraten ("guidelines for disorders of sexual development").
Wie ein ungenannt bleibender IOC-Funktionär bekanntgab, sei es "noch unklar, ob die Richtlinien während des Treffens bekannt gegeben würden oder erst später".
Fortsetzung folgt ...
>>> IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> Zwitter im Sport: IOC, IAAF und FIFA leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010
Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan???
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09
Thursday, March 17 2011
By seelenlos on Thursday, March 17 2011, 08:20 - Die Medien
INHALT:
1. Caster Semenya: Siege über 400 und 800 Meter
2. Genetiker: Revision der Geschlechtstest überfällig
3. IOC/IAAF/FIFA: Gebrochene Versprechen und Geheimkonferenzen
4. FIFA: "neue Regel «Störungen der sexuellen Entwicklung»" bis zur WM?
5. Wikileaks-Diplomatenkabel über Caster Semenya
1. Caster Semenya: Siege über 400 und 800 Meter
Nachdem Mokgadi Caster Semenya im alten Jahr wegen einer Rückenverletzungen alle Wettkämpfe hatte absagen müssen, meldete sie sich letzten Monat erfolgreich zurück und siegte am 19. Februar 2011 im südafrikanischen Potchefstroom über 800m
(>>> focus.de).
Letzte Woche doppelte Caster Semenya nach und gewann am 10.3. im Belleville Stadion in Kapstadt ihr allererstes Rennen über 400m, das sie eigentlich "nur zu Trainingszwecken" absolviert habe (>>> zeit.de, Allgmeine Zeitung Namibia, englische Berichte auf sowetanlive.co.za, iol.co.za und supersport).
Ursprünglich hatte ihr Trainer Michael "Sponge" Seme verlauten lassen, Semenya würde über 3000m antreten (>>> Sowetan). Doch nachdem diese Distanz schliesslich gar nicht auf dem Programm stand (sondern stattdessen ein Rennen über 5000m), wurde kurzfristig bekannt, Caster würde nun über 400m laufen (>>> sport24.co.za), was sie mit 54:03 gewann.
Nach ihrem 400m-Sieg gewährte Caster Semenya laut Sowetan ein rares Kurzinterview. Dabei gab sie sich zuversichtlich, bei der Südafrikanischen Meisterschaft wieder über 800m zu laufen und im August in Südkorea ihren Weltmeistertitel zu verteidigen, obwohl ihre Rückenverletzung aktuell immer noch nicht volltändig ausgeheilt sei.
2. Genetiker: Revision der Geschlechtstest überfällig
Am Vortag des Rennens hatte der südafrikanische Genetiker Ambroise Wonkam von der University of Capetown an einer Konferenz der Afrikanischen Gesellschaften für Humangenetik das unfaire Vorgehen des Athletikweltverbandes IAAF gegenüber Caster Semenya gerügt (>>> timeslive.co.za / AFP-Agenturmeldung): "Es war von Anfang an alles falsch gelaufen." Eine seriöse Überarbeitung der Geschlechtstests sei überfällig, wenn nicht gar ihre Abschaffung:
"Es ist nicht nur ein medizinisches oder wissenschaftliches Problem", sagte Wonkam. "Es auch ein rechtliches, ein soziales und ein funktionelles Problem, das in einigen Fällen nicht vollständig gelöst ist. Es git so viele Variablen, und wir wissen nicht wirklich, wie wir sie interpretieren sollen."
3. IOC/IAAF/FIFA: Gebrochene Versprechen und Geheimkonferenzen
Damit legte Wonkam den Finger auf einen Wunden Punkt: Seit Herbst 2009 kündigte das Internationale Olympiakommittee (IOC), der Weltathletikverband IAAF und der Weltfussballverband FIFA vollmundig die Neuausarbeitung gemeinsamer Richtlinien zur Geschlechterüberprüfung "in strittigen Fällen" an. Im Januar 2010 organisierten die 3 Organsiationen dazu in Miami ein Symposium – ausgerechnet hauptsächlich mit MedizynerInnen, die international seit längerem in der Kritik stehen wegen ihrer menschenrechtswidrigen Zwangsbehandlungsmethoden an Zwitterkindern (z.B. Maria I. New). Auch IOC-Chefmedizyner Arne Ljungqvist liess danach öffentlich verbreiten, Zwitter würden nach dem Willen seiner Organsiation "[i]n den meisten Fällen [...] [Zwangs-]Behandlung benötigen wie Operationen und Hormontherapie."
Im Sommer 2010 hiess es dann von den Sportverbänden, im Oktober fänden im IOC-Hauptsitz in Lausanne weitere Verhandlungen statt hinter verschlossenen Türen, worauf auf Januar 2011 neue Geschlechterrichtlinien verabschiedet würden.
Mittlerweile ist das 1. Quartal 2011 bald zu Ende, und weder wurde irgendetwas zu den geplanten neuen Richtlinien öffentlich bekannt, oder nur schon betreffend der Zusammensetzung und der Resultate der Geheimkonferenz vom Oktober. Angesichts der bisherigen langen Liste menschenrechtswirdiger Aktionen durch die Sportverbände nicht nur in den Fällen von Caster Semenya und Santhi Soundarajan wohl alles andere als ein gutes Zeichen ...
