"Das große Thema ist natürlich die Genitalverstümmelung" - Pressespiegel 1. Niedersächsischer Fachtag Intersexualität, 14.1.14
By seelenlos on Saturday, January 18 2014, 14:10 - Die Medien - Permalink
Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!
Lucie Veith (13:13): "Das große Thema ist natürlich die Genitalverstümmelung an
intersexuellen Kindern […] aber auf der anderen Seite auch die Lebensrealität […]
Warum kennt niemand intersexuelle Menschen? [...]"
Bei >>> NDR "Niedersachsen 18:00" gibt's von 12:29-14:03 einen Kurzbericht mit einem deutlichen Statement von Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.). NDS-Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) erklärt, mit den 40'000.-- Euro für die Selbsthilfe soll nicht zuletzt die "Beratung durch Experten in eigener Sache" gefördert werden. Danke!
>>> SAT 1 Regional hat ebenfalls einen Kurzbeitrag, als einzige Interviewpartnerin erklärt Sozialministerin Rundt, der Beitrag an die Selbsthilfe soll auch dazu dienen, die "Diskussion und Kenntnis von Interseuxalität" in der Öffentlichkeit zu fördern. Danke!
Bild: Yours truly am livebloggen aus dem "Fachtag Intersexualität" (SAT 1 Regional)
Bei den Printmedien hat >>> Neues Deutschland klar die Nase vorn mit der Kurzmeldung "Intersexuelle wollen keine Verstümmelung". Bei aller Kürze gibt's im Artikel Klartext: "Säuglinge, die zugleich männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale aufwiesen, würden in Kliniken durch Operationen oder Medikamente manipuliert, sagte Lucie Veith vom Bundesverband Intersexueller Menschen diese Woche in Hannover. [...] »Wer einmal so verstümmelt wurde, für den ist ein normales Leben nicht mehr möglich« [...]" Danke!
Problematischer kommt ein Artikel von Nico Pointer im >>> Weser Kurier daher (abgewandelt auch als dpa-Meldung, vgl. unten) mit dem "typischen" Durch-die-Gender-Brille-Titel "Intersexuelle fordern Recht auf drittes Geschlecht - Mann oder Frau oder was?". Im Text wird dann grad mal knapp erwähnt, dass Anja Kumst die "Hoden [...] entfernt" wurden, hauptsächlich geht's aber um – Überraschung! – "Chromosomensätze", "zweigeschlechtliche Welt", "Diskriminierungen" und "ein Recht auf ein eigenes, drittes Geschlecht". Grad mal im 2. letzten Abschnitt geht's dann doch noch kurz zur Sache:
Problematisch sehen Betroffene die frühzeitige medizinische Behandlung zwischengeschlechtlicher Kinder. Verbände lehnen operative Eingriffe wie die Hoden-Entfernung als menschenrechtswidrig ab. „Das Kind wird geboren, die Ärzte runzeln die Stirn, die Eltern sind verzweifelt“, sagt Michael Wunder, der die Arbeitsgruppe Intersexualität im Deutschen Ethikrat leitete. „Und es gibt viele Operationen.“
Vollends in Richtung Vereinnahmung driftet Nico Pointer ab in der >>> dpa-Meldung "Mann oder Frau - oder was? - Das Ringen um das dritte Geschlecht". Basierend auf dem Weser-Kurier-Artikel (vgl. oben), wird prompt im letzten Abschnitt im Namen der Betroffenen – statt einem Verbot von Intersex-Genitalverstümmlungen (IGM) – Überraschung! – ein "3. Geschlecht" gefordert bzw. "für Erwachsene eine klare dritte Kategorie, wie sie beispielsweise seit vergangenem Sommer in Australien möglich ist."
Passend dazu auch die vereinnahmenden Bilder zum Beitrag, die von dpa beigesteuert werden unter der – Überraschung! – ebenfalls vereinnahmenden Bildlegende: "Inter- und Transsexuelle suchen ihren Weg in einer zweigeschlechtlichen Welt."
So verkauft z.B. die >>> Frankfurter Neue Presse Intersex-Menschen einmal mehr kurzerhand als Transsexuelle:
Und die >>> Hannoversche Allgemeine Zeitung verkauft Intersex-Menschen als Transgender:
Und >>> N24 verkauft Intersex-Menschen ebenfalls als quasi Unentschlossene (Transgender) beim "intimen Geschlechterraten vor dem Schminkspiegel":
Fazit: Danke an Lucie Veith und Anja Kumst für ihren Mut, sich öffentlich für die Betroffenen hinzustellen, sowie an Michael Wunder für seine (erneut) deutlichen Worte betreffend der heute immer noch üblichen kosmetischen Genitaloperationen – kein Dank an Nico Pointer und dpa für vereinnahmende Kacke, die nicht zuletzt dazu beiträgt, dass auch künftig in der BRD in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Intersex-Kind irreversibel genitalverstümmelt wird!
Zumindest optisch fortschrittlich gibt sich im Vergleich die >>> NPD – diese bringt immerhin das korrekte Zwitter-Symbol:
Dass es beim Thema Intersex um brutale Genitalverstümmelungen geht, wie sie auch in Niedersachsen an der Tagesordnung sind, kommt dagegen im NPD-Artikel – Überraschung! – NICHT EIN EINZIGES MAL vor – aber bei "islamischen" Genitalverstümmelungen weit weg in Afrika (oder nur schon bei "jüdisch-islamischen" Knabenbeschneidungen) wär's wohl (nicht nur bei der NPD) etwas "gaaanz anderes" und "gaaanz schlimm" – wetten?!
>>> LIVEBLOG 1. Niedersächsischer Fachtag "Intersexualität", Hannover 14.01.2014
>>> Hannover, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Göttingen, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Bochum, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben