Heinz-Jürgen Voß in "Liminalis" 3 (2009) – Zwitter-Vereinnahmung wie gehabt ...
By seelenlos on Sunday, August 9 2009, 23:51 - Die Medien - Permalink
Nachtrag 2012/2013: Heinz-Jürgen Voß (Blog) ist einer der leider raren
Geschlechterforscher, bei dem die inhaltliche Kritik an der vereinnahmenden
Ausblendung der Menschenrechtsverletzungen an Zwittern offensichtlich nicht nur
zum einen Ohr rein und zum andern flugs wieder raus ging, sondern der die
Argumente und Quellen auch zur Kenntnis nahm, und der seither immer mal wieder
beweist, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat und die Anliegen der
Überlebenden von kosmetischen Genitaloperationen ernst nimmt. Dafür im
Namen dieses Blogs ein ganz herzliches
Danke!
>>>
Heinz-Jürgen Voß: "Intersexualität - Intersex. Eine Intervention" (2012)
>>>
Heinz-Jürgen Voß: "Intersex: aktuelle Debatten und Entwicklungen in der BRD"
(2013)
Die vom Transgender Netzwerk Berlin (TGNB) herausgegebene Onlinezeitschrift "Liminalis" profiliert sich einmal mehr als Hauspostille der Zwitter-VereinnahmerInnen.
Unter dem Titel "Intersexuellenbewegung und zweigeschlechtliche Norm – Zwischen Emanzipation und Restauration. Eine kritisch-biologische Intervention." >>> PDF weiss "Dipl.-Biologin" Heinz-Jürgen Voß einmal mehr am besten, was für die dummen Zwitter wirklich gut ist: Nämlich nicht etwa die raschestmögliche Beendigung der genitalen Zwangsoperationen und die Durchsetzung von "Menschenrechte auch für Zwitter!" im Allgemeinen sowie der Grundrechte auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit im Besonderen, die für privilegierte Nicht-Zwitter wie Heinz-Jürgen Voß selbstverständlich und deshalb nicht weiter der Rede wert sind. Nein, was die ach so rückständigen Zwitter laut dem von Voß und TGNB immer wieder gepredigten Transgender-Vereinnahmungs-Einmaleins zu ihrer "Emanzipation" wirklich brauchen, ist, sich dankbar vor deren Geschlechtsabschaffungskarren spannen zu lassen!
Dass Heinz-Jürgen Voß dazu munter Tatsachen verdreht und seine zentrale These von der restaurativ-biologistischen "Intersex"-Bewegung nicht einmal belegen kann, stört offensichtlich weder ihn noch den "wissenschaftliche[n] Beirat des Transgender Netzwerk Berlin TGNB" als Herausgeber von "Liminalis", im Gegenteil: Hauptsache, die undankbare Zwitterbewegung, die lautstark und öffentlichkeitswirksam auf Menschenrechte pocht und sich gegen Vereinnahmung wehrt, wird mal wieder so richtig diskreditiert.
Zu diesem Zweck war sich "Dipl.-Biologin" Heinz-Jürgen Voß bekanntlich schon andernorts nicht zu schade, im Gefolge von Judith Butler und Friedemann Pfäfflin (sowie ebenfalls unter Verdrehung elementarster Fakten und Jahreszahlen) zu versuchen, John Money zu rehabilitieren und im Gegenzug den Selbstmord von David Reimer Moneys Kritikern Milton Diamond und John Colapinto in die Schuhe zu schieben.