4. FIFA: "neue Regel «Störungen der sexuellen Entwicklung»" bis zur WM?
Diese Woche äusserte sich nun die FIFA-Frauenfussball-Chefin Tatjana Haenni öffentlich zum Thema (>>> Artikel auf südduetsche.de, ganzes dpa-Interview). Auch deren inkompetente und ausweichende Aussagen lassen wenig gutes vermuten. Einige Auszüge:
«Es ist natürlich für unsere medizinische und juristische Abteilung ein Thema. Die Spezialisten dort arbeiten an einem Verfahren, intern wird das sehr intensiv diskutiert. Es werden mit der IAAF und dem IOC zusammen Guidelines für ein allgemeingültiges Prozedere erstellt», erklärte Haenni. «Die Regeln müssen erstellt werden und zwar für alle Verbände, nicht nur für die FIFA. Wir hoffen alle, dass wir bis zur WM eine Lösung haben.»
Die Schwierigkeit sei, dass auch die FIFA noch nichts juristisch und medizinisch Handfestes habe, wo man sagen könne: Dies sei der Weg, wie man damit umgehen kann und soll. «Ich bin keine Ärztin, aber so wie man es mir erklärt hat, ist es extrem schwierig. Und ganz, ganz heikel», so die 44-jährige Funktionärin.
5. Wikileaks-Diplomatenkabel über Caster Semenya
Wie ein >>> Wikileaks-Kabel aus der US-Botschaft in Pretoria vom 5.11.2009 belegt, hat nicht nur FIFA-Funktionärin Tatjana Haenni etwas ihre Probleme mit der genauen Unterscheidung etwa von körperlichem Gechlecht, "Gender" und "Sexuellem", sondern auch die US-Botschaft in Südafrika.
Die Depesche dreht sich zwar hauptsächlich um die Aktivitäten von Julius Malema, Chef der ANC-Jugendliga, der sich u.a zusammen mit Winnie Mandela wohl nicht primär uneigennützig mehrmals öffentlich für Caster Semenya stark machte, und dessen Vorstösse auch in anderen Belangen detailliert aufgelistet werden. Laut der Depesche sei Malema einer von Semenyas "stärksten Unterstützern", es werden einige diebezügliche Verlautbarungen Malemas zitiert sowie der Umstand, dass er Semenya bei ihrer Rückkehr aus Berlin am Flughafen persönlich begrüsste sowie dass sich die ANC-Jugendliga dafür einsetzen wolle, dass Semenya "künftig als Frau starten darf".
Offensichtlich hatten die Botschaftsangehörigen ihre Zweifel, dass ihre DienstherrInnen in Washington über den Fall Caster Semenya auf dem Laufenden sein würden, und fügten hinter der ersten Erwähnung ihres Namens in Klammern an:
Zu ihrer Information: Caster Semenyas Geschlechtzugehörigkeitsempfinden ("gender") ist eine medizinische Frage, die zur Zeit von der IAAF untersucht wird
Fazit: Schända gut, alles gut – aber keine Bange, die GenitalabschneiderInnen werden's schon richten. Es ist noch ein weiter Weg ...
>>> IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> Zwitter im Sport: IOC, IAAF und FIFA leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010
Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan???
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09
Saturday, January 8 2011
By seelenlos on Saturday, January 8 2011, 20:38 - Die Medien
Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!
Morgen Sonntag kommt auf Radio DRS3 in der Rubrik "Input" eine Sendung >>> "Jenseits von Mann und Frau: Leben mit Intersexualität", u.a. mit Daniela "Nella" Truffer und Ernesta. Laut der Sendungsmacherin Katharina Bochsler handelt es sich "umgearbeitete Version der beiden Kontext-Sendungen, etwas umgestellt und niederschwelliger".
Die Sendung wird auch online angehört werden können. Wir sind gespannt!
Nachtrag 1: Trotz einigen Schnitzern (die unbelegte Zahl von 1:5000 Zwangsbehandelten, unkritische Übernahme der Behauptung, heute hätten "interdisziplinäre Teams" inkl. angemessen geschulten PsychologInnen in den Kinderspitälern das Sagen, teilweise unkritische Übernahme der Behauptung von den "früheren" Behandlungsstandards, die Verwechslung von Gerüchten mit Tatsachen betreffend der "Diagnose" von Caster Semenya) bietet die insgesamt gelungene Sendung eine Menge Klartext in konzentrierter Form. Danke!!!
>>> Podcast zum Anhören >>> Download (MP3, 24,1 MB)
Nachtrag 2: Teiltranskript zur Sendung von Nella mit zentralen Aussagen zur aktuellen "Ethikdebatte" um die Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken:
Der Leidensdruck der Eltern, die Überforderung der Ärzte, das ist eine verheerende Kombination, sagt der Medizinethiker Jürg Streuli. Die Situation entschärfen könnten rechtliche oder ethische Rahmenbedingungen, die eigenmächtiges oder eben auch hilfloses Agieren der Ärzte unterbindet. Solche Rahmenbedingungen schaffen könnte zum Beispiel die [Zentrale] Ethikkommission [ZEK] der schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften [SAMW]. Ihre Richtlinien sind zwar nicht rechtlich bindend, aber die meisten Ärzte halten sich daran.
