UN-Frauenrechtsausschuss verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen in CH + NL
By seelenlos on Friday, November 18 2016, 11:31 - Forderungen - Permalink
UPDATE: Hipp, hipp! Beide Staaten wegen “schädlicher Praxis” gerügt:
• Schweiz: CEDAW/C/CHE/CO/4-5, zu intersex: Abs. 24-25 (PDF, englisch)
• Holland: CEDAW/C/NLD/CO/6, zu intersex: Abs. 21-22 (PDF, englisch)
Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 18.11.2016:
Der UN-Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau (CEDAW) veröffentlicht voraussichtlich heute die verbindlichen "Abschliessenden Bemerkungen" seiner 65. Session.
Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org erwartet deutliche Rügen wegen Intersex-Genitalverstümmelungen für die Schweiz und Holland, nachdem der Ausschuss während der Staatenprüfungen IGM-Praktiken in beiden Ländern untersuchte und insbesondere den mangelnden Rechtszugang für IGM-Überlebende deutlich kritisierte – und freut sich auf
- bereits die 20. Rüge eines UN-Vertragsorgans wegen IGM-Praktiken
- schon die 3. UN-Rüge an die Schweiz wegen IGM
- das 1. Mal, dass der UN-Frauenrechtsausschuss zwei Länder in einer Session rügt!
Die Schweiz war 2015 zunächst vom UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) und dem UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) wegen von der Invalidenversicherung (IV) finanzierten Intersex-Genitalverstümmelungen unmissverständlich gerügt worden. CRC hatte dabei IGM-Praktiken in der Schweiz als "schädliche Praxis" eingestuft (wie FGM), sowie CAT als "unmenschliche Behandlung", die unter das Folterverbot fällt.
Während seiner 65. Session hatte der Frauenrechtsausschuss am 2. November in Genf die Schweiz kundig über IGM befragt – und war dabei den altbekannten durchsichtigen Ausreden und Dementis der CH-Delegation nicht auf den Leim gekrochen. >>> Report | Transkript und Podcast (en)
Am 10. November hatte der Ausschuss Holland befragt, welches zwar "Hinweise auf Gewalt" durch "unnötige Operationen" an Intersex-Kindern einräumte, als Gegensteuer jedoch einzig unverbindliche "Diskussionen" mit den TäterInnen (!) in Aussicht stellte. >>> Transkript und Podcast (en)
Der UN-Frauenrechtsausschuss hatte während seiner vorgängigen 64. Session erstmals Intersex-Genitalverstümmelungen als möglichen Verstoss gegen Art. 5 des Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (UN-Frauenrechtskonvention) untersucht – und in seinen "Abschliessenden Bemerkungen" an Frankreich IGM prompt als schädliche kulturelle Praxis eingestuft (wie FGM).
Als nächsten Vertragsstaat wird CEDAW während der kommenden 66. Session im Februar 2017 Deutschland auf IGM-Praktiken prüfen. Auch hier stellt sich die Regierung trotz erdrückender Beweislage bisher blind und taub – beste Voraussetzungen für eine weitere strenge Rüge ...
Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".
Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.
Freundliche Grüsse
Daniela "Nella" Truffer, Markus Bauer
Gründungsmitglieder Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Mobile +41 (0)76 398 06 50, +41 (0)78 829 12 60
presse_at_zwischengeschlecht.info
http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info
>>> Hipp, hipp! Schon 20 UN-Rügen wegen Intersex-Genitalverstümmlungen!
>>> UN-Frauenrechtaussschuss befragt Schweiz zu IGM-Praktiken
IGM Practices in Switzerland: 2016 CEDAW Report
Human Rights Violations Of Persons With Variations Of Sex Anatomy
IGM in Switzerland• Complicity of the State • Harmful Practice
>>> Download as PDF (288 kb)
Siehe auch:
- UNO zum Intersex Awareness Day: "Schädliche medizinische Praktiken beenden"
- "Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern"
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen
Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
• IGM Überlebende – Danielas Geschichte
• Historischer Überblick:
"Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
• Was ist Intersex? • Was sind IGM-Praktiken?
• IGM in Hannover • Kritik von Betroffenen • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)