Intersex: "Betroffene haben gegen mich und andere Operateure protestiert" - Krege-Interview zu neuer D$D-Leitlinie, Spiegel 22/2014

Bild: Friedliche Proteste + Offener Brief von Zwischengeschlecht.org zur 64. Jahrestagung
der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), Leipzig 28.09.2012

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Spiegel: Warum werden Sie und ihre Kollegen in einer Ende Jahres erschienenen Leitlinie davon abraten, das Geschlecht künftig so früh festzulegen?
Krege: Betroffenen Menschen sind auf unsere Kongresse gekommen und haben gegen mich und andere Operateure protestiert. Als sie Kinder waren, hatte ihnen keiner gesagt, was mit ihnen los war, was eigentlich an ihnen operiert wurde. [...] Das hat mir zu denken gegeben [...]

Nach der DGU-Pressemitteilung vom 13.5. zur aktuell auf Ende 2014 geplanten, neuen AWMF-D$D-Leitlinie 174/001 "Störungen der Geschlechtsentwicklung" (Leitung: Prof. Dr. Susanne Krege, Krefeld, DGU; Prof. Dr. Felicitas Eckoldt, Jena, Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie DGKCH; PD Dr. Annette Richter-Unruh, Bochum, Deutsche Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie DGKED) sowie einem rbb-Radiointerview vom 16.5. dazu, bekräftigte nun Chirurgin Susanne Krege im >>> Spiegel-Interview (kostenpflichtig) erneut, dass letztlich nur unmissverständliche Proteste und ebensolche deutliche öffentliche Kritik an den GenitalabschneiderInnen diese zum nachdenken – und zumindest ansatzweise nachgeben – bewegen kann.

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Wie schon in den früheren Stellungnahmen wimmelt es "selbstverständlich" auch im Spiegel-Interview von den "üblichen" Falschangaben (z.B. "eines von rund zehntausend Neugeborenen"), abwertender Sprache ("Hormonstörung") usw. Und auch die nun von Krege & Co. angestrebte Aufschiebung medizinisch nicht notwendiger Eingriffe bis "kurz vor oder zu Beginn der Pubertät" spottet nach wie vor elementarsten Grund-, Menschen- und Kinderrechten (wie z.B. das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung und das Recht auf Freiheit von Folter und uneingewilligten Menschenversuchen).

Kurz, es braucht wohl oder übel noch ne ganze Menge weiterer öffentlicher Proteste und deutlichen öffentlichen, juristischen und politischen Druck, bis dereinst auch die MedizynerInnen einsehen, dass alle Menschenrechte vollumfänglich auch für Zwitter gelten ...

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy

2014 NGO Report to the UN Committee on the Rights of the Child (CRC)
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>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGMs): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGMs – eine Genealogie der TäterInnen