Aber die medizinische Ethikkommission findet solche Richtlinien nicht nötig. Er könne kein Bedürfnis der Ärzteschaft erkennen nach Richtlinien im Umgang mit intersexuellen Kindern, hat der Präsident der Ethikkommission Christian Kind kürzlich in der Sendung "Kontext" auf DRS2 gesagt:
"Da muss ich Ihnen sagen, dass in unserer Wahrnehmung bis jetzt das Problem der Störung der Geschlechtsentwicklung nicht als so brennend und mit einem grossen Handlungsbedarf behaftet gesehen wird."
Zwar machen Betroffene und ihre Mitstreiter in der Schweiz seit rund zwei Jahren öffentlich Druck gegen Operationen an intersexuellen Kindern. Bei der Ärzteschaft werden sie aber gerne als Einzelfiguren abgetan:
[Christian Kind:] "Es scheint uns eher, dass es sich um Einzelproteste und eine sehr sehr kleine Gruppe zu handeln scheint und sich auch auf etwas Vergangenes bezieht."
Aus ethischer Sicht sind das keine Argumente. Ob wenige oder viele Betroffene, ob alte oder neue Geschichten, die rigide Behandlung von intersexuellen Kindern in der Vergangenheit ist ein Stück Medizingeschichte, das sich nicht wegreden lässt.
Der Medizinethiker Jürg Streuli: "Sowohl aus Sicht der Ethik als auch aus Sicht der Medizin sollte es eigentlich schon schockieren, dass es überhaupt massiv traumatisierte Patienten durch die Medizin gibt."
Wenn die Ärzte sich selber keine ethischen Richtlinien geben wollen im Umgang mit intersexuellen Kindern, dann machen das vielleicht bald andere, Politiker und Juristinnen zum Beispiel. In verschiedenen Kantonen haben Parlamentarier Anfragen zum Umgang mit Intersexualität in den kantonalen Spitälern eingereicht und Rechtsexperten zweifeln an der Legitimität von nicht lebensnotwendigen Operationen an Genitalien und Keimdrüsen von noch nicht urteilsfähigen Kindern und Jugendlichen.
Siehe auch:
- Medizinische Verbrechen an Zwittern
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" (Claudia Wiesemann)
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Schweiz: Amnesty International und Terre des Femmes fordern Strafbarkeit von Genitalverstümmelung auch bei Zwittern
- Schweiz: Weibliche Genitalverstümmelung ausdrücklich verbieten – aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Terre des Femmes Deutschland: Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitalverstümmelung in Kinderkliniken: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
Sunday, October 17 2010
By seelenlos on Sunday, October 17 2010, 14:37 - Die Medien
>>> http://www.youtube.com/watch?v=rNg8NhVwb5s
Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!
Quasi als Begleitfilm zu Christiane Völlings druckfrischer Biographie strahlte Arte am 8.10. einen 52-minütigen Dokfilm von Britta Julia Dombrowe aus u.a über Christiane Völling und die 4-jährige, zwischengeschlechtlich geborene Inge und ihre Familie – zu später Stunde um 22:40h. (Der feministische Blog Mädchenmannschaft dazu treffend: "Über viele vorgebliche Tabus wird dieser Tage wieder viel geredet. Wahre Tabus erkennt man daran, dass sie nur gut versteckt auf Spartensendern thematisiert werden.")
Immerhin ist der Film auf Arte inzwischen (ab und zu) >>> auch online verfügbar.
>>> Nachtrag: Der ganze Film auf Youtube >>> YouTube 2 >>> YouTube 3
Nebst Christiane Völling und Inges Familie kamen im Beitrag weiter zu Wort der Berliner Kinderarzt mit Gewissen, Dr. med. Jörg Woweries.
Sowie auf der Seite der wohl unverbesserlichen Zwangsoperateure der "EuroDSD" / "Netzwerk DSD/Intersexualität"-Chef Prof. Dr. Olaf Hiort und der französische Urologe und Zwangsoperateur Prof. Dr. Pierre Mouriquand. Und als weiterer "Experte" der in den Vorankündigungen speziell hervorgehobene "Hirnforscher" Dick Swaab.
Vom Verein Intersexuelle Menschen e.V. gaben die Vorstandsmitglieder Claudia und Frances Kreuzer dem interessierten Publikum zum wiederholten Male die Geschichte ihrer Hochzeit zum Besten.
Dies alles untermalt von "eindrucksvollen" Grafik-Animationen, den obligaten "klassischen Hermaphroditen-Statuen" in allen möglichen "gewagten" Positionen und Winkeln, sowie einem überdurchschnittlich bescheuert agierenden "objektiven Sprecher", der Klartext konsequent vermied, sondern stattdessen im Medizyner-"Gestörten"-Jargon schwelgte, und obendrein noch als bestätigte Tatsache ausgab, die südafrikanische Läuferin Mokgadi Caster Semenya habe "XY-Chromosomen".
