Rundschau: Unsichtbarmachung von Zwischengeschlechtlichen wie gehabt
By nella on Wednesday, January 2 2008, 21:05 - Die Medien - Permalink
Die Zwitter Medien Offensive™ wird trotzdem siegen!
Video angucken:
Beitrag "Weder Mann noch Frau"
Der Beitrag
der Schweizer Rundschau vom 19. Dezember 2007 über das Thema
"Intersexualität" zeichnet sich durch eine Berichterstattung aus, die ohne
reisserische Elemente über "Intersexualität" informiert. Durch den Einbezug der
Perspektive nicht nur von Zwischengeschlechtlichen, sondern auch von Eltern mit
einem "intersexuellen" Kind sowie Medizinern und Juristinnen wurde der
gesellschaftlichen und insbesondere der ethischen Relevanz der Thematik
Rechnung getragen.
Dennoch trägt dieser Beitrag letztendlich einmal mehr zur Unsichtbarmachung von
uns Zwischengeschlechtlichen bei, da das zentrale Element, nämlich Hinweise auf
die Selbsthilfegruppen und Organisationen der Betroffenen, (bewusst?)
ausgeklammert wurden. Obwohl die Journalistin mir mündlich versprochen hatte,
dass dies wichtiger Bestandteil des Beitrags sein werde.
Konkret:
Trotz mündlicher Vereinbarung mit der Rundschau wurde keinerlei Hinweis (weder
gesprochen noch als Aufnahme) auf meine seit Jahren bestehende Internetpräsenz
und Anlaufstelle für intersexuelle Menschen in der Schweiz intersex.ch gemacht, was es interessierten Menschen
ermöglicht hätte, sich zu informieren und in Kontakt zu treten.
Unerwähnt blieb auch die Tatsache, dass die im Beitrag auftretenden
zwischengeschlechtlichen Menschen seit mehreren Jahren in Selbsthilfegruppen
organisiert sind (xy-frauen.de, intersex.ch,
intersex.at) und dass vor einigen Jahren als
Dachverband der Verein
Intersexuelle Menschen e.V. gegründet wurde, dem auch ich angehöre.
Es wurde zwar die Demonstration vom
12.12.2007 vor dem Landgericht Köln gefilmt. Dass ich die Demo im Namen des
Vereins Intersexuelle Menschen e.V. organisiert habe, wurde jedoch nicht
erwähnt. (Auch "Planetopia"
auf Sat1 verschwieg übrigens den Verein als Organisatorin der Demo. Immerhin
steht auf der Homepage ein Link zur AGS-Selbsthilfegruppe - bezeichnenderweise
an letzter Stelle nach der Hamburger Intersex-Forschergruppe und der Deutschen
Gesellschaft für Transsexualität und äh Intersexualität DGTI e.V.)
Der Auslöser der ganzen Geschichte bzw. der Anlass für die Rundschau, überhaupt
mit mir Kontakt aufzunehmen, war notabene eine Pressemitteilung, die ich im Namen
der Selbsthilfegruppe intersex.ch und als Mitglied von Intersexuelle Menschen
e.V. und XY-Frauen an die Medien versandt hatte.
Speziell hintergangen fühle ich mich durch die Tatsache, dass das Interesse an
der Darstellung meiner Öffentlichkeitsarbeit und an den Selbsthilfegruppen
durch wiederholte Aufnahmen davon während des Drehs suggeriert und durch
Versprechungen bekräftigt wurde, letztendlich jedoch absolut nichts von diesem
Material Bestandteil des Beitrages war. Dabei hatte ich meinerseits
verschiedentlich Zugeständnisse gemacht und mich ihren Wünschen angepasst, z.B.
Kindheitsfotos, Nennung meines vollen Namens.
(Auch meine Mitstreiterin Nadja outete sich lediglich mit vollem Namen, weil
sie ebenfalls davon ausging, dass unsere Organisationen und Selbsthilfegruppen
genannt werden, und fühlt sich deshalb auch hintergangen.)
Auch meine Bitte, diese Organisationen wenigstens nachträglich auf der
Rundschau-Homepage zur Reportage zu erwähnen, wurde abschlägig beurteilt.
Ich frage mich, ob dieser "Lapsus" auch passiert wäre, wenn die Demo von der
Schweizerischen Schwulenorganisation PINK CROSS, einer Gewerkschaft,
Feministinnen oder der Schweizerischen Multiple Sklerose Gesellschaft
organisiert worden wäre ... aber eben ...