"EuroDSD"-Genitalverstümmler Garry L. Warne (Royal Children's Hospital, Melbourne): "Wir operieren Kinder am liebsten 4 bis 6 Wochen nach der Geburt"
By seelenlos on Thursday, May 19 2011, 10:28 - Die Mediziner - Permalink
Friedlicher Protest vor dem "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 20.05.2011
(Mitte: Garry L. Warne, Royal Children's Hospital Melbourne)
Zum Auftakt des "3rd EuroDSD Symposium" morgen in Lübeck haben die Lübecker Organisatoren den Australier Endokrinologen Garry L. Warne eingeladen, der zum Thema "Neue Erfolgsaussichten in der DSD-Forschung" referieren wird.
Allerdings nährt ein Blick auf Garry L. Warnes bisherige "Errungenschaften" primär die Befürchtung, dass die "neuen Aussichten" sich – Überraschung! – letztlich als die alten entpuppen werden, inkl. der bekannten Folgen für die überlebenden Opfer – wohl auch der Grund für die Wahl von Warne durch die "EuroDSD"-Verantwortlichen Olaf Hiort und Lutz Wünsch (Übersetzungen aus dem Englischen durch Zwischengeschlecht.info):
Das Kernteam für die Behandlung von Intersex-Patienten [am Royal Children Hospital (RCH) Melbourne] arbeitet seit über 25 Jahren zusammen [...]. Während dieser Zeitspanne von 25 Jahren blieb es eine Verfechterin früher Genitaloperationen an Kindern mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen, die als Mädchen aufwachsen sollen. Es rät, die Operationen im Alter von vier bis sechs Wochen vorzunehmen. Das Team empfiehlt ebenfalls die frühe Entfernung der Hoden bei Kompletter Androgenresistenz [CAIS] und bei gemischer XY Gonadendysgenesie. ("Intersex, East and West", S. 200)
Entsprechende Verstümmelungsanpreisungen, versetzt mit einigen symbolischen etwas "progressiver" anmutenden Bausteinen, finden sich dann prompt auch in den Eltern-Broschüren von Garry L. Warne zu "Androgenresistenz" und dem "Adrenogenitalen Syndrom (AGS/CAH)":
BEHANDLUNG VON AGS
[...] Mädchen mit AGS benötigen gewöhnlich Operationen, um normal aussehende Genitalien wiederherzustellen. Jungen benötigen dies nicht.
AGS – CHIRURGISCHE BEHANDLUNG
Chirurgische Behandlung für Mädchen mit AGS
Mädchen mit AGS brauchen gewöhnlich Operationen, um die Klitoris auf Normalgrösse zu verkleinern, zur Trennung zusammengewachsener Schamlippen und zur Vergrösserung des Scheideneingangs. Der technische Name für diese Operation ist 'Klitorisreduktion und Vaginoplastie'. Es wird entweder einzeitig oder in zwei Schritten gemacht. Die Klitorisreduktion wird in den ersten Lebensmonaten vorgenommen. Die Vaginoplastie wird gewöhnlich zur selben Zeit gemacht wie die Klitorisreduktion [...]. ("Your Child with Congenital Adrenal Hyperplasia")
OPERATIONEN VON MÄDCHEN MIT AISDie Entfernung der Hoden
Die in der Bauchhöhle verbleibenden Hoden [...] neigen zu Krebsentwicklung. Dies tritt bei etwa 9% der Frauen mit AIS auf, doch selten vor der Pubertät. [Anmerkung: bei CAIS beträgt das Krebsrisiko laut Looijenga et. al. 0.8%-2%] Die meisten Experten sind jedoch der Meinung, dass das Krebsrisiko nach der Pubertät zu hoch ist und empfehlen daher die Entfernung der Hoden vor dem 20. Lebensjahr. [...] Die [...] Entfernung der Hoden in der frühen Kindheit [...] wird zum Teil gewählt, um das Krebsrisiko auszuschließen, weil es viele Eltern in Sorge versetzt. Eine andere Überlegung von Eltern und Ärzten ist, dass es für das Mädchen besser ist, nicht an der Entscheidung über die Entfernung der Hoden beteiligt zu werden. Die frühzeitige Entfernung der Hoden ist bei Kleinkindern mit PAIS (im Gegensatz zu CAIS), die als Mädchen erzogen werden, äußerst wichtig, weil die Hoden ansonsten eine fortschreitende männliche Entwicklung bewirken können. Bei diesen Mädchen bieten Ärzte den Eltern auch eine Operation zur Verkleinerung der Klitoris und zur Trennung der verwachsenen Schamlippen an.
