Bremen: Genitalverstümmelungen im "Zentrum für Kinderheilkunde"
By seelenlos on Tuesday, November 30 2010, 23:29 - Die Mediziner - Permalink
>>> Nachtrag 8.4.11: Artikel in der taz zur GenitalabschneiderInnen-Jubelfeier
>>> Bundestagsforum: Überlegungen zu einem besseren Petitionstext
Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt – auch im "Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin" des Landes Bremen.
Die "Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie" im "Klinikum Bremen-Mitte" bewirbt öffentlich eine Vielzahl medizinisch nicht notwendiger, irreversibler kosmetischer Genitaloperationen und sonstiger Zwangseingriffe an Kleinkindern unter verschiedenen Diagnosen wie z.B. "Hypospadie", "Epispadie", "AGS/CAH", "Hodenhochstand", "Intersexualität" usw.
Beim serienmässigen Verstümmeln eifrig mit dabei: Die endokrinologische "Spezialambulanz" der "Prof.-Hess-Kinderklinik", beheimatet ebenfalls im "Klinikum Bremen-Mitte".
"Innovative" Verstümmelungsmethoden haben in der Hansestadt Tradition, die nach wie vor ungebrochen öffentlich verherrlicht wird z.B. am GenitalabschneiderInnen-Jubiläumstreffen "Fritz-Rehbein-Symposium 2011".
Die politische Diskussion über "Intersexualität" hat inzwischen zwar auch Bremen erreicht – kosmetische Genitaloperationen und die KinderverstümmlerInnen vor der eigenen Haustüre werden dabei allerdings bequemerweise einmal mehr von vornherein ausgeklammert ...
Serienmässige Genitalverstümmelungen im "Klinikum Bremen-Mitte"
Laut Homepage bietet das "Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin" das "ganze Programm": In der "Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie" unter "Fehlbildungen und Erkrankungen im Kindesalter" >>> "Urogenitaltrakt" u.a. folgende kosmetischen Zwangsoperationen an:
• Genitale
• Hypospadie
• Epispadie
• Intersexuelles Genitale
• Männliche Geschlechtsorgane
• Retentio testis, Hodenhochstand, Bauchhoden
Wo die KinderchirurgInnen wüten, sind in der Regel auch die EndokrinologInnen nicht weit – so auch in Bremen-Mitte:
Die Bremer "Prof.-Hess-Kinderklinik" bietet unter "Klinisches Profil" >>> "Spezialambulanzen" >>> "Endokrinologie" u.a. folgende "Behandlungen" an:
Störungen der Nebennieren wie adrenogenitales Syndrom (AGS) [...], Intersexualität und Störungen der Geschlechtsdrüsen
Tradition & Gegenwart: GenitalabschneiderInnen-Jubelfeier 2011
Der berühmte Bremer Kinderchirurg und Göttiger Professor Dr. Fritz Rehbein (1911-1999) betätigte sich ebenfalls als abenteuerlicher Experimentator, dessen Verstümmelungstechniken von ZwangsoperateurInnen bis nach Australien begierig aufgegriffen wurden (vgl.: Ian S. Reid: "Submucous resection of the vagina in an intersex patient").
Das "Fritz-Rehbein-Symposium 2011" in Bremen vom 8.-9. April 2011 zu Rehbeins 100. Geburtstag steht unter dem Motto "Alte und neue Herausforderungen in der Kinderchirurgie – 100 Jahre Kinderchirurgie in Bremen – 60 Jahre Kinderchirurgische Klinik am Standort Mitte" und bietet ein "Schwerpunktthema Kinderurologie" – wohl auch sonst einmal mehr Anlass für die üblichen TäterInnen, gemütlich unter ihresgleichen über neueste Genitalverstümmelungstechniken an wehrlosen Kindern zu schwadronieren.
Organisiert wird das GenitalabschneiderInnen-Treffen von der Bremer "Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie" in Zusammenarbeit u.a. mit dem "Akademischen Lehrkrankenhaus der Universität Göttingen". Tagungspräsident ist der Bremer Klinikdirektor Prof. Dr. med. Christian Lorenz, als Referent ist u.a. der berüchtigte Göttinger Seriengenitalabschneider Prof. Dr. med. Rolf-Hermann Ringert geladen.
"Politische Diskussion über Genitalverstümmelungen vor der eigenen Haustüre? – Wäre ja noch schöner!"
Während Bremen sich gegen aussen als "tolerant" und "anders" gibt, werden Kinder mit "auffälligen" Geschlechtsorganen auch im Land Freie Hansestadt Bremen weiterhin systematisch verstümmelnden kosmetischen Genitaloperationen und weiteren medizinisch nicht notwendigen Zwangseingriffen unterworfen.
14 Jahre nach Gründung der Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG) mit seinerzeitigem Sitz in Bremen, dem Startschuss der deutschsprachigen Zwitterbewegungen zur Beendigung der Zwangsoperationen, führte im April 2010 mit den Bremer Grünen immerhin zum ersten mal eine politische Partei im Stadtstaat eine öffentliche Veranstaltung zum Thema durch (dieser Blog berichtete: eins / zwei).
Nach allem, was bisher öffentlich bekannt wurde, blieben leider die andauernden serienmässigen Genitalverstümmelungen vor der eigenen Haustüre aber auch bei dieser Diskussionsveranstaltung unter Mitwirkung von Intersexuelle Menschen e.V. und AGGPG-Gründungsmitglied Michel Reiter einmal mehr aussen vor.
Auch wollen die Bremer Grünen zumindest bisher konkret gegen die VerstümmlerInnen in ihrer Mitte weiterhin lieber nichts unternehmen – ausser Vereinnahmung auf Kosten wehrloser Kinder.
Die TäterInnen & ihre HelfershelferInnen freuts ...
>>> Nachtrag 8.4.11: Artikel in der taz zur GenitalabschneiderInnen-Jubelfeier: Gesundheits-Staatsrat Schulte-Sasse leugnet öffentlich Genitalverstümmelungen in Bremen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> Kommentar von Nella zur Bundestagspetition
>>> Überlegungen zu einem besseren Petitionstext
>>> Diskussion über Gesetzesentwurf auf dem Hermaphroditforum
Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!
Siehe auch:
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Göttingen / Lübeck: Direktor und Oberarzt propagieren genitale Zwangsoperationen
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Komplizen der Zwangsoperateure inszenieren sich als "Zwitter-Schützer"
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen öffentlich geoutet
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)