Auf der selben Schiene fährt auch der vorliegende "Liminalis"-Artikel: Die John Money kritisierenden Zwitter werden verunglimpft und – dies die zentrale These – zusammen mit Milton Diamond als Vertreter_innen eines strikt zweigeschlechtlichen Biologismus dargestellt:
In der aktuellen gesellschaftlichen Debatte werden auch Argumente aus der Biologie herangezogen, um sich gegen diese Behandlungspraxis auszusprechen. So wird darauf verwiesen, dass sich eines – von nur zwei – Geschlechtern bereits in der Embryonalentwicklung oder sehr früh nach der Geburt auspräge. Chromosomen und Hormone sollen das Geschlecht – dichotom – bestimmen. Es wird angeführt, dass vor dem Hintergrund bereits so früh vorhandener eindeutiger „weiblicher“ oder „männlicher“ Geschlechtlichkeit geschlechtszuweisende operative und hormonelle medizinische Maßnahmen (oftmals) nicht möglich seien. Diese Argumentation wird auch von manchen Menschen verwendet, die sich in der Intersexuellenbewegung engagieren. 1
Bezeichnenderweise vermag Voss in der anschliessenden, längeren Fussnote 1 diese zentrale These jedoch nirgends konkret zu belegen – Belegstellen liefert er einzig für "die entgegengesetzte Position" "in der Intersexuellenbewegung". Der einzige "Beweis" für einen "biologistischen Trend [...] in der Intersexbewegung" ist ein Ausschnitt aus einem privaten Mail von Michel Reiter, der erneut lediglich die Behauptung aufstellt, ohne konkrete Belege zu liefern (und dabei peinlicherweise noch selbst fortlaufend Menschen nach ihrem "Chromosomensatz" klassifiziert: "Leute mit XY" und "Individuen mit einem Chromosomensatz XX").
Auch im weiteren Verlauf seines Artikels behauptet Heinz-Jürgen Voß erneut:
Bedeutenden Anteil an einer solchen Argumentation biologisch begründeter dichotomer Geschlechtlichkeit haben die Arbeiten von M. Diamond (Diamond 1997; Diamond 2000; Diamond 2006; vgl. u.a. auch: Meyer-Bahlburg 1999; Meyer-Bahlburg 2002; vgl. kritisch: Butler 2002 [2001], 674f.), auf die im Rahmen der Zurückweisung geschlechtszuweisender Operationen im Kindesalter oftmals Bezug genommen wird.10
Voß' "Beweis" für den "oft[maligen] Bezug" auf diese angebliche "Argumentation biologisch begründeter dichotomer Geschlechtlichkeit" in der Fussnote 10 lautet dann – Überraschung! – schlicht: "Vgl. Fussnote 1". Sprich, erneut vermag Heinz-Jürgen Voß seine zentrale These nicht zu belegen.
Was auch nicht weiter überraschend ist: Tatsächlich predigt weder Milton Diamond eine biologisch begründete dichotome Geschlechtlichkeit, noch bezieht sich die Zwitterbewegung primär auf die biologischen Aspekte von Milton Diamonds Werk, geschweige denn auf die von Heinz-Jürgen Voß in der Bibliographie angeführten Publikationen – dort fehlen "zufälligerweise" die 2 Arbeiten Diamonds, auf die sich Zwitter immer wieder beziehen, nämlich >>> Diamond/Kipnis (1998) (englisch) und >>> Diamond/Glenn-Beh (2000) (>>> englisches Original). Beide Arbeiten sind Heinz-Jürgen Voß sehr wohl bekannt, führt er doch selber im vorliegenden "Liminalis"-Artikel den CEDAW-Schattenbericht an, der die zweite Arbeit enthält, sowie das Buch "Intersex in the Age of Ethics", worin der erste abgedruckt ist.
(Welche Gruppierung in Wahrheit laufend biologistisch argumentiert und ausschliesslich auf die biologischen Aspekte von Diamond voll abfährt, offenbart eine Google-Suche etwa nach den Stichwörtern Milton+Diamond+Gehirngeschlecht – was auch Heinz-Jürgen Voß und dem "wissenschaftliche[n] Beirat des Transgender Netzwerk Berlin TGNB" wohl ebenfalls nur zu bewusst ist ... Bezeichnenderweise üben sie dort aber keine Kritik. Ein Beitrag, der sich auch kritisch mit der entsprechenden Gruppierung auseinandersetzte, wurde von "Liminalis" im Gegenteil für die vorliegende Ausgabe prompt abgelehnt ...)
Dass Heinz-Jürgen Voß sich nicht mal zu blöde ist, ausgerechnet der Zwitterbewegung, die klar ein drittes Geschlecht für sich selbst beansprucht, biologistische Dichotomie vorzuwerfen, sagt wohl eh alles.
