Intersex-Genitalverstümmelungen: "Früher war es schlimm, aber heute wird nicht mehr operiert" - Ein Mythos feiert Auferstehung

Protest gegen Genitalabschneider-Kongress "APE-AGPD 2010", Augsburg 5.11.

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Genitalverstümmelungen stoppen!

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Zum Beispiel neulich an der "Fachkonferenz zum Thema Intersexualität" der Konrad-Adenauer-Stiftung:

- Prof. Dr. Gernot Sinnecker behauptete rundheraus, heute werde nirgends mehr operiert (obwohl seine eigene Kinderklinik Wolfsburg immer noch das ganze Spektrum kosmetischer "Genitalkorrekturen" im Internet anbietet).

- Laut Dr. Birgit Köhler (Publikumsmeldung) würden in der Charité mittlerweile keine "(XY-)Intersexuellen" mehr operiert (obwohl auch die Charité immer noch das ganze Spektrum anbietet, und Dr. Köhler selbst "Klitorisreduktionen" empfiehlt, dito ihr Kollege PD Dr. Heiko Krude, der Charité-Chirurg Prof. Dr. Ricardo González, usw.; auch in einer Ethikrat-Sachverständigen-Stellungnahme von Dr. Ulrike Klöppel wurde festgehalten: "[Es] werden bei AGS weiterhin Klitorisreduktionen und Introitusplastiken im Kindesalter durchgeführt, so z.B. an der Berliner Charité").

- Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt ist unter Betroffenen bekannt als eifrige Verbreiterin des Behandler-Märchens "Ja, früher war es vielleicht schlimm – aber heute ist alles gaaanz anders, sind wir ja alle sooo tolerant und es wird lääängst nicht mehr operiert."  (Obwohl auch Richter-Appelts Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und dessen angegliedertes Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK) ("Ein Unternehmen des UKE") ebenfalls die ganze Bandbreite von kosmetischen "Genitalkorrekturen" öffentlich anbieten – und (mit "saisonalen Schwankungen") erwiesenermaßen heute noch serienmäßig durchführen.)

Demgegenüber war Lucie Veith als einzige Betroffenenvertreter_in auf dem Podium offenbar nicht in der Lage, dieser Medizyner-Märchenstunde wirksam Paroli zu bieten [1] – obwohl entsprechende Tatsachen und Argumente zur Entlarvung solcher TäterInnen-Schutzbehauptungen hinlänglich bekannt sind:

- Praktisch alle Kliniken mit kinderchirurgischen/kinderurologischen Abteilungen bieten das gesamte Spektrum kosmetischer "Genitalkorrekturen" unverändert öffentlich an (vgl. Beispiele oben).

- Alle einschlägigen AWMF-Leitlinien (z.B. 006/026 "Hypospadie" und 027/047 "Adrenogenitales Syndrom") empfehlen frühzeitige kosmetische "Genitalkorrekturen". Sogar wo Verstümmler-Leitlinien aktuell überarbeitet werden (z.B. 027/022 „Störungen der Geschlechtsentwicklung“) ist keine Änderung in Sicht: Federführend bei der Überarbeitung sind einmal mehr ausschließlich notorische VerstümmlerInnen, nämlich Prof. Dr. Susanne Krege (Krefeld), Prof. Dr. Felicitas Eckoldt (Jena)PD Dr. Richter-Unruh (Bochum).

- Noch die obige Aussage von Dr. Birgit Köhler (Charité) impliziert, dass die beiden größten Betroffenengruppen, nämlich Betroffene mit "Hypospadie" oder "AGS/CAH", nach wie vor verstümmelt werden – wie das Köhler und Charité-KollegInnen auch in Publikationen offen einräumen (vgl. oben).

Aber soweit informieren sich verantwortliche PolitikerInnen offenbar lieber gar nicht erst:

Stattdessen fordert aktuell z.B. der CDU/CSU-Intersex-Berichterstatter Dr. Peter Tauber öffentlich, bevor endlich kronkret über ein Verbot der kosmetischen Genitalverstümmelungen diskutiert werden könne, müsse zuerst nochmal ausgiebig abgeklärt werden, ob es ein solches überhaupt noch brauche. Begründung: Die Adenauer-Fachkonferenz lege nahe, dass "die Ärzte heute weiter und ein präventives Verbot obsolet" sei ...

Fazit: Und wenn sie nicht gestorben sind, so verstümmeln und fachkonferenzen sie noch heute ...

[1] Nachtrag 30.5.13: Wie Lucie Veith mitteilt, habe sie "bereits auf der Veranstaltung protestiert und auch schriftlich meinen Widerspruch eingelegt". Worin dieser Protest bestand und was im Widerspruch drinsteht, wurde bisher nicht bekannt.

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