UNO zum Intersex Awareness Day 2016: "Gewalt und schädlichen medizinischen Praktiken ein Ende machen"
By seelenlos on Tuesday, October 25 2016, 03:10 - Forderungen - Permalink
>>> IAD 2016: 20 Jahre Intersex-Proteste – bald 20 UN Rügen wegen IGM!
Bild: "Menschenrechte? Für Zwitter? In Zürich? Wirklich?" Intersex Awareness Day 2015
Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 25.10.2016:
Zwischengeschlecht.org begrüsst aufs Herzlichste die gemeinsame Stellungnahme von 11 Menschenrechtsgremien und -ExpertInnen ( en | fr | es ) der UNO, des Europarats (COE), der Afrikanischen Kommission der Menschenrechte und der Rechte der Völker (ACHPR) sowie der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte (CIDH-IACHR) zum morgigen Intersex Awareness Day 2016.
Die Erklärung fordert alle Staaten dringend dazu auf,
- nicht-eingewilligte, medizinisch unnötige Operationen etc. an Intersex-Kindern explizit zu verbieten
- Betroffenen und ihren Familien psychosoziale Unterstützung anzubieten
- Fälle von Menschenrechtsverletzungen an Intersex-Menschen zu untersuchen
- Schuldige zur Verantwortung zu ziehen
- Intersex-Menschen, die Opfer von von Menschenrechtsverletzungen wurden, Wiedergutmachung zu gewährleisten
Intersex Awareness Day 2016 – 20 Jahre Intersex-Proteste gegen IGM Praktiken
Am 26. Oktober feiern Intersex-Menschen, Überlebende, Partner, Familien, Freunde und Verbündete rund um den Globus den "Intersex Awareness Day" zur Erinnerung an den allerersten INTERSEX PROTEST am 26.10.1996 in Boston gegen den Jahreskongress der American Academy of Pediatrics (AAP). Zwischengeschlecht.org führt seit 2009 regelmässig Aktionen zum Intersex Awareness Day durch – am 26.10.2009 wurde im Kantonsrat Zürich der 1. Intersex-Vorstoss der Schweiz eingereicht.
UNO verurteilt IGM-Praktiken in der Schweiz und anderswo – nächste Rüge im November
Die oben umrissenen Forderungen der gemeinsamen Erklärung von Menschenrechtsgremien und -ExpertInnen zum Intersex Awareness Day 2016 stimmen überein mit bisher 18 verbindlichen Empfehlungen zu IGM-Praktiken von UN-Ausschüssen, und atmen den Geist der Empfehlungen der Nationalen Ethikkommission (NEK-CNE) aus dem Jahre 2012.
Einige zentrale Punkte der NEK-Stellungnahme 2012 (draufklicken um ganzes NEK-PDF runterzuladen).
2015 hatte der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes (CRC) nicht-eingewilligte unnötige Eingriffe an Intersex-Kindern in der Schweiz als schädliche Praxis verurteilt, d.h. als auf der gleichen Stufe wie FGM, und ebenso der UN-Ausschuss gegen Folter (CAT), der sie als unmenschliche Behandlung einstufte, die gegen das Folterverbot verstösst – beide unter Verweis auf die NEK-Stellungnahme 2012. Zu Zeit untersucht weiter der UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) als Prüforgan des Zivilpakts (CCPR) IGM-Praktiken in der Schweiz und forderte bereits den Bundesrat auf, endlich Statistiken zu erfassen und offenzulegen.
Und bereits nächste Woche untersucht der UN-Frauenrechtsausschuss (CEDAW) im Rahmen seiner 65. Session Intersex-Genitalverstümmelungen in der Schweiz als eine Form von schädlicher kultureller Praxis.
NGO Report to the 4th and 5th Periodic Report of Switzerland on the Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination against Women (CEDAW)
>>> Download as PDF (288 kb)
Compiled by:
StopIGM.org / Zwischengeschlecht.org
Intersex.ch • SI Selbsthilfe Intersexualität
Zwischengeschlecht.org, Intersex.ch und SI Selbsthilfe Intersexualität haben dazu einen Schattenbericht (PDF en) eingereicht, der die andauernde Praxis in der Schweiz ebenso belegt wie die Mittäterschaft der Schweizer Regierung, welche Betroffenen und ihren Familien psychosoziale Unterstützung kategorisch verweigert, während die staatliche Invalidenversicherung (IV) unverändert sämtliche nicht-eingewilligten kosmetischen Eingriffe an Intersex-Kindern finanziert – jedoch keine selbstbestimmten Eingriffe für einwilligungsfähige Erwachsene. Zwischengeschlecht.org wird dem Ausschuss in Genf mündlich Bericht erstatten und erwartet eine weitere deutliche Rüge an die Schweiz (alle Termine).
Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".
Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.
Freundliche Grüsse
Daniela "Nella" Truffer, Markus Bauer
Gründungsmitglieder Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Mobile +41 (0)76 398 06 50, +41 (0)78 829 12 60
presse_at_zwischengeschlecht.info
http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info
• Intersex Awareness Day 2009
• Intersex Awareness Day 2010
• Intersex Awareness Day 2011
• Intersex Awareness Day 2012
• Intersex Awareness Day 2013
• Intersex Awareness Day 2014
• Intersex Awareness Day 2015
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen
Siehe auch:
- "Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern"
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen
"KOSMETISCHE KLITORISAMPUTATIONEN AN INTERSEX-KINDERN IN ZÜRICH UND BERN"
Dokumentation mit Belegen aus Publikationen aus dem Kispi Zürich und Insel Bern [OHNE OP / Genitalbilder].
>>> Download Folien (PDF, 700 KB)
Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
• IGM Überlebende – Danielas Geschichte
• Historischer Überblick:
"Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
• Was ist Intersex? • Was sind IGM-Praktiken?
• IGM in Hannover • Kritik von Betroffenen • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)