Dass er dasselbe auch Milton Diamond in die Schuhe schiebt, geschieht ebenfalls wider besseren Wissens:
- Wie allgemein bekannt, stammt von Milton Diamond der Vorschlag, Zwitter als nicht-pathologische Variationen zu betrachten (Variations of Sex Development VSD statt Disorders of Sex Development DSD).
- Milton Diamond sagt klar, es gehe ihm nicht um "Nature vs. Nurture" (bzw. umgekehrt, wie Voß, Butler und Co.), sondern um "Nature + Nurture = Interaction" (Vortrag 30.1.2008 in Hamburg).
- Ebenso lautet ein weiteres Kernargument von Milton Diamond, mit dem er auch seinen Vortrag in Hamburg schloss: "Nature loves variety but society hates it. Cherish diversity!"
Alles Dinge, die Voß, TGNB, "Liminalis" & Co. mutwillig ausklammern, weil sie nicht dem Schwarz/Weiss ihrer Partikularinteressen entsprechen – im Gegensatz zu verlogenem Zwitterbashing und konstanten Versuchen, John Moneys Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verharmlosen und ihn selbst zu rehabilitieren.
Wofür Zwitter Milton Diamond verehren und wofür sie ihn auch auszeichneten, ist "seine von Menschlichkeit und Respekt geprägte Arbeit": "Wir Zwischengeschlechtlichen können ihm in die Augen sehen und wissen, dass er uns wohlgesonnen ist. Bei Milton Diamond braucht sich kein Hermaphrodit unwürdig zu fühlen." Lauter Eigenschaften, die klar weder auf "Dipl.-Biologin" Heinz-Jürgen Voß noch auf das Transgender Netzwerk Berlin (TGNB) zutreffen!
Nachtrag 2012/2013: Heinz-Jürgen Voß (Blog) ist einer der leider raren
Geschlechterforscher, bei dem die inhaltliche Kritik an der vereinnahmenden
Ausblendung der Menschenrechtsverletzungen an Zwittern offensichtlich nicht nur
zum einen Ohr rein und zum andern flugs wieder raus ging, sondern der die
Argumente und Quellen auch zur Kenntnis nahm, und der seither immer mal wieder
beweist, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat und die Anliegen der
Überlebenden von kosmetischen Genitaloperationen ernst nimmt. Dafür im
Namen dieses Blogs ein ganz herzliches
Danke!
>>>
Heinz-Jürgen Voß: "Intersexualität - Intersex. Eine Intervention" (2012)
>>>
Heinz-Jürgen Voß: "Intersex: aktuelle Debatten und Entwicklungen in der BRD"
(2013)
Siehe auch:
-
Liminalis: Aus Transschändrien nix neues
- "Who
killed David Reimer?"
-
Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender Netzwerk Berlin TGNB macht's vor
...
-
Zwitter als Kanonenfutter für die Transgenderagenda
-
Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche
Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern
Vereinnahmung
-
Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002
-
Die Rede von der "psychischen Intersexualität"
Comments
Hallo,
vielen Dank für den Beitrag hier. Als Reaktion hierauf möchte ich den Lesenden dieses Blogs einfach empfehlen, meinen Beitrag in "Liminalis" selbst zu lesen - einige hier aufgeworfene Punkte werden sich durch die Lektüre selbst entkräften.
Auch wird dann daraus hervorgehen, dass ich sehr wohl für die raschestmögliche generelle Überwindung von gewaltätigen Übergriffen gegenüber Intersexuellen eintrete. Mein zentrales Argument ist, dass die Heranziehung von Argumenten biologischer Zweigeschlechtlichkeit AUCH (!!) in Teilen der Intersexuellenbewegung eher das Gegenteil erreichen kann/wird: nämlich dass mittelfriostig wieder Zweigeschlechtlichkeit gestärkt wird und dass damit auch wieder medizinische Übergriffe verbunden sein können.
