"Intersexuelle bleiben für den Ethikrat Kranke" - Zeit Online, 23.2.12 (unzensierte Version)

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Gratuliere, es ist sein Zwitter!

Nach Meinung mehrerer Betroffener von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter und auch dieses Blogs ist der wohl gelungenste Medien-Kommentar zur Ethikrat-Stellungnahme klar >>> derjenige von Britta Verlinden auf Zeit Online.

Ist dieser Beitrag in kommerziellen Medien doch nach wie vor der einzige auf weiter Flur, der sich getraute, die langjährigen Klagen der Opfer ernst zu nehmen, und der unmissverständlich den Finger auf die offene Wunde legte, wie der Ethikrat trotz vordergründiger Bedenken sich letztlich nicht durchringen konnte, kosmetische Genitaloperationen an Kindern prinzipiell (und auch gesetzlich!) zu ächten, sondern im Gegenteil mit der fadenscheinigen und menschenverachtenden  "Unterscheidung" zwischen "geschlechszuweisenden" Verstümmelungen (= die kleinste "Patientengruppe" für "verweiblichende" OPs = frühkindliche kosmetische Genital-OPs vom Ethikrat aus abzulehnen) vs. "geschlechtsbestätigenden" Verstümmelungen (= die mit Abstand grösste "Patientengruppe" für "verweiblichende" – wie übrigens auch "vermännlichende" – OPs = frühkindliche kosmetische Genital-OPs vom Ethikrat aus schon OK, wenn die Eltern denn unbedingt wollen) unverdrossen der altbekannten Medizynerlogik von der "Ausnahme in kosmetischer Hinsicht [...] bei Mädchen mit einem adrenogenitalen Syndrom" das Wort redete (das Thema "vermännlichende" kosmetische Genital-OPs an Kindern – und damit die wohl allerhäufigsten Verstümmelungen – liess der Ethikrat bequemerweise gleich ganz aussen vor). Dafür der mutigen Autorin im Namen dieses Blogs ein ganz herzliches Dankeschön!

Umso mehr, wie der Beitrag diesbezüglich auch schon in Titel und Lead von Anfang an Klartext brachte:

Allerdings nicht für lange ...

Schon sehr bald gab es in Titel und Lead nämlich einige, sagen wir hier mal "kosmetische Korrekturen":


Tja – wer erkennt den Unterschied?

In einem Nachsatz wurde unter dem Artikel dazu vermerkt:

Anm. d. Redaktion: Der Titel und Untertitel des Artikels wurden nachträglich präzisiert.

Meine 2 Cent:

Hmm – als "nachträgliches präzisieren" kann mensch sowas natürlich auch umschreiben ...

Womöglich hätten die verantwortlichen RedakteurInnen und EthikrätInnen in dem Fall auch nix dagegen, zur Abwechslung mal an ihren eigenen Geschlechtsteilen "freiwillig" etwas "nachträglich präzisiert" bzw. "angeglichen" zu werden – oder in diesem Falle dann etwa plötzlich doch, wetten?!  

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> "Westliche Form der Genitalverstümmelung"  
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter