Dr. Magnus Hirschfeld führt Genitalverstümmelung an Zwitter durch (Rosa von Praunheim: "Der Einstein des Sex")
By seelenlos on Saturday, January 2 2010, 16:11 - Die Mediziner - Permalink
Lohn für eine Intersex-Genitalverstümmelung – und Grundstock
für Hirschfelds "Institut für Sexualwissenschaft".
In seiner Filmbiographie über den Begründer der Sexologie sowie der modernen Schwulenbewegung unter dem Titel "Der Einstein des Sex. Leben und Werk des Dr. Magnus Hirschfeld" (1999) füllte Rosa von Praunheim Lücken in der Biographie von Magnus Hirschfeld mit fiktiven Passagen auf.
Eine dieser Lücken betrifft die Herkunft der Geldmittel für das von Hirschfeld 1919 begründete "Institut für Sexualwissenschaft". Statt die wohl wahrscheinlichere, allerdings weniger filmogene These von einem anonym bleiben wollenden, schwerreichen oder gar aristokratischen Schwulen als Geldgeber zu inszenieren, verfiel Rosa von Praunheim auf einen dramaturgischen Kniff, der nebenbei ein grelles Schlaglicht wirft auf den allzuoft von krasser Vereinnahmung geprägten Umgang der Schwulenbewegungen mit den Zwittern: In "Der Einstein des Sex" ist der Grundstock für das "Institut für Sexualforschung" eine mit Edelsteinen gefüllte Schatztruhe, die Magnus Hirschfeld von einer orientalischen Familie erhält – als Honorar für eine von Hirschfeld an ihrer "Tochter" durchgeführte genitale Zwangsoperation!
Da Hirschfeld, der "Vater der modernen Schwulenbewegung", und sein "Institut für Sexualwissenschaft" als Fundament der Sexologie wie auch der wissenschaftlichen Gendertheorie angesprochen werden können, hat Filmemacher Rosa von Praunheim (wohl ohne es zu wollen) zugleich ein treffendes Bild geschaffen für die Vereinnahmung der Zwitter durch ebendiese Bewegungen – ihr finanzieller Grundstock ist in Praunheims filmischem Hirschfeld-Denkmal ein blutiges medizinisches Verbrechen an einem wehrlosen Zwitter!
Obwohl "Der Einstein des Sex" mittlerweile 10 Jahre auf dem Buckel hat, wurde dieses ebenso empörende wie vielsagende "Detail" meines Wissens nach ausser auf diesem Blog bisher noch nirgends kritisiert oder nur schon hinterfragt (im Gegensatz etwa zu Hirschfelds – auch im Film unterschlagenen – eugenischen Verstrickungen und seiner Mitgliedschaft in der "Gesellschaft für Rassenhygiene") und fehlt auch im Wikipedia-Eintrag zum Film.
Was wohl einiges über das Selbstverständnis sowohl der Schwulen- wie auch der Zwitterbewegung aussagt ...
Ebenfalls passend: 2002 verlieh die "Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS)" ihre seit 1990 vergebene "Magnus-Hirschfeld-Medaille" in der "Kategorie Sexualwissenschaft" an – ausgerechnet einen der wohl grössten Medizyner-Verbrecher der Nachkriegszeit, John Money!
Zwischengeschlecht.org fordert alle fortschrittlichen Schwulen, Lesben, FeministInnen, LGBTs und ihre Organisationen und Verbände einmal mehr dazu auf, endlich ihre Geschichte kritisch aufzuarbeiten in Bezug auf Mitbeteiligung an / stillschweigende Duldung von medizynischen Menschenrechtsverbrechen an Zwittern!
>>> Magnus Hirschfeld – bestbezahlter Genitalverstümmler seiner Zeit
>>> Offener Brief an Rosa von Praunheim
Siehe auch:
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität"
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Die Rede von der "psychischen Intersexualität"
Nachfolgend ein Überblick zur Darstellung von 'Hirschfelds Sündenfall' in "Der Einstein des Sex. Leben und Werk des Dr. Magnus von Hirschfeld":
Über weite Strecken klagt Magnus Hirschfeld in Rosa von Praunheims Film, dass er Geld brauche für sein geplantes "Institut für Sexualwissenschaft", er habe da auch schon eine Villa am Tiergarten in Aussicht, für die er bereits eine Anzahlung geleistet habe, er müsse aber nun den ganzen Betrag innert 3 Monaten auftreiben können. Nach einem neuen Rückschlag (eine Tante hatte das Erbe von Hirschfelds Onkel, der "die Wissenschaft" fördern wollte, bereits dem Zoo vermacht – "Für die Rhinozerosse!", wie Hirschfeld entgeistert ausruft), wird Hirschfeld bei Laufzeit 1:02:01 überraschend aufgefordert, er soll "sofort ins Hotel Adlon kommen. Es ist ganz dringend!"
In der nächsten Szene wird Hirschfeld in ein luxuriöses Hotelzimmer hereingebeten:
Eine ältere Frau, wohl die Mutter des angstvoll daliegenden "Patienten", redet in einer Fremdsprache ununterbrochen auf Hirschfeld ein.
Nebst dem wohlbeleibten Leibwächter sind weiter 2 junge Männer zusätzlich anwesend, einer liefert schliesslich eine 1-Wort-Übersetzung der Erklärungen der Frau: "Hermaphrodit!" Hirschfeld meint darauf, "Hm, interessant", und beginnt sogleich mit einer Untersuchung des "Patienten":
"Tatsächlich, ein Hermaphrodit. Sie hat beide Geschlechter", verkündet Hirschfeld schliesslich. "Was soll ich jetzt tun?"
"Operieren! Operation!", fordert darauf der junge Mann bestimmt. "Sie sind doch der einzige!"
Der "Patient" liegt dabei die ganze Zeit und bis zum Schluss passiv und mit veränstigtem Blick da.
Während Hirschfeld im Film sonst fürsorglich auf seine PatientInnen eingeht, lässt er hier jegliche Empathie vermissen.
Trotzdem wehrt Hirschfeld das Ansinnen zunächst ab: "Na, das kommt doch überhaupt nicht in ... ein solcher Eingriff ... nein, nein, das kommt nicht in Frage!"
Doch die Frau lässt nicht locker, und als Dr. Hirschfeld schliesslich das juwelengefüllte Schatzkästchen unter der Nase hat (siehe oben), ändert er seine Meinung rasch: "Geben Sie mir eine Woche Bedenkzeit. Ich muss erst zu einer Vortragsreise nach München."
In der nächsten Szene präsentiert Hirschfeld in München seine Theorie der "Sexuellen Zwischenstufen" – ein in etwa mit der heutigen LGBT-etc-Buchstabensuppe deckungsgleicher Oberbegriff, Zwitter sind auch in Hirschfelds Vortrag lediglich "mitgemeint". Vor allem Transgender und BefürworterInnen der Abschaffung des biologischen Geschlechts dürften sich auch sonst mit dieser Darstellung der Hirschfeldschen Thesen spontan identifizieren.
Der Vortrag ist überschattet von antisemitsch-nazistischen Mini-Protesten einzelner Zuhörer. Schlimmer noch, auf dem Weg ins Hotel wird Hirschfeld von 3 Männern überfallen und zusammengeschlagen. Ein junger, glühenden Verehrer vom Vortrag (später Hirschfelds Geliebter) kommt ihm zu Hilfe, wird jedoch ebenfalls malträtiert.
Im Spital meint Hirschfeld darauf: "Ich muss dringendst nach Berlin zurück. Ich habe nämlich einen Operationstermin."
Die nächste Szene (1:07:30) beginnt damit, wie Hirschfeld die "Patientin" mit Äther betäubt:
WARNUNG!!! Die nun folgenden Bilder enthalten teils grafische Szenen einer genitalen Zwangsoperation, ausgeführt von Dr. Magnus Hirschfeld an einem wehrlosen "Hermaphroditen". (Der Film ist von der FSK freigegeben ab 16 Jahren.)
Hirschfeld, immer noch mit deutlichen Spuren des Überfalls im Gesicht, desinfiziert den zu operierenden Bereich ...
... und fragt nach dem Skalpell ...
... das seine transvestitische Gehilfin Dorchen in der Aufregung jedoch zunächst auf den Boden fallen lässt. Hirschfeld beruhigt seine Assistentin sowie die erregten Angehörigen, und setzt beherzt zum ersten Schnitt an ...
...während er seine Assistentin weiter beruhigt: "Im Krieg hast du nie einen Krampf bekommen." (Früher im Film wurde Dr. Hirschfeld im 1. Weltkrieg als routinierter Amputator aller möglichen Gliedmassen gezeigt.) Sobald der erste Tupfer sich rötet, schlägt die Mutter die Hände vors Gesicht ...
... und auch der zu Begin theatralisch mit dem Säbel rasselnde Leibwächter guckt angespannt.
Hirschfeld säbelt nun kraftvoll mit ganzem Körpereinsatz. Die "Patientin" zuckt mit den Beinen. Es gibt ein spritzendes Geräusch, Assistentin Dorchen atmet erschreckt ein ...
... Hirschfeld hat den Spritzer in klassischer Splatter-Manier auf die Mundpartie abbekommen ...
... operiert jedoch unbeirrt weiter. Schon legt er das amputierte zwittrige Genital in die Nierenschale ...
... und vollendet den Eingriff, während die Mutter von den 2 jungen Männern getröstet wird.
Das amputierte zwittrige Genital wird in einer Vase entsorgt ...
... und darin sogleich verbrannt.
Dem wehrlosen Opfer der genitalen Zwangsoperation wird während der ganzen Szene nicht eine einzige Einstellung gewidmet. Die genitale Zwangsoperation bleibt in Rosa von Praunheims Hirschfeld-Bio dargestellt als zwar irgendwie wohl nicht besonders ruhmvolle, aber stillschweigende Notwendigkeit. Nach der Genitaleinäscherung schwenkt die Kamera stracks um auf – na, was wohl?
Der erfolgreichen Gründung des "Instituts für Sexualwissenschaft" in der nächsten Szene steht somit nichts mehr im Wege, von der Schatztruhe wird überblendet auf:
Der Zwitter hat seinen Zweck erfüllt ...
Zwischengeschlecht.org ruft alle fortschrittlichen LGBTQs und ihre Organisationen dazu auf,
- ihre Positionen und Praktiken kritisch zu reflektieren
- den Jahrzehnte langen Kampf der Zwitter gegen Genitalverstümmelungen als eigenständigen Kampf um "das Recht intersexueller Kinder auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit" zu respektieren
- die Zwitter in ihrem Kampf gegen Genitalverstümmelungen nach Kräften solidarisch zu unterstützen, NICHT die Leiden der Zwitter bloss als Aufhänger oder 'Material' für die eigenen Forderungen und Kämpfe zu benutzen!
>>> Magnus Hirschfeld – bestbezahlter Genitalverstümmler seiner Zeit
>>> Offener Brief an Rosa von Praunheim
Siehe auch:
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität"
- Die Rede von der "psychischen Intersexualität"