Es liegt mir weder an der Rehabilitation von J. Money, noch an der von M. Diamond, sondern an einer zukunftsgewandten Debatte, die rasch, vielmehr SOFORT und UNUMKEHRBAR die Gewalt gegenüber Menschen mit intersexuellem Geschlecht unterbindet. Das wird aus meinem Beitrag deutlich.
hallo heinzi, danke für deinen kommentar, deine dialogbereitschaft ehrt dich.
leider vermagst du aber wiederum keine konkreten belege zu nennen für deine these der "Heranziehung von Argumenten biologischer Zweigeschlechtlichkeit AUCH (!!) in Teilen der Intersexuellenbewegung".
auch sonst ergibt sich die nicht gerade zwitterfreundliche tendenz deines artikels aus diesem selbst:
überprüfe einmal selbst, wie oft und in welchem zusammengang darin etwa die wortbestandteile "grundgesetz", "selbstbestimmung", "körperliche unversehrtheit" oder "menschenrecht" vorkommen.
dann tu dasselbe mit "geschlecht".
ich denke, das resultat spricht für sich ...
meine 2 cent: eine "zukunftsgewandte[...] Debatte, die rasch, vielmehr SOFORT und UNUMKEHRBAR die Gewalt gegenüber Menschen mit intersexuellem Geschlecht unterbindet", sähe anders aus!
betreffend milton diamond:
zur freundlichen kenntnisnahme, ich unterstellte dir nie, es liege dir etwas "an der Rehabilitation [....] von M. Diamond", sondern im gegenteil alles an dessen unlauterer diskreditierung – wie du es just erneut tust, indem du in deinem satz die namen money und diamond zu austauschbaren grössen machst.
an john moneys hinterlassenschaft klebt nach wie vor das blut von abertausenden zwangsoperierten zwittern. jeder diskurs über john money, der dem nicht gebührend kritisch rechnung trägt, macht sich selbst zum mittäter. von seiten der gender studies inkl. judith butler ist eine entsprechende aufarbeitung dieser hinterlassenschaft nach wie vor ausstehend. auch von deiner seite sah ich dazu leider bisher nicht einmal ansätze – im gegenteil ...
milton diamond hat demgegenüber massgeblich zur kritik an diesem blutvergiessen beigetragen und ist bei unvoreingenommener betrachtung auch kaum als dichotom-biologist einzuordnen.
wenn du das wirklich nicht selbst bemerkst – macht es dich nicht wenigstens nachdenklich, dass z.b. auch adrian de silva (der auch aus deiner perpektive wohl kaum als vertreter der dichotom-biologistischen restauration verdächtig ist), zu gänzlich anderen einschätzungen kommt als du:
Hallo,
ich finde, dass Diskussion beim gemeinsamen Streiten für eine Sache stets voranbringt - und daher suche ich sie sehr gerne.
Belege finden sich in meinem Artikel ausreichend, ich bin auch durch das rege Lesen von Blogs und Artikeln, den Austausch mit Freundinnen und Bekannten ganz gut in der Debatte.
J. Money erhöhe ich nicht, sondern kritisiere Money explizit auch in diesem Artikel, um den es hier geht. Ich bitte Dich - und andere Lesende - dies nicht zu überlesen.
M. Diamond kritisiere ich aber auch (nachdem ich sein Wirken kurz gewürdigt habe), eben für biologistische Ausführungen. Dabei zitiere ich Diamond - und Diamond wird deutlich.
Wie gesagt: Es geht mir um das sofortige und umkehrbare Ende von den gewalttätigen medizinischen Übergriffen gegenüber intersexuellen Menschen! Ich denke hier treffen wir uns, auch wenn Du und ich bei dem Weg, bei Interpretationen von Texten zuweilen unterschiedlicher Auffassung sind - aber wichtig sind Texte nur, weil Texte Wirkung entfalten, Mitstreitende gewinnen können etc., für die Sache selbst, das Ende der Gewalt gegenüber intersexuellen Menschen, bringen sie nur bedingt was: Öffentlichkeit.