Den Part der Stempelung von John Money zum alleinigen Sündenbock für die Genitalverstümmelungen übernahm die "Genderforscherin" sowie TGNB- und IVIM-Mitglied Ulrike Klöppel. Die natürlich die Genitalverstümmelungen nicht als solche bezeichnete – der Höhepunkt einer kritischen Bemerkung ihrerseits war, die Zwitterkinder seien "Fremdbestimmung" ausgesetzt ...
Dass medizinisch nicht notwendige, kosmetischen Genitaloperationen an Kindern ungebrochen andauern, ja, dass die Verstümmelungen in den Kinderkliniken sogar je länger, desto hemmungsloser verbrochen werden, daüber liess die im Film mit Prof. Dr. Olaf Hiort und Prof. Dr. Mouriquand vertretene Genitalbschneider-Fraktion übrigens offenherzigerweise keinerlei Zweifel offen – im Gegenteil. Prof. Dr. Mouriquand räumte weiter offen ein, die sexuelle Empfindsamkeit nach der Verstümmelung könne er "nicht garantieren", aber das sei auch nicht so wichtig, da unverstümmelt aufzuwachsen für die Kinder seiner Meinung nach "extrem grausam und nicht zu bewältigen" sei.
Demgegenüber schilderte Christiane, wie die ungeschminkte Realität der medizynischen Zwangseingriffe sich aus der Opfer- bzw. Überlebendenperspektive anfühlt.
Und die junge Inge und ihre Familie sowie Inges Kindergartenbetreuerin straften als reale Positivbeispiele die Horrorprojektionen des Zwangsoperateurs Prof. Mouriquand Lügen. Auch wenn Inges liebende und mutige Eltern gleichzeitig deutlich machten, dass nicht alles nur einfach ist, und in ihrem Fall prophylaktische Vorsorge wichtig. Mit Dr. Looijenga steht den Eltern dabei ein Endokrinologe zur Seite, der nicht erst seit gestern eine differenzierte Sichtweise einbringt (--> 4. Krebsrisiken nach Looijenga et. al., 2006 / 2007).
Im Spiegel der Kritik: Auf dem >>> Hermaphroditforum (wo aktuell die "(Trans-)Genderfraktion" allein postet, nachdem alle mit einer anderen Meinung zwischenzeitlich weggemobbt wurden) und auf dem >>> Genderfree-Blog (wie der Name nahelegt derselben Fraktion zugehörig) wurde am Film über sicherlich berechtigte Kritik hinaus abschliessend kein gutes Haar gelassen, sowie auf dem Forum zudem einmal mehr dito an Christiane Völling. Soweit nichts neues (-->). Als Behebung der bemängelten Missstände wird auf dem Forum vorgeschlagen, künftig nur noch bei Filmen mitzumachen, wo die Portraitierten selber die Regie führen, sowie dass irgendjemand bitte die Zwitter-Statue im Louvre "endlich mal in die Luft jagen" sollte.
Kommentar: Na ja, wenn's weiter nix ist ... Natürlich hätte auch ich selber den Dokfilm besser gemacht als die Regisseurin Britta Dombrove – Kunststück, wer könnte das auch nicht, zumindest nachträglich und bloss in der Vorstellung?! Die wahre Kunst besteht allerdings darin, einen Film real herzustellen und dann auch real ausgestrahlt zu kriegen. Wozu schöne Worte allein bekanntlich selten reichen.
Persönlich finde ich zwar nach wie vor die Güldenpfennig-Doku vor 2 Jahren auf VOX/Stern-TV unübertroffen, was das Ausreizen des auf einem Realsender Möglichen anbelangt (womit ironischeise erst noch ein Boulevard-Kommerzsender den "Kultursender" Arte vorführte).
Wie schon festgehalten, trägt meiner Meinung nach jedoch auch der Arte-Film von Britta Dombrowe letztlich dazu bei, dass mehr Menschen als vorher über die Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken Bescheid wissen, inkl. den Klagen der Opfer darüber, sowie mit einem positiven Gegenbeispiel, dass es auch anders geht.
Und das ist beim gegenwärtigen Stand der Dinge nach wie vor die Hauptsache!
(Auch wenn es bekanntlich nicht den Präferenzen der Genderfragen-Fixierten entspricht.)
Deshalb von diesem Blog an alle Protagonist_innen ein herzliches Dankeschön, sowie – trotz aller begründeter Kritik – auch an die Regisseurin Britta Dombrowe!
>>> Transkript Aussagen Prof. Dr. Pierre Mouriquand (Frankreich)
>>> Transkript Aussagen Prof. Dr. Olaf Hiort ("EuroDSD", Lübeck)
>>> Britta Julia Dombrowe gewinnt Preis für "Tabu Intersexualität"
Siehe auch:
- Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- Wie die Zwitterorganisationen Christiane Völlings Zwangsoperateur Prof. Dr. L. 150'000 Euro schenkten
- "Die Bielefelderin Britta Dombrowe über ihren Arte-Film zur Intersexualität" - Neue Westfälische, 2.10.10
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- "Tabu Intersexualität" - dpa, 8.10.10
- "Arte-Doku über Intersexualität: Mal Mann, mal Frau, meist Inge" - taz, 8.10.10
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- John Money & Co. - Der Mythos vom Einzeltäter
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender Netzwerk Berlin TGNB macht's vor ...
