"Der Zwang zum Geschlecht" - Zentralschweiz am Sonntag, 22.8.10

Eingang Kinderspital Luzern, 22.8.2010 (Bild: Ärger)

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

>>> Gelungener ganzseitiger Artikel (PDF) von Robert Bossart zur diesjährigen Aktion in der überregionalen Sonntagsausgabe verschiedener Zentralschweizer Tageszeitungen, im Bund "Wissen" in der Rubrik "Gesundheit". Danke!

Der etwas "Gender-zentrierte" Titel plus Aufhängerbild hätten zwar definitiv nicht sein müssen, doch die Zwischentitel und das sonstige Layout machen das m.E. zu einem Gutteil wieder wett.

Für manche mag der Artikel vielleicht etwas gar zu ausgewogen daherkommen, doch ich finde grad deshalb gut, denn immerhin erhält Nella einen prominenten Platz, den sie nutzt für eine weitere Runde Klartext zum eigentlichen Thema – nicht zu unterschätzen gerade in der C-dominierten Zentral-CH-Politiklandschaft und in einem Quasi-Monopolblatt aus der NZZ-Verlagsgruppe.

Zwar werden einigen LeserInnen die nötigen Vorkenntnisse früherer Aussagen gefehlt haben, um das Lavieren von Chefchirurg PD Marcus-G. Schwöbel vom Luzerner Kinderspital in seiner Gänze zu erkennen. Doch auch so dürfte zumindest aufmerksamen LeserInnen nicht entgehen, wie Dr. Schwöbel sich laufend selber widerspricht:

So werde zwar inzwischen seit den "Siebziger- und Achtzigerjahren" angeblich in Luzern nicht mehr "möglichst rasch" operiert, obwohl medizinisch nicht notwendige OPs trotzdem nach wie vor die Regel seien, da für die "geistige Entwicklung des Kindes" angeblich von "grosser Bedeutung". Gleichzeitig weist Dr. Schwöbel aber jegliche Verantwortung schon mal pauschal von sich: "immer" seien es nämlich letztlich "die Eltern", welche solchen "Operationen [...] zugestimmt" hätten, laut Dr. Schwöbel jedes Mal "nach ausführlicher Information".

Zieht mensch dazu noch in Betracht, dass Chefarzt Dr. Marcus-G. Schwöbel im Vergleich zu früheren Aussagen das vorgebliche Ende der "möglichst rasch[en]" kosmetischen GenitalOPs in "seinem" Kinderspital plötzlich nochmals um gut 10 Jahre in die Vergangenheit schiebt (nämlich von "[b]is Mitte der Neunziger Jahre" zu den erwähnten seit den "Siebziger- und Achtzigerjahren") – was sozusagen einem Geständnis gleichkommt, wenn mensch bedenkt, dass die absolute Verjährung für Zwitter-Genitalverstümmelungen bei 30 Jahren liegt – sprich aktuell anfangs der Achtziger ... 

>>> Offener Brief an das Kinderspital Luzern, 22.8.2010

>>> "Demonstration vor dem Luzerner Kantonsspital" - zisch.ch, 22.8.10 
>>> Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern
>>> Pressemitteilung vom 19.8.2010

>>> Überparteilicher Vorstoss gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken

>>> Inselspital Bern 2009                   >>> Kinderspital Zürich 2008

Siehe auch:
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty International gegen Zwangsoperationen
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Terre des Femmes: Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung
- "Genitalverstümmelung in der westlichen Welt" 
- "Zwangsoperationen an Zwittern = Genitalverstümmelung Typ IV"
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Zwittern
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen

Comments

1. On Monday, September 6 2010, 15:49 by claudia

Zitat Schöbel:
>«Es besteht heute vom Staat wie
von der Gesellschaft aus der Konsens,
dass den Kindern in der ersten Zeit nach
der Geburt ein Geschlecht zugewiesen
werden soll», sagt Marcus Schwöbel.»<
Das ist schon eine knallharte Aussage, meine ich.
Es erinnert an Claus Overzier vor 60 Jahren: „Der Arzt ist für den geschlechtlichen Eintrag und die therapeutische Führung des Kindes verantwortlich".
Sozusagen als Exekutivorgan des Standesamtes.
Der Rest von Schwöbels Beitrag ist Geschwafel, mit dem er die erste Aussage wieder relativieren wollte, sehe ich auch so.