("Komplette Androgenresistenz (CAIS)", S. 17; vgl. auch Anmerkung unten bei Quellenangabe betr. Übersetzung, Unterstützung und Propagierung dieser Aufforderung zum Genitalerstümmeln durch XY-Frauen/Intersexuelle Menschen e.V.)
Dieselben Anpreisungen von verstümmelnden Zwangseingriffen an Neugeborenen, wiederum inkl. einigen symbolischen "progressiveren" Einschüben, sowie unterlegt durch anekdotische "Beweise", propagiert Garry L. Warne auch in medizynischen Fachbüchern – unter mehrfacher Betonung der absoluten Verfügungsgewalt von Eltern und Medizynern über die Körper wehrlosen Kleinkinder:
Etwa 1 von 4000 Kindern wird mit uneindeutigen Genitalien geboren [...]. Dieses Ereignis erzeugt bei den Eltern furchtbare Ängste [...]
MEDIZINISCHE BEHANDLUNG
[...]
Psychologische Unterstützung für Eltern
[...] Beide Eltern sollten zusammen psychologisch beraten werden. Sie werden dankbar sein zu hören, dass es andere Babies mit denselben Befunden gibt und dass es eine Anzahl wohlbekannter und behandelbarer medizinischer Befunde gibt, die dazu führen, dass Genitalien atypisch aussehen. [...]
Geschlechtszuweisung
[...] Obwohl es vereinzelt Berichte über erfolgreiche psychosexuelle Ergebnisse gibt bei Menschen, die mit uneindeutigen Genitalien gross geworden sind, besteht keine Klarheit über ihre Anzahl, und die Fallgeschichten sind schlecht dokumentiert, und der Berufsstand der Ärzte bleibt unüberzeugt, dass es vernünftig sei, einem Kind zuzumuten mit uneindeutigen Genitalien aufzuwachsen und für sich selbst eine Entscheidung zu treffend bezüglich Operationen, geschweige denn das Beste. Beobachtungen des Autors in Indien und Vietnam (unpubliziert) weisen darauf hin, dass die meisten Kinder, die mit uneindeutigen Genitalien aufwachsen, weil kein Zugang zu Operationen bestand, ein elendes Leben führen und täglich unter Diskriminierung und Beschimpfungen leiden. [...]
Es gibt objektive Gründe, warum Patienten, die heute operiert werden, bessere Resultate erwarten können als Patienten, die vor 20-30 Jahren behandelt wurden. Klitorisoperationen haben sich mit Sicherheit verbessert. [...]