- "Transgenderfraktion" vs. "Menschenrechtsfraktion"
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht - und Intersexuelle Menschen e.V. sich nicht wehrt
- Intersexuelle Menschen e.V.: Katzbuckeln gegenüber den Medizynern und den verantwortlichen PolitikerInnen
- Intersexuelle Menschen e.V. informiert (nicht)
- Intersexuelle Menschen e.V. / XY-Frauen Elterngruppe nimmt "EuroDSD"-Zwangsoperateure in Schutz
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
Friday, September 24 2010
By seelenlos on Friday, September 24 2010, 13:40 - Die Medien
Die indische 800-Meter-Läuferin Santhi Soundarajan, deren Menschen- und Persönlichkeitsrechte vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und dessen Unterorganisation Olympic Council of Asia (OCA) seit Jahr und Tag mit Füssen getreten werden, gibt nicht auf und verschärft ihren Kampf um Gerechtigkeit und Wiedergutmachung. Dazu suchte sie Unterstützung bei einer indischen Politikerin und an einer JuristInnentagung in der Türkei.
Die ebenfalls weltweit als Zwitter verdächtigte südafrikanische Läuferin Mokgadi Caster Semenya erhielt inzwischen vom Weltathletikverband IAAF eine "Entschädigung in nicht genannter Höhe", wie Greg Nott, der Hauptverantwortliche ihres Anwaltsteams, in einem von der Weltöffentlichkeit kaum beachteten Interview bekanntgab.
Wie die >>> Times of India (englisch) berichtete, traf sich Santhi Soundarajan Ende August mit der Parlamentarierin Rajya Sabha MP M K Kanimozhi, die Santhi zu einem Treffen mit dem Chief Minister einlud, um eine mögliche weitere Anstellung von Santhi zu diskutieren (Santhi hatte jüngst ihre Stellung als Trainerin armer junger AthletInnen in Tamil Nadu aufgeben müssen). Weiter lud Kanimozhi Santhi ein, am Chennai Marathon den Startschuss zu geben und auch zu laufen. Dabei rief Kanimozhi die indische Regierung dazu auf, dem Beispiel des Teilstaats Tamil Nadu zu folgen und Santhi sowhl praktisch wie auch in ihrem Kampf um Rehabilitierung zu unterstützen, getreu dem Beispiel, wie sich die südafrikanische Regierung für Caster Semenya eingesetzt habe.
Laut einem >>> weiteren Bericht (englisch) präsentierte Santhi Soundarajan ihren Fall anfang September an der International Sport Law & Business Conference (ISLBC 2010) in Istambul. Dort habe Payoshni Mitra, eine wissenschaftliche Beraterin der UK's Women's Sports and Fitness Foundation, die auch einen Dokfilm über Santhi dreht, ihr ihre Unterstützung zugesichert.
Laut dem Bericht liegt die Hauptstossrichtung allerdings auf dem Umgang des IOC mit "Gender Variance" und nicht auf den Menschenrechtsverletzungen durch willkürliche Zulassungsbeschränkungen und intransparente Ausschlüsse, was befürchten lässt, dass Santhi's Schicksal womöglich eher dazu verbraten wird, zu versuchen, die Zulassungsbedingungen als solche zu ändern (Abschaffung der Geschlechtertrennung im Sport), statt ihr (und anderen als Zwitter verdächtigten Athletinnen) endlich grundsätzlich zu gerechten Startbedingungen zu verhelfen unter den jeweils gegebenen Regeln. In diese Richtung deutet auch, dass der Artikel gleichzeitig Bezug nimmt auf Berichte über die transsexuelle kanadische Radlerin Kristen Worley, die genau dieses Ziel verfolgt (und neuerdings für sich in Anspruch nimmt, quasi im Alleingang die Rehabilitierung von Caster Semenya durchgesetzt zu haben, während sie gleichzeitig Spekulationen feilbietet, Caster sei mit AGS diagnostiziert).
Dabei illustrierte gerade Casters Rehabilitierung, dass es dazu in erster Linie ein knallhartes, 'pro bono' arbeitendes Anwaltsteam braucht sowie politischen Druck und Unterstützung durch die Regierung, statt Gender-Gesumse bzw. die Degradierung der Menschenrechtsverletzungen von als Zwitter verdächtigten SportlerInnen zum Nebenwiderspruch der Geschlechtertrennung im Sport.
In einem wenig beachteten >>> Interview auf allAfrica.com (englisch) mit dem südafrikanischen Anwalt Greg Nott, dem Hauptverantwortlichen von Caster Semenyas internationalem Anwaltsteam, gibt dieser faszinierende Einblicke, wie es zur kostenlosen Unterstützung von Caster kam durch Notts Arbeitsgeber Dewey & LeBoeuf mit Hauptsitz in New York. Laut Nott war es sein Sohn, der ihn zuerst darauf ansprach, er müsse etwas gegen das Caster angetane Unrecht unternehmen.
