Nigeria: Polizei rettet Zwitter vor Lynchmob [UPDATE]

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Laut einer Meldung auf >>> vanguardngr.com "Hermaphrodit verursacht Aufruhr in Sapele" entging in Nigeria in der Stadt Sapele (Bild) vor genau einer Woche ein Intersex-Mensch "der Teils Mann und Teils Frau ist" nur knapp einem Lynchmord, "als die Person plötzlich in der Nähe der Total-Tankstelle an der New Ogode Road auftauchte." (>>> zwei)

Augenzeugen zufolge habe der Vorfall zu Staus in mehreren Strassen geführt, da PendlerInnen anhielten um zu gaffen – offensichtlich manche mit mit gezückten Handy-Kameras:

Laut der Samstagsausgabe von The Tribune "Mann wegen weiblicher Organe belästigt" (>>> Triggerwarnung!!! | >>> Triggerwarnung!!! | >>> fünf) hätten "junge Männer" der betroffenen Person "die Kleider vom Leib gerissen" um das Genital zu sehen, sie wiederholt zwischen den Beinen begrapscht, als "ein Hermaphrodit" bezeichnet und danach und öffentlich zur Schau gestellt.

Als der Vangard-Journalist Godwin Oghre vor Ort eintraf, sei der betroffene Mensch "vollständig nackt" gewesen, "mit Haaren an den meisten Teilen des Körpers, und einem schnauzbärtigen Gesicht wie ein Mann, aber mit grossen Brüsten und männlichen ebenso wie weiblichen Geschlechtsteilen Seite an Seite am Unterleib".

Es habe einen Auflauf gegeben, als immer mehr mehr GafferInnen herbeigeströmt seien, worauf einige versucht hätten, die betroffene Person zu lynchen, was aber das rechtzeitige Eintreffen der Polizei verhindert habe, die den Zwitter in einem Streifenwagen wegschaffte. Auf den Polizeiposten habe sich die Person identifiziert als Pastor Henry Enuta, jedoch jede weitere Angabe dazu verweigert, weshalb sie nackt unterwegs war. Auch dem Vangaurd-Reporter gelang es nicht, von der betroffenen Person weitere Auskünfte zu erhalten. Der örtliche Polizeichef Kenneth Akubue habe jedoch die Rettung bestätigt.

UPDATE: In einem Follow-Up-Post vom 26.3. auf Identity Kenya (>>> Triggerwarnung!!!) ist der betroffene Mensch immer noch in Polizeihaft – ob von seinen Peinigern auch jemand verhaftet wurde, ist nicht erwähnt ...
Ein >>> Kommentar von Sean Saifa Wall (AIC) zieht Parallelen zu Caster Semenya und Sarah Baartman (lässt jedoch ausser Acht, das die mediale Zurschaustellung der betroffenen Person im vorliegenden Fall NICHT durch westliche "weisse" Medien erfolgte).

Interessant auch die Kommentare unter allen Artikeln, in denen dieser Vorfall verschiedentlich mit Aberglauben in Verbindung gebracht wird.

Afrikanische Intersex-Aktivist_innen (z.B. SIPD Uganda) berichten immer wieder, dass aufgrund von Aberglauben die in Afrika meist unoperierten Zwitter von Gemeinschaften geächtet oder verfolgt werden.

Meine 2 Cent: Auch in Europa wurden bekanntlich Zwitter früher z.T. als "schlechtes Vorzeichen" rituell getötet, und heute noch gelten "Intersex" "DSD" etc. ppp. als derart "mit Stigma behaftet", dass Neugeborene "notfallmäßig" durch blutige "Genitalkorrekturen" davor "geschützt" werden müssen ...

(Mit Dank an Identity Kenya für den Hinweis und das Bild.)