Aus all diesen Gründen plädiert der Autor fürt die Fortführung der Praxis der frühen Operationen, speziell bei AGS-Mädchen im Hinblick auf die Fertilität. [...] Eltern haben das gesetzliche Recht, über Genitaloperationen [für ihre Kinder] zu entscheiden, wenn ihrer Meinung nach und nach der Meinung der verantwortlichen Ärzte die Vorteile einer Operation grösser sind als die Risiken [...]. ("Management of ambiguous genitalia at birth", S. 97, 100, 101)
Dies alles wohlbemerkt, obwohl sogar eine in Melbourne von Warne selber durchgeführte Vergleichsstudie über "psychologische, sexuelle, soziale Langzeitergebnisse" an 50 operierten "Intersex-Patienten" zum (wenig überraschenden) Resultat kam:
Bei der IS-Gruppe war die Wahrscheinlichkeit geringer zu einem Orgasmus zu kommen als bei der kombinierten Vergleichsgruppe (p<0.05), sie tendierte zu mehr Schmerzen während dem Verkehr (p=0.06), und sie hatte mehr Schwierigkeiten mit Penetration (p<0.01). [...] ("Intersex, East and West", S. 202)
Auch der wohl unheilbar selbstgerechte Verstümmler Warne kommt zwar mittlerweile nicht mehr darum herum, zumindest da und dort zu erwähnen, dass unter den "Patienten" die Meinung über das ihnen angetane Unrecht eine andere ist als unter den BehandlerInnen. Wenig überraschend kann Dr. Warne es dabei nicht lassen, diese über ihre Verstümmelungen wenig Erbauten als "Aktivisten" zu verunglimpfen und ihre Anliegen, Pardon: "Behauptungen", mutwillig zu verzerren und nach Möglichkeit lächerlich zu machen:
[...] einige Patienten-Interessegruppen und Kliniker stellen sich gegen frühe Operationen [...]. Die früheren Patienten, die sich gegen frühe Operationen stellen, tun dies, weil sie unglücklich sind mit den Ergebnissen im Anschluss an ihre eigenen Operationen. Einige sind unzufrieden mit dem Geschlecht, das ihnen als Kind zugewiesen wurde, und viele behaupten weiter, wenig oder keine Befriedigung von sexuellen Beziehungen zu erlangen. ("Management of ambiguous genitalia at birth", S. 101)
Die meisten Pädiater und Kinderchirurgen bevorzugen frühe Operationen, doch die meisten Aktivisten sind dagegen. Wir haben eine Pattsituation erreicht. ("Intersex, East and West", S. 202)
Quellenangaben:
• Garry Warne and Vijayalakshmi Bhatia: "Intersex, East and West", in: Sharon E. Sytsma (Ed.): "Intersex and Ethics", Springer 2006, S. 183-205
• G. L. Warne: "Your Child with Congenital Adrenal Hyperplasia [CAH]" >>> Online-Broschüre
• Garry L. Warne: "Komplette Androgenresisten (CAIS)", Elternbroschüre 1997 (Deutsche Übersetzung XY-Frauen, 2004) (>>> PDF, 1.1 MB [Anmerkung: Die Selbsthilfegruppe XY-Frauen, Bestandteil von Intersexuelle Menschen e.V., die sich sonst beide insbesondere bei CAIS eigentlich stets gegen die in der Broschüre hemmungslos propagierten Kastrationen etc. aussprechen, bezog als offizielle Übersetzerin der Broschüre dazu bis heute nie entsprechend Stellung, sondern empfehlen sie im Gegenteil unverändert kritiklos inkl. Download-Angebot auf xy-frauen.de, sowie Intersexuelle Menschen e.V. auf ihrer Linkseite unter "Aufklärung" [!].]
• Gary L. Warne: "Management of ambiguous genitalia at birth", in: Adam H. Balen/Sarah M. Creighton/Melanie C. Davies/Jane MacDougall/Richard Stanhope (Ed.): "Paediatric and Adolescent Gynaecology. A Multidiscilipnary Approach", Cambridge University Press 2004, S. 97-103.
Meine 2 Cent: "Pattsituation" bei gleichzeitig unveränderten täglichen Genitalverstümmelungen und Gonadektomien durch ethisch gestörte Medizyner von Melbourne bis Lübeck, am Arsch! Sobald es um seine eigenen Genitalien und Gonaden ginge, hätte der saubere Dr. Warne wohl ziemlich schnell eine ziemlich andere Meinung – wetten?!
Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- "Unrecht der Medizinversuche anerkennen" (Oliver Tolmein 2009)
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern!
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Göttingen / Lübeck: Direktor und Oberarzt propagieren genitale Zwangsoperationen
- Bremen: Genitalverstümmelungen im "Zentrum für Kinderheilkunde"
- Universitätsklinikum Heidelberg: Genitale Zwangsoperationen im Angebot
- Deutsche Urologen fordern genitale Zwangsoperationen an Säuglingen!
- Genitalverstümmler Mouriquand: "keine Garantie für sexuelle Empfindsamkeit"
- Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg: John Moneys Erbe
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg"
- Genitalverstümmelungen: "Lieber hier durchführen als im Osten" (Prof. Dr. Christian Kind)
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist." (eine Mutter)
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?