Greg Nott nahm daraufhin Kontakt auf mit dem südafrikanischen Sportminister Makhenkesi Stofile und überzeugte seine Firma, Casters Kampf gegen den Athletikweltverband kostenlos aufzunehmen:
"In diesem Fall hatte ich das tiefliegende Gefühl, es handle sich um ein junges Mächen, das, offen gesagt, ungerechterweise ausgeschlossen und verfemt wurde – und noch dazu sehr öffentlich. Aus welchem Grund auch immer, es berührte mich tief und ich dachte, stellen wir der geballten Macht des Sportverbandes etwas entsprechendes gegenüber, und ich beschloss unsere Dienste ehrenamtlich zur Verfügung zu stellen, da wir eine grosse und mächtige Firma sind."
Bis es dazu kam, waren allerding zunächst einige interne Hürden zu überwinden, ebenso wie später bei der Durchsetzung von Caster Semenyas Rechten bei Verhandlungen mit der IAAF in Paris, Istambul und Monaco noch viele externe mehr. Wohl verdientermassen wurde Greg Nott für seine Leistungen von der Londoner Fachzeitschrift "Legal Business" zum "Anwalt des Jahres 2010" gekürt.
So nebenbei lässt Greg Nott in dem Artikel noch eine eigentliche Bombe platzen, indem er erstmals öffentlich enthüllt, dass Caster Semenya von der IAAF für das ihr angetane Unrecht eine "Entschädigung in ungenannt bleibender Höhe" kassierte. Dass dieses nicht ganz unwesentliche Faktum in der Weltmedien, die sonst den "Fall Semenya" jeweils gerne und genüsslich bis ins letzte Detail auszuschlachten pflegen, bisher gänzlich ignoriert wurde, spricht wohl für sich selbst.
Bleibt zu hoffen, dass es eine auch für den Weltathletikverband empfindlich hohe Summe war, die künftig allen internationalen Sportverbänden eine Lehre sein wird ...
>>>
IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>>
Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>>
IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>>
Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010
Siehe auch:
- Alle Posts über Caster
Semenya
-
Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan???
-
Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
-
"Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
-
Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09
Saturday, August 28 2010
By seelenlos on Saturday, August 28 2010, 23:50 - Forderungen
Wie uns die Geschichte lehrt, waren einer der grössten Steine im Weg der Frauenbefreiung nicht nur die klassischen "konservativen Patriarchen", sondern auch "fortschrittliche RevolutionärInnen", welche sich schlicht weigerten, die Frauenunterdrückung als tatsächliches Problem anzuerkennen, sondern im Gegenteil "die Frauenfrage" regelmässig als blossen "Nebenwiderspruch" zum "Hauptwiderspruch der Klassenfrage" herabwürdigten. [1]
[1] Die Begriffe "Haupt- und Nebenwiderspruch" im heutigen Gebrauch stammen ursprünglich aus der marxistischen Terminologie und waren vor 1989 "im Osten" wie "im Westen" gleichermassen im Schwange (wie auch in der Kritik, und sind zum Teil auch heute noch Thema). Übrigens wehren sich auch Schwule seit längerem dagegen, innerhalb der Linken zum "Nebenwiderspruch" degradiert zu werden (eins / zwei).
Die über ein Jahrhundert gängige Reaktion dieser "progressiven PatriarchInnen", wann immer Frauen sich gegen ihnen angetanes Unrecht wehrten, lautete sinngemäss:
"Nun gehabt euch mal nicht so, Mädels, kämpft lieber mit uns für die Überwindung des Kapitalismus, nach der Revolution erledigt sich die Frauenfrage dann von selbst."
Was viele Frauen selbstredend alles andere als Klasse fanden.
Doch erst die sog. "Zweite Welle des Feminismus" [2] machte irgendwann nach 1968 diesen "progressiven PatriarchInnen" definitiv den Garaus. (Oder zumindest würde sich heute so ziemlich keiner von ihnen mehr getrauen, Frauen öffentlich mit Sprüchen à la dem obigen zu kommen – ansonsten er/sie wohl ziemlich schnell Deckung suchen müsste ...)
Leider war dies aber nicht das Ende der vereinnahmenden Praxis des "Zum-Nebenwiderspruch-Degradierens" an und für sich.
Seit Jahr und Tag müssen sich nämlich z.B. Zwitter und solidarische Nichtzwitter in ihrem Kampf gegen die Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken von Seiten von Trans- und Gender"progressiven" sinngemäss genau den gleichen blöden Spruch anhören:
"Na Kinders, nun gehabt Euch mal nicht so, kämpft lieber mit uns für die Überwindung des Zweigeschlechtersystems / gegen den Personenstandseintrag / für die Dekonstruktion von Geschlecht, danach erledigen sich dann die Zwangsoperationen von selbst." [3]
Wieviele Zwitterkinder bis dahin noch verstümmelt werden, geht diesen selbsternannten "Progressiven" offensichtlich am Arsch vorbei (schliesslich geht's ja nicht um ihre eigenen Genitalien).
Und wie die "progressiven PatriarchInnen" vor ihnen, werden's auch wohl die heutigen leider freiwillig und von sich aus kaum je lernen ... [4]
[2] Tragischerweise waren es genau Exponentinnen der 2. Welle wie --> Kate Millet und Alice Schwarzer und ihre NachfolgerInnen, die John Money und seine Gendertheorie bis heute hypen, ohne je zu hinterfragen, dass das Blut ungezählter zwangsoperierter Zwitter daran klebt.
