30 Jahre Irren-Offensive

Zwitter sind nicht die einzigen, die sich seit längerem gegen ZwangsbehandlerInnen wehren, sowie gegen KomplizInnen u.a. in der Politik. Aus aktuellem Anlass ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus":

Heute Abend feiert die Irren-Offensive mit einer Soliparty ihr 30-jähriges Bestehen (Hintergrundartikel auf Indymedia / Wikipedia-Eintrag). Dieser Blog gratuliert ganz herzlich und wünscht weiterhin viel Kraft!

Eigentlich ist es ja sehr bedenklich, dass es auch nach 30 Jahren eine solche Organisation immer noch braucht – und zwar mehr denn je: Seit der Ratifizierung des UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) am 1.1.09 wäre die Zwangspsychiatrie in Deutschland eigentlich illegal (daher das seither verwandte, oben abgebildete Logo).

Mit dem Monitoring für die Umsetzung des Abkommens beauftragte die Bundesregierung übrigens das "Deutsche Institut für Menschenrechte" – welches, statt seiner Aufgabe nachzukommen, sich flugs auf die Seite der ZwangsbehandlerInnen schlug, und anstelle der Opfer und ihrer Organsiationen flugs die TäterInnen der "Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)" als "Betroffenenorganisation" zu Konsultationen einlud (vgl. auch der von der Bundesregierung initiierte "Runde Tisch" betreffend sexualierter Gewalt an Kindern, wo ebenfalls lediglich die TäterInnen-Organisationen eingeladen sind). Die Irren-Offensive kritisiert dies seit längerem und protestierte mehrfach, auch direkt vor dem von ihnen umbenannten "Deutschen Institut für Regierungsgefälligkeiten" (siehe Bild unten).

Ebenso führt die Irren-Offensive seit nunmehr 16 Jahren jeden Frühling den sogenannten "T4-Umzug" durch, um an die Opfer der "Euthanasie", die für "geistig Behinderte" noch bis 1949 fortgeführt wurde, zu erinnern (dieser Blog berichtete).

Bezeichnend auch, dass der Kampf gegen die Zwangspsychiatrie für LGB- und queere Gruppen, die sonst stets "Intersektionalität" predigen, seit ihrer eigenen Entlassung aus der Psychiatrie in den 1970ern offensichtlich kein Thema mehr ist, da es nicht (mehr) um ihren eigenen Bauchnabel geht ...

30.6.2010: Kundgebung vor dem "Deutschen Institut für Regierungsgefälligkeiten" (a.k.a. "Deutsches Institut für Menschenrechte").

Siehe auch:
- 16. "Aktion T4"-Gedenkdemo, Berlin 2.5.10
- "Monsanto – mit Gift und Genen"   
- Menschenrechtsverbrechen: Wer schweigt, macht sich mitschuldig 
- "Was wollt ihr?" - "Gerechtigkeit!" - "Wann wollt ihr sie?" - "Jetzt!"
- Vom Mut der Opfer sexualisierter Gewalt lernen (1)
- "Dürfen Missbrauchsopfer stören?" - Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (2)
- "Sexueller Missbrauch": Justizministerin fordert Entschädigungen auch "in den Fällen, in denen die rechtliche Verjährung eingetreten ist"
- Prozesse wegen sexuellem Kindesmissbrauch: "Die Lawine rollt" - Südwest Presse, 20.2.10
- "Give Peace a Chance" – Stop Genozid