LG heinzi
eine diskussion macht nur sinn, wenn sich darin ab und zu etwas neues ergibt. wenn du jedes mal lediglich erneut behauptest, du würdest schon belege liefern, ohne diese jemals nennen zu können, kommen wir nicht weiter.
du verhältst dich wie ein dogmatischer kommunist, der die "frauenfrage" stur auf nach der revolution verschiebt, weil sie sich dann ohnehin von selbst löse.
und ignorierst dabei jedes mal sträflich die für die meisten zwitter zentralen diskurse um menschenrechte, selbstbestimmung und körperliche unversehrtheit zu gunsten deiner eigenen partikularinteressen.
schade, kannst du deshalb nicht sehen, wie dein vorgehen "einer Überrumpelung und Kolonialisierung gleichkommt und moralisch unzulässig ist, weil sie das eigentliche Anliegen von Menschen mit medizinischer Gewalterfahrung überdeckt." (georg klauda)
schade, kannnst du nicht ab und zu mal für einen augenblick deine genderfixiertheitsbrille abziehen - das erkennen deiner chronischen zwittervereinnahmung könnte auch für dich selbst heilsam sein ...
Hallo Seelenlos,
ich denke, Diskussionen über Wege müssen möglich sein - und dass ich niemanden vereinnahme, ergibt sich schon allein aus dem Titel des Beitrages: "Intersexuellenbewegung und zweigeschlechtliche Norm – Zwischen Emanzipation und Restauration." Klar ist der Beitrag kritisch, aber bringt doch damit auch eine Menge Anregungen - und diese gut fundiert - ein, nämlich wie gewaltätige medizinische Übergriffe beendet werden können, ohne vermeintliche biologische Zwigeschlechtlichkeit - weiblich, männlich - zu stärken. Ich finde, dass ist der Diskussion wert - mehr und ausführlicher dann übrigens zu "biologischen Geschlecht", das meist binär - weiblich, männlich - gedeutet wird, und hiermit verbundenen Beschränkungen/Restriktionen/Gewalt in meiner Dissertation, die Anfang nächsten Jahres im transcript-Verlag erscheinen wird (das nur als vorab-Info).
Zu Vereinnahmung: Gestern stieß ich auf Deinem Blog auf einen Beitrag zu einer Habilitation in der Schweiz, aus der Du ableitest, dass es Zwittern im Mittelalter (und in der frühen Neuzeit) besser gegangen sei. Das ist Vereinnahmung für Deine Sache, negiert dabei vollständig die Lebensverhältnisse, in denen Menschen unter unvorstellbar schrecklichen Bedingungen leben mussten, oft Mägde und Knechte waren und dabei ihren HerrInnen ausgeliefert waren, tw. wegen leichter "Vergehen" auf einen Bock gespannt wurden und dort starben und verfaulten; außer einige Priviligierte - den HerrInnen -, denen ging es gut. Auch trägt Deine Einschätzung nicht Betrachtungen Rechnung, dass mit dem Römischen Recht Geschlecht durch Sachverständige geprüft werden konnte und wurde (schon diese Anmaßung vermeintlicher "Sachverständiger" finde ich krass!), dass auch für das 17., 18. Jh., 19. Jh. Untersuchungen und tw. medizinische Eingriffe an Genitalien von Kleinkindern belegt sind, mit denen sie gequält wurden. Ich erinnere mich an ein siebenjähriges Kind aus dem Jahr 1787 (also 18. Jh.), das operiert wurde, nur um ihm Urinieren im Stehen zu ermöglichen. Bekannt ist ein dreijähriges Kind aus dem Jahr 1849: es wurde operiert, die Hoden entfernt, weil es mit Puppen spielte. Ein anderes Kind wurde im 19. Jh. so lange und oft operiert (9 Operationen), bis es starb. Letzteres - Sterben nach Operationen - war schon allein wegen der schlechten Hygiene-Bedingungen häufig, dennoch wurde es in Kauf genommen, vorangetrieben.
Ich entdecke in dieser Vergangenheit nichts Gutes, auf was ein positiver Bezug lohnte - und gerade deshalb streite ich für neue, dauerhafte Lösungen, die von solcher Quälerei von Menschen wegkommen, dauerhaft wegkommen (!) und körperliche Unversehrtheit wichtig und unhintergehbar wird.