[3] Auch wenn der Spruch selten so konkret und platt ausgesprochen wird, ist er letztlich jedesmal drin, wo Zwitter im politischen oder wissenschaftlichen Diskurs als blosses Anhängsel zur "Lösung der Genderfrage" behandelt werden, ohne dass gleichzeitig eine konkrete Praxis gegen die Genitalverstümmelungen und sonstigen medizynischen Zwangsbehandlungen entwickelt wird. Aktuelle Beispiele, die gleichzeitig illustrieren, dass Zwitter und Organisationen ebenfalls nicht per se frei davon sind: Der "Genderkongress" "Das flexible Geschlecht" 28.-30.10.10 (--> "Forum 9: Zweisame Demokratie?"), aber auch die Stellungnahme von IVIM/OII zu Caster Semenya.
[4] Immerhin wird die Problematik von politikbewussten Zwittern mittlerweile namentlich kritisiert. So beginnt z.B. kwhals aktuelle Signatur im Hermaphroditforum: "Ich möchte nicht als Nebenwiderspruch von jemandes Theorie gesehen werden [...]"
Siehe auch:
- Von der Frauenbewegung lernen (1): Audre Lorde
- Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung
- "Transgenderfraktion" vs. "Menschenrechtsfraktion"
- Warum Nicht-Biozwitter allesamt privilegiert sind
- Warum nicht alle Bio-Zwitter gleich nicht-privilegiert sind
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
Friday, August 27 2010
By seelenlos on Friday, August 27 2010, 21:43 - Die Medien
Offensichtlich brachte der Start von Mokgadi Caster Semenya am letzten Sonntag in Berlin das Thema wieder vermehrt ins öffentliche Interesse – das eine oder andere "übliche" Fettnäpfchen inklusive:
>>> Freigeisterhaus >>> Brigitte Young Miss
Kommentar: Bemerkenswert, wie anscheinend auch unter "Normalos" bei diesem Thema mittlerweile relativ schnell nicht nur der Aspekt der genitalen Zwangsoperationen an sich, sondern gleichzeitig auch deren Fragwürdigkeit in die Diskussion Einzug halten.
Anscheinend waren die Bemühungen der letzten 14 Jahre zur Beendigung des Tabus um die an Zwittern systematisch begangenen medizynischen Verbrechen nicht ganz wirkungslos ...
Meine 2 Cent: Wenn erstmal mindestens 50% der Menschen auf der Strasse Bescheid wissen, was in "unseren" Kinderkliniken genau vor sich geht, sind die Tage der GenitalabschneiderInnen gezählt.
Siehe auch:
- Caster Semenya startet am Sonntag in Berlin – IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen (XXIV)
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Kinderspital Zürich: Genitale Zwangsoperationen angeblich nur "ganz selten"
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Kindern
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern
- Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
Tuesday, August 24 2010
By seelenlos on Tuesday, August 24 2010, 01:05 - Die Medien
>>> Nachträge 1-5
Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!
>>> Gelungener Artikel von Alexandra Bader auf der Homepage des Österreichischen Frauenmagazins "CeiberWeiber" (fast gleichzeitig mit dem ebenfalls exzellenten "Zwitter im Sport: Intersexuelle kämpfen für Caster Semenya" auf news.de).
Der Artikel verbindet das aktuelle Geschehen um Mokgadi Caster Semenya und Santhi Soundarajan mit einer kritischen Aufarbeitung der Geschichte des "intersexuell" geborenen Österreichischen Skifahrers Erik Schinegger aus feministischer Perspektive. Schinegger war wie die meisten "Intersexuellen" als Frau aufgewachsen. 1968 wurde die damalige Erika Schinegger nach der Einführung der ersten Geschlechtstests ("Barr-Körperchen-Test" a.k.a. "Sex-Chromatintest", kam noch bei Santhi Soundarajan zum Einsatz), den Schinegger "nicht bestand", von Frauenwettkämpfen ausgeschlossen, zugleich wurden ihr alle Titel und Medaillen genommen. 2005 erschien ein Dokumentarfilm über seine Geschichte.
Ebenfalls am 22.8. gingen auch 2 Mainstreammedien im Vorfeld von Caster Semenyas Start in Berlin am Rande auf das Thema ein.
Nämlich >>> Zeit-Online:
Der lange Zeitraum bis zur Entscheidung hat jedoch allerhand Spekulationen aufkommen lassen. Zunächst hieß es, IAAF-Präsident Lamine Diack sei schlicht zu bequem, um den Fall schnell zu lösen.
