"Intersexuelle Menschen zwischen Medizin und Menschenrecht" - öffentliche Diskussion, Bremen 14.4.10 20h

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Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

Ort: "belladonna", Kultur-, Kommunikations- und Bildungszentrum für Frauen e.V., Sonnenstraße 8, 28203 Bremen

Von Michel Reiter auf auf seiner Homepage und im Hermaphroditforum gepostete Ankündigung:

Talkrunde
[...]

Weder Frau noch Mann
Intersexuelle Menschen zwischen Medizin und Menschenrecht

in Kooperation mit der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Bremen

Die Existenz von Menschen, die sich biologisch nicht eindeutig in die Kategorie „Frau“ oder „Mann“ einordnen lassen, wird in der Öffentlichkeit meist gar nicht wahrgenommen. So genannte Intersexuelle, Hermaphroditen oder auch Zwitter werden schon als Kleinkinder medikamentös oder operativ behandelt mit dem Ziel, ihnen ein „eindeutiges“ Geschlecht zuzuweisen. Meist geschieht das, bevor sie alt genug sind mitzuentscheiden. Sie geraten in die Mühlen der Medizin und leiden unter den Folgen der Behandlung oft ihr ganzes Leben lang. Der Eingriff in die sexuelle Selbstbestimmung führt häufig zu Depressionen, nicht selten auch zu Suiziden. Angehörige werden häufig nicht umfassend aufgeklärt und beraten. Sie fühlen sich massiv unter Druck gesetzt.
„Warum und wieso kann es nicht einfach akzeptiert werden, dass es ein `drittes Geschlecht´ gibt? Es ist die unbeschreibliche Ohnmacht, die einen überfällt wenn man einmal mehr als NICHT EXISTENT bezeichnet wird.“ (Auszug aus einem online-Tagebuch eines Betroffenen).

Impulsreferat von Michel Reiter: „Hermaphroditen: das unaussprechlich Reale?“
Er kämpft seit Jahren für die Anerkennung einer dritten Geschlechterkategorie in Deutschland.

In der Talkrunde:
Lucie Veith, Gruppe Intersexueller Menschen e.V., Hamburg
Prof. Dr. Konstanze Plett, Professorin für Rechtswissenschaften und Gender Law, Universität Bremen
Moderation: Björn Fecker, MdBB, stellv. Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/DIE GRÜNEN

Die Diskussionsveranstaltung ist für Frauen und Männer

Kommentar: Die Formulierung "Für Frauen und Männer"  ist, wie schon im Hermaphroditforum festgehalten wurde, Standard bei vielen Frauenprojekten, wenn zu einer Veranstaltung nicht ausschliesslich Frauen zugelassen sind, und folglich nicht böse gemeint, wenn auch im vorliegenden Fall zumindest formell unsensibel. Nachtrag: Auf der Homepage des Veranstaltungsortes wurde die Formulierung nun abgeändert zu "für alle Interessierten offen". Danke!

In der Sache selbst scheint diese Veranstaltung, in löblichem Gegensatz z.B. zum sog. "Fachgespräch" der Bundestags-Grünen vom letzten Jahr, endlich gewillt, die Leiden der Zwangsoperierten Ernst zu nehmen und auf sie zu hören. Danke! Bleibt zu hoffen, dass als nächster Schritt konkrete politische Aktionen folgen, um die kosmetischen Zwangseingriffe endlich zu stoppen!

Allein in Deutschland wird etwa JEDEN TAG ein Zwitterkind genitalverstümmelt, in der Schweiz und in Österreich etwa JEDE WOCHE JE EINES! Wie lange noch?

Siehe auch:
- "Medizinische Intervention als Folter" - Michel Reiter 30.6.2000
- Rede 5. Treffen Netzwerk Intersexualität Kiel 6.9.2008 
- Weg weisende Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen
- Euro-DSD: Lübecker Zwitterstudie frisiert
- Zwangskastrierte Zwitter müssen Ersatzhormone selber bezahlen
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht
- Intersexuelle Menschen e.V. distanziert sich stillschweigend vom "Netzwerk DSD" 
- Netzwerk DSD/Intersexualität und wir Intersexuellen - Mitsprache geht anders
- Wie das "Netzwerk DSD" die "Lübecker Studie" frisiert
- Ersatzhormone für Zwangskastrierte auf Kasse! "Netzwerk DSD" zum Handeln aufgefordert

Comments

1. On Wednesday, March 10 2010, 11:33 by Einhorn

Michel Reiter wünsch ich Glück auf!

Die Talkrunde allerdings würde gut daran tun, auch Vertreter/innen von OII dabei zu haben, um nicht beständig die gleiche selbsternannte Interessenvertreterin zu Wort kommen zu lassen.

Warum ist kein(e) Vertreter/In von OII bei der Bremer "Talkrunde" dabei?

2. On Sunday, March 28 2010, 15:29 by seelenlos

"Warum ist kein(e) Vertreter/In von OII bei der Bremer "Talkrunde" dabei?"

gute frage. zwischengeschlecht.org wurde ja auch nicht angefragt.

mit michel ist ja zwar mindestens jemand mit zumindest sehr guten bzw. engen verbindungen zu oii mit dabei, würde mich wundern, wenn er den grünen eine teilnahme von oii nicht mindestens angetragen hatte.

ich persönlich fände es gut, wenn möglichst überall möglichst viele gruppen vertreten sind. auch wenn das andere gruppen inkl. oii und imev in bezug auf uns meist alles andere als so handhaben ...

(z.b. wurde bekanntlich nella von mitgliedern von oii aus einem ethik-seminar ausgeladen, weil sie statt nur gender auch menschenrechtsfragen ansprechen wollte, und auch von seiten imev wurde ständig versucht, ihr einen maulkorb zu verpassen, und sie u.a. vom UN-side-event auszuschliessen, obwohl sie offiziell als sprecherin geladen war.)

ps: von wegen oii - leider veröffentlicht die oii zentrale in letzter zeit wiederholt statements, in denen sie kosmetischen genitaloperationen an kindern indirekt rechtfertigen, indem sie sie nicht grundsätzlich verdammen, sondern lediglich fordern, sie "auf ein minimum zu beschränken" ("we call for the minimum of non-essential medical treatment") >>> http://www.intersexualite.org/DSM5.html (20.3.10), oder lediglich fordern, kosmetische zwangseingriffe "wo möglich zu vermeiden" ("We recommend avoidance of genital cutting, where possible") >>> http://intersexnews.blogspot.com/2010/03/position-statement-on-genital-cutting.html (26.3.10). auf kritik an diesen für medizyner bliebige hintertürchen offen lassenden formulierungen kamen bisher nur schwammige antworten, und im nächsten statement wurde wiederum mit einer vergleichbaren hintertüre operiert (siehe oben) ...