LG heinzi
PS: Ich lese Deine Antwort noch, werde aber nicht antworten, um hier keine Zweierdiskussion zu erreichen.
Wenn in einem Text steht:
"In einer Gesellschaft, in der „Geschlechtergrenzen“ flüssiger, verschiebbarer und vorübergehend oder dauerhaft überwindbar werden, ist es ein denkbar schlechtes Argument, auf das Leiden von Kindern „uneindeutigen Geschlechts“ unter ausgrenzender Zweigeschlechtlichkeit zu verweisen." dann ist das eine grauenvolle Lüge. es gibt kaum eine Gesellschaft, die derart heftig an stereotypen Geschlechterbildern festhält, wie die Deutsche. Gerade deshalb werden ja alle Menschen, die davon irgendwie abweichen, in das stereotype Bild gepresst und notfalls noch Zwangszugeschnitten, damit auch ja nichts das stereotype Weltbild stört.
Und falls tatsächlich in jemandes Kopfkino die "Geschlechtergrenzen“ flüssiger, verschiebbarer" werden, dann hält man sich an der Penis/Nicht-Penis-Theorie fest und sagt: Das bestimmt das Geschlecht.
Und in so fern ist auch der begriff des „uneindeutigen Geschlechts“ zu verstehen. ALLE Menschen haben ein Geschlecht - nur der Respekt vor diesem Geschlecht fehlt, weil es oft nicht in stereotype Vorstellungen passt.
Dass Herr Voß ein echter Moneyaner ist, kommt spätestens hier zu Tage: "Nebenbei werden „alte Hüte“ wieder hervorgeholt, die feministische Wissenschaftler_innen schon vor zwanzig Jahren als Resultat androzentrischer Forschung enttarnt hatten"
Genau diese Feministinnen, z.B. Judith Butler oder Alice Schwarzer, stützen sich ja gerade auf die Theorien von John Money. Hierzu bin ich übrigens auch auf einen schönen Artikel im Handelsblatt gestoßen:
http://www.handelsblatt.com/technol...
Tja, und wer noch zweifelt - Moneyaner oder nicht - wird dann auch bald fündig:
"Was die Verfasstheit des Gehirns betrifft, wird in kritischen biologischen Arbeiten der jüngeren Zeit klar herausgearbeitet, dass es unbedeutende oder gar keine geschlechtlichen Unterschiede im Gehirn gibt."
Leugnung von Wissenschaft zu Gunsten einer Gendertheorie, die an der Wandelbarkeit von Geschlecht klebt...
Es ist zwar korrekt, dass uns Biologismus nicht weiter bringt, da man das Gehirngeschlecht ja eh nicht messen kann (am lebenden Menschen), aber es zeigt uns, dass vorgeburtliche Vorgänge wichtig sind und ein kleines Kind kein "tabula rasa" ist, das wir beliebig formen können, sondern dass jeder Mensch ein angeborenes Geschlecht hat. Und jeder Mensch weiß auch, welches er hat. Man muss ihm nur die Möglichkeit geben dieses zu äußern und dann diese Äußerung respektieren.
Es geht darum zu respektieren, dass jeder Mensch einzigartig ist und auch so geboren wird. Auch die geschlechtlichen Ausprägungen sind bei allen Menschen einzigartig und sehr individuell. Diese gilt es zu respektieren und nicht wieder Menschen in irgendwelche Theorien zu pressen, sondern sie ernst zu nehmen und ihr Wissen über sich selbst zu respektieren.
sogar curtis hinkle (oii) verteidigt milton diamond gegen genau den immer gleichen, unbegründeten binarismus-biologismus-vorwurf aller uneingestandenen john-money-apologetInnen.
der von curtis hinkle kritisierte artikel von robert j. davidson stammt übrigens aus derselben nummer von liminalis wie der oben kritisierte artikel von heinz-jürgen voss mit denselben obligaten anschuldigung an diamond ... so ein zufall aber auch ...
>>> http://drdrantz-sciencesexuality.bl...