Das wäre, wenn man das Gebaren in solchen Kreisen kennt, wenig überraschend. Es ist aber noch ein anderes Gerücht aufgetaucht. Das Gerücht geht so: Die IAAF habe Semenya zu medizinischen Eingriffen gedrängt, um mögliche Wettbewerbsvorteile zu beseitigen – sei es eine Operation oder eine Hormonbehandlung. Das Gerücht lässt sich vielleicht damit nähren, dass sie nun schmaler aussieht, nicht mehr so muskulös. „Ich will nicht über jemanden reden, der größer ist als ich“, sagt Semenya über die IAAF, „da müssen Sie die Big Boys beim Verband fragen.“
Sowie >>> FAZ.net:
Von da an stand sie im Mittelpunkt juristischer Auseinandersetzungen, war Gegenstand politischer Polemik und hatte sich womöglich sogar einer Hormonbehandlung oder einer Operation unterziehen müssen, um wieder mit den besten Läuferinnen der Welt ins Rennen zu dürfen.
Nach den erneuten Sieg von Caster Semenya in Berlin erschienen zudem in englischsprachigen Medien eine Reihe von Berichten, worin unterlegene Konkurrentinnen die Teilnahme Caster Semenyas mehr oder weniger offen kritisierten, bis hin zur erneuten indirekten Verunglimpfung als "Mann", vgl. New York Times (ebenfalls publziert im Jakarta Globe), der englische Telegraph, Salon.com und die International Herald Tribune, sowie ein gelungener Kommentar auf CBSSports.com, auf deutsch vgl. bisher FinanzNachrichten.de.
Caster Semenya wird dessen ungeachtet laut International Herald Tribune bereits am nächsten Freitag 27.8.10 am Diamond League Finale in Brüssel ihr nächstes Rennen bestreiten.
Danach stehen 2 Rennen in Italien an, u.a. die Notturna di Milano am 9. September sowie möglicherweise ein weiteres in Südafrika, bevor Caster Semenya vom 3.-14. Oktober an den Commonwealth Games in Delhi teilnimmt, wozu Südafrika sie nach anfänglichem Zögern inzwischen in die Mannschaft aufgenommen habe.
Nachtrag: Oben inzischen den korrekten Link auf CeiberWeiber gesetzt, oops (bin übrigens für Hinweise auf solche Peinlichkeiten immer froh, danke).
Nachtrag 2: Auf >>> Queer.de erschien heute 24.8.10 ein weiterer Artikel. Es geht vor allem um die Beschuldigungen, Caster sei "ein Mann", plus mit einem letzten Abschnitt "Caster Semenya intersexuell?", der sich wiederum auf den news.de-Artikel vom Sonntag bezieht. Und der es tatsächlich fertig bringt, Nella ein Zitat von sage und schreibe IAAF-Generalsekretär Pierre Weiss in den Mund zu legen, vgl. Nellas Kommentar #3 (--> unter dem Artikel). So schnell geht's ... Nachtrag 3: Wenn Schurnalisten zu sehr abschreiben: Genau dieselbe peinliche Unterstellung am nächsten Tag 25.8.10 auf >>> schwulissimo.de – noch dazu ohne Quellenangabe oder Kommentarmöglichkeit ...
Nachtrag 4: Gelungener Kommentar von AP-Sportkolumnist John Leicester auf >>> USA Today mit übersetztem Titel: "Schweigen über Semenya öffnet Tür zu Ignoranz". Leicester argumentiert, die Taktik des IAAF, nur mit einer 56-Wort-Meldung Caster Semenyas Zulassung zu eröffnen, sowie dass weiter nichts bekannt gegeben werde, erweise sich als "Fehler", weil es Gelegenheit schaffe für hässliche Einflüsterungen und Gerüchte. Der IAAF habe z.B. offen legen sollen, ob Semenya medizinische Massnahmen auf sich habe nehmen müssen oder nicht; dies sei auch möglich, ohne Verletzung ihrer Privatsphäre wie bzw. Öffentlichmachung ihrer medizinischen Akte. Es bestünden viele offene Fragen über [als] Zwitter [Verdächtigte] im Sport, zum Teil auch berechtigte betreffend Fairness für alle Wettkampfteilnehmerinnen, und Tabuisierung würden sie nicht aus der Welt schaffen, sondern verstärken. Jemand müsse hier für Aufklärung und Fortschritt sorgen. Es könne nicht verlangt werden, dass Caster dies auch noch übernehmen könne nach allem, was sie durchlitt, weshalb hier ihre Anwälte, ihr Manager oder der IAAF gefordert seien. Meine 2 Cent: Hört, hört! Meiner Meinung nach gehört hier allerdings vor allem erstmal der IAAF als Hauptverantwortlicher gehörig in die Pflicht genommen. (Ausserdem, was ich hier wohl nicht weiter ausführen muss, sind Wendungen wie "Geburtsfehler" und "Störung der Geschlechtsentwicklung, wie sie leider auch Leicester gebraucht, verletzend und schädlich.)
Nachtrag 5: Inzwischen hat auch >>> IVIM/OII Deutschland ein kurzes Statement veröffentlicht. Schade nur, dass IVIM anscheinend wieder erstmal den Sport bzw. die Gesellschaft als solche ändern will, bevor dann vielleicht auch mal die Menschenrechte "Intersexueller" in den realexistierenden Gegebenheiten durchgesetzt werden sollen.
>>>
IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>>
Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>>
IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>>
Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010
Siehe auch:
- Alle Posts über Caster
Semenya
-
Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan???
-
Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
-
"Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
-
Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09
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